Kann man mit einem Defibrillator Autofahren?

HEPPENHEIM. Erkrankungen am Herzen beeinflussen den gesamten Lebensalltag. Das wissen auch jene Menschen, die einen Defibrillator am Herzen implantiert bekommen haben. Dieser technische Helfer im Körper überwacht die Funktion des Herzens, bemerkt Herzrhythmusstörungen und kann mit kleinen Stromstößen in der Not automatisch aktiv werden. Die Defi-Gruppe Heppenheim bietet den Menschen,die ein solches Gerät tragen, jeden ersten Dienstag im Montag im Kreiskrankenhaus Heppenheim (Schulungsraum 4) ab 18 Uhr die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Die Gruppe um Sprecherin Monika Arras, die die Zuhörer am vergangenen Dienstag in Heppenheim begrüßte, organisiert auch Vorträge über das Leben mit dem implantierten Lebensretter. An diesem Abend gab es wichtige Fingerzeige zumThema „Autofahren mit einem Defibrillator“. Rechtsanwalt Sebastian Staub erläuterte die Situation aus rechtlicher Sicht und stand den Fragen der aus rund 30 Personen beste-henden Zuhörerschaft zur Verfü-gung.In dieser Frage gelte es, rechtliche und versicherungstechnische Risiken immer zu vermeiden, riet Staub den Defibrillatorträgern, wenn sie die Entscheidung treffen, als Fahrzeugführer am Straßenverkehr teilzunehmen. Im Gegensatz zu Ländern, wie beispielsweise England, wo Trägern dieser Geräte das Führen von Fahrzeugen grundsätzlich verboten sei, existiere in Deutschland eine wesentlich stärker auf das Individuum abgestimmte Vorgehensweise bei dem Entzug der Fahrerlaubnis aufgrund dauerhaftermentaler oder körperlicher Beeinträchtigng. Der Arzt als fachkund-ger Entscheidungsträger spiele indieser Frage eine große Rolle.Grundsätzlich müsse der Operierte davon ausgehen, dass drei Monate unmittelbar nach dem Eingriff das Führen eines Fahrzeugs,besonders eines Kraftfahrzeugs,grundsätzlich nicht in Frage komme. Über diesen Zeitraum hinaus komme der Empfehlung des Arztes aus rechtlicher Sicht zwar nicht dieBedeutung eines Fahrverbots durch die entsprechende Behörde zu. Der Rechtsexperte empfahl aber dennoch diesen unbedingt zu berücksichtigen. Zwar sei ein Defibrillatorträger, der sich entgegen des individuellen Rates der Mediziner hinters Lenkrad setzt, im Schadensfall zu-nächst rechtlich nur schwer zu be-langen, er müsse allerdings damit rechnen, dass sich seine Kfz-Versicherung weigert, einen entstandenen und verschuldeten Schaden zu begleichen. Spricht hingegen dieVerkehrsbehörde ein Fahrverbot aus, sei dieses selbstverständlich bindend und daher zwingend einzuhalten.Als Faustregel gab Staub aus, alles zu tun, um Zweifelsfälle zu vermeiden. Für den Betroffenen eineschwierige Situation, schließlich wirke sich die Einschränkung der Mobilität auf die Lebensqualität aus, Berufskraftfahrer sehen sich garin ihrer beruflichen Existenz gefährdet. Die individuelle Beurteilung des Zustands des Patienten durch den Arzt biete allerdings auch die Möglichkeit, im Zusammenspiel mit Arzt und Behörde Auflagen und Einschränkungen festzulegen, die einen Rahmen bieten, einigen der Betroffenen die Teilnahme am Straßenverkehr zu ermöglichen. Das Fahren nur zu gewissen Uhrzeiten,in denen eine geringere Stress- und damit Adrenalinbelastung eine Herzrhythmusstörung unwahrscheinlich werden lassen, seien als Einschränkungen ebenso denkbar, wie beispielsweise die Voraussetzung regelmäßig wahrgenommenen Untersuchungen mit unbedenklichen Ergebnissen.In den Gesprächen zu diesem Thema berichteten die Zuhörer vonihren Erfahrungen, aus denen nichtnur die unterschiedliche Vorgehensweise der Behörden angesichts der individuellen Diagnose deutlich wurde. Angemerkt wurde, dass die Empfehlungen des Arztes oft nur mündlich gegeben werde und sich mancher Mediziner zurückhaltend zeige, wenn eine schriftliche Ausarbeitung des Rats verlangt werde. Eine solche schriftliche Ausführung sei für den Patienten erstrebenswert, um für den Zweifelsfall gewappnet zu sein, sagte Staub. Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe nutzten den Abend, um wertvolle Informationen zu erlan-gen und Erfahrungen auszutauschen, um das Leben mit dem kleinen elektrischen Lebensretter bestmöglichst zu gestalten und Beeinträchtigungen des Lebensalltags zu minimieren.

Die Frage wann man nach einer Implantation wieder ein Auto selbst steuern darf, bewegt viele. Es ist ein sehr komplexes und rechtlich geregeltes Thema, über das sich der Patient jedoch auch eigenverantwortlich selbst informieren sollte.

Ein Arzt oder die Klinik äußert lediglich eine Meinung, die im Fall der Fälle, rechtlich nicht bindend ist.

  • Link zu den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
    Stand Dez. 2019

/Mariusz Blach, stockadobecom

Kopenhagen � Ein Drittel aller Patienten, denen ein automatischer Kardioverter/ Defibril�lator (ICD) implantiert wurde, f�hrt trotz Verbots weiter Auto. Darunter waren in einer Um�frage aus D�nemark, die auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology in Paris vorgestellt wurde, auch zahlreiche Lkw- und Busfahrer.

