Was passiert wenn man jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?

In Deutschland werden alle Steuerzahler entsprechend ihres Familien­standes einer Lohnsteuerklasse zugeordnet. Aus dieser ergibt sich, wie viel Lohnsteuer zu zahlen ist. Manche dieser Steuerzahler sind verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben, da sie eventuell unterm Jahr zu wenig Steuern gezahlt oder Freibeträge beantragt haben.

Andere wiederum müssen keine Einkommenserklärung abgeben, sollten dies allerdings tun, denn durchschnittlich wartet eine Steuernachzahlung von 1.000 Euro auf diese Steuerzahler. Im Gegensatz zu einer Pflichtveranlagung bleibt bei einer Antragsveranlagung mehr Zeit, eine Steuererklärung abzugeben.

In diesem Ratgeber erklären wir, wann eine Einkommensteuererklärung rückwirkend eingereicht werden kann und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Wir berichten, welche Fristen einzuhalten sind und was passiert, wenn diese nicht eingehalten werden können.

➥ Literatur zum Thema Steuererklärung und Steuern sparen

Inhalt

  • FAQ: Steuererklärung rückwirkend abgeben
  • Wer kann freiwillig und damit eine rückwirkende Steuererklärung abgeben?
    • Wie lange kann rückwirkend eine Steuererklärung abgegeben werden?
    • Vor- und Nachteile einer freiwilligen Steuererklärung
    • Einkommensteuererklärung rückwirkend einreichen: Lohnenswert?
  • Was müssen Studenten und Azubis beachten?
  • Weiterführende Literatur zum Thema
    • Weiterführende Suchanfragen

FAQ: Steuererklärung rückwirkend abgeben

Können Sie rückwirkend eine Steuererklärung abgeben?

Ja. In Deutschland ist es in den meisten Fällen möglich, eine freiwillige Steuererklärung rückwirkend abzugeben.

Wie lange können Sie rückwirkend eine Steuererklärung abgeben?

Sie haben bis zu vier Jahre Zeit. Hier lesen Sie mehr zur Frist für die rückwirkende Steuererklärung.

Was passiert, wenn Sie keine Steuererklärung abgeben?

Sind Sie zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet und kommen dem nicht nach, müssen Sie ggf. mit einer Anzeige wegen Steuerhinterziehung rechnen.

Wer kann freiwillig und damit eine rückwirkende Steuererklärung abgeben?

Unter bestimmten Voraussetzungen ist manch ein Steuerzahler dazu verpflichtet, zum 31. Juli des Folgejahres eine Steuererklärung abzugeben. Dies kommt beispielsweise zum Tragen, wenn Nebeneinkünfte über 410 Euro erwirtschaftet worden sind oder mehrere Arbeitsverhältnisse bestehen.

Sind Ehepaare in der Steuerklasse IV mit Faktor veranlagt oder wählten die Kombination aus den Steuerklassen V und VI, ist die Abgabe der Steuererklärung ebenfalls Pflicht.

Wer allerdings nicht verpflichtet ist, eine Steuererklärung beim Finanzamt einzureichen, kann dies freiwillig erledigen. Experten raten sogar dazu, eine Steuererklärung rückwirkend einzureichen, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass eine Steuererstattung ins Haus steht.

Die Steuererklärung kann nachträglich für viele Jahre abgegeben werden, denn in diesem Fall gilt nicht der 31. Juli des Folgejahres als Frist. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass Steuerzahler pro Jahr nur eine Steuererklärung einreichen können.

Sind Sie also für ein Jahr verpflichtet, eine Erklärung abzugeben, so können Sie nicht zusätzlich eine Steuererklärung freiwillig und rückwirkend abgeben.

Wer nicht dazu verpflichtet ist, eine Steuererklärung beim Finanzamt einzureichen, kann dies auf freiwilliger Basis tun – in diesem Fall wird eine nachträgliche Steuererklärung eingereicht. Beachten Sie jedoch, dass für jedes Jahr nur einmal eine Einkommensteuererklärung abgegeben werden kann. Haben Sie also bereits pflichthalber eine eingereicht, können Sie die Steuererklärung nicht noch rückwirkend abgeben.

Wie lange kann rückwirkend eine Steuererklärung abgegeben werden?

