Wie stellt man die Lüfter einstellen?

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Moderne Computer lassen sich leise oder unhörbar betreiben, leider oft nicht direkt nach dem Aufbau. Hier wird erklärt, wie ihr die CPU- und Gehäuselüfter richtig einstellt.

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Wie stellt man die Lüfter einstellen?

Tausende Euro sind von eurem Bankkonto zu unterschiedlichen Händlern gewandert, der Aufbau hat euch einige Schweißperlen auf die Stirn getrieben, Windows wurde schon aufgesetzt und nach Stunden langem Basteln und Installieren wird endlich das Lieblingsspiel gestartet. Doch dann die Ernüchterung: Obwohl alles dank der neuen teuren Hardware in frischem Glanz und maximalen Details auf dem Monitor erscheint, gibt die neue Edel-Hardware unterm Schreibtisch Geräusche von sich, die ihr eigentlich nur vom Staubsauger oder Backofen kennt.

BIOS und UEFI?

Früher hatten die Mainboards der Computer ein BIOS, das "Basic Input/Output-System". Dieses lief im Hintergrund und oftmals vom Benutzer unbemerkt unterhalb des Betriebssystems (Windows, MacOS und Linux) und stellte das grundsätzliche Stückchen Software dar, das euer Mainboard und damit alles, was dort angeschlossen ist, koordiniert. Seit ungefähr zehn Jahren wurde das BIOS von seinem Nachfolger UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) in einem fließenden Übergang abgelöst. Die Funktion ist die gleiche geblieben, nur eben ein bisschen umfangreicher, optisch ansprechender und zugänglicher zu bedienen. Statt nur per Tastatur, kann es jetzt auch per Maus benutzt werden.

Sofern die Lautstärke nicht von einer schlechten Auswahl des Grafikkartenmodells, des Netzteils oder dem günstigsten Lüfter herrührt, lässt sich die Geräuschkulisse spürbar verringern und unter Windows sogar ganz vermeiden. In dem Artikel zeige ich euch den Unterschied zwischen PWM-Lüftern sowie klassischen 3-Pin-Gleichstromlüftern und wie ihr diesen Lüfter im Mainboard UEFI Manieren beibringt.

UEFI? Warum? Wie komme ich dahin?

Der große Vorteil, die Lüftersteuerung via UEFI vorzunehmen, ergibt sich dadurch, dass das UEFI immer als erstes bootet und somit permanent im Hintergrund läuft, auch wenn das Betriebssystem noch nicht gestartet ist. Zudem braucht ihr keine Zusatzsoftware von Drittherstellern, die dann weitere Ressourcen benötigt sowie ab und zu ein Update möchte.

Ins UEFI kommt ihr beim Starten des Computers, indem ihr die entsprechende Taste im Boot-Bildschirm drückt. Üblicherweise "Entf", "F2", "F10" oder "F12". Dies wird in der Regel auch kurz beim Start eingeblendet, ansonsten hilft das Mainboard-Handbuch weiter. Alternativ kann das UEFI auch über den "Wiederherstellung > Erweiterter Start > Jetzt neu starten" oder per "Neustart"-Button-Klick bei gleichzeitig gedrückter Shift-Taste erreicht werden. Danach navigiert ihr via "Problembehandlung > Erweiterte Optionen > UEFI-Firmewareeinstellungen" direkt zum Neustart, der euch ins UEFI führt.

Wie stellt man die Lüfter einstellen?
Startbildschirm im UEFI bei einem MSI Mainboard mit B550-Chipsatz.
 

Ich hab Angst, was mache ich jetzt?

Nun sollte sich der UEFI-Startbildschirm geöffnet haben, dieser unterscheidet sich je nach Mainboard-Hersteller optisch recht stark von einander. Auch wenn hier wirklich Schaden angerichtet werden kann, passiert euch nichts, wenn ihr wisst, was ihr macht. Sollte doch aus Versehen etwas verstellt werden, könnt ihr die Standard-Einstellung jederzeit wiederherstellen. Zudem wird euch beim Verlassen (das Kreuz rechts oben in der Ecke) ein kurze Zusammenfassung angezeigt und gleichzeitig gefragt, ob die Änderungen gespeichert werden sollen. Also im Zweifel "Nein" auswählen.

