Was passiert wenn man im gefängnis die seife fallen lässt

28.10.2022, Gefangene, JVA Aichach
Ohne die FAZ würde mir echt etwas Wesentliches fehlen
„Meist höre ich in den Nachrichten etwas, was mich interessiert, dieses lese ich dann 1-2 Tage später, gut recherchiert, in der Zeitung. So bleibe ich am Puls der Zeit und erschrecke vermutlich etwas weniger, wenn meine Entlassung ansteht. Ohne die Zeitun g würde ich sicher einiges nur unzureichend verstehen, was sich innerhalb eines Jahrzehnts verändert hat.“

08.08.2022, Gefangener, Maßregelvollzug Bedburg-Hau
Fenster nach draußen
„Ich habe durch Sie ein Fenster nach draußen, weil sie mir die taz und die junge Welt schicken.“

29.07.2022, Gefangene, JVA Chemnitz
Alles, was mit Resozialisierung zu tun hat, mit der Lupe suchen
„Um ehrlich zu sein, hatte ich vorher nie wirklich darüber nachgedacht, wie es im Gefängnis ist. Ich hatte ein eher behütetes Leben geführt, bei dem die längste Zeit mit der Aussicht ‚Knast‘ nicht zu rechnen gewesen wäre. Natrülich kannte man die Filmdarstellungen von (vorrangig) amerikanischen Gefängnissen – dabei dachte ich oft, dass es ganz so nicht sein könnte, auch in den USA nicht. Aber wie es nun tatsächlich dort oder hier aussieht, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Als ich dann hier war, habe ich natürlich sehr schnell bestimmte Erwartungen entwickelt, die dann z.T. enttäuscht wurden.

Ich habe z.B. die Hausordnung und die Vollzugsgesetze gelesen und versucht, mich daran und den darin beschriebenen bzw. vorgeschriebenen Möglichkeiten zu orientieren. Aber das meiste, was da vollmundig gepriesen wird, ist in der Praxis nicht vorhanden oder nicht umsetzbar. Nach meinem Gefühl muss man alles, was mit Resozialisierung zu tun hat, mit der Lupe suchen. Ich musste für meinen Studienplatz z.B. 1 Jahr kämpfen, wobei man doch eigentlich erwarten würde, dass die Unterstützung von Bildungsmaßnahmen von der JVA ganz selbstverständlich kommen müsste.“

16.06.2022, Gefangener JVA Bremervörde
Hoffnung auf planbaren Haftverlauf
„Ab Juli soll die Anstalt langsam in einen Vor-Corona-Zustand übergehen. So gibt es nun erstmal s wieder Gruppen und Lockerungen statt. Dies ist natürlich toll, aber zeitgleich ist die Stimmung trotzdem sehr angespannt – da viele Insassen  nun wieder das Gefühl haben „draußen“ mehr zu verpassen. Der Personalmangel und die fehlenden Gesprächsangebote tun dann leider ihr Übriges… Ich selbst hoffe vor allem auf stabile und klare Verhältnisse damit der weitere Haftverlauf planbar wird. Dank der Skype-Termine ist immerhin der Kontakt zu den Bekannten und Freunden sicher.“

10.06.2022, Gefangener, Jugendstrafanstalt Raßnitz
Nur 30 Euro für den Einkauf
„Ich befinde mich gerade in Quarantäne, wobei wir die Tage nicht bezahlt bekommen. Ausnahmefälle sind Hausaufgaben, … , die für 250 Minuten als Unterrichtszeit angerechnet werden und nicht als Arbeitszeit, wobei man für die Hausaufgaben ca 10 Euro Hausgeld bekommt. Ich hatte für den Einkauf im Mai nur 30 Euro … Es ist ja nicht meine Schuld, dass ich Corona bekommen habe. Ich bin ja eingesperrt. Ich bringe ja nicht Corona von draußen in den Knast rein. Ich kann nicht verstehen, warum wir unseren vollen Lohn nicht kriegen. Stattdessen sagt man uns: ‚keiner hat euch gesagt, dass ihr in den Knast kommen sollt!‘ Anhand von diesen Aussagen erkennt man eindeutig, wie einseitig das alles hier verläuft.“

07.06.2022, Patient, Maßregelvollzug Rheine
Strukturierte Zeit
„Mein Tag ist zur Zeit sehr strukturiert, ich stehe morgens auf und mache mich fertig für die Arbeit. Nach der Arbeit mache ich sehr oft Sport, eigentlich 5-6- Mal die Woche. Ich bin schon seit 10 Monaten in dieser Einrichtung und konnte die Zeit sehr gut für mich nutzen und bin auch dankbar, dass ich das alles so hinbekommen habe. Ich wollte Sie bitten, da ich am (…) Geburtstag habe, ob Sie mir ein Paket schicken könnten, ich wär Ihnen sehr dankbar dafür, leider habe ich zu meiner Familie zur Zeit nur sehr schlechten Kontakt und ich möchte der Familie nicht zur Last fallen, … falls Sie die Möglichkeit haben mit ein Paket zu schicken, denken Sie bitte daran, dass jegliche Art von Alkohol verboten ist.“

02.06.2022, Gefangene, JVA Zweibrücken
Mut und Hoffnung gegeben
„Hiermit teile ich Ihnen mit, dass ich das Große Wörterbuch Deutsch-Englisch erhalten habe … Sie haben mir Mut und Hoffnung gegeben. Danke.

02.06.22. Gefangener, JVA Neumünster
Besuchsempfang nur hinter Plexiglas und mit Maske
„Durch die Corona-Pandemie ist es leider nicht möglich, normalen Besuch zu empfangen. Die Besuche können nur durch eine Plexi-Glasscheibe und mit einer Maske (Mundschutz) stattfinden. Ich wollte dies meinen Kindern nicht zumuten … In der JVA Kiel konnte ich noch ein paar Mal mit meiner Familie und meinen Kindern telefonieren, da ich durch die Arbeit als Lazarett-Kalifaktor Einkommen hatte und mein Telio-Konto mit dem verdienten Geld aufladen sowie ein paar Einkäufe beim Anstaltskaufmann machen konnte.

Nun gehe ich in der JVA Neumünster zur Schule. Ich habe mich für die Suchtgruppe für Spielsüchtige beworben, was auch geklappt hat. Ich habe schon in der JVA Kiel angefangen meine Spielsucht zu bearbeiten, leider bietet Kiel keine Suchtgruppen sowie Einzelgespräche an. Daher wollte ich auch in die JVA Neumünster, da ich hier viele Möglichkeiten habe, mich mit der Spielsucht auseinanderzusetzen und meinen Schulabschluss nachzuholen. Leider hat sich auch hier bis heute wegen der Corona-Pandemie beim Besuchsempfang nichts geändert. Zur Zeit kann ich auch nicht mit meiner Familie und meinen Kindern telefonieren, da ich mittellos bin und auch kein Einkommen erziele.“

19.04.2022, Gefangener, JVA Aachen
Ich koste jede Sekunde des Lebens aus
„Ich freue mich über das Buchgeschenk und versuche seitdem auch fast jeden Tag etwas Spanisch zu lernen. Im letzten Jahr musste ich nach einer schweren Erkrankung mehrere operative Eingriffe und eine mehrmonatige Chemotherapie überstehen. Mit Anfang 30 sah es für mich damals aus wie das Ende meines Lebens und auch medizinisch stand ich mehrmals kurz davor … Heute habe ich es fast geschafft, meine Haare sind auch wieder da, ich werde wieder kräftiger und soweit scheint der Krebs besiegt, auch wenn das Risiko eines erneuten Tumors hoch ist.

Durch das Spanischlernen habe ich ein weiteres Ziel bekommen, ich will mal mit meinem Sohn Urlaub in Spanien machen und das, was ich hier im Knast gelernt habe, dort anwenden. Das leben hat mich wieder, und auch, wenn ich aktuell ein Knacki bin, koste ich jede Sekunde des Lebens aus, es ist zu kostbar, um es zu verschwenden.“

23.03.22, Gefangener, JVA Diez
Angehörige leiden mit
„Wir haben eine schwere Zeit hinter uns, die langsam besser wird. Kein Besuch, schon recht lange, ist wohl das Schlimmste, per Skype ist zwar eine Kommunikation möglich, doch die wichtigen körperlichen Kontakte wie eine einfache Umarmung … bleiben auf der Strecke. Ältere Angehörige wir Eltern und Großeltern haben keine Möglichkeit für Skype und leiden oft mehr als die Gefangenen.

Zudem haben wir lange keinen Umschluss mehr gehabt, der seit ein paar Tagen, sehr beschränkt, wieder etwas geht. Auch konnten viele, wie ich auch, Wochen nicht mehr arbeiten, das bedeutete auch einen nur sehr kleinen Einkauf … Was am meisten bewegt? KEIN BESUCH … Ja, fast jeder hat selbst Schuld hier zu sein, doch viele Monate lang kein Besuch … 23 Stunden Zelle und 1 Stunde auf dem Hof.“

16.03.22, Gefangener, JVA Hagen
Fast nur in der eigenen Zelle
„Nachdem hier Corona Ende Januar ausgebrochen war, wurde hier die Maskenpflicht auch in der Freistunde eingeführt. Seitdem gehe ich nicht mehr raus. Auch hieß es, dass durch die Politik am 20.3. die Regeln wegfallen, aber ich denke, die JVA wird einfach ihre eigenen Regeln versuchen durchzusetzen, kennt man ja nicht anders … Soviel dazu, mich stört daran nichts, denn ich bin eh fast nur in meiner Zelle.“

15.03.22, Gefangener, JVA Luckau-Duben
Eigene Quarantänestation
„Hier in Duben geht das Corona-Virus um. Weil die Quarantänestation belegt ist, hat es meine Station erwischt und wir sind jetzt unsere eigene Quarantänestation. Am Sonntag wurden wir alle getestet. Ich war, wie die meisten, negativ… Die positiven wurden am Montag noch einem PCR-Test unterzogen. Sie haben ihre eigene Freistunde und leiden offenbar nur unter milden Symptomen. Ansonsten hat meine Abteilung 23 Stunden Einschluss.

Wir werden einzeln zum Duschen, Telefonieren oder in Küche und Waschküche gelassen… Skype-Telefonie am Laptop hat die Besuche weitgehend ersetzt. Damit die Stationen voneinander isoliert sind, gibt es für jede nur einen Skype-Tag pro Woche, für den überhaupt Termine beantragt werden können. Wegen der hohen Nachfrage sind nachmittags nur 30 Minuten erlaubt. Statt Gottesdiensten gibt es nach wie vor 14tägig Andachten am Dienstag, für jede Station extra. Sport findet dreimal die Woche statt, ebenfalls getrennt. Wir hoffen auf den Sommer und den Frieden.“

12.03.22, Gefangener, JVA Kaisheim
23,5 Stunden eingeschlossen
„Bis vor 2 Wochen war es ruhig. Nun ist aber Panik. Innerhalb kurzer Zeit haben sich 20 % der Insassen angesteckt. 100 Personen haben sich mit Corona infiziert (von ca. 500). Fast die ganze JVA steht unter Quarantäne. Man ist 23,5 Stunden eingeschlossen, 1/2 Stunde hat man Freigang. Essen wird in Plastik verschweißt geliefert. Es gibt keinen Besuch. Das Essen ist schlecht und für die meisten zu wenig. Es brodelt und die Stimmung wird explosiver. Vor allem, weil niemand zu den Gefangenen etwas sagt (wie geht es weiter, was wird unternommen).

