Wie geht man mit jemandem um der bald stirbt

Apr 2022

Es ist der größte Abschied in unserem Leben: sterben. Es ist ein doppelter Abschied. Die Zurückbleibenden verabschieden sich vom Sterbenden und der Sterbende vom Leben. Und auch wenn wir eigentlich nicht wollen, dass unsere Liebsten sterben, so können wir letztlich nichts dagegen tun. Wie können Sie Ihren Liebsten daher den Abschied vom Leben so leicht wie möglich machen?

Geben Sie die Erlaubnis zum Sterben

Es klingt vielleicht im ersten Moment seltsam: Manchmal brauchen Menschen die Erlaubnis zum Sterben. Sterbende spüren es, wenn Angehörige und Freunde nicht loslassen können und sie kämpfen dann so lange wie möglich gegen das Sterben an, um ihre Liebsten nicht zu verletzen. Geben Sie Ihrem geliebten Menschen daher die Erlaubnis zu gehen. Sagen Sie ganz direkt, dass er oder sie jetzt gehen kann, dass Sie verstehen, dass die Zeit gekommen ist und Sie ihn loslassen. Auch wenn es Ihnen schwerfällt. Geben Sie dem Sterbenden zu verstehen, dass Sie von nun an ohne ihn klarkommen werden und er sich keine Sorgen zu machen braucht.

Wie geht man mit jemandem um der bald stirbt

Zeigen Sie ruhig Ihren Schmerz, aber versuchen Sie den Sterbenden vor allzu heftigen Gefühlsausbrüchen zu schützen. Wenn Sie zu sehr weinen und schluchzen müssen, gehen Sie vielleicht für kurze Zeit einmal aus dem Raum. Es belastet Sterbende oftmals, wenn sie mitbekommen, wie sehr diejenigen, die zurückbleiben, unter dem nahenden Verlust leiden. Natürlich sollen Sie nicht so tun, als ob alles wunderbar wäre, und strahlend durch die Gegend laufen. Das kann den Sterbenden ebenfalls irritieren. Entweder, weil er spürt, dass Sie gerade schauspielern oder weil er sich eventuell fragt, ob sein nahender Tod Sie vielleicht wirklich nicht berührt.

Wenn es unerledigte Dinge gibt, die den Sterbenden belasten, sprechen Sie sie an und versichern Sie ihm, dass es in Ordnung ist, die Dinge so zu verlassen wie sie sind. Jemand anderes wird sich nun an seiner Stelle darum kümmern und alles wird geregelt werden.

Sollte zwischen Ihnen und dem Sterbenden Spannungen bestehen, ist jetzt der Zeitpunkt, um sie zu begraben. Es muss nicht so getan werden, als sei alles nie geschehen, aber jetzt ist nicht die Zeit, um alten Groll wieder aufzurollen.

Erfüllen Sie die Wünsche des Sterbenden 

Achten Sie auf die Wünsche des Sterbenden und gehen Sie mit. Er oder sie hat Durst? Dann bringen Sie etwas zu trinken oder, falls er nicht mehr schlucken kann, benetzen Sie seine Lippen mit einem Tuch. Das ist für viele selbstverständlich. Doch was, wenn er Lust auf ein kaltes Bier hat? Dann holen Sie eines. Auch wenn Sie denken, das sei jetzt im Hospiz, im Krankenhaus oder wo Sie gerade sind, nicht angemessen. Was soll’s: Jetzt ist eben nicht die Zeit für warmen Fencheltee. Eine Zigarette bei Lungenkrebs? Solange keine Sauerstoffflasche in der Nähe ist und keine Sprinkleranlage Sie überfluten wird…

Feiern Sie, legen Sie Musik auf, tun Sie das, was dem Sterbenden gefällt

Muss ein Abschied immer still sein? Nein. So wie sie gelebt haben, so mögen viele auch gehen. Manche ruhig und leise, manche lieber mit einem Fest. Wenn der Sterbende gerne rauschend gefeiert hat, dann ist jetzt vielleicht die Zeit für ein letztes Fest. Stoßen Sie aufeinander an, trinken Sie gemeinsam einen Rotwein. Selbst wenn der Sterbende vielleicht schon nicht mehr selbst schlucken kann, so ist er doch mitten dabei.

Wenn der Sterbende es mag, legen Sie Musik auf. Das kann ganz unterschiedliche Musik sein: von meditativen Klängen bis zu Heavy Metal – was er eben gerne hören mag.

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Zelebrieren Sie die Stille und das Schweigen

Es ist das Gegenteil, von dem was wir im obigen Absatz geschrieben haben: Manchmal ist auch die Anwesenheit von mehreren Menschen im Raum dem Sterbenden zu viel. Achten Sie darauf, welche Zeichen er von sich gibt: Möchte er mehr Ruhe? Dann wechseln Sie sich vielleicht einfach mit den anderen Verwandten im Raum ab. So ist der Sterbende nicht alleine, aber es sind auch nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Raum.

Vielleicht mag der Sterbende leise aus seinem Lieblingsbuch vorgelesen bekommen oder Sie singen für ihn. Der Klang einer vertrauten Stimme beruhigt und kann ihn sanfter hinübergleiten lassen.