In der Regel befindet ihr euch nun im "Easy Mode", der nur einfache Informationen und Einstellungen bereithält. Bei MSI kann via Tastendruck (F7) zwischen Easy- und Advanced-Mode umgeschaltet werden, was ich empfehlen würde. Danach seht ihr auf der rechten Seite die Schaltfläche "Hardware Monitor - Monitoring and Fan Control" und genau da wollen wir hin.

Hardware-Monitor

Bei anderen Mainboard-Herstellern kann diese Schaltfläche unterschiedlich benannt sein oder die Lüftersteuerung befindet sich unter einem anderen Menüpunkt. Der grundsätzliche Aufbau ist allerdings immer sehr ähnlich, so dass ihr euch gut zurechtfinden solltet.

Wie stellt man die Lüfter einstellen?
Der Hardware Monitor für Monitoring und zum Einstellen der Lüfter. Die weiße Linie im Diagramm (ganz rechts) zeigt die ausgewählte Temperatur und die gelbgrüne Linie (ganz rechts unten im Diagramm) die aktuelle Lüfterdrehzahl an.

In der Mitte befindet sich ein Diagramm, es zeigt auf der linken Y-Achse (senkrecht) die Temperatur (°C) an und auf der rechten Y-Achse die Lüfterdrehzahl (RPM). Die Punkte sind Stützpunkte für die Lüfterkurve. Sie sind in Blautönen gehalten, wenn im Diagramm links oben der "Smart Fan Mode" aktiviert ist. Wenn der Modus deaktiviert ist, könnt ihr keine Lüfterkurve einstellen. Rechts vom Diagramm sind die Werte der vier Stützpunkte in Tabellenform angegeben. Es wird immer eine Temperatur der Lüfterdrehzahl gegenübergestellt.

Mit einer dünnen weißen und einer gelbgrünen Linie wird die aktuelle Temperatur und Lüfterdrehzahl angezeigt. Links oben kann die aktuelle Temperatur zur Anzeige im Diagramm (weiße Linie) ausgewählt werden. Zur Auswahl stehen sechs verschiedene Temperaturen:

  • CPU Core: CPU-Temperatur
  • CPU Socket: Mainboard-Sensor für den CPU-Sockel
  • System: Mainboard-Sensor, der sich irgendwo auf dem Mainboard befindet, er misst im Prinzip die Gehäuseinnentemperatur.
  • MOS: Temperatur der Spannungsregulatoren des Mainboards
  • Chipset: Temperatur des Mainboard-Chipsatzes, hier der B550.
  • PCIe: Leider nicht die GPU-Temperatur, sondern die Temperatur des ersten PCIe-Slots.

Rechts über dem Diagramm ist die Auswahl für die unterschiedlichen Lüfteranschlüsse auf dem Mainboard. Das hier gezeigte Mainboard hat acht Lüfteranschlüsse, davon sechs für die Gehäuselüfter und zwei für die CPU-Kühlung. Wobei einer für eine AIO- oder Wasserkühlungspumpe gedacht ist, allerding auch für einen zweiten CPU-Lüfter verwendet werden kann.

Wie stellt man die Lüfter einstellen?
Ein 4-Pin-Stecker eines PWM-Lüfters. Der obere Pin ist für das PWM-Signal. DC-Lüfter haben drei Pins, so breit wie beiden Stege.

Links vom Diagramm kann zwischen "PWM", "DC" oder "Auto"-Modus gewählt werden. PWM steht für Pulsdauermodulation, DC für Gleichstrom und Auto sollte klar sein. Diese Auswahl muss eurem Lüfter entsprechen. Auto löst das Problem für euch, wird allerdings nicht immer angeboten. Ein PWM-Lüfter sollte per PWM betrieben werden, kann allerdings auch im DC-Modus geregelt werden. DC-Lüfter laufen dagegen nur per DC-Modus, da sie zwar ein Signal über die Drehzahl zurückliefern, allerdings keine PWM-Control-Funktion (der 4. Pin) vom Mainboard erhalten können.