13.02.22, Patient, Maßregelvollzug Nette Gut
Strafende offen
„Ich bin im geschlossenen Maßregelvollzug … Hier wird man laut Strafgesetzbuch erst entlassen, wenn man als nicht mehr gefährdet gilt, Straftaten zu begehen. Mit anderen Worten: das Ende der Entlassung ist offen. Es gibt kein Strafende. Viele der hier Untergebrachten sind schon 20-30 Jahre hier. Manche sogra, ohne je gewisse Ausgangsstufen genutzt zu haben. Das ist erschreckend. Das Leben hier ist ähnlich wie in einer JVA. Das Gelände ist mit Mauern und hohen Stacheldrahtzäunengesichert … Es gibt kleine Arbeitsbetriebe, wo man sich in verschiedenen Arbeitstherapien beweisen kann. Außerdem ist das thearpeutische Angebot größer als in Strafvollzugsanstalten.“

10.10.21, Gefangener, JVA Bayreuth
Leider kein TV-Bericht zu Corona im Gefängnis
„Für einige sieht die Zukunft für 2/3-Entlassungen nun wieder besser aus, da deren Therapien weitergehen. Ja, sogar Ausführungen konnten ein paar Gefangene schon genießen. Es freut mich für sie, doch für mich gibt es nichts Gutes. Meine Therapie gibt es derzeit nicht. Auch bin ich der Letzte aus meiner Gruppe… Es ist schade, dass es keine TV-Sendung gab, in der Ex-Häftlinge über die Corona-Zeit berichten konnten – ohne Zensur! Im Corona-Jahr bin ich schon viele Male in der JVA verlegt worden, was einen zusätzlich belastet. Positiv: Ich bin bereits zweimal geimpft und habe dafür einen Impfausweis. Somit ist es bei der Entlassung einfacher!“

24.09.21, Gefangener, JVA Bremen
Trotz Impfung in Quarantäne
„Bin am 1.5.21 geimpft worden, aber das hat hier am Anfang überhaupt keine Rolle gespielt. Bin 2 Wochen unter Quarantäne gestanden. Allein im Hofgang, dreimal täglich Aufschluss zur Essensausgabe und dreimal wöchentlich Duschen und alles immer alleine, also ziemlich blöd gerade nach der Verhaftung, wo man eh nicht allein sein will.“

20.09.21, Gefangener, JVA Weiterstadt
Plötzlich in Quarantäne
„In der JVA Frankfurt hatte ich das ‚Vergnügen‘, in dem Haus untergebracht worden zu sein, welches als sogenanntes Quarantäne-Haus ausgeweisen wurde. Und dann auch noch das oberste Stockwerk. Zunächst wurde aus dem L-förmigen Gang der kurze Flügel geräumt. Dort wurden dann die Neuzugänge untergebracht. Und damit ging es los mit dem Aktionismus. Getrennter Hofgang, getrennte Freizeiten, getrenntes Duschen etc. Aber letztendlich sind dann doch alle auf demselben Flur herumgelaufen, haben auf dem Weg zum Hof dieselben Türen, Treppengeländer usw. berührt, Telefone im Flur und die Duschen benutzt. Der Kontakt zu den Hausarbeitern brachte die Erkenntnis, dass nur halbherzig desinfiziert werden konnte. Und mangelnde Hygiene war ohnehin so ein Thema. Schließlich wurde das gesamte Stockwerk für die Quarantäne ausgewiesen, und somit auch ich verlegt in ein anderes Stockwerk.“

20.09.21, Gefangener, JVA Siegburg
Einschränkungen trotz Impfung
„Besuch hinter Trennscheibe bzw. 1mal Besuch im Monat, keine Langzeitbesuche und somit kein Körperkontakt zu Angehörigen trotz vollem Impfstatus von meiner Seite als auch von meinen Angehörigen. Eingeschränkte Ausführungsmöglichkeiten trotz Impfung.“

06.09.2021, Gefangener, JVA Saarbrücken
Keine Trennscheibe mehr für Geimpfte
„Also das Schlimmste war für mich, dass wir über 1 Jahr Besuch nur mit Trennscheibe hatten, vor zwei Monaten wurde sie wieder abgebaut, aber nur für Geimpfte.“

09.08.21, Gefangener, JVA Kaisheim
Freiwillig in abgesonderter Abteilung
„Als Hochrisiko-Patient durch meine chronische Lungenkrankheit bin ich sehr gefährdet und versuche, jeglichen Kontakt mit anderen Gefangenen zu vermeiden. Das Schlimmste für mich ist, dass ich seitdem, also 1 1/2 Jahre bereits, keinen einzigen Besuch von meiner Familienangehörigen erhalten habe. Denn sie kann leider keine Maske aufsetzen, sonst bekommt sie Panikattacken und Atemnot. Das beschäftigt und belastet mich extrem, und es gibt leider laut Anstalt keine anderen Möglichkeiten. Ansonsten bin ich auf freiwilliger Basis in einer abgesonderten Abteilung untergebracht.“

22.07.2021, Gefangener, JVA Heimsheim
Zurück zur ‚Normalität‘
„Corona hat uns hier etwas ‚gebeutelt‘, mit Kurzarbeit, Ausfall von Freizeitgruppen. Aber jetzt ist jeder, der wollte, geimpft, und wir kommen langsam wieder in der ‚Normalität‘ an“

02.07.2021, Gefangener, JVA Torgau
Ne ganz persönliche Meinung
„Hier noch ne ganz persönliche Meinung zu Corona: Ich hab so den Eindruck, dass dem einen oder anderen das Corona-Virus gerade recht ist. Man kann vieles auf Corona schieben und begründen, z. B. ‚is nich, geht nich‘ wegen Corona, und so ganz alleine bin ich da nicht mit der Meinung.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Aachen
Harte Quarantäne
„Bei positiven Fällen innerhalb der Anstalt … werden wir für 14 Tage weggesperrt. Dies kam bis jetzt gottseidank erst zweimal vor.  In den 14 Tagen der Quarantäne sitzen wir 24/7 auf den Zellen, ohne Duschen, ohne Freistunde, ohna alles. Das Essen wird uns an die Türe gebracht und es wird absolut niemandem gestattet, als Besucher die JVA zu betreten. Aktuell gibt es hier keine Fälle, wir werden jeden Tag auf freiwilliger Basis getestet, das Angebot wird auch, soweit ich weiß, im Allgemeinen angenommen. Dazu sind wir unter Strafandrohung verpflichtet, außerhalb unserer Zellen permanent Schutzmasken zu tragen.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Burg
Maßnahmen vorerst ausgesetzt
„Vollzugslockernde Maßnahmen wie z.B. Ausgang, Ausführung oder Urlaub aus der Haft oder auch Langzeitbesuch wurden ausgesetzt. Medizinische Ausführungen zu externen Ärzten und Kliniken beschränken sich derzeit ausschließlich auf med. Notfälle. … Es erfolgte hinsichtlich der Impfbereitschaft eine schriftliche Anfrage an alle Gefangenen. Am 30.5. erfolgte für die Prioritätsgruppen 1-3 die erste Impfung mit Biontech. Die zweite erfolgte am 11.6. Auch ich habe meine erhalten.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Bremerhaven
Keiner weiß, wann es wieder losgeht
„Manche Arbeitsstellen fielen weg, z.B. Schule, PC-Kurs und Stück-Lohn-Arbeiten. Zur Zeit sind viele Gefangene vom Taschengeld abhängig, was die Höhe von 40 Euro ist, was man im Monat zur Verfügung hat. Seit Februar kann ich meine drei Kinder nicht sehen, weil Kinder wegen der Corona-Pandemie nicht zu Besuch kommen dürfen. Die Lockerungen, die man in der JVA bekommen kann, fallen auch seit Februar 2020 weg. Und keiner weiß, wann es wieder losgeht mit den Besuchen und den Locherungen. Das nimmt uns alle sehr mit.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Bayreuth
Müde geworden
„Die Menschen sind müde geworden. Durch Covid-19 gibt es kaum noch was zu schreiben, da kaum noch was passiert. Daher wird es immer weniger Post von außen. Die Lust und Freude schwindet. Da auch die Besuche nur noch von einem erwachsenen Familienmitglied möglich sind, haben auch die Familien sehr nachgelassen… In meinem Fall wird durch Corona eine frühzeitige Entlassung sehr unwirklich sein.

02.07.2021, Gefangener, JVA Darmstadt
Diese Hilflosigkeit
„Die Stimmung ist sehr getrübt und enttäuschend. Es gibt keine Info von der Anstaltsleitung, wann wir mit einer Impfung rechnen dürfen. Die Meinung unter den Gefangenen ist gleich. Wir sind ja Verbrecher und bekommen sowieso keinen Impfstoff. Am meisten bewegt mich, dass ich meiner Familie in dieser Situation nicht helfen kann. Einfach diese Hilflosigkeit.

02.07.2021, Gefangener, JVA Offenburg
Mehr Sorgen um den Weg danach
„Da die Gefangenen in Quarantäne leben, habe ich wegen Corona kaum Sorgen. Wohl aber habe ich viele Sorgen für den Weg, der vor mir liegt. Ich freue mich – wegen Ihrer Unterstützung durch ein Abo – weil so meine Isolation täglich durch die Neuigkeiten in der Zeitung abgelenkt wird und ich so einiges von der Welt draußen erfahren kann. Ich werde die Zeitung Anderen zum Lesen weitergeben“

29.05.2021, Gefangener, JVA Heimsheim
Hoffen auf zeitnahe Lockerungen
„Da die Inzidenzzahlen weiterhin sinken und es erste Lockerungen gibt, hoffen wir natürlich, dass diese auch uns zeitnah erreichen, so dass es uns endlich wieder möglich ist, unsere Liebsten öfter zu sehen und sie wieder in den Arm nehmen zu können. Da dies gerade leider nicht möglich ist, können wir uns nur einmal im Monat sehen, hinter einer Plexiglasscheibe. Aber immerhin muss ich sagen, dass wir wenigstens die Möglichkeit haben und kriegen.“

21.04.2021, Gefangener, JVA Diez
Seltener Alarm
„Da ich schon seit Längerem unter Sicherheitsmaßnahmen stehe, bekomme ich nur selten Kontakt zu anderen Gefangenen. Aber ich habe das Gefühl, dass es in den letzten Monaten ruhiger geworden ist. Ich höre viel seltener den Alarm, der dafür steht, dass jemand Stress macht. Auch habe ich das Gefühl, dass mehr Leute in die Hofstunde gehen, wahrscheinlich, weil sie keinen Besuch mehr bekommen und so versuchen, soziale Kontakte aufzubauen oder die bestehenden Kontakte auszubauen.“

20.04.2021, Gefangener, JVA Meppen
Besuche hinter Scheiben mit Telefon
„Hier in der JVA Meppen wurde das Besuchsangebot stark reduziert. Besuche hinter Scheiben mit Telefon – man fühlt sich wie in den USA. Die Stimmung ist in meinen Augen sehr stark gereizt, was ich voll verstehen kann. Tja, was bewegt mich am meisten? Dass ich seit 1 Jahr und 3 Monaten meine Frau nicht mehr in den Arm nehmen konnte.“

28.03.2021, Gefangener, JVA Oldenburg
Seit über einem Jahr kein Besuch mit Kindern
„In dieser Woche wurde angefangen, einen erheblichen Teil der Bediensteten zu impfen. Wann es mit der Impfung für Gefangene losgeht, steht aber noch in den Sternen. Die Einschränkungen hier haben noch Bestand, besonders dass seit über einem Jahr kein Besuch mit Kinderkontakt möglich ist, trifft mich hart, denn ich habe zwei kleine Kinder und der Bezug wird so immer und immer weniger.

