Wann und wo wurde denn der gläserne Weihnachtsbaumschmuck erfunden?

Wann und wo wurde denn der gläserne Weihnachtsbaumschmuck erfunden?
Nistender Storch, unterwegs im “Flugboot” *

Kürzlich haben die lebensgetreuen Glasaugen von präparierten Vögeln, von Puppen und Teddybären meine Neugier geweckt und mich nach Lauscha in Thüringen gelockt. Beim Besuch des Naumann-Museums  hatte ich ja erfahren, dass in diesem Örtchen südlich von Erfurt die Idee und die Praxis der deutschen Glasaugenherstellung angesiedelt sind. Aber nicht nur das: In Lauscha steht auch die Wiege des gläsernen Christbaumschmucks.

Wann und wo wurde denn der gläserne Weihnachtsbaumschmuck erfunden?
Lauscha im Dezember 2017

Denn dort begnügte man sich nicht mit der Herstellung von Karaffen und Trinkgläsern aus Glas: Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Glasmacher von Lauscha so innovativ und handwerklich derart geschickt, dass sie sowohl die feine Glasfaser erfanden, als auch phantastische Kugeln für den Weihnachtsbaum herstellten und Baumschmuck nach dem Vorbild der Vogelwelt in den Wäldern Thüringens entwarfen.

Gut in Form

Wann und wo wurde denn der gläserne Weihnachtsbaumschmuck erfunden?
Aus einem Glasrohr wird eine Kugel geblasen (Glaszentrum Lauscha)

Neben den Weihnachtsbaumkugeln, die aus einem vorgefertigten Glasrohr ausgeblasen und anschließend bemalt werden, stellten sie immere komplexere Figuren wie Tannenzapfen und Nüsse, Weihnachtsmänner und eben die Vögel her.

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Stieglitz: aus einer frei geblasenen Kugel modelliert *

Dazu nutzten sie nicht nur die traditionelle Blastechnik wie bei dem Stieglitz, den das Glasmuseum in Lauscha in einer Vitrine präsentiert, sondern sie entwickelten variantenreiche Formen – z.B. für den Vogelkörper.

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Hohlform für eine Eule **

In eine solche Negativform aus zwei verbundenen Schalen – ursprünglich aus Keramik gefertigt – wird das erhitzte Glas hinein geblasen. Anschließend öffnet der Glasbläser die Hohlform.

Bei dieser Eulen-Form erkennt man die beiden Enden des Glasrohres. Das untere wird man in diesem Fall verschließen. Oben wird später die Aufhängung angebracht.

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Glasfiguren auf dem Spieß **

Bei anderen Vögeln kann der Glasbläser das obere Endstück erhitzen und den Schnabel in die gewünschte Länge ziehen. Auf der anderen Seite der Form bleibt das Glasrohr zunächst als hohler Stiel, dem so genannten Spieß, erhalten.

So kann der gläserne Vogel, befreit von den beiden Schalen der Form, innen mit Silbernitratlösung versilbert und außen bemalt werden. Erst danach wird der Spieß abgetrennt und an dieser Stelle der Schwanz eingesetzt.

Der Federschmuck

Ursprünglich bestanden die Vogelschwänze aus zugeschnittenen Glasfasern, also lang ausgezogenen Glasfäden, die auch als besonders feines, gelocktes Feen- oder Engelshaar beliebt waren und sind. Im 20. Jahrhundert wurde es dann Mode, echte Vogelfedern zu verwenden. Manche blieben natürlich gefärbt, wie bei dem Pfau am Ende dieses Beitrags, andere wurden neu gefärbt – wie bei den unten abgebildeten Singvögeln auf dem Weihnachtsmarkt von Erfurt.

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Vogelpaar mit Glasseidenschwanz

Realität und Phantasie

Im Glasmuseum von Lauscha lassen sich verschiedene Stile und Traditionen im Glaskunstwerk gut vergleichen: Es gibt die quasi naturalistischen Darstellungen von Vögeln wie dem Stieglitz, der ohne Form – also “frei” aus einem Glasrohr – geblasen ist, und andererseits phantastische Vogelkreationen: Ein Schwan schwebt im Segelboot – verziert mit einer Engelsoblate – an uns vorbei.

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Segelnder Schwan mit Engelsoblate *

Die Formen für Vögel, Weihnachtsmann oder Tannenzapfen werden in Glasbläserfamilien weitervererbt, aber auch immer wieder neu erfunden. Selbst bei den phantastischsten Vogelschöpfungen lässt sich noch erahnen, um welche Tierart es sich handelt. Manchmal wird es dem potenziellen Käufer sogar leicht gemacht, wie beim christbaumschmuck auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt.

