Wie viel dürfen wir jährlich freisetzen um das Klimaziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung zu erreichen?

Das Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent zu verringern, ist Deutschlands Beitrag zum Pariser Klimaabkommen. So soll die Erderwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden - möglichst auf 1,5 Grad Celsius. Dafür muss der Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem von Kohlenstoffdioxid (CO2), deutlich sinken.

Deutschland Vorreiter beim Klimaschutz

Zwischen 1990 und 2018 haben wir in Deutschland den Ausstoß von Treibhausgasen um rund 30,8 Prozent verringert. Damit sind wir Vorreiter beim Klimaschutz. Ein guter Anfang, aber es reicht nicht. Denn laut Klimaschutzbericht 2018 schaffen wir voraussichtlich eine Minderung von etwa 32 Prozent gegenüber 1990. Deshalb müssen wir mehr tun, um die Emissionen wie angestrebt bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Die Lücke von etwa acht Prozent wollen wir schnellstmöglich schließen. Bis 2030 will die Bundesregierung den Treibhausgas-Ausstoß um 55 Prozent herunterfahren.

Kohlenstoffdioxid (CO2) entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas – hauptsächlich, um Strom- und Wärme zu erzeugen. Es ist das bedeutendste Treibhausgas. Weitere Treibhausgase – Methan, Lachgas und fluorierte Gase – werden durch Prozesse in der Chemieindustrie oder durch Massentierhaltung und Überdüngung in zu großem Maße freigesetzt. Maßeinheit für alle Treibhausgase sind die genannten CO2-Äquivalente. Insgesamt wird daher oft nur vom CO2-Ausstoß gesprochen.

Klimaschutz in Zahlen

Wie ist die CO2- Bilanz der einzelnen Sektoren? Um wie viel haben sie und um wie viel sollen sie den Treibhausgasausstoß künftig verringern? Im Folgenden ein Überblick über die vier wichtigsten Bereiche: Energiewirtschaft, energieintensive Industrie, Verkehr und Gebäude.

Energiewirtschaft: Mit Kohleausstieg Klimaziel erreichen

Den größten Anteil an den deutschen Gesamtemissionen verursacht die Energiewirt­schaft mit knapp 36 Prozent (2017) - vor allem durch die Verbrennung fossiler Energieträger für die Strom- und Fernwärmeversorgung.

Gegenüber 1990 haben die Energieunternehmen ihre CO2-Emissionen 2018 um etwas über 33 Prozent gesenkt. Die Reduzierung der Steinkohleverstromung macht sich bemerkbar. Dennoch: Rund 35 Prozent des Stroms wurden weiterhin aus Braun- und Steinkohle erzeugt. Das verursachte 2017 fast 74 Prozent der CO2-Emissionen des Energiesektors.

Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, auf erneuerbare Energie umzusteigen: Mit Wind-, Sonnenenergie und Biomasse sparte Deutschland allein bei der Stromerzeugung im Jahr 2018 ein Drittel CO2. Erstmals wurde genauso viel klimafreundlicher Strom erzeugt wie Strom aus Kohle: Fast 40 Prozent – mehr als jede dritte Kilowattstunde – kamen aus erneuerbaren Energien.

Bis 2030 soll die Energiewirtschaft mindestens 61 Prozent CO2 gegenüber 1990 einsparen. Das sind vom jetzigen Stand nochmals etwa 30 Prozent. Der schrittweise Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2038 und mehr erneuerbare Energien wird die Energiewende weiter voranbringen und sorgt nach und nach für weniger CO2. Mit dem Gesetz zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus werden zudem die erforderlichen Genehmigungsverfahren vereinfacht. Damit werden wir unser Klimaziel 2030 erreichen.

Industrie: Klimafreundliche Technologien voranbringen 

An zweiter Stelle der CO2-Verusacher steht die energieintensive Industrie mit rund 22 Prozent (2017). Die Emissionen entstehen zu zwei Dritteln durch Industriefeuerung, also zur Energiegewinnung. Ein Drittel wird bei der Herstellung energieintensiver Produkte freigesetzt, vor allem in der Metall- und Chemieindustrie: etwa für Eisen-, Stahl- und Zement.

Deutsche Industrieunternehmen haben ihre CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2018 um rund 31 Prozent reduziert. Energie, Material und Ressourcen werden effizienter genutzt, erneuerbare Wärme eingesetzt und klimaneutrale Verfahren eingeführt.

Die industriellen Emissionen sollen laut Klimaschutzplan der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 um weitere rund 20 Prozent sinken. Um das zu erreichen, fördert der Bund die schnelle Entwicklung neuer marktreifer Technologien für den Einsatz erneuerbarer Energien und für mehr Energieeffizienz. Die Bundesregierung will ein Förderprogramm zur Dekarbonisierung auflegen. Das Bundesumweltministerium baut in Cottbus ein "Kompetenzzentrum Klimaschutz in der energieintensiven Industrie" auf.

Verkehr: Zu viele Fahrzeuge mit Benzin und Diesel

Den dritten Platz belegt der Verkehrssektor mit knapp 19 Prozent CO2-Austoß. Die Treibhausgas-Bilanz des Sektors hat sich im Vergleich zu 1990 so gut wie nicht verändert. Hauptverursacher ist der Straßenverkehr: 96 Prozent der Verkehrsemissionen stoßen Pkw und Lkw aus. Pkw verursachen zwei Drittel davon.