25.03.2021, Gefangener, JVA Bruchsal
Kaum Geld zu verdienen
„Ich freue mich jeden Tag auf die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, und dass ich in den Genusss komme, diese kostenfrei zu erhalten, da ich sie mir selbst nicht leisten kann, vor allem, da durch die Corona-Pandemie die Arbeit hier im Gefängnis, in meinem Fall die Ausbildung, stark ein geschränkt ist und so auch kaum Geld zu verdienen ist. Umso größer ist das Glück, dass es solch einen Verein wie Euch gibt.“

25.02.2021, Gefangene, JVA Nürnberg
Kein Besuch von den Eltern möglich
„Alles war organisiert, mit dem Konsulat und so, doch meinen Eltern, die aus Frankreich gekommen sind, war es trotzdem nicht erlaubt ins Gefängnis zu kommen … Und jetzt, auch mit negativem Test, ist es noch nicht möglich. Ich verstehe die Regeln nicht ganz, es gibt doch eine Glasmauer zwischen Besuchern und Gefangenen. Auch Freunde sind nicht erlaubt. Es ist eine tiefe Isolation…

Ich bin ‚froh‘, dass ich eine von 10 Personen bin, denen erlaubt wird zum Sport zu gehen. Trotzdem ist es da auch unbequem. Man sieht nur das halbe Gesicht, das macht die Leute nervös und schafft falsche Interpretationen. Es ist schwer.“

13.02.21, Gefangener, JVA Bernau
Parallelwelt
„Die globale Katastrophe trägt kaum dazu bei, optimistisch in die Zukunft zu blicken und sich auf bessere Zeiten zu freuen. Mir ist die Entlassung in die andere, freie Welt am wichtigsten. Hier umgibt mich … jene Parallelwelt, von der ein Normalbürger keine Ahnung hat und auch nicht haben will. Es leuchtet mir ein, dass er, …, andere ,eigene Probleme zu bewältigen hat.

Hier ist es eiskalt und finster. Das Hirn darf nicht einfrieren und verkümmern. Morgen und übermorgen wird nichts besser und ich versuche, alles zu verdrängen so gut es geht.“

11.02.21, Gefangene, JVA Aichach

Nur auf der Zelle ohne Maske
„Was die Änderungen in Haft betrifft, sind im Moment keine Ausgänge möglich. Besuch zwar ja, aber nur mit Maske und Trennscheibe. Für uns drinnen besteht auch Maskenpflicht und das überall, außer auf unserer Zelle. Die Stimmung ist sehr bedrückend und angespannt. Habe das Gefühl, dass alle viel gereizter und besorgter sind.

11.02.21, Gefangener, JVA Sehnde
Mehr denn je abgeschottet
„Viele würden sagen, dass es uns hier hinter dicken Mauern gut gehen müsste, weil der Schutz da ist und das Virus keine Chance hat durchzudringen. Und das stimmt auch zum Teil. Die Mauer tut auf jeden Fall ihr Gutes, um uns vor Covid 19 zu bewahren. Trotzdem bleibt es nicht aus, dass wir mehr denn je abgeschottet werden“

08.02.21, Patient, Maßregelvollzug Bedburg-Hau
Schreiben kostete Kraft
„Ich bin jetzt 35 Jahr in Haft. Danke, dass Sie mir seit 1986 die taz schicken. Ich biun im Krankenhaus für psychisch Kranke… Die Patienten der 3 Hafthäuser wurden getrennt wegen Corona. Dadurch wurde der Aufenthalt an der frischen Luft begrenzt auf eine Stunde vormittags und eine Stunde nachmittags. Frauen sind hier keine untergebracht. Es kostete mich aufgrund diverser Beschwerden Zeit und Kraft, das ich Ihnen schreibe.

08.02.21, Gefangener, JVA Zeithain
Nur Standardfloskeln
„Aufgrund meiner langen Haft ist außerhalb der Mauern kein Kontakt oder Familie mehr vorhanden und deshalb bin ich echt froh über die Existenz Eures Vereins. Zwar pflege ich Kontakt zu zwei ehrenamtlichen Betreuern von der Kirche, aber meist ist es halt eher ‚Missionsarbeit‘ der Leute.

In einigen Monaten werden ich entlassen und habe große Angst, …, die lange Haft lässt sich nicht wegreden… Seitens der JVA gibt es keine brauchbare Unterstützung, nur so Standardfloskeln wie z.B. ‚Das wird schon!‘ und ‚Sie sind ja kein Dummer!‘ Aber etwas Konstruktives kommt kaum! So schade und emotional nicht förderlich.

Eigentlich habe ich Lockerungen, um etwas auf das Leben vorbereitet zu werden, aber wegen Covid-19 ist alles gestrichen worden.“

29.01.21, Gefangener, JVA Oldenburg
Statusfrage
„Egal, wen man anschreibt, Behörde, Versicherung, Firmen etc., sobald die das Wort JVA lesen, wird gar nicht geantwortet oder abfällig. Man lässt uns klar und deutlich unseren jetzigen Status spüren. Um so mehr wundere ich mich über Ihr Engangement für Gefangene. Nochmals vielen Dank.“

29.01.21, Gefangener, JVA Heimsheim

Kaum Arbeit

„Im Vollzug hat das größte Problem angesichts der Pandemie wohl mit der Arbeit und der Bezahlung zu tun. Denn wer überhaupt Arbeit kriegt oder hat, arbeitet nur die Hälfte und verdient nur halb so viel. Zwar wurde der monatliche Sondergeldbetrag erhöht, die nutzt lediglich denen, die auch Geld von draußen kriegen. Besuch nur mit Trennscheibe, Freizeitgruppen, die ausfallen, und andere Maßnahmen sind verständlich, beschränken aber zusätzlich.“

29.01.21, Gefangener, JVA Würzburg
Mit der Stimmung arrangiert
„Ich persönlich habe mich mit der Stimmung arrangiert und empfinde, dass die Pandemie die Haft ‚angenehmer‘ macht, da man nichts in Freiheit verpasst. Am meisten bewegt mich, dass alle meine Freunde, Kinder und Familie gesund bleiben.“

22.01.2021, Gefangener, JVA Wuppertal
Ständig mit einer Maske
„Gefangene haben 1-2 Einweg-Papiermasken erhalten, die immer anzuziehen sind, sobald man aus der Zelle tritt. Wenn die Masken durchnässt sind, soll der Gefangene die Maske selbst trocknen und dann wieder und wieder benutzen, es handelt sich, wie gesagt, um eine Einweg-Papiermaske.

So trägt man ständig und über Wochen-Monate dieselbe Einweg-Papiermaske.  Man erhält mit Betteln und Bitten, und auch nur, wenn die alte Maske kaputt ist, eine neue Maske. Aber auch nicht jeden Tage oder Woche, dann dann gemeckert wird seitens der Beamten wegen der geringen Verfügbarkeit der Masken.“

15.01.2021, Gefangener, JVA Tegel
Nicht mehr ohne Maske
„… na klar bleibt eine kleine Angst, durch Beamt/innen oder Sozialarbeiter/innen angesteckt zu werden, was auch schon der Fall war. Eine Sozialarbeiterin hatte COVID 19 und sie wusste es nicht. So haben sich an die 5 Leute mit Corona angesteckt und wir waren 23 Stunden am Tag 2 Wochen lang unter Quarantäne.

Zur Zeit ist aber erstmal alles gut. Also sagen wir mal so, seit dem Vorfall trage ich, sobald ich aus meinem Haftraum heraustrete, eine Maske. Man kann sich pro Woche 7 Masken geben lassen, eine für jeden Tag.“

21.12.2020, Gefangener, JVA Bochum
Skype aus technischen Gründen nicht möglich
„Die schlimmste Einschränkung gibt es natürlich bei den Besuchen. Von ursprünglich 2 Besuchen pro Monat je 1 Std. wurde auf einen 1 Besuch je 1 Std. reduziert. In der Regel durften 3 Besucher kommen, aufgrund der Pandemie aber aktuell max. 2 Personen.  Da ich Vater von drei Kindern bin, trifft mich das ganze natürlich hart…

Bei den Besuchen besteht absolutes Kontaktverbot und es darf auch nichts (wie ansonsten Tabak z.B.) übergeben werden. Angeblich besteht die Möglichkeit des Skype-Video-Telefonie, aber sobald man das beantragt, kommt entweder erst gar keine Antwort oder es kommt ein kurzer Text: ‚Skype ist aus technischen Gründen nicht möglich.‘ Die Stimmung in der JVA ist dadurch natürlich nicht die Beste!“

09.12.20, Gefangener, JVA Köln
Kein Fernseher
„Da ich mal wieder in der JVA gelandet bin, wollte ich Sie bitten, ob Sie vielleicht eine Zeitungsspende für mich hätten. Da ich zur Zeit keinen Fernseher habe und noch bis Ende 21 habe.“

02.11.20, Gefangener, JVA Geeste
Keine Vorbereitung auf die Rückkehr
„Was mich am meisten bewegt, ist die Tatsache, dass hier keine Resozialisierung verwirklicht wird, sondern nur Basisvollzug (Tür zu etc.) Ich arbeite in der Kammer und sehe sehr viele Gefangene nach sehr kurzer Zeit wieder, d.h. der Mitgefangene wird im Grundsatz nicht auf eine Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet. Abgesehen von der Vollstreckung bei Ausweisung und Auslieferung.“

02.08.2020, Gefangener, JVA Lübeck
Ohne Nachrichten
„Habe keinen Fernseher, kein Radio, kein Geld und keine Nachrichten aus meiner Heimatregion. Ich habe in der Gefängniszeitung eine Annonce gelesen und dachte, ich check das mal, ob es in meinem Fall auch ein Abo gibt.“

20.07.2020, Gefangener, JVA Oldenburg
Zeitung als Nabelschnur
„Dieses Zeitungsabonnement bedeutet mir … sehr viel. Es ist meine geistige Nabelschnur zur Außenwelt.