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Christbaumvögel der Glasbläserei Thüringer Weihnacht

Die Glasproduktion

In dem beschaulichen Lauscha und um den Ort herum produzieren kleinere Werkstätten und mittelständische Betriebe den thüringischen Christbaumschmuck aus Glas.

Bis in das oberfränkische Coburg zieht sich heute die Produktion. Das hat viel mit der zeitweiligen Teilung Deutschlands zu tun, weil manch ein Glasbläser über die nahegelegene Grenze in den Westen ging – solange das möglich war.

Schon seit dem Mittelalter wird in deutschen Mittelgebirgen Glas produziert, meist in so genannten Waldglashütten. Denn man brauchte viel Holz, um die Schmelzöfen zu befeuern, Silizium und andere Ausgangsstoffe gab der  Boden her, und Wasser strömte in den Bergbächen.

War der Wald gerodet, zogen die Glasmacherfamilien weiter. Erst im 16. Jahrhundert wurden die Glasmacher sesshaft. Am 10. Januar 1597 entstand die erste dauerhafte Glashütte in Lauscha.

Der Christbaumschmuck aus Thüringen ist ohne den Glasmacher und Glasbläser Guido Greiner-Adam und seines nicht denkbar. Er gilt als Wegbereiter der Produktion von Weihnachtsbaumschmuck und erfand außerdem 1830 die Glaswolle als Isoliermaterial. Als Engelshaar sollte sie später die Christbäume schmücken und den gläsernen Vögeln zu einem gefächerten Schwanz verhelfen.

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Farbglashütte in Lauscha

Aus einem alten Auftragsbuch geht hervor, dass Christbaumkugeln in Lauscha seit 1848 gehandelt werden. Feinwandigere Kugeln und Figuren wurden möglich als 1867 ein zentrales Gaswerk in Lauscha den Betrieb aufnahm. Dadurch konnten die Glasbläser mit heißerer und konstanter Flamme, genannt Lampe, arbeiten.

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Glasbläser Andreas Tresselt formt über einer “Lampe” ein frei ausgeblasenes Gefäß.

Christbaumschmuck zu Weihnachten

Heute existieren in Thüringen etwa 20 Einzelhandwerker, Handwerksbetriebe und größere Hersteller. Manche arbeiten mit 2, andere mit über 100 Personen. Manche beliefern Großhändler oder Versandhäuser, andere Einzelhändler und Zulieferer für Weihnachtsmärkte. Oder sie verkaufen ihre Ware selbst, mittlerweile auch im Internet-Shop.

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Weihnachtsmarkt in Weimar

Wer sich auf den Weg nach Lauscha macht, kann dort neben zwei zentralen Vermarktern und kleineren Geschäften auch das Glasmuseum und einzelne Glasbläser besuchen. Und wer sich weitergehend über Christbaumschmuck informieren möchte, dem empfehle ich das Buch Der Pfau aus Glas, dem ich viele Informationen verdanke (Angelika Steinmetz-Oppelland, VDG Weimar, 2016).

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* Fotos aus dem Glasmuseum in Lauscha (© Elke Brüser)
** Fotoausschnitte aus “Der Pfau aus Glas” von A. Steinmetz-Oppelland (2016)



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Wo wurden die Glaskugeln erfunden?

Den Weihnachtsbaum zu schmücken, hat eine lange Tradition. Dafür gläserne Kugeln zu nehmen, wurde im thüringischen Lauscha erfunden.

Wer hat die Glaskugeln erfunden?

Wenn man der Legende Glauben schenkt, war es im Jahr 1847 die Idee eines armen Lauschaer Glasbläsers, farbige Kugeln aus Glas für den Christbaum herzustellen, denn teure Walnüsse und Äpfel konnte er sich nicht leisten. Und diese Tradition haben sich die Glaskünstler in Lauscha beibehalten.

Was war der erste Christbaumschmuck?

In diesem Zusammenhang kam auch der erste gebackene Christbaumschmuck auf, der meist aus Pfefferkuchen in Form von Früchten, Sternen, Herzen, Engeln und Glocken bestand. Selbst die später als Lametta bekannte Silberfolie war bereits im frühen 18. Jahrhundert bekannt.

Für was dient der Christbaumschmuck?

Er ist seit jeher das Symbol für Wasser, Leben und Fruchtbarkeit.