Was passiert wenn alle nur noch E

Kein Thema rund um das Elektroauto wird so emotional diskutiert wie die Ökobilanz. Schließlich ist sie die Basis für die in vielen Ländern beschlossene Mobilitätswende, sämtliche Förderungen und den Umbau von Infrastruktur.

Doch die Berechnungen sind komplex, die Faktoren vielseitig und Automodelle oftmals nur unzureichend vergleichbar. Entsprechend unterschiedlich fallen die Studien aus – oftmals werden entscheidende Punkte ausgelassen.

Die "Science-Cops" haben sich die Berichterstattung dazu genauer angsehen mehr dazu findest Du hier.

CO2 und Äquivalente

Ja, Verbrenner und E-Auto stoßen CO2 aus, sogar in rauen Mengen. Während beim Verbrenner die Treibhausgase vor allem aus dem Auspuff kommen, schlägt beim Elektroauto nicht nur der CO2-Ausstoß des Strommixes zu Buche, sondern auch die Akkuherstellung. Im Grunde ist das richtig – jedoch stark verkürzt.

Und: Gerne werden beim Vergleich zwischen Verbrenner und E-Auto die Förderung, Herstellung und der Transport fossiler Brennstoffe ausgeklammert. So kursieren Meldungen, dass ein Elektroauto über 200.000 Kilometer benötigen würde, um klimafreundlicher als ein vergleichbarer Verbrenner zu sein.

Neue Studien untersuchen ganzheitlich

Mit jeder neuen Untersuchung schneiden E-Autos etwas besser ab. Das liegt in der Natur der Sache: Batteriefabriken arbeiten effizienter, Akkutechnologien werden kompakter, Hersteller nutzen vermehrt Ökostrom und setzen klimafreundlichere Materialien ein.

Eine vergleichsweise neue Berechnung aus dem Juli 2021 stammt vom ICCT – einer gemeinnützigen internationalen Organisation, die durch die Aufdeckung des VW-Abgasskandals bekannt wurde. Das ICCT hat die höhe der Emissionen über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeuges ausgerechnet.

Deutlich weniger Emissionen

Das Ergebnis dieser ganzheitlichen Betrachtung: Reine Elektroautos stoßen in der Kompaktklasse, zu welcher beispielsweise der VW Golf und Ford Focus gehören, 66 bis 69 Prozent weniger Treibhausgase aus als ein vergleichbarer Verbrenner. Das ICCt rechnet dabei mit dem derzeiteitigen Strommix in Europa und einer Fahrzeugzulassung im Jahr 2021. Bei reinem Ökostrom, zum Beispiel über eine Photovoltaik-Anlage, wären es sogar 78 bis 81 Prozent weniger Emissionen.

Eine Untersuchung der Technischen Universität Eindhoven im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion vom August 2020 kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: 54 Prozent (Kompaktklasse) bis 82 Prozent (Luxusklasse) weniger CO2 würden aktuelle Elektroautos freisetzen. Die CO2-intensive Batterieproduktion hätten sie entsprechend nach 11.000 bis 30.000 Kilometern wieder eingeholt.

Die wichtigsten Punkte für den Vergleich sind die Produktionsbedingungen und der angenommene Strommix. Laut dem Fraunhofer ISI kann ein E-Auto mit riesiger Batterie unter sehr schlechten Fabrikbedingungen sogar 200.000 Kilometer benötigen, sofern sich die Strommix wider Erwarten kaum bessern sollte. Das Szenario gilt jedoch als unrealistisch, Zukunftspläne wie das Second Life (siehe unten) sind hier auch nicht mitgerechnet.

Schwindelprodukt Plug-in-Hybrid?

Plug-in-Hybride liegen besonders im Trend. Durch die Förderungsgelder ist der Absatz explodiert, besonders bei Firmenwagen.

Doch sinnvoll sind die großen Verbrenner, die zusätzlich E-Motor und Batterie herumschleppen, nur in Spezialfällen: Untersuchungen ergaben, dass der Realverbrauch um ein Mehrfaches höher lag, weil der E-Antrieb wegen der geringeren Reichweite kaum genutzt und selten geladen wurde. Vor allem als Dienstfahrzeug kam der Plug-in-Hybrid sehr schlecht weg. Ein leichterer, effizienter Verbrenner wäre hier klimafreundlicher.

Wie unterschiedlich Hybrid-Autos sind, erfährst du hier.

Bedarf an kritischen Rohstoffen

Ein Elektroauto kommt mit deutlich weniger Teilen aus: Es benötigt weder Getriebe noch Katalysator. Auspuffanlage, Zahnriemen und Öltank fallen neben weiteren gewohnten Verbrennerteilen auch weg. Zudem ist der E-Motor vergleichsweise kompakt und einfach gebaut.

Doch diesen Vorteil der Materialersparnis macht der Akku wieder zunichte. Je nach Ausführung wiegt er zwischen 200 und über 700 Kilogramm – das macht BEVs schwerer als vergleichbare Verbrenner. Und neben dem höheren Materialaufwand werden besonders für den Akku Rohstoffe benötigt, die als kritisch gelten.

Lithium

Lithiumhaltige Akkus sind heute kaum wegzudenken. 2020 wurden weltweit 82.000 Tonnen des leichten Metalls gefördert; dieser Wert sollte sich durch den Elektromobilitätsboom bereits in wenigen Jahren verdoppeln.

Für den Weltmarkt spielen derzeit vier Länder die größte Rolle: Australien, Chile, China und Argentinien – in absteigender Reihenfolge. Während in Australien das Lithium im Bergbau gewonnen wird, nutzt man in Chile, Argentinien und Bolivien lithiumhaltige Sole, die man verdunsten lässt. Dazu pumpt man Wasser aus dem Untergrund in riesige Becken.