Nun gehe ich in der JVA Neumünster zur Schule. Ich habe mich für die Suchtgruppe für Spielsüchtige beworben, was auch geklappt hat. Ich habe schon in der JVA Kiel angefangen meine Spielsucht zu bearbeiten, leider bietet Kiel keine Suchtgruppen sowie Einzelgespräche an. Daher wollte ich auch in die JVA Neumünster, da ich hier viele Möglichkeiten habe, mich mit der Spielsucht auseinanderzusetzen und meinen Schulabschluss nachzuholen. Leider hat sich auch hier bis heute wegen der Corona-Pandemie beim Besuchsempfang nichts geändert. Zur Zeit kann ich auch nicht mit meiner Familie und meinen Kindern telefonieren, da ich mittellos bin und auch kein Einkommen erziele.“

20.09.21, Gefangener, JVA Siegburg

Einschränkungen trotz Impfung
„Besuch hinter Trennscheibe bzw. 1mal Besuch im Monat, keine Langzeitbesuche und somit kein Körperkontakt zu Angehörigen trotz vollem Impfstatus von meiner Seite als auch von meinen Angehörigen. Eingeschränkte Ausführungsmöglichkeiten trotz Impfung.“

06.09.2021, Gefangener, JVA Saarbrücken
Keine Trennscheibe mehr für Geimpfte
„Also das Schlimmste war für mich, dass wir über 1 Jahr Besuch nur mit Trennscheibe hatten, vor zwei Monaten wurde sie wieder abgebaut, aber nur für Geimpfte.“

09.08.21, Gefangener, JVA Kaisheim
Freiwillig in abgesonderter Abteilung
„Als Hochrisiko-Patient durch meine chronische Lungenkrankheit bin ich sehr gefährdet und versuche, jeglichen Kontakt mit anderen Gefangenen zu vermeiden. Das Schlimmste für mich ist, dass ich seitdem, also 1 1/2 Jahre bereits, keinen einzigen Besuch von meiner Familienangehörigen erhalten habe. Denn sie kann leider keine Maske aufsetzen, sonst bekommt sie Panikattacken und Atemnot. Das beschäftigt und belastet mich extrem, und es gibt leider laut Anstalt keine anderen Möglichkeiten. Ansonsten bin ich auf freiwilliger Basis in einer abgesonderten Abteilung untergebracht.“

22.07.2021, Gefangener, JVA Heimsheim
Zurück zur ‚Normalität‘
„Corona hat uns hier etwas ‚gebeutelt‘, mit Kurzarbeit, Ausfall von Freizeitgruppen. Aber jetzt ist jeder, der wollte, geimpft, und wir kommen langsam wieder in der ‚Normalität‘ an“

02.07.2021, Gefangener, JVA Torgau
Ne ganz persönliche Meinung
„Hier noch ne ganz persönliche Meinung zu Corona: Ich hab so den Eindruck, dass dem einen oder anderen das Corona-Virus gerade recht ist. Man kann vieles auf Corona schieben und begründen, z. B. ‚is nich, geht nich‘ wegen Corona, und so ganz alleine bin ich da nicht mit der Meinung.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Aachen
Harte Quarantäne
„Bei positiven Fällen innerhalb der Anstalt … werden wir für 14 Tage weggesperrt. Dies kam bis jetzt gottseidank erst zweimal vor.  In den 14 Tagen der Quarantäne sitzen wir 24/7 auf den Zellen, ohne Duschen, ohne Freistunde, ohna alles. Das Essen wird uns an die Türe gebracht und es wird absolut niemandem gestattet, als Besucher die JVA zu betreten. Aktuell gibt es hier keine Fälle, wir werden jeden Tag auf freiwilliger Basis getestet, das Angebot wird auch, soweit ich weiß, im Allgemeinen angenommen. Dazu sind wir unter Strafandrohung verpflichtet, außerhalb unserer Zellen permanent Schutzmasken zu tragen.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Burg
Maßnahmen vorerst ausgesetzt
„Vollzugslockernde Maßnahmen wie z.B. Ausgang, Ausführung oder Urlaub aus der Haft oder auch Langzeitbesuch wurden ausgesetzt. Medizinische Ausführungen zu externen Ärzten und Kliniken beschränken sich derzeit ausschließlich auf med. Notfälle. … Es erfolgte hinsichtlich der Impfbereitschaft eine schriftliche Anfrage an alle Gefangenen. Am 30.5. erfolgte für die Prioritätsgruppen 1-3 die erste Impfung mit Biontech. Die zweite erfolgte am 11.6. Auch ich habe meine erhalten.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Bremerhaven
Keiner weiß, wann es wieder losgeht
„Manche Arbeitsstellen fielen weg, z.B. Schule, PC-Kurs und Stück-Lohn-Arbeiten. Zur Zeit sind viele Gefangene vom Taschengeld abhängig, was die Höhe von 40 Euro ist, was man im Monat zur Verfügung hat. Seit Februar kann ich meine drei Kinder nicht sehen, weil Kinder wegen der Corona-Pandemie nicht zu Besuch kommen dürfen. Die Lockerungen, die man in der JVA bekommen kann, fallen auch seit Februar 2020 weg. Und keiner weiß, wann es wieder losgeht mit den Besuchen und den Locherungen. Das nimmt uns alle sehr mit.“

02.07.2021, Gefangener, JVA Bayreuth
Müde geworden
„Die Menschen sind müde geworden. Durch Covid-19 gibt es kaum noch was zu schreiben, da kaum noch was passiert. Daher wird es immer weniger Post von außen. Die Lust und Freude schwindet. Da auch die Besuche nur noch von einem erwachsenen Familienmitglied möglich sind, haben auch die Familien sehr nachgelassen… In meinem Fall wird durch Corona eine frühzeitige Entlassung sehr unwirklich sein.

02.07.2021, Gefangener, JVA Darmstadt
Diese Hilflosigkeit
„Die Stimmung ist sehr getrübt und enttäuschend. Es gibt keine Info von der Anstaltsleitung, wann wir mit einer Impfung rechnen dürfen. Die Meinung unter den Gefangenen ist gleich. Wir sind ja Verbrecher und bekommen sowieso keinen Impfstoff. Am meisten bewegt mich, dass ich meiner Familie in dieser Situation nicht helfen kann. Einfach diese Hilflosigkeit.

02.07.2021, Gefangener, JVA Offenburg
Mehr Sorgen um den Weg danach
„Da die Gefangenen in Quarantäne leben, habe ich wegen Corona kaum Sorgen. Wohl aber habe ich viele Sorgen für den Weg, der vor mir liegt. Ich freue mich – wegen Ihrer Unterstützung durch ein Abo – weil so meine Isolation täglich durch die Neuigkeiten in der Zeitung abgelenkt wird und ich so einiges von der Welt draußen erfahren kann. Ich werde die Zeitung Anderen zum Lesen weitergeben“

29.05.2021, Gefangener, JVA Heimsheim
Hoffen auf zeitnahe Lockerungen
„Da die Inzidenzzahlen weiterhin sinken und es erste Lockerungen gibt, hoffen wir natürlich, dass diese auch uns zeitnah erreichen, so dass es uns endlich wieder möglich ist, unsere Liebsten öfter zu sehen und sie wieder in den Arm nehmen zu können. Da dies gerade leider nicht möglich ist, können wir uns nur einmal im Monat sehen, hinter einer Plexiglasscheibe. Aber immerhin muss ich sagen, dass wir wenigstens die Möglichkeit haben und kriegen.“

21.04.2021, Gefangener, JVA Diez
Seltener Alarm
„Da ich schon seit Längerem unter Sicherheitsmaßnahmen stehe, bekomme ich nur selten Kontakt zu anderen Gefangenen. Aber ich habe das Gefühl, dass es in den letzten Monaten ruhiger geworden ist. Ich höre viel seltener den Alarm, der dafür steht, dass jemand Stress macht. Auch habe ich das Gefühl, dass mehr Leute in die Hofstunde gehen, wahrscheinlich, weil sie keinen Besuch mehr bekommen und so versuchen, soziale Kontakte aufzubauen oder die bestehenden Kontakte auszubauen.“

20.04.2021, Gefangener, JVA Meppen
Besuche hinter Scheiben mit Telefon
„Hier in der JVA Meppen wurde das Besuchsangebot stark reduziert. Besuche hinter Scheiben mit Telefon – man fühlt sich wie in den USA. Die Stimmung ist in meinen Augen sehr stark gereizt, was ich voll verstehen kann. Tja, was bewegt mich am meisten? Dass ich seit 1 Jahr und 3 Monaten meine Frau nicht mehr in den Arm nehmen konnte.“

28.03.2021, Gefangener, JVA Oldenburg
Seit über einem Jahr kein Besuch mit Kindern
„In dieser Woche wurde angefangen, einen erheblichen Teil der Bediensteten zu impfen. Wann es mit der Impfung für Gefangene losgeht, steht aber noch in den Sternen. Die Einschränkungen hier haben noch Bestand, besonders dass seit über einem Jahr kein Besuch mit Kinderkontakt möglich ist, trifft mich hart, denn ich habe zwei kleine Kinder und der Bezug wird so immer und immer weniger.

25.03.2021, Gefangener, JVA Bruchsal
Kaum Geld zu verdienen
„Ich freue mich jeden Tag auf die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, und dass ich in den Genusss komme, diese kostenfrei zu erhalten, da ich sie mir selbst nicht leisten kann, vor allem, da durch die Corona-Pandemie die Arbeit hier im Gefängnis, in meinem Fall die Ausbildung, stark ein geschränkt ist und so auch kaum Geld zu verdienen ist. Umso größer ist das Glück, dass es solch einen Verein wie Euch gibt.“

25.02.2021, Gefangene, JVA Nürnberg
Kein Besuch von den Eltern möglich
„Alles war organisiert, mit dem Konsulat und so, doch meinen Eltern, die aus Frankreich gekommen sind, war es trotzdem nicht erlaubt ins Gefängnis zu kommen … Und jetzt, auch mit negativem Test, ist es noch nicht möglich. Ich verstehe die Regeln nicht ganz, es gibt doch eine Glasmauer zwischen Besuchern und Gefangenen. Auch Freunde sind nicht erlaubt. Es ist eine tiefe Isolation…

Ich bin ‚froh‘, dass ich eine von 10 Personen bin, denen erlaubt wird zum Sport zu gehen. Trotzdem ist es da auch unbequem. Man sieht nur das halbe Gesicht, das macht die Leute nervös und schafft falsche Interpretationen. Es ist schwer.“

11.02.21, Gefangene, JVA Aichach
Nur auf der Zelle ohne Maske
„Was die Änderungen in Haft betrifft, sind im Moment keine Ausgänge möglich. Besuch zwar ja, aber nur mit Maske und Trennscheibe. Für uns drinnen besteht auch Maskenpflicht und das überall, außer auf unserer Zelle. Die Stimmung ist sehr bedrückend und angespannt. Habe das Gefühl, dass alle viel gereizter und besorgter sind.

11.02.21, Gefangener, JVA Sehnde
Mehr denn je abgeschottet
„Viele würden sagen, dass es uns hier hinter dicken Mauern gut gehen müsste, weil der Schutz da ist und das Virus keine Chance hat durchzudringen. Und das stimmt auch zum Teil. Die Mauer tut auf jeden Fall ihr Gutes, um uns vor Covid 19 zu bewahren. Trotzdem bleibt es nicht aus, dass wir mehr denn je abgeschottet werden“

08.02.21, Patient, Maßregelvollzug Bedburg-Hau
Schreiben kostete Kraft
„Ich bin jetzt 35 Jahr in Haft. Danke, dass Sie mir seit 1986 die taz schicken. Ich biun im Krankenhaus für psychisch Kranke… Die Patienten der 3 Hafthäuser wurden getrennt wegen Corona. Dadurch wurde der Aufenthalt an der frischen Luft begrenzt auf eine Stunde vormittags und eine Stunde nachmittags. Frauen sind hier keine untergebracht. Es kostete mich aufgrund diverser Beschwerden Zeit und Kraft, das ich Ihnen schreibe.