Was passiert wenn man jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?
Eine nachträgliche Steuererklärung können nur Antragsveranlagte abgeben.

Wer die Steuer rückwirkend erstattet haben möchte, hat wesentlich länger Zeit für die Steuererklärung, als diejenigen, die eine Erklärung abgeben müssen, denn in diesem Fall gilt der 31. Juli als Stichtag.

Wer die Steuererklärung nachträglich einreichen möchte, hat hierfür vier Jahre Zeit. In 2017 können demnach noch die Steuererklärungen für das Jahr 2013-2016 abgeben werden.

Pflichtveranlagte haben die Option, eine Fristverlängerung bis zum 30. September zu beantragen. Erledigt die Steuererklärung ein Steuerberater oder der Lohnsteuerhilfeverein, bleibt gar bis Ende Februar des übernächsten Jahres Zeit.

Anders sieht dies aus, wenn die Steuererklärung rückwirkend eingereicht wird. Hier zählt der 31. Dezember vier Jahre später als Stichtag. An diesem Tag muss die Erklärung dem Finanzamt vorliegen und kann nicht erst mit der Post abgeschickt werden.

Wer die Frist verpasst, hat seine Chance auf eine Steuerrückzahlung vertan. Eine Fristverlängerung gibt es in diesem Fall nicht.

Eine rückwirkende Einkommensteuererklärung kann bis zu vier Jahre später abgegeben werden. Stichtag ist jeweils der 31. Dezember. An diesem Tag muss dem Finanzamt die Erklärung vorliegen, eine Fristverlängerung kann nicht beantragt werden.

Vor- und Nachteile einer freiwilligen Steuererklärung

Bis zum Jahr 2009 hatte der Steuerzahler im Rahmen einer freiwilligen Steuererklärung noch eine Frist von zwei Jahren zu wahren. Seit 2009 hat der Steuerzahler vier Jahre Zeit. Der Bundesfinanzhof stellte sich auf die Seite der Steuerzahler und hob die Frist an.

Der Steuerzahler kann sich nun mächtig Zeit lassen – nicht immer zum eigenen Vorteil. Wer unter den Jahren seine Unterlagen nicht genau sortiert hat, kommt später richtig ins Trudeln.

Es empfiehlt sich daher, die Unterlagen schon während des Jahres ordentlich zu sortieren, dann ist die vierjährige Frist ein Vorteil und die Steuererklärungen der vergangenen Jahre können zusammen in einem Aufwasch erledigt werden.

Einkommensteuererklärung rückwirkend einreichen: Lohnenswert?

Was passiert wenn man jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?
Was passiert wenn man jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?
Eine Steuererklärung nachträglich abzugeben, ist vier Jahre lang möglich.

Pauschal lässt sich sagen: Wer die Steuererklärung rückwirkend abgibt, hat fast immer mit einer Steuerrückzahlung zu rechnen. Und selbst wenn auf dem Steuerbescheid eine Nachzahlung vom Finanzamt eingefordert wird, gibt es eine Lösung.

Warum die Meisten mit einer Rückzahlung rechnen können, ist einfach erklärt: Unterm Jahr zieht der Arbeitgeber entsprechend der Lohnsteuerklasse die Steuern ab. Die steuermindernden Ausgaben, wie Fahrtkosten, Arbeitsmaterial und weitere Werbungskosten, werden dabei nur in Form eines Pauschbetrages berücksichtigt. Zumeist liegen die Werbungskosten aber über diesem Betrag.

Diese und weitere Ausgaben können auch bei einer Steuererklärung rückwirkend abgesetzt werden und fördern so eine Steuererstattung zu Tage. Wer nun den Steuerbescheid erhält, allerdings eine Nachzahlung ans Finanzamt leisten soll, zieht seine abgegebene Steuererklärung einfach zurück.

Der Einspruch muss binnen vier Wochen beim Finanzamt vorliegen, dann gilt die Steuererklärung als nicht eingereicht und die Nachzahlung ist nicht zu leisten.

