Ab welcher Größe muss eine Zyste entfernt werden

Zyste am Eierstock: Beschreibung

Eine Zyste am Eierstock ist eine Art Blase, die mit Gewebe oder mit Flüssigkeit gefüllt sein kann. Meist ist sie nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß und verursacht keine Beschwerden. Sie wird oftmals nur zufällig im Rahmen einer Ultraschall-Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Am häufigsten entstehen solche Zysten in der Pubertät oder während der Wechseljahre, da hier starke hormonelle Schwankungen auftreten können, die das Wachstum einer Zyste begünstigen.

Nicht angeborene Eierstockzysten

Die meisten Eierstockzysten entwickeln sich erst im geschlechtsreifen Alter. Man nennt sie auch „funktionelle“ Zysten. Da sie hauptsächlich unter Hormoneinfluss gebildet werden, treten sie meist im Rahmen des weiblichen Zyklus auf. Besonders häufig sind allerdings Frauen in der Pubertät und in den Wechseljahren betroffen, da der Hormonhaushalt in dieser Zeit Veränderungen durchläuft. In einigen Fällen können die Zysten auch als Nebenwirkung einer Hormontherapie oder bei krankheitsbedingten Störungen des Hormonhaushalts auftreten. Man unterscheidet verschiedene funktionelle Eierstockzysten: Follikelzysten, Gelbkörper-Zysten, Schokoladenzysten und die polyzystischen Ovarien.

Angeborene Zysten

Die Keimdrüsenzellen der Eierstöcke produzieren Geschlechts- und Sexualhormone (Östrogene und Progesteron). Wenn ein Drüsengang verstopft oder verlegt ist und sich die Drüsenflüssigkeit zurückstaut, entsteht eine Zyste. Dieser Vorgang findet in der embryonalen Entwicklung statt. Die Zyste nennt man dann „angeboren“. Zu den angeborenen Zysten zählen unter anderem die Dermoidzysten und die Parovarialzysten (Nebeneierstockzysten). Sie sind viel seltener als die funktionellen Zysten.

Zyste am Eierstock: Symptome

Lesen Sie alles Wichtige zu den Anzeichen der Erkrankung im Beitrag Eierstockzyste – Symptome.

Zyste am Eierstock: Ursachen und Risikofaktoren

Während die angeborenen Eierstockzysten aufgrund verlegter Keimdrüsenausgänge entstanden sind, entwickeln sich die erworbenen Zysten unter hormonellem Einfluss. Man unterscheidet verschiedene Zystenarten.

Gelbkörper-Zyste

Nach dem Eisprung wandelt sich das Gewebe des Eierstocks, in dem die Eizelle gewachsen ist – der Follikel - in den sogenannten Gelbkörper um. Dieser produziert die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Wird die Eizelle befruchtet, bleibt der Gelbkörper während der Schwangerschaft zunächst bestehen. Bleibt eine Befruchtung der Eizelle aus, wird der Gelbkörper abgebaut und mit dem Rückgang der Hormonkonzentrationen im Blut tritt die Menstruationsblutung ein.

Wenn der Gelbkörper allerdings nicht ordnungsgemäß abgebaut wurde oder sogar weiter wächst, bilden sich eine oder mehrere Zysten. Sie können aber auch durch Einblutungen in den Gelbkörper entstehen. Gelbkörper-Zysten können bis zu acht Zentimeter groß werden. In den meisten Fällen bilden sie sich nach einiger Zeit selbstständig wieder zurück.

Follikel-Zyste am Eierstock

Während der ersten Hälfte des Menstruationszyklus reift eine Eizelle in einem Follikel des Eierstocks heran. Der Follikel enthält zum Schutz der Eizelle Flüssigkeit. Beim Eisprung zerplatzt der Follikel, die Eizelle gelangt in den Eileiter, wo sie befruchtet werden kann. Bleibt ein Eisprung aus, produziert der Follikel weiterhin Flüssigkeit. Es bildet sich eine Follikelzyste. Besonders Frauen im gebärfähigen Alter sind von diesen Zysten betroffen. Die Follikel-Zyste besteht etwa vier bis acht Wochen und produziert dabei weiterhin Hormone. In den meisten Fällen bildet sie sich schließlich von selbst zurück.