29.01.21, Gefangener, JVA Heimsheim
Kaum Arbeit
„Im Vollzug hat das größte Problem angesichts der Pandemie wohl mit der Arbeit und der Bezahlung zu tun. Denn wer überhaupt Arbeit kriegt oder hat, arbeitet nur die Hälfte und verdient nur halb so viel. Zwar wurde der monatliche Sondergeldbetrag erhöht, die nutzt lediglich denen, die auch Geld von draußen kriegen. Besuch nur mit Trennscheibe, Freizeitgruppen, die ausfallen, und andere Maßnahmen sind verständlich, beschränken aber zusätzlich.“

29.01.21, Gefangener, JVA Würzburg
Mit der Stimmung arrangiert
„Ich persönlich habe mich mit der Stimmung arrangiert und empfinde, dass die Pandemie die Haft ‚angenehmer‘ macht, da man nichts in Freiheit verpasst. Am meisten bewegt mich, dass alle meine Freunde, Kinder und Familie gesund bleiben.“

22.01.2021, Gefangener, JVA Wuppertal
Ständig mit einer Maske
„Gefangene haben 1-2 Einweg-Papiermasken erhalten, die immer anzuziehen sind, sobald man aus der Zelle tritt. Wenn die Masken durchnässt sind, soll der Gefangene die Maske selbst trocknen und dann wieder und wieder benutzen, es handelt sich, wie gesagt, um eine Einweg-Papiermaske.

So trägt man ständig und über Wochen-Monate dieselbe Einweg-Papiermaske.  Man erhält mit Betteln und Bitten, und auch nur, wenn die alte Maske kaputt ist, eine neue Maske. Aber auch nicht jeden Tage oder Woche, dann dann gemeckert wird seitens der Beamten wegen der geringen Verfügbarkeit der Masken.“

15.01.2021, Gefangener, JVA Tegel
Nicht mehr ohne Maske
„… na klar bleibt eine kleine Angst, durch Beamt/innen oder Sozialarbeiter/innen angesteckt zu werden, was auch schon der Fall war. Eine Sozialarbeiterin hatte COVID 19 und sie wusste es nicht. So haben sich an die 5 Leute mit Corona angesteckt und wir waren 23 Stunden am Tag 2 Wochen lang unter Quarantäne.

Zur Zeit ist aber erstmal alles gut. Also sagen wir mal so, seit dem Vorfall trage ich, sobald ich aus meinem Haftraum heraustrete, eine Maske. Man kann sich pro Woche 7 Masken geben lassen, eine für jeden Tag.“

21.12.2020, Gefangener, JVA Bochum
Skype aus technischen Gründen nicht möglich
„Die schlimmste Einschränkung gibt es natürlich bei den Besuchen. Von ursprünglich 2 Besuchen pro Monat je 1 Std. wurde auf einen 1 Besuch je 1 Std. reduziert. In der Regel durften 3 Besucher kommen, aufgrund der Pandemie aber aktuell max. 2 Personen.  Da ich Vater von drei Kindern bin, trifft mich das ganze natürlich hart…

Bei den Besuchen besteht absolutes Kontaktverbot und es darf auch nichts (wie ansonsten Tabak z.B.) übergeben werden. Angeblich besteht die Möglichkeit des Skype-Video-Telefonie, aber sobald man das beantragt, kommt entweder erst gar keine Antwort oder es kommt ein kurzer Text: ‚Skype ist aus technischen Gründen nicht möglich.‘ Die Stimmung in der JVA ist dadurch natürlich nicht die Beste!“

20.12.2020, Gefangener, JVA Berlin-Moabit
Unter Quarantäne
„Zum Thema Corona-Pandemie kann ich Ihnen mitteilen, dass es auch die JVA Moabit getroffen hat. Der Ausgangspunkt war ein Betrieb in der Teilanstalt II, in dem ich auch tätig bin. 4 Gefangene haben sich momentan infiziert. Diese wurden umgehend in eine andere Teilanstalt … verlegt. Ich und andere Mitarbeiter sind noch unter Quarantäne, bei mir ist der Test bis jetzt negativ geblieben.

Trotzdem ist die Zeit sehr anstrengend und unschön, da wir getrennt von den anderen Gefangenen sind, bis die Quarantäne vorbei ist. Alle hoffen, dass das Virus hier nun eingedämmt ist. Kommende Woche folgt ein Massentest für die gesamte Teilanstalt.“

18.12.20, Gefangener, JVA Brandenburg
Post kommt auch in Quarantäne
„Sämtliche Postsendungen, egal welcher Art, müssen hier in der Einrichtung in einen dafür eingerichteten Raum für 3 Tage in Quarantäne, bevor die Post ausgegeben wird. Ja, die Stimmung ist hier etwas gedrückt, sich zur Begrüßung die Hand geben oder seinen guten Freund mal umarmen und drücken .. das ist alles zur Zeit nicht möglich.“

07.12.20, Gefangener, JVA Landsberg
Die Hände sind gebunden
„Hier drinnen ist es mir eigentlich egal, denn ich bin eh schon weggesperrt, und von dem Leben draußen bekomme ich nicht viel mit. Klar haben wir hier auch unsere Einschränkungen, und die größte davon ist, nur 1x im Monat Besuch von einer Person. Da mein Vater meiner Mutter den Vorrang gewährt, habe ich meinen Vater nun schon lange nicht mehr gesehen und das macht mich schon etwas traurig … Ich sitze hier drinnen und kann niemandem helfen oder unterstützen. Die Lage von meiner Frau und meinem Sohn ist nicht einfach. Das Hotel, in dem sie arbeitet, hat seit Februar geschlossen.“

07.12.20, Gefangener, JVA Andechs
Einsame Weihnachtszeit
„Leider sind (ich befinde mich hier im offenen Vollzug) alle Ausgänge gestrichen. Das trifft mich und meine Kinder hart. So schreiben wir uns regelmäßig und telefonieren 1 Mal die Woche. Einsam ist so in gewisser Weise die Weihnachtstzeit zu erwarten, das wir nicht davon ausgehen, dass es vor Weihnachten wieder zu Lockerungen des Lockdowns kommt. Außer durch die Berichterstattung, täglichem Fiebermessen und Maskentragen bekommen wir von Corona so gut wie nichts mit.“

27.11.2020, Gefangener, JVA Ratingen
Flurtelefone und Trennwände
„Die Gefangenen dürfen die Flurtelefone nutzen, um mit ihren Familien / Freunden den Kontakt zu pflegen. Nach jedem Telefonat wird die Anlage desinfiziert, … Das Wichtigste für die Gefangenen ist der Besuch, der gut aufrecht erhalten wird mit entsprechenden Trennwänden. Natürlich findet weiterhin auch die Arbeit statt. Was mich am meisten bewegt, ist natürlich, dass es meiner Familie gut geht. Daher bin ich froh, dass der Besuch stattfindet und die Flurtelefonie. Vermissen tue ich die Umarmung meiner Familienangehörigen.“

23.11.2020, Gefangener, JVA Billwerder
Hin und Her um Handys
Seit der Pandemie dürfen uns, wenn überhaupt, nur noch 2 statt 3 Personen besuchen, und Kinder gar nicht mehr. In Anbetracht dieser und weiterer Einschränkungen wurden uns nach langem Hin und Her der Erwerb und die Benutzung von Mobiltelefonen gestattet. Diese mussten wir bei der Firma Massak bestellen, es waren einfache Nokia-Handys ohne Kamera, und SIM-Karten mussten wir uns von unseren Angehörigen schicken lassen.

Nach ein paar Monaten, als die Pandemie auch noch in vollem Gange war, dachte sich die Anstalt, dass es wohl doch eine schlechte Idee war, die Handys zu verteilen und tat kund, dass diese alle am Ende des Monats eingezogen werden sollten. So kam es dann auch für jeden, der gegen den Bescheid keine Beschwerde eingelegt hatte, also einen 109er gerichtlichen Entscheid eingereicht hatte.

Bei denen, die dies taten, verfügte das Gericht, dass die Handys bis zur endgültigen Klärung beim Insassen verbleiben sollen, und falls sie schon eingezogen wurden, sollten sie zurückgegeben werden. Meines Wissens wurden ab diesem Zeitpunkt trotz richterlicher Weisung kein Mobiltelefon zurückgegeben, da die Anstalt in diesen Fällen Beschwerde einlegte und individuelle fadenscheinige Gründe vortrug, wie der Inhaber sich das Recht auf ein Handy verspielt haben soll.

Jedenfalls durften die, die das Handy noch hatten und rechtzeitig den 109er eingelegt hatten, es erst einmal behalten. Dennoch ist die Anstalt momentan dabei, mit immer neuen Vorwürfen an die Mobiltelefoninhaber jene einzukassieren.“

22.11.2020; Patient, Maßregelvollzug Bad Zwischenahn
5 Minuten für die Habe
„Die größte und am meisten belastende Änderung ist, dass meine Eltern mich nicht mehr besuchen dürfen, die sonst wöchentlich, manchmal auch mehrmals in der Woche zu Besuch kamen. Dann mussten wir seitens der Einrichtung unsere Habe so weit reduzieren bzw. in Kartons verpacken, dass wir innerhalb von fünf Minuten das Zimmer räumen können, falls es einen Corona-Fall geben sollte … diese Maßnahmen der Klinik setzen mich stark unter Stress.“

18.11.2020, Gefangener, JVA Amberg
Unterschiedliche Telefon-Regelungen
„Es ist sehr schwer, die sozialen Bindungen aufrecht zu erhalten. Hier darf man nur einmal im Monat für eine Stunde telefonieren, was auch einfach viel zu wenig ist, vor allem, wenn man noch Kinder hat, wie in meinem Fall. Ich habe meine Frau und meine Kinder jetzt schon seit dem 1. März 2020 nicht mehr gesehen und wer weiß, wie lange ich sie immer noch nicht sehen darf … Zuvor war ich in der JVA Kaisheim, wo sehr viel Wert auf soziale Bindungen gelegt wird, und dort durfte man auch dreimal im Monat telefonieren.“

13.11.2020; Gefangener, JVA Freiburg
Jede Woche war irgendwas
„Die Corona-Pandemie hat alle Besuche zum Erliegen gebracht. Als ich noch in Bruchsal war, kam jede Woche ein Skatklub, mit dem wir gespielt haben, und alle 14 Tage kamen zwei Leute für Bibelstudien. Auch sonst hatte der Pfarrer einiges organisiert. Einmal im Monat kam eine Taizée-Gruppe und hat mit uns gesungen, in der Kirche. Danach haben wir im Nebenraum Kaffee getrunken. Das war vor allem deswegen schön, weil man einen schönen Ausblick über die Stadt hatte.

