Wieviel Falten sind mit 40 normal

„Das ist ein falsches Versprechen“, sagt die Berliner Hautärztin und Buchautorin Yael Adler. Und auch Christiane Bayerl, Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an den Helios-Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden, betont: „Altersfalten massiert man nicht weg.“

Wie unsere Haut altert

Unsere Haut besteht aus drei Schichten: der Epidermis (Oberhaut), der Dermis (Lederhaut) und der Subcutis (Unterhautfettgewebe).

Ob eine Haut faltenfrei und frisch aussieht, hängt vor allem von dem Zustand der Dermis ab. Falten entstehen maßgeblich aus drei Gründen:

  1. Das elastische Bindegewebe in der Lederhaut geht mit dem Alter verloren. Dieses besteht aus Elastin, einem fasernbildenden Protein. Wird es weniger, ist die Haut nicht mehr so glatt und dehnbar. Sie verliert ihre Rücksprungkraft.
  2. Außerdem reduziert sich das kollagene Stützgewebe. Kollagen ist ebenfalls ein Protein, das Fasern bildet, die sich dreidimensional vernetzen. Dieses Eiweißgerüst befindet sich ebenfalls in der Dermis. Je mehr kollagene Fasern, desto zugfester und stabiler ist die Haut. Bänder und Sehnen macht Kollagen ebenfalls reißfest. In der Altershaut wird mehr Kollagen abgebaut als aufgebaut.
  3. Auch Hyaluronsäure, die viel Wasser bindet, geht im Laufe des Lebens verloren. Die Haut wird trockener, saftloser und ist weniger prall.

„Diese drei Faktoren erklären in erster Linie, warum Haut schlapp wird“, sagt Adler. „Dagegen hilft eine Massage nicht.“ Durch den Druck bildet sich weder mehr Elastin oder mehr Kollagen noch wird Hyaluronsäure aufgefüllt.

Unsere Haut beginnt auch schon ab dem 30. Lebensjahr genetisch bedingt zu altern. Das liegt daran, dass sich die Zellen langsamer teilen, die Reparaturmöglichkeiten nehmen ab.

Zuerst zeigen sich dabei die mimischen Falten deutlicher. Weitere Altersanzeichen sind: Das Unterhautfettgewebe wird dünner, der Wasser- und Fettgehalt geringer. Die Hautdrüsen sind weniger aktiv, die Haut verliert ihre Geschmeidigkeit.

Dass die Haut trocken wird, passiert oft in den Wechseljahren. Denn mit dem Alter sinkt der Hormonspiegel, diese Hormone wiederum regulieren auch die Tätigkeit der Schweiß- und Talgdrüsen. Auch die Durchblutung der Haut lässt nach. Im Gesicht und an den Händen produzieren die Melanozyten mehr des Hautpigments Melanin – der Grund für die Altersflecken.

Wieviel Falten sind mit 40 normal
Das passiert mit der Haut, wenn sie älter wird.

Was passiert bei einer Massage?

Ob mit den Händen oder mit einem Edelsteinroller: Bei einer Massage und Lymphdrainage wird im Prinzip Wasser hin und her gewalkt. Die Lymphgefäße werden ausmassiert, man sieht weniger angeschwollen aus. Vielleicht rötet sich die Haut auch, die Durchblutung steigt, der Stoffwechsel wird ein wenig mehr angeregt. „Das mag entspannen, guttun und auch wie ein Placebo wirken“, sagt Adler. „Ein dauerhafter Anti-Aging-Effekt ist das allerdings nicht.“

Von einer Massage mit einer Trockenbürste, wie sie ebenfalls in manchen Videos empfohlen wird, rät die Hautärztin ab. Das strapaziert die oberste Hautschicht, die Epidermis. Wer zu viel rubbelt und schrubbt, zerstört die Hornschicht, entfernt Oberhautfette und damit eine wichtige Schutzbarriere. „Auch der Säureschutzmantel der Haut kann sich verändern“, sagt Adler.

Wenig sinnvoll ihr zufolge auch: das sogenannte Mikroneedling mit Rollern, auf denen sich kleine Nadeln befinden. Die kleinen Blutungen lösen einen Wundheilungsprozess aus und sollen so etwa – auch über vermehrte Bildung von Kollagen – wieder für ein jüngeres Aussehen sorgen. „Der Effekt auf Falten oder Narben bei diesen Rollern ist allerdings minimal“, sagt Adler.

„Er passiert hauptsächlich über ein Ödem, also Wundwasser. Das mag sich anfühlen wie straffe Haut, es ist aber nicht nachhaltig.“ Zusätzlich besteht das Risiko, dass Bakterien in die Haut gelangen und diese sich entzündet oder allergisch gegen eingebrachte Kosmetik reagiert. Rosacea- oder Neurodermitis-Patienten etwa sollten ganz die Finger davon lassen – das Mikroneedling kann die bereits vorhandene Entzündung verstärken.

Helfen Tapes gegen Krähenfüße und Zornesfalte?

Durch den Druck entstehen an der Stelle über Nacht eventuell weniger Ödeme, es sammelt sich also weniger Wasser im Gewebe. Man sieht morgens etwas weniger verquollen aus. Auch gegen eine Schlaffalte können die Tapes vielleicht helfen. „Die verschwindet aber ohnehin von selbst nach dem Aufstehen“, sagt Bayerl. Die Haut mag kurzfristig auch gestrafft erscheinen. Oder frischer, da das Wasser der Hornschicht unter den Tapes nicht abdampfen kann. So durchfeuchtet sich die Epidermis, die Haut wird weich. Das kennt jeder, der einmal ein Heftpflaster auf der Haut hatte.

Aber einen Effekt auf die Dermis hat auch das nicht. Sobald man mit dem Tapen aufhört, ist alles wieder wie zuvor. Einer Studie zufolge reduzierten sich die Falten nach der Anwendung für maximal eine Stunde etwas, der Effekt hielt aber nicht an.

Hilft es gegen die Zornesfalte, wenn der Muskel darunter entspannt?

Kurzfristig kann auch das vielleicht einen oberflächlichen Effekt haben – wenn die Falte allein auf muskulärer Anspannung beruht. Allerdings: Eine 20-Jährige kann noch so oft zornig schauen und den Muskel anspannen: Die Haut findet dadurch, dass sie elastisch ist, wieder zurück in ihre ursprüngliche Form. Bei älterer Haut bleiben Falten hingegen bestehen.

Und Gesichtsgymnastik?

Kann man machen. Das ist gut für die Durchblutung und hilft auch, zu entspannen. „Eine lebendige Mimik macht jung, wer strahlt und lacht, tut auch seiner Psyche etwas Gutes“, sagt Adler. Eine kräftige Muskulatur kann auch dabei helfen, die schlaffer werdende Haut aufzuspannen. Aber: Mehr Kollagen und Elastin bekommt man damit auch nicht wieder in die Haut. Nicht zuletzt: Man altert ja nicht nur mit der Haut: Auch das Fettgewebe wird weniger, Muskulatur und Knochen verändern sich. „Dagegen hilft Gymnastik oder ein Edelstein-Gesichtsroller halt echt nicht“, sagt Adler.