Und manchmal braucht es auch Stille. Je näher der Tod rückt, umso mehr entrückt der Sterbende in sein Innerstes. Bei diesem Prozess können ihn Geräusche stören. Achten Sie darauf, ob der Sterbende unruhig wird, wenn es zu laut ist, und geben Sie ihm dann die Stille, die er sucht.

Auch schweigend kann man Nähe geben. Halten Sie die Hand, berühren Sie den Arm. So spürt der Sterbende Ihre Nähe. Auch dann, wenn die Sinne langsam versagen und er vielleicht kaum noch reagiert.

Sorgen Sie für angenehmes Licht. Neonbeleuchtung, wie sie öfter in Krankenhäusern zu finden ist, verbreitet nicht unbedingt das schönste Licht. Zünden Sie Kerzen an oder stellen Sie eine kleine Lampe auf, falls Sie keine Kerzen anzünden dürfen.

Geben Sie Nähe, lassen Sie Raum

Manchmal kann zu viel Nähe Sterbende aber auch belasten. Sie können sich nicht vom Leben lösen, weil die Verbindung zu ihren Liebsten sie hält.

Sie haben bestimmt schon von den Fällen gehört, in denen Menschen just in dem Augenblick starben, in denen kurz niemand im Raum war. Die Verwandten machen sich dann häufig Vorwürfe, sie hätten ausgerechnet im wichtigsten Moment ihren Angehörigen im Stich gelassen. Doch wahrscheinlich hat sich der Sterbende genau diesen Moment ausgesucht. Einen kurzen Augenblick, in dem er alleine war, damit es ihm leichter fiel zu gehen. Achten Sie auf die Zeichen und ziehen Sie sich vielleicht auch immer wieder einmal für kurze Zeit zurück.

Trost geben und Angst nehmen

Viele Sterbende haben Angst. Oftmals mehr davor, dass sie Schmerzen haben könnten, als vor dem Tod selbst. Wenn dafür gesorgt ist, dass der Sterbende keine Schmerzen leidet, dann ist oftmals schon ein großer Teil der Angst vor dem Sterben genommen. Wie es weitergeht, das sehen Sterbende je nach Glauben und Weltsicht anders.

Bestätigen Sie dem Sterbenden, dass Sie überzeugt sind, dass – egal, was kommen mag – es gut sein wird. Für Menschen, die glauben, dass mit dem Tod des Körpers alles endet, kann es ein Trost sein, dass sie eben auch nichts mehr spüren und nichts mehr mitkriegen werden. Für andere ist die Hoffnung, dass man die Vorausgegangenen wiedersehen könnte, ein Trost. So wie es einige von Nahtodeserfahrungen berichten, bei denen sie von den verstorbenen Eltern oder Großeltern empfangen wurden. Für manche ist die Hoffnung auf Wiedergeburt tröstend, für andere die Vorstellung vom Paradies.

Für gläubige Menschen können religiöse Rituale hilfreich sein: Gebete, die mit und für einen gesprochen werden, kirchliche Lieder und Psalme oder vielleicht noch einmal der Besuch eines Geistlichen. Katholische Christen wünschen sich vielleicht einen Pfarrer, bei dem sie noch einmal die Beichte ablegen können, der ihnen noch einmal die Kommunion gibt und eine Krankensalbung vornimmt. Was passend ist, hängt vom Sterbenden ab.

Indem Sie den Sterbenden durch den Sterbeprozess begleiten, bereiten Sie sich selbst auf den Abschied vor. Rituale können Ihnen hier helfen, den Abschied und den Trauerprozess leichter zu bewältigen.



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Was sagen wenn jemand bald stirbt?

Man kann ihm deutlich machen, dass man mitfühlend ist, ohne dass man ihm das schön redet, und das kann man eigentlich sehr leicht ausdrücken. Zum Beispiel "ich tröste dich nicht, aber ich würde gerne. Ich weiß, es geht nicht, aber ich würde es dir gerne mitteilen". Das hilft schon enorm.

Wie geht man mit jemandem um der bald Sterben wird?

Suchen Sie sich Unterstützung. Vertrauen Sie Ihre Gefühle und Ängste nahestehenden Menschen an. Vielleicht hilft Ihnen auch ein Gespräch mit einem Seelsorger, einem Arzt oder anderen Außenstehenden, sich seelisch zu entlasten und zu spüren, dass Sie nicht alleine mit allem fertig werden müssen.

Wie fühlen sich Menschen die bald Sterben?

Symptome wie Angst, Depression, Schlafstörungen und Unruhe sind häufig: Sie sind auch ganz natürlich angesichts der Tatsache, dass das Leben zu Ende geht.

Wie kann man einem Sterbenden eine Freude machen?

Schaffen Sie unvergessene Momente, die dem Sterbenden Freude bereiten, ihn glücklich machen, ihn zum Lachen bringen, ihn überraschen, ihn berühren oder auch zu einem glücklichen Weinen bringen, ihn vielleicht auch nochmals für seine Verhältnisse zu Höchstleistungen anspornen.