Manchmal hat uns der Pfarrer einen Film gezeigt, manchmal haben wir uns nur so unterhalten. Jede Woche war irgendwas, aber all das ist nun vorbei wegen Corona … Das war zwar alles schön, aber was mich am meisten bedrückt, ist, dass meine Kinder nicht mehr mit mir sprechen mögen. Vielen Dank nochmal für das Abonnement. Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen.“

11.11.2020, Gefangene, JVA für Frauen Berlin
Nur noch begleitete Lockerungen
„Leider hatte ab 16.März 2020 wegen Corona eine totale Sperrre von Besuchsempfang und Ausgangslockerungen begonnen. Deshalb konnte ich die Lockerungen, auf die ich seit 2017 gewartet hatte, nicht anfangen. Mitte Juni hat die JVA dann nur noch begleitete Lockerungen erlaubt. Es ist sehr schwierig, jede Woche für mich eine Begleitperson zu finden.  Mit diesem Procedere bekomme ich manchmal einen halben Tag oder ein paar Stunden vor der Lockerung eine Genehmigung. Und manchmal bekomme ich auch nichts.

Ich kann diese begleiteteten Lockerungsmaßnahmen nicht nachvollziehen. Wenn die JVA über mich entscheidet. dass es bei mir keine Flucht- oder Missbrauchsgefahr gibt, warum entscheidet die JVA dann, dass ich meine Schutzmaske während der Lockerungen nicht tragen werde, und deshalb einen Person mich – als Kontrollperson – begleiten soll?“

09.11.2020, Gefangener, Sotha Asperg
Einschränkungen trafen auf Protest
„Ich war zuvor in der JVA Bruchsal, da wurde die Freizeit gekürzt, Arbeit nur noch vormittags. So hat man weniger Geld zum Einkauf. Nach tagelangem Hin und Her wurde dann zumindest wieder mehr Freizeit genehmigt…

Seit 6 Wochen bin ich in Asperg, da ich Sozialtherapie mache. Dort werden alle Regeln eingehalten und für uns Gefangene gibt es kaum Einschränkungen, alles läuft normal, nur die Gesprächsgruppen sind auf 6 Gefangene reduziert worden, und die Beamten tragen Mundschutz.“

08.11.2020, Gefangener, JVA Willich I
Vieles perlt einfach ab
„Ich habe den Eindruck, dass viele Gefangene unbeeindruckt ihren Haftalltag durchleben. Nicht nur die eigentliche Inhaftierung scheint an den meisten abzuperlen wie Wasser an einer Lotosblume, sondern auch die Sorge um SARS-COV-2 und COVID 19.

Inwiefern vieles ein Vorspielen falscher Gemütszustände ist und wie sich die Einzelnen wirklich fühlen, weiß ich nicht. Auffällig ist, dass nicht wenige Mitgefangene entweder die komplette Pandemie in Frage stellen oder die Gefährlichkeit, die der Virus in sich birgt. Das alles nur ‚aufgebauscht‘ wird. Das nervt mich und ich habe es aufgegeben, in die Diskussion zu gehen.“

02.11.20, Gefangener, JVA Bayreuth
Wieder mehr Einschränkungen
„Die Lage in Bayreuth ist gerade ‚dunkelrot‘, und daher müssen alle Bematen, aber auch wir Gefangenen ständig einen Mund-Nasen-Schutz tragen, alle Sportangebote sind entfallen und auch der Besuch ist wieder auf 1 Person im Monat beschränkt.

Viele Betriebe arbeiten in 2 Teams und daher im wöchentlichen Wechsel, leider gab es einen Verdachtsfall, so dass einige Mitgefangene in Quaratäne mussten, für mich als Hausarbeiter etwas Mehr-Arbeit – Essensausgabe über Kostklappe.“

29.10.20, Gefangener, JVA Schwäbisch Hall
Ganz normale Schutzmaßnahmen
„Alle Bediensteten müssen eine Maske tragen, und ein Abstand von 2 Metern muss permanent eingehalten werden. Auch muss jeder, der die JVA betritt, sich am Eingang die Hände und Schuhe desinfizieren, auch müssen Neuzugänge und Verhaftete erst einmal für 14 Tage in Quarantäne in der Krankenabteilung, unabhängig, ob Symptome da sind oder nicht, also im Großen und Ganzen ganz normale Schutzmaßnahmen. Alle Gefangenen tragen das auch mit ohne groß zu monieren, denn wir haben auch alle ein bisschen Angst vor einer Infektion, was Gott sei Dank bisher hier noch nicht der Fall war.“

28.10.20, Gefangener, BKH Straubing
Veränderte Arbeitsmöglichlichkeiten
„Bisher kamen in der Arbeit alle Stationen zusammen. Dies ist nun auch strikt getrennt. Somit arbeiten, wie beim Hofgang, die Stationen im Wechsel. Was natürlich auch einen herben Verlust von der AT-Entlohnung nach sich zieht. Da wir ja nicht mehr den ganz Tag arbeiten können, sondern jede Station nur noch 2 bis 3 Stunden statt wie bisher 8 Stunden.

Positiv ist anzumerken, dass aber auch andere Möglichkeiten geschaffen wurden. So ist z.B. der hauseigene Putzdienst auch erstmal auf seine eigene Station beschränkt. Bisher haben die Leute alle Stationen geputzt. Nun können sich die Patienten ein kleines Geld dazuverdienen, indem sie diese Putzarbeiten übernehmen. So mache ich z.B. derzeit die ganze Station. Vergleichbar mit einem Hausarbeiter in der JVA. Ich putze die Gänge, Räume und Bäder und bei Bedarf auch die Patientenzimmer.

Positiv ist auch, dass der bisher übliche Stundenlohn von ca. 80 Cent, was variiert je nach Arbeit, generell auf 2,50 Euro angehoben wurde. Egal, welche Arbeiten gemacht werden.“

28.10.20, Gefangener, JVA Zweibrücken
Monatelanges Warten auf einen Termin
„Leider gestalten sich die Vorbereitungen zur Entlassung sehr schwierig. Was aber ein Chaos ist, sind die Termine mit der Drogenberatung für die Therapie. Ich warte seit 4 Monaten auf einen Termin, ohne Sozialbericht keine Kostenzusage, ohne Kostenzusage keine Therapie, ohne Therapie und Aufnahmedatum keine vorzeitige Entlassung.“

27.10.20, Gefangener,  JVAHünfeld
Keine Alltagsmasken
„Zur Corona-Pandemie: Die Stimmung ist nicht gut, da zu viel ausfällt. Bis heute wurden uns noch keine Alltagsmasken ausgehändigt, was auch nicht gut ist. Es wird zu viel runtergespielt und in den Fluren und im Hof stehen und laufen wir trotzdem gestapelt.“

26.10.20, Gefangener, JVA Straubing
Persönliche Nähe fehlt
„Am meisten bewegt mich, dass der Besuch so stark eingeschränkt ist. Telefonieren ist zwar besser als nichts, doch kein Ersatz für persönliche Nähe.“

26.10.20, Gefangener, JVA Burg
Keine Ausführungen
„Also Corona bewegt mich dahingehend, dass wir deshalb keine Lockerungen mehr bekommen. Meine Mutter ist am 15.06.20 gestorben und ich durfte sie nicht nochmal sehen und mich verabschieden, als klar wurde, dass sie nur noch Tage zu leben hatte“

21.10.20, Gefangener, JVA Lübeck
Angespannte Stimmung
„Die Arbeit wurd in Gruppen aufgeteilt und fällt auch gerne mal aus, was unsere Arbeitstage drastisch minimiert. Dazu kommt, dass der Besuch sich nur noch auf Skype bezieht und man teilweise ewig auf einen freien Pltz wartet. Die Stimmung ist hier sehr angespannt und es kommt immer öfter zu Gewalt unter den Gefangenen.
Am meisten bewegt mich zur Zeit der wenige Kontakt zu meiner Familie und Freunden, da wie gesagt das mit dem Skype ewig dauert, man hier fast nie zum Telefonieren kommt bei einem Telefon für 50 Gefangene. Und mit dem bisschen, was wir zur Zeit verdienen, ist es quasi unmöglich sich genug Briefmarken zu besorgen.“

17.10.2020, Gefangener, JVA Bruchsal
Schwer ohne Außenkontakte
„Während des Corona-Lockdowns ging es mir nicht so gut. Dazu durften wir dann auch nicht arbeiten. Das war eine Katastrophe, was das Geld betrifft. Da musste man mit 40 Euro im Monat klarkommen. Jetzt arbeiten wir zwar wieder, aber nicht im Vollmodus, sondern nur den halben Tag. Und wenn man jetzt die aktuelle Entwicklung in den Medien verfolgt, dann muss man davon ausgehen, dass es irgendwann wieder zum Lockdown kommen kann.

Man durfte ja jeden Monat 68 Euro Sondergeld erhalten. Seit Corona sind es jetzt 104 Euro die man erhalten darf. Da meine Mutter nur Rente erhält, hat sie keine Möglichkeit, mir Sondergeld 1 zu überweisen. Und andere Kontakte habe ich leider keine mehr. “

16.10.20, Gefangener, JVA Straubing
Was muss noch passieren?
„Seitdem die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, wurde allen Gefangenen eine Telefonzeit von 40 Minuten im Monat gewährt, d.h. 10 Minuten in der Woche! Es wurde seitens der JVA versprochen, sich dafür einzusetzen, wenn die Einschränkungen der Besuche so bleiben, diese zu erweitern.

Die traurige Realität ist leider, dass wir nicht mehr vier Telefongespräche im Monat haben, sondern erst auf drei reduziert wurde, und momentan nur noch zwei erlaubt sind (2 x 20 Minuten), von einer Erweiterung entfernen wir uns Stück für Stück immer weiter! Wir fragen uns zu recht ganz besorgt, was muss noch passieren, dass die bayerische Justiz uns endlich unbegrenzt mit unseren Angehörigen telefonieren lässt?“

05.10.20, Gefangener, JVA Schwalmstadt
Im Großen und Ganzen gut geregelt
„Hier in Schwalmstadt war es für die meisten gut auszuhalten.  Ich habe bis vor 11 Wochen noch eine Schulmaßnahme besucht, um meine Mathekenntnisse wieder ein wenig aufzufrischen und konnte in dieser Zeit weiterhin voll bezahlt werden, weil wir einfach Aufgaben für die Zelle bekommen haben. Die Gefangenen, bei denen es Arbeitsausfall gab, wurden mit monatlich bis zu 40 Euro unterstützt, um sich wenigstens mit den wichtigsten Sachen eindecken zu können.