Was für einen Lüfter habe ich?

Natürlich steht alles im Handbuch oder Datenblatt eurer Gehäuse- oder CPU-Lüfter. Doch PWM-Lüfter erkennt ihr sehr einfach am Stecker. PWM-Lüfter besitzen einen 4-Pin-Stecker, wohingegen DC-Lüfter nur einen 3-Pin-Stecker besitzen. Der Anschluss auf dem Mainboard ist der gleiche, bei DC-Lüftern bleibt dann ein Pin am Mainboard-Anschluss frei. Die Ausrichtung wird durch den Halte-Clip vorgegeben.

Lüfterkurve einstellen

Oben rechts im Hardware-Monitor sollte der entsprechende Lüfteranschluss ausgewählt werden. Hier im Beispiel "System 1". Die Drehzahlanzeige an der Y-Achse ist im Beispiel ungewöhnlich hoch, da sieben Lüfter mit 0...2000 U/min an einem Anschluss hängen.

AIO-Wasserkühlung?

Solltet ihr eine All-in-One-Wasserkühlung beziehungsweise ein Komplettset zur Kühlung der CPU besitzen, funktioniert das Einstellen der Pumpenkurve und der Lüfter auf dem Radiator genauso wie bei Gehäuse- und CPU-Lüftern. Diese werden ebenfalls mit dem gleichen Stecker an die gleichen Anschlüsse auf dem Mainboard eingesteckt.

Stellt zuerst die Pumpe auf eine Drehzahl ein, die  das Wasser ausreichend fördert, allerdings nicht hörbar ist. Es kann sinnvoll sein, die Pumpenstützpunkte so einzustellen, dass nur eine kleine Steigerung möglich ist. Danach die Lüfter so einstellen, dass sie bei höherer CPU-Temperatur ein wenig mehr drehen. Durch die zwei Stellschrauben kann das ein bisschen mehr Ausprobieren und Experimentieren erfordern. Möglicherweise lohnt es sich, die Pumpe mit vollständig konstanter Drehzahl zu betreiben.

 

Das Prinzip ist für alle Lüftertypen oder auch AIO-Wasserkühlungen das gleiche. Zuerst sollte im Diagramm der "Smart Fan Mode" aktiviert werden. Ihr wisst auch schon, was für einen Lüfter ihr besitzt, habt also PWM oder DC ausgewählt. Dann oben links im Hardware-Monitor die passende Temperatur auswählen. Bei CPU-Lüftern oder AIOs ist die Auswahl einfach: "CPU Core".

Idealerweise sollten die Gehäuselüfter an die Temperatur der größten Wärmequelle gebunden werden: der Grafikkarte. Leider gibt es diese Auswahl nicht, so kann "CPU Core" ebenfalls herhalten, was ich nicht empfehlen würde, weil es dann zu stärkeren Schwankungen der Drehzahl kommt. Daher am besten "System" oder "Chipset" auswählen. Da das nur die Diagramm-Anzeige war, kommt jetzt die "Temperature Source" an die Reihe. Dort dann ebenfalls "System" oder "Chipset" auswählen.

Direkt unten darunter die "Step up time" und "Step down time" auswählen. Im Beispiel ist die höchstmögliche Einstellung von 0,7 und 1,0 Sekunden sowie ein PWM-Lüfter ausgewählt. So wird verhindert, dass der Lüfter hektisch schneller und langsamer geregelt wird, weil das Temperatursignal um einen Grenzwert schwankt. Insbesondere bei modernen CPUs mit Boost-Takt sorgt das für eine hörbare Beruhigung der Regelung und damit der Geräuschkulisse.

Die Stützpunkte sind mit der Maus verschiebbar, das ist allerdings deutlich fummeliger, als einfach die Tabelle rechts neben dem Diagramm auszufüllen. Also per Maus oder Pfeiltasten die niedrigste Temperatur auswählen. Ein guter Standard ist, als kleinste Temperatur 0 °C auswählen sowie dann als zweite Temperatur ein Wert, der in Windows und im Idle-Betrieb nicht überschritten wird und beide Punkte erhalten die gleiche Lüfterdrehzahl. So ist der Lüfter schön leise, wenn ihr arbeitet oder nur ein Video schaut.