Schokoladen-Zysten

Bei der Krankheit „Endometriose“ kommt Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter vor. Das Endometriosegewebe reagiert wie die normale Gebärmutterschleimhaut auf die zyklischen Hormonschwankungen. Es baut sich auf, blutet ab und baut sich erneut auf. Wenn das Blut jedoch, bedingt durch eine Lokalisation am Eierstock, nicht richtig abfließen kann, können sich blutgefüllte Zysten bilden. Diese Zysten werden dann aufgrund ihres eingedickten, dunkel-blutigen Inhaltes auch „Schokoladenzysten“ genannt.

Polyzystische Ovarien

Bei polyzystischen Ovarien finden sich viele kleine Zysten in den Eierstöcken. Die zahlreichen Zysten entstehen aufgrund eines hormonellen Ungleichgewichts. Als Ursache wird ein Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen und Insulin vermutet, was die normale Reifung der Follikel verhindert. Zu viel Insulin produziert der Körper beispielsweise bei Übergewicht oder einer (latenten) Diabetes-Typ-2-Erkrankung, um die geringere Empfindlichkeit der Zellen auf das Stoffwechselhormon auszugleichen. Das begünstigt die Bildung von zahlreichen Zysten in den Eierstöcken. Das sogenannte polyzystische Ovarien-Syndrom kann nicht nur zu Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten, sondern auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus und psychischen Erkrankungen führen. 

Dermoidzysten

Die sogenannte Dermoidzysten zählen zu den angeborenen Zysten. Sie haben sich aus dem embryonalen Keimdrüsengewebe gebildet und können Haare, Talg, Zähne, Knorpel- und/oder Knochengewebe enthalten. Die Dermoidzysten wachsen sehr langsam und können eine Größe von bis zu 25 Zentimetern erreichen. Eine bösartige Entartung der Zyste in Form eines Tumors findet sich aber nur in etwa ein bis zwei Prozent der Fälle.

Parovarialzysten

Die Nebeneierstockzysten (Parovarialzysten) entstehen aus embryonalem Gewebe und befinden sich neben den eigentlichen Eierstöcken. Sie stellen Restgewebe aus der embryonalen Entwicklungszeit dar. Die Parovarialzysten können eine variable Größe haben und eventuell an einem Stiel wachsen.

Zyste am Eierstock: Untersuchungen und Diagnose

Der Arzt wird bei Verdacht auf eine Ovarialzyste zunächst nach den Beschwerden und Vorerkrankungen fragen. Folgende Fragen können unter anderem gestellt werden:

  • Wie alt sind Sie und in welchem Alter hatten Sie Ihre erste Monatsblutung?
  • Wann war die letzte Regelblutung?
  • Haben Sie einen regelmäßigen Zyklus?
  • Wie viele Tage dauert die Blutung?
  • Nahmen oder nehmen Sie Hormonpräparate ein?
  • Wie viele Schwangerschaften und Geburten hatten Sie bisher?
  • Leiden Sie bekannterweise an Endometriose?
  • Sind in Ihrer Familie Erkrankungen der Eierstöcke bekannt?
  • Haben Sie einen Kinderwunsch?

Anschließend wird der Arzt die Patientin untersuchen, um eventuelle (schmerzhafte) Vergrößerungen der Eierstöcke zu tasten. Je nach Ursache der Zyste kann diese mittels einer Bauchspiegelung beurteilt und gleichzeitig entfernt werden.

Besonders bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr sollte stets eine genaue Abklärung einer Zyste am Eierstock erfolgen, um ein bösartiges Geschehen auszuschließen.

