Ist Herr von Ribbeck auf Ribbeck eine Ballade?

Das heutige Gedicht ist im Unterschied zu den vorangehenden Gedichten mal keines, was auf den ersten Blick hübsch wirkt, sich aber dann als ziemlich unbequem entpuppt, sondern eines ohne doppelten Boden. Dafür zerschießt es mir durch den langen Titel komplett das Design meines Blogs. Aber man kann ja nicht alles haben. Hier habt ihr erstmal den Text dieses ziemlich bekannten Gedichts. https://de.wikisource.org/wiki/Herr_von_Ribbeck_auf_Ribbeck_im_Havelland_(Fontane)

Kommen wir kurz zum Formalen, eine der wenigen Sachen, die wir an dem Gedicht ganz gut machen können. Vier Strophen mit je 10 Zeilen, nur die zweite Strophe hat zwölf Verse. Das Gedicht ist in Paarreimen gedichtet und die Verse folgen dem sogenannten Knittelvers. Das heißt, es gibt vier Hebungen pro Vers, die Senkungen sind frei verteilt. Das ist relativ typisch für erzählende Gedichte, weil man so etwas flexibler mit den Wörtern ist und besser erzählen kann. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Verse stets mit einer Hebung enden.

Inhaltlich erzählt das Gedicht die Geschichte eines Birnbaums, den die Kinder noch heute besuchen. Er wuchs auf dem Grab des alten Herrn Ribbeck, der den Kindern, die bei ihm herumliefen, stets eine Birne gab – und weil er wusste, dass sein Sohn nicht so freigiebig sein würde, ließ er sich eine Birne mit ins Grab legen und aus dieser Birne eben ist der Birnbaum gewachsen, den es bis heute gibt, an dem sich die Kinder bis heute bedienen.

Das Gedicht bedient sich dabei einem historischen Vorbild. Es gab diesen Herrn von Ribbeck tatsächlich und auch diese Geschichte mit dem Birnbaum in Brandenburg ist tatsächlich bezeugt – der Baum wurde erst vor einigen Jahren mal wieder angepflanzt, nachdem der vorige Versuch eingegangen ist und Fontane war auch nicht der erste, aber sicher der bekannteste, der sich diesem Stoff widmete.

Warum wird dieses Gedicht so häufig gelesen? Nun, es ist gut verständlich. Gut, die Niederdeutschen Passagen könnten vielleicht erklärt werden müssen, sind aber auch gut verständlich, man kann wissen, dass das Havelland in Brandenburg liegt, aber ansonsten kann man das Gedicht super einfach verstehen, es hat eine eingängige Moral (Großzügigkeit setzt sich durch) und ist perfekt für einen Erstkontakt mit erzählender Lyrik. Ich glaube, ich habe das Gedicht in der 7. Klasse zum ersten Mal gehört und hatte schon da keine Probleme, mit ihm umzugehen – was ja bei einigen der anderen Gedichten, die wir hier besprochen haben, nicht unbedingt so funktioniert hätte.

Der Herr von Ribbeck […] ist durch seine Verbreitung natürlich vielfach adaptiert worden, es gibt Versionen als Song, als Rap und diverse Lesungen und Vertonungen dazu. Und auch das ist typisch für eine Ballade – die Gedichtform, in die man das Gedicht stecken könnte. Eine Kunstballade, also ein Erzählgedicht, das manchmal etwas märchenhaft anmutet, aber immer in mehreren Strophen eine Geschichte mit einer gewissen Dramatik erzählt. Man bezeichnet die Ballade da auch gerne als die Mutter der Literatur, weil sie die drei großen Gattungen, die Lyrik, die Epik und die Dramatik in sich vereint. Und auch das ist etwas, was man an diesem Gedicht exemplarisch schön darstellen und in der Schule besprechen kann.

Mich spricht das Gedicht jetzt nicht unbedingt so sehr an, ich verstehe, warum das Gedicht so populär ist und es ist zweifelsohne ein nettes Gedicht, aber es geht jetzt nicht so an mich ran, wie einige der Gedichte aus den letzten Wochen. Aber es ist einfach ein Kultgedicht, in nahezu jeder Anthologie abgedruckt und man kommt einfach nicht umher, sich auch dieses Gedicht einmal vorzunehmen. Was hiermit geschehen sei.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: �Junge, wiste 'ne Beer?�
Und kam ein M�del, so rief er: �L�tt Dirn,
Kumm man r�wer, ick hebb 'ne Birn.�

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er f�hlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: �Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.�
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und B�dner mit Feiergesicht
Sangen �Jesus meine Zuversicht�,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
�He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?�

So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
H�lt Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mi�trauen gegen den eigenen Sohn,
Der wu�te genau, was er damals tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumspr��ling spro�t heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
L�ngst w�lbt sich ein Birnbaum �ber dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' �bern Kirchhof her,
So fl�stert's im Baume: �Wiste 'ne Beer?�
Und kommt ein M�del, so fl�stert's: �L�tt Dirn,
Kumm man r�wer, ick gew' di 'ne Birn.�

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Warum ist Herr von Ribbeck eine Ballade?

Die Ballade besteht aus vier Strophen zu je zehn Versen, nur die zweite Strophe hat zwölf Verse, wodurch die überzähligen beiden exakt die Mitte des symmetrisch angelegten Gedichtes bilden. Versmaß und Reim zeigen, dass es sich um einen Knittelvers handelt. Jeder Vers hat vier Hebungen mit freien Senkungsfüllungen.

Welches reimschema hat die Ballade Herr von Ribbeck?

Die Strophen haben unterschiedlich viele Verse und sind in Paarreimen verfasst, die einen häufigen Wechsel zwischen Anapäst und Jambus aufweisen.

Wie heißt das Gedicht von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland?

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.

Wie ist Herr von Ribbeck gestorben?

Der Alte und der Birnbaum Hans - Georg von Ribbeck war freundlich zu den "Bauern und Büdnern" und ver¬schenkte Mittags gerne Birnen an die Kinder des Dorfs. Er starb 1759 im hohen Alter und erbat angesichts seines knauserigen Sohnes listig eine Birne mit ins Grab.