Was soll die saturn werbung bedeuten

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Warum Saturn und Media Markt plötzlich gemeinsame Werbespots drehen

Veröffentlicht am 17.12.2019 | Lesedauer: 3 Minuten

Die Kombi-Kampagne ist das sichtbarste Zeichen für einen grundlegenden Umschwung bei Saturn und Media Markt Die Kombi-Kampagne ist das sichtbarste Zeichen für einen grundlegenden Umschwung bei Saturn und Media Markt

Die Kombi-Kampagne ist das sichtbarste Zeichen für einen grundlegenden Umschwung bei Saturn und Media Markt

Quelle: dpa

Die Elektronikketten hatten in der Außendarstellung bisher sorgfältig auf getrennte Markenprofile geachtet, obwohl beide zum gleichen Konzern gehören. Das ändert sich nun in einer Werbekampagne. Ganz freiwillig ist die Zusammenarbeit nicht.

Boris Becker pokert hoch. Und das mit so großem Erfolg, dass er eine Geldzählmaschine braucht. Die bestellt er online bei Saturn, bezahlt dann aber vor Ort „zurzeit am liebsten bar“, wie der einstige Tennisstar und Pleitier in einem Werbespot für die Elektronikkette verkündet.

Mit einer Serie aus acht solcher kleinen, augenzwinkernden Promi-Geschichten macht die Mutterfirma Ceconomy derzeit im Fernsehen, im Kino und in den sozialen Medien für ihre Elektronikketten Werbung. Erstmals trommelt sie für Saturn und die Schwesterfirma Media Markt gemeinsam. Beide treten scheinbar zu einem Wettbewerb gegeneinander an, für den die Konzern-Werber neben Becker unter anderem den Sänger Pietro Lombardi, Youtuberin Bianca Claßen („Bibis Beauty-Palace“) und Entertainerin Barbara Schöneberger angeheuert haben.

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Rechtlich seit vielen Jahren unter einem gemeinsamen Dach, hatten Saturn und Media Markt in der Außendarstellung bisher stets sorgfältig getrennte Markenprofile gepflegt: Saturn als eher serviceorientierte Linie mit der vollbärtigen Kunstfigur Tech-Nick, Media Markt preisaggressiv mit Sprüchen wie „Ich bin doch nicht blöd“. Mit der Trennung ist nun Schluss. Die Spots bewerben – kostensparend – beide Marken.

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Die Kombi-Kampagne ist das sichtbarste Zeichen für einen grundlegenden Umschwung, mit dem die kränkelnde Ceconomy-Gruppe den Umschwung zu gesünderen Geschäften zu schaffen versucht. Gleichzeitig thematisieren die Videos die Möglichkeit, Waren online zu bestellen und im Laden abzuholen. Auch das ist alles andere als Zufall, denn die Verkaufsfläche in den Media-Märkten und Saturn-Filialen soll deutlich kleiner werden als bisher.

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Keine Dividende für Aktionäre

Ferran Reverter, Chef der Zwischenholding MediaMarktSaturn, kündigte am Dienstag in Düsseldorf ein Abschmelzen der oft um die 3000 Quadratmeter großen Flächen auf weniger als zwei Drittel an. „Wir sind heute ein anderes, effizienteres Unternehmen als vor einem Jahr“, sagte der Spanier, der die komplexen Abläufe hinter den Kulissen im Alltagsgeschäft glätten soll.

Der Wettbewerb gegen Online-Plattformen wie Amazon oder Otto.de hat dem einst unumstrittenen Marktführer bei Unterhaltungselektronik und Küchengeräten heftig zugesetzt. Mit seinen komplizierten Strukturen und hohen Kosten hatte er der neuen Konkurrenz über lange Zeit wenig entgegenzusetzen. Selbst die groß angekündigte Trennung vom Metro-Konzern vor zweieinhalb Jahren fruchtete nicht. Statt höhere Gewinne einzufahren, wie versprochen, musste Ceconomy mehrere Gewinnwarnungen herausgeben.

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Auch für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 erhalten die Aktionäre keine Dividende, wie Ceconomy-Vorstandschef Bernhard Düttmann in Düsseldorf klarstellte. Dazu kam eine handfeste Führungskrise. Düttmann war erst im Oktober als Übergangschef vom Aufsichtsrat an die Vorstandsspitze gewechselt, nachdem sein Vorgänger Jörn Werner sich nur acht Monate auf der Top-Position hatte halten können. Nun erklärte der ehemalige Beiersdorf-Manager Düttmann, er bleibe womöglich länger als die vorausgesehene Zeit. Der Job mache ihm Spaß.

Das abgelaufene Geschäftsjahr bezeichnete er als „Jahr der Stabilisierung“, in dem das Management die Grundlagen des Geschäfts repariert habe. Für Media Markt und Saturn bedeutet das vor allem eine Zentralisierung bei allen Abläufen hinter dem Ladenschild, von Werbung über Einkauf bis Logistik. Eine zentrale Plattform für Deutschland in Göttingen soll im kommenden Herbst an den Start gehen.

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Auch die Preise in den Filialen, früher Privileg der örtlichen Filialleiter, werden vereinheitlicht und den Online-Preisen angeglichen. Trotz der geplanten Verkleinerung der Flächen werde das Netz aus zuletzt 1042 Filialen aber nicht ausgedünnt, sagte Düttmann. Die Standorte seien wichtig für die Verknüpfung von digitalem Einkauf und Abholung – siehe Beckers Geldzähler.

Allerdings schleift der Vorstand nach eigenen Angaben Doppelfunktionen vor allem an den Verwaltungsstandorten Düsseldorf, wo Ceconomy sitzt, und Ingolstadt, dem traditionellen Firmensitz der operativen Holding. 3000 der insgesamt gut 60.000 Mitarbeiter haben bisher ihren Job verloren, die meisten in Deutschland. Das gesamte Maßnahmenpaket reichte 2018/19 nur für eine minimale Umsatzerhöhung um 0,8 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro, nicht aber für einen Durchbruch. Den großen strategischen Wurf wollen Düttmann und Reverter nun Ende März 2020 präsentieren.