Was tun wenn ich nicht mehr in der Pflege arbeiten kann?

Runter mit der Arbeitszeit. Oder ganz raus aus dem Beruf. So machen es viele Pflegekräfte, die die Arbeitsbelastung nicht aushalten oder denen die Bezahlung zu schlecht ist. Andere werden krank oder gehen früher in Rente. Die Folge: Es fehlen Fachkräfte. Darüber jammern die Arbeitgeber ausgiebig. Dabei sind sie selbst mit für die Bedingungen verantwortlich, die Pflegekräfte aus dem Job treiben.

Nach ihrer Krankenpflege-Ausbildung hat es Ramona W. nur ein Jahr auf der Inneren Station im nordrhein-westfälischen Witten ausgehalten. »Wir waren so unterbesetzt, dass eine gute Pflege überhaupt nicht möglich war«, blickt die 30-Jährige zurück.

Zum Teil war sie mit einer Kollegin für 39 Patientinnen und Patienten verantwortlich. Während eines Urlaubs kam sie zu dem Schluss: »So kann es nicht weitergehen.« Sie wechselte an die Uni, begann ein Jura-Studium. Nebenher arbeitet sie weiter in der Pflege – mit einem Minijob. »Ich wäre gerne im Pflegeberuf geblieben«, betont Ramona W.. »Es macht mir Spaß, mich um kranke und ältere Menschen zu kümmern – aber nur, wenn die Zeit dafür da ist. Und die hatte ich nicht.«

Der Pfleger Alexander Mrosek hat sich jetzt zum Medizinstudium eingeschrieben, seine Arbeitszeit auf einer Intensivstation des Essener Uniklinikums will er auf 20 Prozent reduzieren. Auch für ihn spielt die große Arbeitsbelastung eine Rolle. Entscheidend jedoch sind die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten. »Ich sehe keine große Perspektive in der Pflege«, sagt Alexander Mrosek. Angesichts der hohen Verantwortung sei die Bezahlung völlig unangemessen, findet er. Stationsleiter zu werden, ist für den 27-Jährigen keine Option. »Da ist man nur Verwalter des Mangels, muss die Kolleginnen und Kollegen ständig anbetteln, aus dem Frei zu kommen – das ist nichts für mich.« Zwar ist dem Krankenpfleger bewusst, dass auch Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus harten Arbeitsbedingungen und ausufernden Arbeitszeiten ausgesetzt sind. »Aber das wird wenigstens besser bezahlt und man kann im Beruf voran kommen.«

Viel Verantwortung, wenig Geld

Schon während der Pflege-Ausbildung denken viele über einen Ausstieg nach, sagt der Pflegepädagoge Dirk Schilder aus Münster. »Am Anfang sind die Auszubildenden noch hoch motiviert, doch die Bedingungen auf den Stationen führen schnell zur Desillusionierung.« Zuletzt wollten von einem ganzen Krankenpflegekurs nur zwei im Beruf weitermachen, die restlichen 28 nicht. »Vor Kurzem hatte ich zehnjähriges Klassentreffen eines Kurses. Von denen war nur noch eine Einzige in der Pflege.« Auch Dirk Schilder sieht im Missverhältnis von hoher Verantwortung und geringer Bezahlung einen Grund für die Flucht aus dem Pflege-beruf. Hinzu kämen unzuverlässige Dienstzeiten, die ein geregeltes soziales Leben unmöglich machten. Wenn sich Bezahlung und Arbeitsbedingungen nicht besserten, werde der Fachkräftemangel noch zunehmen, ist der Personalrat und Gewerkschafter überzeugt.

Vollzeit nicht zu schaffen

Nicht nur bei Jüngeren wird das Fachkräftepotenzial in der Pflege nicht ausgeschöpft. Die Krankenschwester Manuela Rasmussen vom Städtischen Krankenhaus Kiel zum Beispiel hat nach der Geburt ihrer drei Kinder die Arbeitszeit auf 50 Prozent reduziert. Obwohl alle jetzt fast erwachsen sind, kann sich die 56-Jährige nicht vorstellen, wieder mehr zu arbeiten. »Die Bedingungen sind so schlimm geworden, eine volle Stelle würde ich gar nicht mehr schaffen.« Etliche Kolleginnen und Kollegen in Vollzeit seien am Rande ihrer Kräfte, berichtet die Krankenpflegerin. »Das kann und möchte ich mir nicht mehr antun.«

Nicht jeder kann es sich leisten, seine Arbeitszeit zu reduzieren. Dennoch ist Teilzeitarbeit in der Pflege deutlich stärker verbreitet als in anderen Berufszweigen. Wäre der Teilzeitanteil so hoch wie anderswo, gäbe es nach Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums von 2012 allein in der Altenpflege über 125.000 Vollzeitkräfte mehr. Hinzu kommt, dass Pflegekräfte deutlich häufiger und länger krank sind als andere Beschäftigtengruppen. Besonders stark sind sie von psychischen Erkrankungen betroffen. Die Zahl der Frührenten liegt weit über dem Durchschnitt. Laut einer Studie des Inifes-Instituts können sich in der Kranken- und Altenpflege 77 bzw. 73 Prozent der Beschäftigten nicht vorstellen, ihren Beruf bis zum gesetzlichen Rentenalter auszuüben.

»Die Zahlen sprechen für sich«, sagt Grit Genster, Bereichsleiterin Gesundheitspolitik beim ver.di-Bundesvorstand. »Wer über Fachkräftemangel redet, darf zu den Arbeitsbedingungen nicht schweigen.« Um die Flucht aus der Pflege zu stoppen, seien verbindliche Personalvorgaben unerlässlich.

Dem einzelnen Betroffenen bringts sicher so Einiges,aber wird die Gesamtsituation durch das Wegrennen Einzelner besser ?
Sicher ist das eigene Kreuz das jenige,das kaputt geht,was aber bedeutet das für die restlichen Kollegen,die weiter ausharren und die nun verlassene Stelle überbrücken müssen ? Was bedeutet es für den Bewohner,wenn er nun noch weniger pflegerische Zuwendung erhält ?

Welche Berufskrankheiten gibt es in der Pflege?

Anerkannte Berufskrankheit?.
durch chemische Einwirkungen verursachte Krankheiten,.
durch physikalische Einwirkungen verursachte Krankheiten,.
durch Infektionserreger oder Parasiten verursachte Krankheiten sowie Tropenkrankheiten,.
Erkrankungen der Atemwege und der Lungen, des Rippenfells und Bauchfells,.
Hautkrankheiten,.

Wie lange kann man in der Pflege arbeiten?

Laut derzeitigem Arbeitsrecht in der Pflege darf die Höchstarbeitszeit im Jahresdurchschnitt nicht mehr als 48 Stunden pro Woche betragen. Gleichzeitig sind die oben beschriebenen Vorgaben des ArbZG zu Höchstarbeitszeit, Arbeit an Sonn- und Feiertagen sowie zu Ersatzruhetagen zu beachten.

Warum ändert sich nichts in der Pflege?

Wenn sich am Pflegenotstand nichts ändert, in welcher Situation befinden wir uns dann 2030? Dr. Dorothea Voss: Es kann sein, dass wir nicht genügend Infrastruktur und Fachpersonal haben und in eine Unterversorgungssituation kommen.

Sollte man in der Pflege arbeiten?

Die Arbeit in der Pflege ist unverzichtbar und wenn man die demographische Entwicklung betrachtet, wird sie immer bedeutsamer werden. Menschen zu helfen, ist ein gutes Gefühl. Sicher und attraktiv. Ein Arbeitsgebiet mit Zukunft und vielen Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.