Philosophie für alleBücher über Philosophie gibt es viele. Aber Richard David Prechts Buch ist anders als alle anderen. Denn es gibt bisher keines, das den Leser so umfassend und kompetent – und unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse – an die großen philosophischen Fragen des Lebens herangeführt hätte: Was ist Wahrheit? Woher weiß ich, wer ich bin? Was darf die Hirnforschung? Prechts Buch schlägt einen weiten Bogen über die verschiedenen Disziplinen und ist eine beispiellose Orientierungshilfe in der schier unüberschaubaren Fülle unseres Wissens vom Menschen: Eine Einladung, lustvoll und spielerisch nachzudenken – über das Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten! Show
Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und Autor und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg sowie Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seit seinem sensationellen Erfolg mit »Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?« waren alle seine Bücher zu philosophischen oder gesellschaftspolitischen Themen große Bestseller und wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung »Precht« im ZDF. Wer bin ich - und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise Originalausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München 2007 ISBN: 978-3-442-31143-9, 398 Seiten BuchbesprechungInhaltsangabeRichard David Precht nennt sein Buch "Wer bin ich – und wenn ja wie viele?" im Untertitel "eine philosophische Reise". Wie er im Vorwort erklärt, wollte er keine Philosophiegeschichte schreiben, sondern sich mit drei von Immanuel Kant gestellten Fragen auseinandersetzen: (1) Was kann ich wissen? (2) Was soll ich tun? (3) Was darf ich hoffen? Diese Fragen bilden denn auch die Überschriften der drei Teile des Buches. mehr erfahrenKritikRichard David Precht stellt in "Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?" spannende Fragen. Es sind allerdings zu viele. Deshalb bleibt er mit seiner lockeren, teilweise szenisch ausgeschmücken Darstellung an der Oberfläche. mehr erfahrenRichard David Precht nennt sein Buch „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ im Untertitel „eine philosophische Reise“. Wie er im Vorwort erklärt, wollte er keine Philosophiegeschichte schreiben, sondern sich mit drei von Immanuel Kant gestellten Fragen auseinandersetzen: (1) Was kann ich wissen? (2) Was soll ich tun? (3) Was darf ich hoffen? Diese Fragen bilden denn auch die Überschriften der drei Teile des Buches. Was kann ich wissen?
Weil der Mensch keine „Sonderanfertigung Gottes“ (Seite 72) ist, sondern ein Ergebnis der Evolution, ist sein Gehirn nicht darauf ausgerichtet, die große Wahrheit zu erkennen, sondern es dient vor allem dazu, die täglichen Anforderungen des Lebens zu bewältigen.
Vor 3 Millionen Jahren sei die Größe des Primaten-Gehirns explodiert, erklärt Richard David Precht, aber erst sehr viel später habe der Mensch von seinen dadurch möglichen technischen Innovationsfähigkeiten Gebrauch gemacht. Der amerikanische Hirnforscher Paul D. MacLean (1913 – 2007) behauptete, das menschliche Gehirn sei entsprechend seiner phylo- und ontogenetischen Entwicklung nach wie vor über einem primitiven „Reptilienhirn“ aufgebaut. In MacLeans Vorstellung besteht es aus drei Teilen: dem Reptilienhirn, dem frühen Säugetierhirn und dem Primatenhirn bzw. der Großhirnrinde. Dieses Modell ist inzwischen überholt. Heute unterscheidet man stattdessen zwischen Hirnstamm, Zwischen-, Klein- und Großhirn. Lässt dieses eigentlich für den Überlebenskampf entwickelte Gehirn Erkenntnisse zu? Unter der Kapitelüberschrift „Ulm. Ein Winterabend im 30-jährigen Krieg. Woher weiß ich, wer ich bin?“ erzählt Richard David Precht, wie René Descartes (1596 – 1650) erst einmal alles bezweifelte.
René Descartes nahm sich vor, nichts für wahr zu halten, was sich nicht schrittweise und lückenlos beweisen lässt. Weil er davon gehört hatte, was Galileo Galilei widerfahren war, veröffentlichte er seine „Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung“ 1637 vorsichtshalber anonym. René Descartes hatte das Ich zum Zentrum der Philosophie gemacht. Aber gibt es das Ich überhaupt? Der schottische Philosoph David Hume (1711 – 1776) hielt das Ich für eine Illusion, und viele moderne Hirnforscher teilen seine Überzeugung.
Sigmund Freud (1856 – 1939) unterschied im „psychischen Apparat“ zwischen drei Instanzen: Dem „Es“ (Unterbewusstsein), dem „Ich“ (Vermittlungsinstanz zwischen „Es“ und Außenwelt) und dem „Über-Ich“ (Leitbilder, Wertvorstellungen, Handlungsnormen, Gewissen).
Von der Frage nach dem Ich – „wer bin ich?“ – kommt Richard David Precht zum Thema Gedächtnis und Erinnerungen.