Trifft eine der folgenden Punkt auf Sie zu, ist es sinnvoll die Steuererklärung rückwirkend abzugeben:

  • Sonderausgaben liegen über 36 Euro (bei Ehepaaren über 72 Euro)
  • Werbungskosten liegen über dem Pauschbetrag von 1.000 Euro
  • eine Einkunftsart führte zu Verlusten
  • die außergewöhnlichen Belastungen liegen über der zumutbaren Eigenleistung
  • Heirat im vergangen Jahr
  • haushaltsnahe Dienstleistungen können abgesetzt werden
  • Ehepaar hat Steuerklasse IV ohne Faktor gewählt
  • unterm Jahr haben Sie nur teilweise als Arbeitnehmer gearbeitet
  • Versicherungsbeträge liegen über dem Vorsorgepauschbetrag
  • Anspruch auf Kinderfreibetrag statt auf Kindergeld
  • im vergangen Jahr unterlag Ihr Gehalt starken Schwankungen
  • zu viel Abgeltungssteuer gezahlt
  • bei einer Abfindung wurde die Fünftel-Regelung nicht angewandt
  • ein volljähriges Kind wohnt während der Ausbildung außerhalb

➥ Literatur zum Thema Steuererklärung und Steuern sparen

Was müssen Studenten und Azubis beachten?

Was passiert wenn man jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?
Was passiert wenn man jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?
Wer die Frist für eine rückwirkende Steuererklärung verpasst, kann die Erklärung nicht mehr nachreichen.

Die Frist von vier Jahren spielt insbesondere Studenten in die Karten. In der Regel müssen diese während ihres Studiums keine Steuererklärung abgeben. Dennoch macht es durchaus Sinn, eine Steuererklärung einzureichen.

Ausbildungskosten eines Zweitstudiums können nach dem Studium nämlich voll abgesetzt werden.

Erhalten Sie Ihre ersten Gehälter, lassen sich diese Ausgaben als Werbungskosten abziehen. Dafür benötigen Sie allerdings jegliche Rechnungen und Quittungen Ihrer Ausgaben.

Im ersten Berufsjahr sollte  Sie dann eine Steuererklärung, welche meist freiwillig ist, einreichen und entsprechende Auslagen absetzen. Dann ist die Freude über die ersten Gehälter gleich größer, denn es fallen weniger Steuern an.

Erhalten Auszubildende während der Ausbildung keine Vergütung gilt obiges auch für sie.

Die Steuererklärung rückwirkend abzugeben, bringt zumeist eine Steuerrückzahlung. Studenten können ihre Ausgaben für ein Zweitstudium nach dem Studium mit den Steuern auf die ersten Gehälter verrechnen und zahlen so im ersten Berufsjahr weniger Lohnsteuer.

Was passiert wenn man 10 jahrelang keine Steuererklärung gemacht hat?

3.4 Wie lange rückwirkend ist eine Steuererklärung möglich? Wenn du seit Jahren keine Steuererklärung gemacht hast oder du dich zum ersten mal mit dem Thema beschäftigst, kannst du bis zu vier Jahre freiwillig deine Steuererklärung nachträglich einreichen. Vorausgesetzt, du warst in diesen Jahren nicht verpflichtet.

Wie viele Jahre kann das Finanzamt zurückfordern?

Innerhalb der gesamten 4 Jahre darf das Finanzamt dann zurück prüfen. Dabei ist es unerheblich, ob Sie eine Steuererklärung abgegeben haben, oder nicht. Diese „kurze“ Frist von 4 Jahren gilt aber nur, wenn Sie nicht verpflichtet sind oder waren, eine Steuererklärung abzugeben.

Was passiert wenn man noch nie eine Steuererklärung gemacht hat?

Bist du nicht zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet, so hast du 4 Jahre Zeit, eine rückwirkend einzureichen. Im Jahr 2022 kannst du deine freiwillige Steuererklärung für 2018, 2019, 2020 und 2021 abgeben. Und das lohnt sich! Im Schnitt bekommst du mit steuermachen 1.047 EUR zurück!

Ist man verpflichtet jedes Jahr eine Steuererklärung zu machen?

Einmal Steuererklärung, immer Steuererklärung? Wer als Steuerzahlende:r einmal eine freiwillige Steuererklärung abgegeben haben, wird dadurch in Zukunft nicht automatisch zur Abgabe verpflichtet. Sie können in jedem Jahr neu entscheiden, ob Sie die Steuererklärung beim Finanzamt einreichen oder nicht.