Allein beim Gedanken an Ihren Job macht sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend breit. Der Weg an den Schreibtisch – ein sich täglich wiederholender Gang nach Canossa, der Ihnen zunehmend schwerer fällt. Am liebsten würden Sie Ihre Stelle sofort kündigen. Ohne neuen Job in der Tasche unmöglich, denken Sie? Nicht unbedingt. Wir verraten Ihnen, was für eine Kündigung ohne neuen Arbeitsvertrag spricht – und wie es danach weitergeht. Show
Gründlich abwägen: Was ist Ihnen wichtig – im Job und im Leben“Was mache ich hier eigentlich den ganzen Tag? Und wofür?” Wohl fast jede*r Arbeitnehmer*in kennt diese Momente des Zweifelns, ob der aktuelle Job wirklich die richtige Wahl ist. Und manch eine*r würde lieber heute als morgen alles hinwerfen. Und tatsächlich tun das immer mehr Menschen. Vor allem in den USA ist die Zahl der Eigenkündigungen seit dem Frühjahr 2021 so rasant gestiegen, dass es inzwischen einen eigenen Begriff für dieses Phänomen gibt. “The Great Resignation” oder auch “Big Quit” bezeichnet die massenhafte freiwillige Kündigung von Arbeitnehmer*innen rund ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie. Auch wenn die Arbeitsbedingungen hierzulande nur bedingt mit denen in den Vereinigten Staaten vergleichbar sind, zeichnet sich auch in Deutschland eine höhere Bereitschaft ab, sichere Jobs aufzugeben. Denn in der Corona-Pandemie haben viele Angestellte ihre Work-Life-Balance hinterfragt und die eigenen Prioritäten neu geordnet. In der Abgeschiedenheit des Home-Office ist manchen bewusst geworden, dass ihr Job ihnen inhaltlich wenig gibt. Oder er ihnen im schlimmsten Fall sogar widerstrebt und ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigt. Keine impulsiven Entscheidungen treffenIst die Erkenntnis erst einmal da, dass der aktuelle Job einem nicht guttut, fühlt sich der Gedanke an eine Kündigung häufig an wie ein Befreiungsschlag. Erst einmal eine Auszeit nehmen und dann weitersehen – das scheint verlockend zu sein. Doch nicht ohne Grund zögern viele Arbeitnehmer*innen in Deutschland davor, ohne neuen Job zu kündigen. Schließlich droht eine erklärungsbedürftige Lücke im Lebenslauf. Zudem gibt es bei eigener Kündigung in der Regel nicht sofort Arbeitslosengeld. Auch die Verhandlungsposition bei einem neuen Jobangebot ist meist schwächer. Es ist also ohne Frage riskant, eine sichere Stelle zu kündigen, ohne einen neuen Job in der Hinterhand zu haben. Impulsivität ist hier fehl am Platz. Es kann aber durchaus Gründe geben, die dafür sprechen, dem aktuellen Arbeitgeber schnellstmöglich den Rücken zu kehren. Wichtig dabei: Wägen Sie das Für und Wider dieses Schritts gründlich ab. Gute Gründe für eine Kündigung ohne neuen JobUrsachenforschung ist ein unerlässlicher erster Schritt bei der Entscheidung. Woran liegt es, dass Sie sich mit Ihrer Arbeit so unwohl fühlen? Was passiert, wenn Sie sich dem weiter aussetzen? Und ganz wichtig: Scheint eine Veränderung zum Besseren möglich? Ist die Lage ausweglos, kann eine möglichst schnelle Trennung vom Arbeitgeber sinnvoll sein – auch ohne die Sicherheit eines neuen Jobangebots. Etwa, wenn einer der folgenden Sachverhalte gegeben ist.
Die Kehrseite: Diese Konsequenzen sollten Sie einplanen.Eine längere Phase der Arbeitslosigkeit ist nicht das einzige Risiko, wenn Sie kündigen, ohne einen neuen Job zu haben.
Nach der Kündigung: Das richtige Mindset ist entscheidendIhr Entschluss steht – Sie reichen die Kündigung ein! Auch wenn sich das erst einmal wie ein erfolgreicher Befreiungsschlag anfühlt: Werden Sie in Ihrer Euphorie nicht übermütig und verhalten Sie sich auch bei der Kündigung sachlich und professionell. Früher oder später werden Sie womöglich unsanft auf dem Boden der Tatsachen landen. Bevor Sorgen und Ängste die Oberhand gewinnen, gilt es, die richtige Einstellung zu entwickeln. Denn damit legen Sie den Grundstein, um einen neuen Job zu finden, in dem Sie glücklich arbeiten.
So können Sie den Bewerbungsprozess selbstbewusst und optimistisch angehen – und wirken auch auf Personaler überzeugend. Im Idealfall beginnen Sie direkt nach der Kündigung und nachdem Sie gesundheitlich wieder fit sind mit der Suche nach einem neuen Job. Wir bei Robert Half unterstützen Sie gerne dabei, laden Sie einfach Ihren Lebenslauf hoch. Lebenslauf hochladen Bildquelle: @alleksana - pexels.com Welche Nachteile habe ich wenn ich kündige?Auch rechtlich hat die eigene Kündigung Nachteile. So entfällt der Kündigungsschutz im Fall von Arbeitsunfähigkeit (siehe Irrtum 7), und es ist auch nicht mehr möglich, die Vertragsauflösung als missbräuchlich anzufechten. Zudem riskiert man Probleme mit der Arbeitslosenversicherung (siehe Irrtum 5).
Was passiert wenn man einfach kündigt?Mit einer Sperrzeit bestraft Dich die Agentur für Arbeit, wenn Du Deinen Job kündigst oder einem Aufhebungsvertrag zustimmst. Denn in diesen Fällen bist Du selbst für Deine Arbeitslosigkeit verantwortlich. Bis zu zwölf Wochen kann Dein Arbeitslosengeld gesperrt werden – das bedeutet ein Viertel weniger Geld für Dich.
Was steht mir zu wenn ich selbst kündige?Personen, die ihr Dienstverhältnis selbst gekündigt haben oder ihre Arbeitsstelle aufgrund eigenen Verschuldens verloren haben, erhalten in der Regel in den ersten vier Wochen ab Ende der Beschäftigung kein Arbeitslosengeld.
Hat der Arbeitgeber Nachteile wenn er kündigt?Eine Kündigung stellt für Arbeitgeber immer ein Risiko dar. Klagt der Arbeitnehmer dagegen, droht ein aufwändiges und teures Gerichtsverfahren. Daher bieten Arbeitgeber statt der Kündigung häufig einen Aufhebungsvertrag an. Ein Aufhebungsvertrag kann für Arbeitnehmer aber einige Nachteile haben.
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