Über die Auswirkungen weiß man noch zu wenig, die Forschung fürchtet aber, dass wertvolles Süßwasser in der Folge nachströmen und das Austrocknen der ohnehin trockenen Regionen beschleunigen würde.

Der Wasserbedarf für eine Batterie mit zehn Kilogramm chilenischem Lithium liegt zwischen 2.000 und 10.000 Liter. Aber auch der Bergbau ist kritisch: Für das Lösen des Lithiums werden Chemikalien eingesetzt, die in den Untergrund gelangen und das Trinkwasser kontaminieren können.

Kobalt

Schon in den 1990er-Jahren wurde Kobalt im Lithium-Ionen-Akku verwendet, weil sich in der Kombination eine hohe Energiedichte ergibt. Auch in der Metall- und Chemieindustrie wird Kobalt benötigt. Fast die Hälfte der globalen Nachfrage 2017 fiel auf den Batterie-Sektor, acht Prozent auf die Elektromobilität.

Das Problem: Etwa die Hälfte der weltweiten Kobaltreserven liegt in der Demokratischen Republik Kongo. Australien ist mit nur 17 Prozent bereits auf dem zweiten Platz.

Schon lange weiß man um die menschenunwürdigen Bedingungen aus dem unkontrollierten Kleinbergbau, der etwa 20 Prozent der Inlandsproduktion ausmacht: keine Sicherheitsauflagen, gefährliche Unfälle in selbstgegrabenen Minen und auch Kinderarbeit sind keine Seltenheit. Und: Beim Abbau kann sich Schwefelsäure bilden, die das Wasser im Abbaugebiet vergiftet.

Zwar könnten wichtige Rohstoffe aus den Akkus theoretisch recycelt werden, doch noch spielt Recycling eine viel zu geringe Rolle.

Warum nur wenig Akkus recycelt werden, erfährst Du hier.

Fehlender Vergleich bei Umweltauswirkungen

Der Bau einer Batterie ist derzeit eine schmutzige und energieintensive Sache. Vor allem, wenn sie in China mit Kohlestrom hergestellt wird, was zumindest immer mehr Hersteller vermeiden. Durch die kritische Betrachtung großer Teile der Öffentlichkeit entsteht in der Batterieherstellung ein wichtiger Innovations- und Transparenzdruck, den es bereits vor Jahrzehnten gegeben haben sollte.

Aber: Ähnlich wie bei der Klimabilanz deklarieren Kritiker:innen des E-Autos den Verbrenner wegen all dieser Probleme als umweltfreundlicher – ignorieren dabei nur oftmals die Umweltauswirkungen der Ölindustrie.

Doch nicht nur die regelmäßigen Umweltkatastrophen durch austretendes Öl sind verheerend – bereits die Exploration von Erdöl auf dem Land und in den Ozeanen ist ein gewaltiger Eingriff in die Umwelt und nicht selten in Menschenrechte.

Gesünder für den Menschen?

Ein Vorteil von E-Autos ist ganz klar: Auf der Straße finden keine Verbrennungen statt. Denn neben CO2 emittieren Verbrenner Partikel und Stickoxide, die gesundheitsschädlich sind. Das fällt bei E-Autos weg. Zwar kommt der Strom für den Antrieb von E-Autos noch zu großen Teilen aus fossiler Herkunft, doch der Ausstoß entsprechender Kraftwerke findet in der Regel nicht in Ballungsgebieten statt.

Aber: Was Feinstaub angeht, so stammt nur ein geringer Teil aus dem Auspuff. Der weitaus größte Teil entsteht durch den Abrieb von Bremsbelägen und Reifen – und den gibt es, klar, auch bei Elektroautos. Zwar werden durch die Rekuperation die Bremsen eines E-Autos geschont, das höhere Gewicht spielt aber wiederum beim Reifenabrieb eine Rolle.

Mit unserem CO2-Rechner kannst du einfach und schnell den CO2-Ausstoß deines Autos berechnen und mit anderen Verkehrsmitteln vergleichen.

Was passiert wenn alle elektrisch fahren?

Wenn alle derzeit rund 45 Millionen Pkw auf deutschen Straßen weitgehend elektrisch fahren würden, so wären dafür gut 100 Terawattstunden (TWh) im Jahr nötig. Das entspricht nur einem Sechstel dessen, was Deutschland pro Jahr insgesamt an Strom verbraucht.

Was passiert wenn es nur noch E

Elektroautos erzielen so eine ähnliche Klima-Bilanz wie Diesel-Fahrzeuge – nur Benziner schneiden noch schlechter ab. Würden wir jetzt alle Autos auf unseren Straßen durch E-Autos ersetzen, würde das also nur 12 Prozent Treibhausgase pro Jahr einsparen – mit dem aktuellen Strommix.

Wann wird es nur noch Elektroautos geben?

Ab 2026 gibt es alle Modelle mit mindestens einer batterie-elektrischen Variante oder als Plug-In-Hybrid. Ab 2030 sollen in Europa nur noch Elektroautos verkauft werden. Weltweit sollen 40 Prozent aller verkauften Fahrzeuge elektrisch sein.

Sind E

Ihre Lebensdauer übertrifft jene der Verbrenner um ein Vielfaches. Hinzu kommt, Fahrer von Elektroautos gehen meist umsichtiger mit ihrem Wagen um, fahren eher im Spar- als im Spaßmodus. Die Höchstgeschwindigkeit ist häufig auf 150 bis 160 km/h begrenzt.