Ultraschalluntersuchung

Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ermöglicht die bildliche Darstellung der Eierstöcke. Der Arzt kann die Eierstöcke und umgebenden Strukturen mit einem Schallkopf durch die Bauchdecke oder Scheide beurteilen. Durch eine Ultraschalluntersuchung ist es in vielen Fällen bereits möglich, den Zystentyp zu bestimmen.

Bauchspiegelung

Bei vielen Zystenformen reicht es aus, wenn der Arzt den Verlauf mittels Ultraschalluntersuchungen kontrolliert. Wenn durch eine Sonografie aber der Verdacht auf eine Dermoidzyste oder eine Endometriosezyste in Betracht gezogen werden muss, erfolgt in der Regel eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) in Vollnarkose. Durch drei kleine Schnitte in der Bauchdecke werden Kamera und chirurgische Instrumente in den Bauchraum geführt. Der Operateur kann die Eierstöcke so aus der Nähe begutachten, Gewebeproben aus der Zyste entnehmen oder sie gleich komplett entfernen.

Zyste am Eierstock: Behandlung

Die Behandlung der Eierstockzyste ist abhängig von ihrer Art und Größe. Sofern sie keine Beschwerden verursacht und nicht zu groß ist, kann ihr Wachstum erst einmal beobachtet werden. In über 90 Prozent der Fälle bildet die Zyste sich wieder von alleine zurück. Dazu sollten Zysten in regelmäßigen Abständen durch Ultraschall- und Tastuntersuchungen vom Arzt beobachtet werden. Manchmal kann eine medikamentöse Therapie mit Hormonen zu einer Rückbildung der Zysten führen. In seltenen Fällen ist allerdings eine operative Entfernung notwendig.

Medikamente

Die Eierstockfunktion wird durch Hormonpräparate wie die Antibabypille unterdrückt. Teilweise können die Hormone auch das Zystenwachstum hemmen oder sogar ihre Rückbildung bewirken. Bei Endometriosezysten wird ein dem männlichen Geschlechtshormon ähnlicher Stoff zur Behandlung eingesetzt.

Operative Entfernung von Eierstockzysten

Die meisten Eierstockzysten sind erworbene Zysten, die sich spontan zurückbilden und keiner Operation bedürfen. Ein operativer Eingriff zur Beurteilung oder Entfernung der Zyste wird in der Regel erst durchgeführt, wenn Beschwerden oder Komplikationen auftreten. Bei neu aufgetretenen Zysten nach den Wechseljahren oder bei über Monate bestehenden Zysten muss ebenfalls eine operative Abklärung erfolgen.

Für den chirurgischen Eingriff stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Die Auswahl des Verfahrens ist abhängig von der Größe der Zyste und ihrer Ursache. Meistens wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt, mit der die Zyste begutachtet und eventuell entfernt werden kann. Nur bei großen Zysten muss der Bauch durch einen Schnitt eröffnet werden.

Therapie der polyzystischen Ovarien

Die Therapie des polyzystischen Ovarien-Syndroms richtet sich nach einem bestehendem oder nicht bestehenden Kinderwunsch. An oberster Stelle steht die Reduktion des Körpergewichtes durch vermehrte körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung. Gegebenenfalls muss der Insulinspiegels medikamentös gesenkt werden. Des Weiteren können Hormone gegeben werden, die die Eierstockfunktion regulieren und der erhöhten Produktion an männlichen Geschlechtshormonen entgegenwirken.

Zyste am Eierstock: Krankheitsverlauf und Prognose

In über 90 Prozent der Fälle heilt eine Eierstockzyste von selbst aus und verursacht keine Beschwerden oder Komplikationen. In sehr seltenen Fällen kann sie allerdings zerreißen oder dreht sich (Stieldrehung). Dadurch können Komplikationen entstehen.