Auch das Sportangebot wurde gut geregelt, es gibt teilweise sogar mehr Möglichkeiten als zuvor. Inzwischen habe ich hier eine Ausbildung zum Zimmermann begonnen und auch in der Zimmerei ist alles bestens geregelt, um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten. Die größte Einschränkung stellen für uns allerdings die neuen Besuchsvorschriften dar. Es dürfen nur noch Familienangehörige kommen. Ich selber hatte auch das Problem, dass meine Bezugsperson nicht kommen durfte, konnte das aber nun regeln.“

21.09.20, Gefangener, JVA Waldheim
Videokonferenz mit den Angehörigen
„Der Besuch darf nur noch 1 Stunde bleiben. Natürlich mit Mund- und Nasenschutz und hinter Glasscheibe. Das war vorher nicht. Aber dafür gibt es jetzt Videokonferenz mit den Angehörigen. Das ist auch gut. Da kann man auch mal seinen Hund sehen. Was sonst ja nicht geht.“

11.09.2020, Gefangener, JVA Uelzen
1 Stunde Skype im Monat
„Ich habe seit März 2020 keinen Besuch mehr. Nur noch Skypetermine, 2 x eine  halbe Stunde im Monat. Die Zeit reicht gerade für meine Ehefrau, nicht fürs Kind oder meine pflegebedürftigen Eltern, weder Freunde noch andere Familienangehörige.“

27.08.2020, Gefangener, JVA Mannheim
Keine normalen Besuche seit März
„Es gibt keine normalen Besuche mehr, außer hinter einer Trennscheibe oder nur Skypebesuche. Die Trennscheibenbesuche dürfen nur von einer einzigen Person gemacht werden. Kinder unter 18 Jahren dürfen nicht rein. Sehr unangenehm, sage ich Ihnen, da ich einen siebenjährigen Sohn habe und ihn seit März 2020 nur über Skype sehen kann.“

12.07.2020, Gefangene, JVA Zweibrücken
Notwendige Belastungen
„Im Großen und Ganzen wurde versucht, unsere Situation nicht mehr als notwendig zu belasten. Ansonsten habe ich Gedanken zur Pandemie, die ich wohl auch ‚draußen‘ so hätte: politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, gesellschaftspolitische … und natürlich Gedanken und Sorgen um Familie und Freunde.“

08.07.2020, Gefangener, JVA Hagen
Große Verunsicherung
„Zu Beginn der Krise war aus den Nachrichten nicht zu entnehmen, wie ansteckend es sein wird. Man fühlte sich wie eine Ratte im Käfig, ohne Entkommen, falls das Virus einmal eingedrungen sei, dazu kam die Besuchssperre, die einen zusätzlich verunsicherte.“

08.07.2020, Gefangener, JVA Landshut
Eingeschränkter Besuch
„Hier in der JVA Landshut hat sich vor allem der Besuch geändert. Wir dürfen nur noch eine Person pro Besuch und für eine Stunde pro Monat haben (vorher waren es bis zu 3 Personen und 2 x eine Stunde pro Monat). Es wurden auch Trennscheiben an den Tischen angebracht, und beide müssen eine Maske tragen. Als Alternative darf man für 20 Minuten telefonieren.“

08.07.2020, Gefangener, JVA Schwerte
Danke
„Durch die Lieferung von Zeitungen habe ich das Gefühl, nicht ganz so von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Ich habe sonst niemanden da draußen, der an mich denkt … Danke, dass Ihr für mich da seid. Mir das Gefühl vermittelt nicht ganz vergessen zu sein. Dass Menschen noch Ideale und soziales Engagement zeigen. Und das auch gerade in schwierigen Zeiten wie Corona.“

06.07.2020, Gefangener, JVA Schwerte
Mehr als zuvor von der Welt abgeschnitten
„Hier ist es aktuell so, dass seit Mitte März alls Besuche durch Skype ersetzt werden, der Videotext abgeschaltet ist, und man sich durch alle weiteren Maßnahmen mehr als zuvor von der Welt abgeschnitten vorkommt. Gerade in dieser Zeit ist Lesen die Ablenkung Nummer 1, zumal hier aktuell die Bücherei der JVA wegen Corona geschlossen ist.“

06.07.2020, Gefangener, BKH Bayreuth
„Probewohnen dank Corona“
„… hier in Bayreuth wird viel mit Lockerungsstufen gearbeitet. Und fast alle, die gelockert waren, sind nach Hause zum „Probewohnen“ (als therapeut. Maßnahme) geschickt worden. ‚Lockdown‘ für Gelockerte war nicht drin, also ab nach Hause. Man hatte Angst, dass Gelockerte den Virus in die Anstalt bringen. So haben einige ihren Zwangsaufenthalt um ein halbes bis 1 Jahr ‚dank Corona‘ verkürzt.“

26.06.2020, Gefangene, JVA Willich
Strenge Atmosphäre
„Zur Atmosphäre hier kann ich nur sagen, es ist alles härter geworden. Dadurch, dass die Beamten hier auch in Quarantäne waren – zu Hause – entstand eine ’strenge Atmosphäre‘. Methadon-Abgaben finden jetzt vor dem Arbeitsaufschluss statt. Gegessen wird einsam in der Zelle, die Kantine wurde geschlossen.

In der Einzelzelle kann man nur noch zu zweit ‚Umschluss‘ machen. In der Dreierzelle auch nur zu maximal 2 oder 3 Personen. Anträge auf Internet-Recherchen nach Adressen draußen brauchen sehr lange. Die Sozialarbeiter sind kurz angebunden und beschweren sich alle, dass sie zu viel zu tun haben.“

26.06.2020, Gefangener, JVA Bayreuth
Auf engem Raum
„Ich war am Anfang in der JVA Nürnberg, da war alles noch normal. Aber weil ich das erste Mal in Strafhaft bin, wurde ich Anfang April nach Bayreuth verschubt. Und hier ist alles schon sehr hart mit den Einschränkungen, hier gibt es zum Beispiel nicht einmal eine Küche und man ist in 6-Mann-Zellen untergebracht.

Eine Gemeinschaftzelle ist schon sehr gut um sich zu beschäftigen, aber in 6-Mann-Zellen mit nur einer Stunde Aufschluss und ohne die Möglichkeit, sich z.B. mit Kraftsport auszulasten, ist schon sehr hart und man kann natürlich sehr schlecht auch mal zur Ruhe kommen.“

26.06.2020, Gefangener, JVA Darmstadt
Fast rund um die Uhr in der Zelle
„Dieses Corona führt bis heute dazu, dass wir/ich pro Tag ca. 24 Stunden auf der Zelle, abzüglich einer Stunde Freistunde und – wenn alles gut geht –  einer Stunde Freizeit haben. Keinen Besuch, ab nächster Woche nur eingeschränkt, ohne Kinder. Die Stimmung ist nicht gut.“

22.06.2020, Gefangener, JVA Würzburg
Mikrokosmos JVA
„Es ist das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie, das sich jemand nach meinen Gedanken und Empfindungen erkundigt. Danke dafür. In den Anfängen der Pandemie, Anfang März, hatte ich ein Gefühl von Hilflosigkeit und Angst. Dazu muss man wissen, dass eine JVA eine Art Mikrokosmos darstellt, eine Blase inmitten der Gesellschaft mit eigenen Regeln und Bedingungen – abgeschottet (relativ) von der Außenwelt. Was passiert, wenn der Virus uns erreicht, war und ist die Hauptfrage für mich.“

17.06.2020, Gefangener, JVA Freiburg
Anstaltsbetriebe wieder geöffnet
„Mittlerweile sind zumindest die Anstaltsbetriebe wieder geöffnet, so dasss die Gefangenen aus den Zellen kommen können, auch ökonomisch ist das wichtig, da der Lohn nicht ersetzt wurde.“

09.06.2020, Gefangener, JVA München
Aufschlusszeiten helfen
„Heute waren die ersten Besuche wieder möglich, aber nur hinter Glas, inklusive Maske, was wiederum nicht gerade top für Besuche mit Kindern ist. Ich denke, ich werde meiner Frau davon abraten, unseren Sohn mitzubringen, weil ich das für 4jährige Als nicht zumutbar empfinde. Ansonsten ist die Stimmung auf dem Gang immer gut, da wir uns in einem Arbeitsverhältnis für die JVA befinden.

Wir gehen um 5.30 Uhr in die Küche zum Arbeiten, kommen zum Teil erst um 13.30 Uhr zurück und werden erst um 16.30 Uhr wieder zugesperrt, sind also priveligiert, uns 12 Stunden quasi frei zu bewegen. Wenn man im Gegensatz dazu größtenteils 23 Stunden am Tag in seiner Zelle eingesperrt ist, bis auf ein paar Umschlüsse und Duschgänge, sind das schon gewaltig andere Haftbedingungen“

06.06.2020, Gefangener, JVA Luckau-Duben
30 Minuten skypen
„Ich selbst weiß nicht, wann meine Einzeltherapie wieder normal weiterläuft. Außerdem sollte ich zur Vergabe der Abi-Zeugnisse meiner ältesten Tochter eine erste Ausgührung nach 7 Jahren Haft erhalten, die nun nicht zustande kommt.

Die Anstalt hat im Mai jedem Gefangenen 15 Euro Telefongeld überwiesen, was mit persönlcih geholfen hat. Außerdem wurde die Möglichkeit geschaffen, 30 Minuten Skype-„Besuch“ wahrzunehmen. Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, aber die, die es nutzen, hoffen, dass die Maßnahme auch nach der Krise nicht zurückgenommen wird.“

06.06.2020, Gefangener, JVA Bayreuth
Besuche wieder möglich
„Ab 9.6.20 wird es wieder Besuche geben, 1 x monatlich, 1 Person, Abstand 1,5 m, beide mit Mund-Nasen-Maske. Dankenswerterweise ermöglicht die hiesige JVA drei 15-minütige Telefonate auf Kosten der Anstalt.“

05.06.2020, Gefangener, JVA Rosdorf
Dicke Luft
„Wir dürfen keinen Besuch mehr empfangen. Das Sportangebot wurde reduziert. Es gibt keine Seelsorgegruppen mehr. Der Einkauf wird andauernd verschoben und wir haben weniger Angebote bzw. auf Wünsche von Gefangenen wird weniger Rücksicht genommen. Wir dürfen in der U-Haft nur 3x wöchentlich mit unseren Familien für jeweils 15 min telefonieren. Es herrscht dicke Luft zwischen den Gefangenen. Anwälte kommen seltener. Gerichtstermine werden verschoben.“

17.05.2020, Gefangener, JVA Offenburg
In Quarantäne auf 4-Mann-Zelle
„Da ich wegen mehrerer Auseinandersetzungen u.s.w. nicht weiter für die Ausbildung geeignet bin und weil mein zuständiger Knast ein anderer ist, wurde ich nun wieder verlegt, hier sitze ich jetzt aufgrund des Corona-Virus in Quarantäne, komme nicht auf meinen Flügel und verstehe die verdammte Welt nicht mehr. Ich war Jahre in meiner 1-Mann-Zelle, jetzt muss ich in einer 4-Mann-Zelle klarkommen.“

14.05.2020, Gefangener, JVA Heidering
Noch mehr Zeit zum Nachdenken
„Die Stimmung hier wird von Woche zu Woche aggressiver. Das merkt man u.a. auch daran, dass fast täglich Anstaltsalarm ausgelöst wird. Und das bedeutet, dass sich wieder 2 oder 3 ’nicht einig‘ sind! … Ich gehöre aufgrund einer Vorerkrankung zur Risikogruppe und habe deshalb große Angst vor einer Ansteckung (Einer Ansteckung hier in der JVA!) Der Anstaltsarzt hat mich im April von der Arbeit hier (Küche) freigestellt und somit habe ich jetzt noch mehr Zeit zum Nachdenken … “