Weitere Themen in „Was kann ich wissen?“: Was sind Gefühle? Was ist Sprache? Was soll ich tun?Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) behauptete, Kultur und Gesellschaft hätten den Menschen nicht besser, sondern schlechter gemacht. Er war davon überzeugt, dass das Böse erst mit der Vergesellschaftung begann. Erst in der Gesellschaft hassen sich die Menschen, betrügen einander und trachten sich gegenseitig nach dem Leben. Die Vernunft zeigt dem Menschen nicht das Gute, sondern was für ihn vorteilhaft ist. Der englische Biologe Thomas Henry Huxley (1825 – 1895) widersprach Rousseau 1893 in seinem Vortrag „Evolution und Ethik“ und vertrat die Meinung, der Mensch müsse durch die Zivilisation gebändigt werden. Das hatte bereits Thomas Hobbes (1588 – 1679) gelehrt. Ihm zufolge ist der Mensch im Naturzustand des Menschen Wolf („homo homini lupus“). Der niederländische Zoologe und Verhaltensforscher Frans de Waal (* 1948) kommt dagegen aufgrund seiner jahrzehntelangen Beobachtung von Affen zu dem Schluss, dass es bereits im Tierreich Altruismus gibt. Es handelt sich dabei um Verhaltensweisen, die sowohl für den Einzelnen als auch für die Gruppe vorteilhaft sind. Immanuel Kant (1724 – 1804) ging davon aus, dass uns die Vernunft sagt, was wir zu tun haben und dass wir verpflichtet sind, gut zu sein. Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) widersprach Kant: Nicht die Vernunft, sondern der Wille bestimme das menschliche Tun.
Richard David Precht konstatiert:
Der amerikanische Physiologe Benjamin Libet (1916 – 2007) wies 1979 mit einem Experiment (Libet-Experiment) nach, dass der Handlung – in diesem Fall einer Handbewegung – zwar eine bewusste Entscheidung vorausgeht, die jedoch ihrerseits erst kurz nach einem im Gehirn messbaren Impuls erfolgt. Dieser Gehirnimpuls bleibt unbewusst.
Der freie Willen beschränke sich auf eine Veto-Funktion, erklärte Benjamin Libet. Die Handlung könne bis etwa 50 Millisekunden vor der Muskelaktivierung abgebrochen werden. Ausführlich geht Richard David Precht in „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ auf den von Jeremy Bentham (1748 – 1832) begründeten Utilitarismus ein, demzufolge eine Handlung auch ethisch nach ihrer Nützlichkeit bewertet wird. Ziel ist es, das aus dem Glück Einzelner aggregierte Glück der Allgemeinheit zu maximieren und das Unglück zu minimieren. Durch das utilitaristische Prinzip lässt sich zum Beispiel die Legitimität des Tyrannenmordes begründen: Es wäre die moralische Pflicht der Zeitgenossen gewesen, Adolf Hitler zu töten, um weiteres Leid zu verhindern. Augenzwinkernd fragt Richard David Precht, ob er nicht auch seine böse Erbtante Bertha umbringen müsse, damit er mit ihrem stattlichen Vermögen Gutes tun könne. Und er berichtet in diesem Zusammenhang von Experimenten des Harvard-Psychologen Marc Hauser, der Probanden fragte, wie sie sich in folgender Situation verhalten würden: Ein leerer Waggon rast auf fünf Gleisarbeiter zu, die nichts davon merken. Wenn der Proband die Weiche umstellt, rettet er die fünf Männer – allerdings wird der Waggon dann einen einzelnen Gleisarbeiter töten. Fast alle Befragten würden die Weiche umstellen und den Tod eines Menschen in Kauf nehmen, um fünf andere zu retten. Das wäre ganz im Sinne des Utilitarismus. Allerdings gibt Richard David Precht zu bedenken, dass es nicht immer so einfach wie in diesem Gedankenexperiment ist, die Folgen einer Tat abzuwägen. Im nächsten Kapitel seines Buches „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ beschäftigt er sich mit dem Thema Abtreibung.
Ebenso vage bleibt Richard David Prechts Stellungnahme zur Sterbehilfe:
Kaum klarer ist seine Meinung zum Thema Fleisch-Konsum.
Im Kapitel über Gentechnik, Klonen und Stammzellforschung schreibt Richard David Precht:
Unter der Überschrift „Gent. Kinder von der Stange. Wohin führt die Reproduktionsmedizin?“ heißt es:
Richard David Precht kritisiert, das Verbot der Präimplantationsdiagnostik in Deutschland bedeute, dass man Embryos erst nach der Implantation auf Erbkrankheiten untersucht – und dann unter Umständen legal abtreibt.
