Wie lange muss boris becker im gefängnis bleiben

Seit Gestern ist der Ex-Tennis-Star Boris Becker (55) wieder in Deutschland, das hat sein Anwalt bestätigt. Der 55-Jährige ist zwar nicht wie erwartet in München angekommen, sondern an einem geheimen Ort, der bis Dato noch nicht bekannt ist. Kommenden Dienstag packt die Tennislegende im Interview mit Steven Gätjen aus, zu sehen gibts das um 20:15 auf SAT1. 

Und in Deutschland erwarteten Boris Becker gute Nachrichten. Ihm droht nach seiner Abschiebung aus britischer Haft nach Deutschland keine weitere Strafe. "Für dasselbe Vergehen oder Verbrechen kann man nicht mehrfach strafrechtlich verfolgt werden", sagte die Rechtsanwältin Natalie von Wistinghausen der Deutschen Presse-Agentur. "Dahinter steckt der Rechtsgrundsatz 'ne bis in idem', also das Verbot der Doppelbestrafung." Auch die Rechtsanwältin Gül Pinar, Mitglied des Ausschusses Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV), betonte: "Er kommt als freier Mensch an."

Hinter Boris Becker liegen harte Monate. Ein offizieller Prüfbericht zeigt, wie hart vor allem die Bedingungen in Beckers erstem Gefängnis waren. Mehr dazu seht ihr im Video oben.

Britische Medien hatten vergangene Woche berichtet, dass Beckers Freilassung und umgehende Abschiebung kurz bevorstehe. Abschiebehäftlinge würden von der Polizei direkt  zum Flughafen gebracht, erklärte Pinar. Normalerweise würden sie mit Linienflügen ausreisen und in Deutschland in Frankfurt am Main landen. Die britische Zeitung „Daily Mail“ hatte allerdings aber unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle berichtet, dass Becker ein privater Flug nach München bezahlt werde. Auch diese Variante sei möglich, so Pinar.

Auch das britische Justizministerium hatte Ende November auf Anfrage von FOCUS online klargestellt: Sollte Becker vor Weihnachten abgeschoben werden, wäre er in Deutschland ein freier Mann. Das "Early Removal Scheme” sieht dem Ministerium zufolge eine vorzeitige Haftentlassung vor und bedeutet nicht, dass der Abgeschobene eine Reststrafe in seinem Heimatland verbüßen muss.

Nach seiner Abschiebung darf Becker aller Voraussicht nach längere Zeit nicht nach Großbritannien einreisen, obwohl dort seine Partnerin wohnt. Der Zeitung "Mirror" zufolge gilt das Einreiseverbot mindestens so lange, wie seine eigentliche Strafe gewährt hätte, also bis Ende Oktober 2024. Anwältin Pinar sagte, dass der Zeitraum normalerweise länger sei und mindestens fünf Jahre betrage.

Boris Becker: Nach siebeneinhalb Monaten hinter Gittern auf freiem Fuß

Offen ist bisher auch, ob Becker sich an bestimmte Bewährungsauflagen zu halten hat. Dabei werde in der Regel mindestens vorgeschrieben, dass ein Wohnortwechsel bei den Behörden anzuzeigen ist, sagte Pinar. Doch hier könnte Becker der Brexit zugutekommen. Seit dem britischen EU-Austritt könnten etwaige Bewährungsauflagen nicht mehr auf der Grundlage von EU-Recht in Deutschland überwacht werden, teilte das Bundesjustizministerium auf Anfrage mit. "Eine isolierte Vollstreckung von Bewährungsauflagen sehen andere völkervertragliche Rechtsgrundlagen nicht vor", hieß es weiter. 

Zwar könnte möglicherweise gelten, dass sich laut dem Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) die Zuständigkeit deutscher Behörden aus dem Wohnsitz des Verurteilten ergebe. Sollte Becker also beispielsweise in seinem Geburtsort Leimen unterkommen, wo seine Mutter Elvira lebt, wäre die Justiz von Baden-Württemberg zuständig. Allerdings sei kein vergleichbarer Fall bekannt, „in dem eine Abschiebung nach Deutschland mit einer Überwachung von Auflagen einherging“, hieß es aus dem Ministerium.

Boris Becker sitzt derzeit in London seine Haftstrafe ab. Im April wurde er wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Becker trat nach dem Urteil seine Haftstrafe im Wandsworth Prison an, Ende Mai wurde er aber in das Huntercombe-Gefängnis verlegt. Mindestens die Hälfte seiner Strafe muss der 54-Jährige davon absitzen.

Immer wieder gab es Gerüchte darüber, ob der Tennisstar die restliche Zeit davon in Deutschland verbüßt. Nun meldete sich sein Anwalt Christian-Oliver Moser gegenüber "Focus Online" zu Wort und sagte, wie es ihm wirklich geht und was an den Spekulationen rund um seine Zeit im Gefängnis dran ist.

Anwalt von Becker spricht Klartext

Zunächst sagte der Anwalt auf die Frage, wie gut der dreifache Wimbledonsieger mit dem Alltag im Gefängnis klarkomme, Folgendes: "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut." Zudem gab Moser an, dass der Sportler in einer Einzelzelle untergebracht sei. Immer wieder kursierten Meldungen über Beckers angeblichen Zustand im Gefängnis, auch darüber, wie sich der Tennisstar im Gefängnis verhalten soll, wurde berichtet.

Als "Focus online" Moser fragte, ob Becker die Berichte über seine angeblichen Haftbedingungen verfolge und was er davon halte, meinte der Anwalt jetzt: "Er bespricht diese mit mir und bei rechtswidrigen Berichten werden presserechtliche Maßnahmen ergriffen."

Moser stellte auch klar, dass nichts an den Spekulationen dran sei, dass angeblich Beckers Job im Gefängnis für Ärger unter den anderen Insassen gesorgt habe. "Das wurde bereits seitens des Gefängnisses öffentlich dementiert", so der Anwalt. Zu der Annahme, dass Becker nach Absitzen der Haftstrafe aus Großbritannien abgeschoben werden könnte, meinte er übrigens abschließend: "Das sind reine Spekulationen, zu denen wir uns nicht äußern."