Zerreißen einer Eierstockzyste

Nur in seltenen Fällen zerreißt eine Eierstockzyste. Manchmal kann das im Rahmen einer Tastuntersuchung passieren, meistens zerreißt die Zyste aber ohne einen besonderen Auslöser. Der Vorgang ist zwar häufig schmerzhaft, zum Beispiel in Form eines plötzlichen, stechenden Schmerzes, in der Regel aber harmlos. Wenn allerdings anliegende Gefäße ebenfalls zerreißen, kann es zur Blutung in den Bauchraum kommen, was meist operativ behandelt werden muss.

Stieldrehung einer Zyste am Eierstock

Große Eierstockzysten, beispielsweise die Endometriosezysten, sind in einigen Fällen über einen beweglichen Gefäßstiel mit dem Eierstock verbunden. Bei plötzlichen Körperbewegungen kann sich der Stiel drehen und die Blutversorgung der Zyste oder des umliegenden Gewebes wird unterbunden. Je nachdem, wo sich die Zyste befindet, führt eine mangelnde Blutversorgung zu starken Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen. Das Gewebe um die Zyste herum kann absterben und zu weiteren Komplikationen wie einer Bauchfellentzündung oder Blutvergiftung führen.

In den meisten Fällen stellen Zysten am Eierstock keine gesundheitliche Gefahr dar. Sie können aber sehr selten zu bösartigen Erkrankungen wie Eierstockkrebs führen und sollten daher regelmäßig kontrolliert werden. Eine Stieldrehung ist allerdings eine gefährliche und schmerzhafte Komplikation.  Es ist möglich, dass sich nach der Entfernung einer Zyste am Eierstock neue Zysten bilden. 

Autoren- & Quelleninformationen

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Prof. Dr. med. Martin Kolben

Autor:

Ab welcher Größe muss eine Zyste entfernt werden

Dr. med.  Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:

ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.

Quellen:

  • Kantelhardt E.J. and Göpel C.: "Ovarialzyste." Therapiehandbuch Gynäkologie und Geburtshilfe (2013): 211-214.
  • Kiechle M. : Gynäkologie und Geburtshilfe – ein Lehrbuch. Elsevier Verlag, 2006.
  • Schindelhauer A. and Wimberger T.: "Laparoskopie als Standard für gynäkologische Notfälle." Der Gynäkologe 47.3 (2014): 179-183.
  • Weyerstahl T. and Stauber M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 2013.

Wann ist eine Zyste zu groß?

SYMPTOME Zysten sind häufig einen bis sechs Zentimeter groß. Allerdings reichen die Größen von wenigen Millimetern bis zu 50 Zentimetern. Sind die Hohlräume sehr klein, verursachen sie auch keine starken Beschwerden. Allenfalls ziehende, einseitige Unterbauchschmerzen können auftreten.

Ist eine 5 cm Zyste groß?

Wenn Eierstockzysten weniger als etwa 5 cm Durchmesser haben, verschwinden sie gewöhnlich ohne Behandlung. Ultraschalluntersuchungen werden zur Kontrolle in regelmäßigen Abständen vorgenommen. Wenn eine Zyste größer als 5 cm ist und nicht wieder verschwindet, muss sie ggf. entfernt werden.

Was passiert wenn Zysten nicht entfernt werden?

Sollte sie wider Erwarten stärker wachsen, verursacht sie hin und wieder dumpfe Schmerzen im Unterbauch. Einige Zysten schütten zudem Hormone aus und regen so das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an: Das kann den Zyklus durcheinanderbringen und beispielsweise für sogenannte Schmierblutungen sorgen.

Ist eine 4 cm Zyste gefährlich?

Manche Frauen befürchten, dass Eierstockzysten allgemein krankhaft beziehungsweise gefährlich seien. Wir möchten, dass Sie wissen, dass dem nicht so ist und entsprechend beruhigt sind. Bilden die Eierstöcke in der Geschlechtsreife Zysten, die größer als 3 cm sind, sind diese Zysten meist funktionell.