Weitere Themen in „Was soll ich tun?“: Wie sollen wir mit Menschenaffen umgehen? Warum sollen wir die Natur schützen? Was darf die Hirnforschung? Was darf ich hoffen?Anselm von Canterbury (um 1033 – 1109) stellte den ontologischen Gottesbeweis auf:
Dagegen wandte Thomas von Aquin (um 1225 – 1274) ein, die Vorstellung eines vollkommenen Gottes beweise nicht die reale Existenz eines solchen. Außerdem gebe es die größte aller Vorstellungen gar nicht, denn wie zu jeder Zahl eine Eins addiert werden kann, lässt sich zu jeder Vorstellung eine etwas größere denken. Thomas von Aquin glaubte, Gott stattdessen durch Kausalität beweisen zu können, als erste aller Ursachen, als „unbewegten Beweger“ (Aristoteles). Bertrand Russell (1872 – 1970) bezweifelte jedoch, dass es eine erste Ursache geben muss.
Einen anderen Weg, die Existenz Gottes zu beweisen, ging William Paley (1743 – 1805). In seinem 1802 veröffentlichten Buch „Natürliche Theologie“ griff er die schon vor ihm verwendete Uhrmacher-Analogie auf:
Folglich, so William Paley, müsse man auch vom lebenden Organismus auf einen „Designer“ schließen. Das tun auch die Anhänger des Kreationismus („Intelligent Design“). Als nächstes geht Richard David Precht auf Niklas Luhmann (1927 – 1998) ein, den Begründer der soziologischen Systemtheorie.
Niklas Luhmann ignorierte Biologie und Physiologie. Heute gilt es jedoch als wahrscheinlich, dass das Peptidhormon Oxytocin an der Bindungslust und Folgende Inschrift las Richard David Precht auf einer Steintafel in einer Taverne auf Naxos:
Jean-Paul Sartre (1905 – 1980) ging davon aus, dass der Einzelne sich durch seine Handlungen überhaupt erst definiert: „Die Existenz geht der Essenz voraus.“ So formulierte er die Grundthese des Existenzialismus und meinte damit, dass es anfangs nur die bloße Tatsache des Daseins gebe, eine Phase, in der das menschliche Individuum weder gut noch böse, sondern neutral wie die unbelebte Realität sei. Erst im Handeln entscheide sich das Individuum und entwickle einen bestimmten Charakter. Dabei sei jeder auf sich selbst angewiesen, ohne sich an vorgegebenen Werten orientieren zu können, und es komme darauf an, sich dieser Verantwortung zu stellen, sich nicht hinter Traditionen und Religionen, Doktrinen und Ideologien zu verschanzen – auch wenn es Angst hervorrufe. Richard David Precht meint dazu:
Für Robinson Crusoe spielte es keine Rolle, ob ihm die Dinge auf der Insel gehörten oder nicht. Die Frage nach dem Eigentum wird erst relevant, wenn andere Personen da sind, die es einem streitig machen könnten. In der modernen Industriegesellschaft definieren sich die Menschen allerdings in hohem Maße über ihren materiellen Besitz.
Damit sind wir beim Thema Glück.
Zwei Strategien zum Glück lassen sich unterscheiden: Selbstbewusste Optimisten versuchen, sich Lustgewinne zu verschaffen, ängstlichere und vorsichtigere Menschen zielen eher darauf ab, Leid zu vermeiden. Auf jeden Fall, so Richard David Precht, muss Glück aktiv hergestellt werden.
Nachdem er sieben Regeln aufgelistet hat, die zum Glück verhelfen, meint er:
Zum Schluss beschäftigt Richard David Precht sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und zieht folgendes Fazit:
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe) In dem von Elke Heidenreich empfohlenen Bestseller „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise“ gibt es auch in einer gekürzten Fassung als Lesung mit Musik (Sprecher: Caroline Mart und Bodo Primus, Random House Audio, Hamburg 2008, 4 CDs, ISBN: 978-3-86604-923-9). Bin ich und wenn ja wie viele?Eine philosophische Reise ist ein im Jahr 2007 veröffentlichtes Sachbuch des deutschen Philosophen und Publizisten Richard David Precht. Es war 16 Wochen lang im Jahr 2008 auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Wer bin ich und wenn ja wie viele Blick ins Buch?Denn genau das ist jetzt geschehen: Der Geisteswissenschaftler Richard David Precht hat mit seinem Buch "Wer bin ich und wenn ja, wie viele?" das Pilger-Epos "Ich bin dann mal weg" des Entertainers Hape Kerkeling nach hundert Wochen von der Spitze der "Spiegel"-Liste verdrängt.
Wer bin ichEin einzigartiger Pfad durch die schier unüberschaubare Fülle unseres Wissens über den Menschen. Von der Hirnforschung über die Psychologie zur Philosophie bringt Precht uns dabei auf den allerneusten Stand. Wie ein Puzzle setzt sich das erstaunliche Bild zusammen, das die Wissenschaften heute vom Menschen zeichnen.
Wer bin ich und wenn ja wie viele Thalia?it diesem Buch hat Richard David Precht eine Einladung zum Philosophieren geschrieben. Precht stellt viele Fragen, die er leidenschaftlich diskutiert, aber meistens nicht abschließend beantwortet. Diese Aufgabe bleibt dem Leser überlassen. Jeder muss seine eigene Antwort finden.
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