Die Gründe: 71 Prozent mehr Lkw und 31 Prozent mehr Pkw sind auf den Straßen unterwegs als noch vor 30 Jahren. Deutschland verzeichnet EU-weit den zweithöchsten Wert beim CO2-Ausstoß von Neuwagen: durchschnittlich 127 Gramm CO2 pro Kilometer (2017). Bis 2021 dürfen es nur noch 95 Gramm CO2 sein.

Die Energieeffizienz der Fahrzeuge hat sich verbessert. Doch der Trend zu größeren, schwereren und leistungsstärkeren Fahrzeugen kompensiert die Einsparungen. Außerdem fahren 95 Prozent der neuen Fahrzeuge  noch immer mit Benzin und Diesel. Immerhin: Emissionsarme Antriebsarten nehmen allmählich Fahrt auf.

Elektromobilität voranbringen, mehr ÖPNV und Schiene

Klimaziel bis 2030 für den Verkehrssektor sind mindestens 42 bis 40 Prozent weniger CO2. Die Bundesregierung will die Elektromobilität voranbringen. Sie fördert die Entwicklung alternativer Antriebe und den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Ebenso den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Schiene. Mit dem Programm "Saubere Luft 2017-2020" investiert sie in die Elektrifizierung des Verkehrs, in digitale Verkehrssysteme und die Nachrüstung von Dieselbussen.

Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) erarbeitet im Auftrag der Regierung Empfehlungen für eine grundlegende Verkehrswende. Diese soll eine Antwort auf den Klimawandel geben und gleichzeitig wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und soziale Teilhabe sicherstellen.

Gebäude: energetisch sanieren

In der Treibhausgas-Bilanz 2017 steht der Gebäudesektor mit 14,6 Prozent CO2-Emissionen auf Platz vier. Heizen verursacht die meisten Gebäude-CO2-Emissionen. Denn geheizt wird vor allem mit Gas und Heizöl. Derzeit werden 13,9 Prozent der Wärme wird mit erneuerbarer Energie erzeugt, bis 2020 sollen es bisher 14 Prozent sein. Der Gebäudesektor umfasst private Haushalte, Gewerbe- und Dienstleistungsgebäude sowie öffentliche Gebäude.

Dank energiefreundlicher Neubauten sank der Treibhausgasausstoß des Gebäudesektors zwischen1990 und 2018 um etwa 44 Prozent. Laut Klimaschutzplan der Bundesregierung sollen die Gebäude-Emissionen bis 2030 um weitere 23 Prozent zurückgehen.

Zwei Drittel der Wohngebäude wurden vor 1979 (erste Wärmeschutzverordnung) errichtet. Sie verbrauchen deutlich mehr Energie als neuere Gebäude und stoßen mehr CO2 aus. Die Gegenmittel: Gedämmte Dächer, isolierte Fenster, effizientere Wärmetechnologien mit erneuerbarer Energie - etwa Wärmepumpen oder Solarthermie - senken den Energiebedarf und die CO2-Bilanz. Hausbesitzer können einen individuellen Sanierungsfahrplan nutzen, um ihr Haus schrittweise energetisch zu sanieren.

Fördergeld für klimafreundliches Bauen und Sanieren: Seit 20 Jahren fördert die Bundesregierung Wärme aus erneuerbaren Energien. Auch energieeffizientes Bauen und Sanieren wird gefördert: Die KfW unterstützt Hauseigentümer bei der energieeffizienten Sanierung. Die Bafa fördert die Anschaffung von Heizsystemen mit erneuerbaren Energien.

Freitag, 13. September 2019

Auf welches Jahr bezieht sich das 1 5

1,5-Grad-Ziel (auch 1,5-Grad-Grenze) nennt man das Ziel, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gerechnet vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2100. Als vorindustriell wird der Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900 verwendet.

Was bedeutet das 1 5

Wie dramatisch die Folgen der Klimaerwärmung bei 2 Grad im Vergleich zu 1,5 Grad Celsius, zeigt ein IPCC Sonderbericht. Das Fazit kurz zusammengefasst: Eine Erwärmung um 2 Grad Celsius hätte deutlich drastischere Folgen für Artensterben, Extremwetter, die menschliche Gesundheit und den Anstieg der Meeresspiegel.

Wie viel CO₂ darf die Menschheit noch ausstoßen?

Laut dem Bericht (siehe hier, Tabelle SPM. 2) können, gerechnet ab Anfang 2020, noch 400 Gigatonnen (Gt) CO2 in die Atmosphäre abgegeben werden, um das 1,5-Grad-Ziel nicht zu verfehlen.

Wie viel CO2 pro Kopf für 1 5

Personen im Zeitraum von 2018 bis 2050 bedeutet dies, dass jedem Menschen auf dieser Erde bei einem Erwärmungsziel von maximal 1,5° C ein klimaverträgliches Budget von im Durchschnitt jährlich rund 1,5 t CO₂ zustünde.

Wann erreichen wir 2 Grad?

Eine im Jahr 2022 veröffentlichte Studie besagt, dass das 2-Grad-Ziel mit einer 48- bis 58-prozentigen Wahrscheinlichkeit erreicht werde, insofern der Ausstoß von Treibhausgasen in exakt dem Umfang verringert wird, wie er von Staaten im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 zugesichert worden war.

Was passiert wenn das 2 Grad Ziel überschritten wird?

Bei einer Überschreitung der 2(1,5)-Grad-Grenze würden die Folgen des Klimawandels nicht mehr kontrolliert werden können. Wetterextreme und andere Klimafolgen würden ein gefährliches und kaum zu bewältigendes Maß annehmen und die ökonomischen Kosten unvertretbar hoch ansteigen lassen.