Ein ICD soll und kann Patienten mit ventrikul�ren Arrhythmien vor einem pl�tzlichen Herztod sch�tzen. Bei der Ausl�sung eines Impulses kann der Patient jedoch vor�ber�gehend die Kontrolle verlieren, weshalb er zu diesem Zeitpunkt nicht hinter dem Steuer eines Kraftfahrzeugs sitzen sollte. Schon gar nicht sollte er einen Lkw oder Bus steuern.

Die L�nge der Fahrverbote ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt. Die European Society of Cardiology empfiehlt ein dauerhaftes Verbot f�r alle Berufsfahrer. Private Pkw-Fahrer sollten nach der ICD-Implantation zur Prim�rpr�vention vier Wochen pausieren und nach der ICD-Implantation zur Sekund�rpr�vention drei Monate nicht Auto fahren.

Die Prim�rpr�vention erfolgt in der Regel bei Patienten, die noch keinen Herzstillstand erlitten hatten. Bei einer Sekund�rpr�vention ist es in der Regel zu einem schweren kar�dia�len Ereignis gekommen.

Liberal, dennoch Verst��e

In D�nemark sind die Regeln etwas liberaler. Patienten d�rfen nach der ICD-Implantation zur Prim�rpr�vention bereits nach einer Woche wieder Pkw fahren, vorausgesetzt sie nehmen an einem Home-Monitoring teil, bei dem die Herzt�tigkeit regelm��ig registriert wird.

Trotz der gro�z�gigen Regelung gibt es in D�nemark zahlreiche Verst��e, wie Jenny Bjerre von der Universit�tsklinik in Gentofte bei Kopenhagen in einer Umfrage heraus�fand.

Die Kardiologin hatte Frageb�gen an Patienten verschickt, denen zwischen 2013 und 2016 ein ICD implantiert wurde: 92 % der Patienten, die den Fragebogen zur�ckschick�ten, hatten einen g�ltigen F�hrerschein. 7 % waren Berufsfahrer von Lkw, Bussen, Taxis, Autos mit Anh�ngern, oder sie besa�en einen anderen F�hrerschein f�r berufliches Fah�ren.

zum Thema

  • Abstract der Studie
  • Pressemitteilung der European Society of Cardiology

aerzteblatt.de

  • Diabetes: Leitlinie bewertet erstmals Fahrtauglichkeit in Europa
  • Fahrtauglichkeit bei Demenz: Meldepflicht bietet keinen Sicherheitsvorteil
  • Stra�enverkehr: Geriater f�r freiwillige Gesundheitschecks

Etwa ein Drittel der Patienten hatte gegen ein geltendes Fahrverbot versto�en: Von den Prim�rpr�ventionspatienten hatten sich 34 % innerhalb von einer Woche nach der ICD-Implantation hinter das Steuer ihres Pkw gesetzt. Von den Sekund�rpr�ventionspatienten hatten 43 % nicht die geforderte Pause von drei Monaten eingehalten.

Und selbst die Patienten, bei denen der ICD schon einmal einen Impuls abgegeben hatte, hatten zu 30 % nicht die dann geforderte Karenzzeit von drei Monaten eingehalten. Auch die Berufsfahrer hatten zu 35 % ihre fr�here T�tigkeit wieder aufgenommen.

M�nner hatten sich h�ufiger als Frauen �ber die Regeln hinweggesetzt. �ber 60-J�hri�ge brachten seltener die n�tige Geduld auf als j�ngere Patienten. Bis zu 60 % der Patien�ten behaupteten, nichts von einem Fahrverbot gewusst zu haben.

Bjerre konnte die Richtigkeit dieser Angaben nicht �berpr�fen. Sie ermahnte die �rzte jedoch, die Patienten ausdr�cklich auf das Fahrverbot hinzuweisen. Dies gelte im �brigen auch f�r Patienten, die sich gegen einen ICD entscheiden. Denn auch ein pl�tzlicher Herz�stillstand hinter dem Steuer kann zu einem Unfall f�hren, der den Patienten und andere Verkehrsteilnehmer gef�hrdet. © rme/aerzteblatt.de

Was darf ich nicht mit einem Defibrillator?

Die Funktion des Defibrillators kann zum Beispiel gestört werden durch: Computertomographie..
Röntgenaufnahmen..
Computertomographie/Mammographie..
Sonographie..
Zahnärztliche Verfahren mit Bohrern oder Ultraschallköpfen zur Zahnreinigung..

Wie lange kann ich mit einem Defibrillator Leben?

Die durchschnittliche Laufzeit eines Defibrillators beträgt 5-10 Jahre. Ist die Batterie erschöpft, wird der Defibrillator operativ gegen einen neuen ausgetauscht. Die Elektroden können in der Regel weiterverwendet werden.

Wie lange darf man kein Auto fahren wenn man einen Herzschrittmacher bekommt?

In der Regel können Sie nach 1 Woche wieder Auto fahren. Bei Wundschmerzen nach der Implantation sollten Sie für diese Zeit ein Schmerzmittel einnehmen. Bitte beobachten Sie sich aufmerksam und informieren Sie umgehend Ihren behandelnden Arzt, wenn Fieber oder Veränderungen im Bereich der Implantationsstelle auftreten.

Wie fühlt es sich an wenn der Defibrillator auslöst?

Den Schock der Defibrillation werden Sie meist bemerken. Ein Schock kann auch wehtun. Betroffene beschreiben es unterschiedlich: häufig als „Tritt vor die Brust“. Es kann passieren, dass Sie ohnmächtig werden oder bis auf Muskelkater in der Brust gar nichts bemerken.