Als nächstes solltet ihr mit der Lüfterdrehzahl spielen, hier habe ich 35 % als guten Idle-Wert eingetragen. Das entspricht bei meinen Gehäuselüftern mit 0 bis 2.000 U/Min einer Drehzahl von 875 U/min. "Wieso nicht 700 U/min?", höre ich einige Fragen. Weil die PWM-Kurve nicht passend zur maximalen Drehzahl ist, ergo kurzer Dreisatz: 20 % entspricht 500 U/min und damit 35 % 875 U/min. Stellt eure Lüfter auf einen Wert ein, der noch angenehm leise ist. Einfach ausprobieren und eine Hörprobe machen. Meine Lüfter würden sich zudem bei < 10 % abschalten. Wollt ihr also wie bei modernen Grafikkarten oder Netzteilen einen Zero-Fan-Mode erreichen, könnt ihr dort bei 0 °C und 45 °C jeweils einen Wert kleiner als 10 % eintragen.

Der dritte Stützpunkt entspricht einer höheren Belastung im System, zum Beispiel ein moderates Spiel oder intensiveres Programm. Der vierte Stützpunkt ist dann schon Maximallast oder zumindest auf dem Weg dahin. Hier bei mir 50 °C und 55 % sowie 60 °C und 80 %. Beachtet, dass die Temperatur von eurer gewählten Referenz auch erreicht werden können muss, sonst bleibt die Lüfterschwindigkeit bei 55 °C stehen, wenn der Chip nicht heißer werden kann und eure höheren Punkte nicht berücksichtigt. Das kann allerdings auch gewünschtes Verhalten sein. Da hilft allerdings nur ausprobieren.

Unter der Tabelle sind drei Buttons, mit der die Lüfter alle auf 100% gestellt oder zurückgesetzt werden können. "All Set Default" stellt die Mainboard-Standards wieder her und "All Set Cancel" löscht nur eure Veränderungen seit dem letzten Speichern.

Alles eingestellt, aber der Lüfter tanzt aus der Reihe?

Da dies nur Stützpunkte sind, versucht die Lüftersteuerung, sich an diesen zu orientieren. Sie geht aber auch darüber und darunter hinaus. Falls ihr also den CPU-Lüfter von 40 bis 70 °C und 40 bis 80 % einrichtet habt, dann interpoliert die Steuerung bis zur minimalen und maximalen Temperatur die Drehzahl und nutzt dennoch das volle Drehzahlband des Lüfter aus. Zudem sind oft kleinere Temperaturen als 20 oder 25 °C nicht einstellbar, so dass ein Eintragen von 0 °C im Diagramm trotzdem 20 °C ergibt.

Deshalb hat sich bei vielen der Standard etabliert, dass die ersten zwei Stützpunkte eine horizontale Gerade darstellen, so dass dort immer eine Mindestdrehzahl anliegt, die den Lüfter nicht stoppt, problemlos anlaufen lässt und so eine konstante, ruhige Drehzahl ermöglicht.

Insbesondere mit DC-Lüftern ist es notwendig, dass ihr die Spannung nicht so weit reduziert, dass der Lüfter gar nicht startet oder sich beim Versuch sehr stark abmüht. Hier hilft nur Ausprobieren oder einen Blick ins Datenblatt beziehungsweise die Herstelleranleitungen zu werfen, dort sollte die Anlaufspannung angegeben werden.

Wenn alles eingestellt ist, müsst ihr das UEFI wieder verlassen. Wichtig dabei, dass ihr eure Änderungen speichert, sonst war die Mühe umsonst. Die meisten UEFIs zeigen zudem eine kurze Zusammenfassung an, die ihr durchlesen solltet. So können unbeabsichtigte Änderungen schnell gefunden und korrigiert werden.

Wie stellt man die Lüfter einstellen?
Die Systemlüfter sind eingerichtet. Mindestens auf 35 % der Drehzahl und dann alle 10 °C wird die Drehzahl per Stützpunkt angehoben.