13.05.2020, Gefangener, JVA Hagen
Realität sieht düster aus
„… wir dürfen seit ca. 2 Monaten keine Besuche empfangen, was so ziemlich das Belastendste ist, da die persönlichen Besuche das Wichtigste und Schönste sind, was man bekommen kann. Zwar wurde uns versprochen, 2 x im Monat anrufen zu können, aber die Realität sieht sehr düster aus.
Nur 1 x anrufen zur Besuchsabsage. Ich kann nur aus meiner Perspektive schreiben, bestimmt wird es in anderen JVAs anders organisiert.“

13.05.2020, Gefangener, JVA Essen
Kein Schutz für Gefangene
„… für 430 Gefangene und Mitarbeiter gibt es jetzt Mitte Mai immer noch keine Schutzausrüstung. Die Gefangenen sitzen ungeschützt vor dem Arztzimmer, gehen zur Arbeit, duschen gemeinsam, gehen zum Sport und nehmen am Gottesdienst teil. Regelungen, welche für die Bürger in NRW gelten, gibt es hier nicht. Lediglich Besucher dürfen die JVA nicht mehr betreten. Seelische und psychische Probleme der Insassen steigen und nehmen überhand. Es gibt hier keinen Schutz für Gefangene, obwohl auch hier viele zu mindestens einer Risikogruppe gehören. JVA-Insassen haben eben keine Lobby.“

13.05.2020, Gefangener, JVA München
Zeitungslesen ist Luxus
„In diesen schweren Zeiten ist es schon ein gewisser Luxus, eine neutrale Zeitung druckfrisch zu erhalten.“

13.05.2020, Gefangener, JVA Geldern
Positiv bleiben
“ Erstaunlich bis erschreckend nehme ich wahr, dass zunehmend an der Integrität und dem Fachwissen von Virologen und Co. gezweifelt wird. Auch geht der Hype um die Systemrelevanten vorbei, wobei ich das sehr bigott fand, denn Applaus braucht keiner, mehr Geld wäre hilfreicher. Ansonsten beschäftige ich mich derzeit wenig mit der Lage. Selbst lese und schreibe ich viel, vertreibe mir so die Zeit. Das Thema wird uns noch einige Monate begleiten, doch bleibe ich positiv – nur hoffentlich nicht beim Covid-19-Test.“

13.05.2020, Gefangener, JVA Tonna
Angespannte Stimmung
„Die Stimmung hier ist sehr angespannt, was an dem Besuchsverbot liegt… Am meisten bewegt mich, dass ich meine Kinder nicht sehen kann.“

11.05.2020, Gefangener, JVA Bremervörde
Katastrophal
„Es ist schmerzvoll, inhaftiert und noch die zusätzliche Isolierung, kein Sport, keine Gruppen, kein Besuch, kein Langzeitbesuch = völlige Entfremdung von Frau und Kleinkind. Katastrophal sage ich nur, menschenunwürdig. Das Kind weint am Telefon, weil es schon seit Monaten Papa besuchen fahren will und nicht darf, da blutet das Herz. Und am nächsten Morgen soll man dann für nicht mal 10 Euro in den Betrieb gehen und ‚Pensum‘ malochen. Da ist dann alles egal.“

03.05.2020, Gefangener, JVA Landsberg
Man sieht die Bemühung
„Wie geht es mir in der Corona-Krise? Ich sage mal, platt gesprochen, besser als vorher. Warum? Die Anstalt stellt mir kostenlos einen Fernseher zur Verfügung. Das Besuchsverbot trifft mich nicht. Bekomme eh keinen. Es wird mehr auf Hygiene geachtet. Abstand im Speisesaal. Ausgabe von Besteck, eingewickelt in Papierserviette und Essenstablett von extra abgestelltem Küchenpersonal. Leckerlis am Wochenende, z.B. Schokolade, Backwaren. Obstversorgung wohl auch besser.

Abstand beim Gottesdienst. Dass es den überhaupt noch durchgehend hier drinnen gibt, wirklich tolle Leistung von der Seelsorge. Im Sanibereich bei jedem Fiebermessung, Händedesinfektion, Abstand der Sitzplätze. Quarantäne im Zugang. Letztens wurde sogar Seife an alle Gefangenen ausgegeben, zwar etwas spät, aber man sieht die Bemühung. Wir sind hier solange sicher, wie nichts von draußen, also von den Beamten eingeschleppt wird.“

26.04.2020, Gefangener, JVA Burg
Warten auf Verlegung
„Mich persönlich betrifft die Einstellung der Transporte, denn ich hatte Mitte März eine (geplante) Überführung in die JVA Dresden. Ich habe meine Familie das letzte Mal Mitte Januar gesehen. Ich warte nun gespannt auf Lockerung der Maßnahmen.“

24.04.2020, Gefangene, JVA Zweibrücken
Freigang fehlt
„Ich in zur Zeit im offenen Vollzug, aber wegen der Corona-Pandemie wurden uns leider die Lockerungen gesperrt. Das heißt, keine 5 Stunden Ausgang und keinen Urlaub mehr. Die Stimmung ist momentan hier ganz schön angespannt. Mit meinem Mann habe ich momentan eine große Krise und es wäre höchste Zeit, dass ich in Kürze mal wieder 4 oder 5 Tage Urlaub bekomme, damit ich mal nachsehen kann und mit ihm sprechen kann, was da eigentlich zu Hause schief läuft.“

20.04.2020, Gefangener, JVA Rheinbach
Sonderfreistunde 60+
„Die Freistunden wurden von ehemals 2 auf 4 Stunden erhöht, daher fällt der Umschluss am Wochenende weg. Desweiteren wurde eine ‚Sonderfreistunde‘ für altersgefährdete Personen (60+) zusätzlich seperat eingeführt. Umschluss nur noch 1 Besucher anstatt zuvor 4 Personen maximal im Haftraum.“

19.04.2020, Gefangener, LWL-Klinik Herne
Öfter Stress
„Etwas mehr und etwas öfter Stress auf der Station. Mich bewegt nur eine Frage: Ob es mit der Freistunde klappt? Das Duschen kann ich mir schon abschminken. Ist Wochenende und es sind nur zwei Pfleger auf der Station.“

14.04.2020, Gefangener, Untersuchungshaftanstalt Hamburg
23 Stunden Tür zu
„Jeder träumt von einer Haftverschonung. Hier sind bis jetzt nur 40 Gefangene, laut Medien, vorläufig entlassen worden. Sonst bekomme ich nichts von der Covid-19-Pandemie mit. Ich bin vielleicht auch nicht der richtige Ansprechpartner. 23 Stunden die Tür zu, da bekommt man nicht so viel mit.“

14.04.2020, Gefangener, JVA Kassel II
Freude über Freiabonnement
„Diese Woche habe ich ‚Die Zeit‘ das erste Mal erhalten, und ich freue mich sehr darüber – gerade weil der Werkhof zur Zeit geschlossen ist und wir keine Arbeit haben … ich werde sie mit meinen Mitlesern teilen und weitergeben.“

14.04.2020, Gefangener, JVA Uelzen
Lockerungen fehlen
„Im Rahmen meiner sozialtherapeutischen Behandlung hatte ich in den vergangenen 12 Monaten durch Lockerungsmaßnahmen wieder die Möglichkeit, mich zweimal im Monat außerhalb des Gefängnisses mit Freunden und Angehörigen zu treffen. Dass das jetzt wieder ganz unmöglich ist, tut weh und macht mich traurig.“

14.04.2020, Gefangener, JVKH Hohenasperg
Ausgleich durch Auszeiten
„Insgesamt ist die Stimmung recht ruhig, aber durch den Wegfall der Arbeit gibt es zum Teil zwischen den Bewohnern von Mehrmann-Zellen Reibereien. Viele versuchen, durch Auszeiten, Filmabende und Aufenthalte in den Gruppen- und Freizeiträumen einen Ausgleich zu schaffen.““

14.04.2020, Gefangene, JVA Frankfurt
Hoffnung auf baldige Besserung
„Ich hoffe, dass sich die momentane Situation um das Covid-19-Virus bald wieder entspannt und dass sehr bald ein Mittel gefunden oder entwickelt wird, um das Ganze einzudämmen, denn das ist für die Menschen, aber auch für die Witschaft mehr als wichtig.“

14.04.2020, Gefangener, JVA Straubing
Wenigstens etwas zu lesen
„Ich möchte Sie bitten, mir die Tageszeitungen weiter zukommen zu lassen. So habe ich wenigstens in der aktuellen Corona-Krise, wo keine Besuche in der JVA erlaubt sind und ich zur Zeit auch nicht arbeiten kann, etwas zu lesen. Derzeit beschäftigt mich am meisten, dass ich eben keine Besuche von Familie und meiner Freundin bekommen darf, und um meine 91-jährige Großmutter mache ich mir große Sorgen. Aber die JVA ermöglicht es uns Gefangenen zur Zeit häufiger zu telefonieren und seite Kurzem sogar zu skypen.“

14.04.2020, Gefangener, JVA Heilbronn
Alles nicht so einfach
„Auf der Abteilung, auf der ich untergebracht bin, muss nun die ganze Abteilung geräumt werden, da hier eine ‚Corona-Isolierung‘ entstehen soll. Viele langstrafige, wie auch ich, müssen nun irgendwo hinziehen, wo es Platz gibt. Bei mir ist die Schwierigkeit und die Belastung extrem, da ich auch noch eine Vogelvoliere mit zwei Wellensittichen in meinem Haftraum habe, zudem stehen dieses Jahr meine Abschlussprüfungen an … Alles nicht so einfach auch für meine Psyche … man fühlt sich als wird einem die Wohnung weggenommen.“

14.04.2020, Gefangener, JVA Luckau-Duben
Umzug oder Kündigung
„Am 1.4. gingen Gerüchte durch den Knast, dass alle arbeitenden Gefangenen umziehen und getrennt nach Arbeitskommandos untergebracht werden sollen. Das führte schon im Vorfeld zu lautstarken Protesten auf den Bereichen. Es gab keine Absprachen in Gruppenräumen, sondern die Abteilungsleiter gingen von Zelle zu Zelle und befragten die Arbeiter und Nichtarbeiter, ob sie bereit wären umzuziehen. Nur die allerwenigstens waren einverstanden und wer als Arbeiter nicht umziehen wollte, verlor seine Arbeit durch Kündigung. So einige haben das in Kauf genommen.“

14.04.2020, Gefangener, JVA Nürnberg
Wie ein Film
„Die allgemeine Stimmung würde ich als ruhig und gelassen bezeichnen, wirkt alles ziemlich surreal auf uns hier im Knast, da wir alles nur über den Fernseher mitbekommen und es wirkt wie ein schlechter Hollywood-Film, wäre es nicht so grausam und brutal, wenn man die hohen Zahlen an Toten bedenkt.“

14.04.2020, Gefangene, JVA Luckau-Duben
Dem Ganzen schutzlos gegenüber
„Mir wurde meine beantragte Isolierung abgelehnt, obwohl ich zur Risikogruppe gehöre.“

03.04.2020, Gefangener, JVA Hohenleuben
Besuchsverbot trifft hart
„Ich bin 79 Jahre alt und meine Frau 78 Jahre. Bei längerer Dauer der Beschränkung – was ich stark vermute – besteht die Gefahr, dass wir uns nicht wiedersehen. “

03.04.2020, GEfangener, JVA Neuruppin
Niemanden zum Reden
„Dadurch, dass die Gesprächsgruppen nicht stattfinden, die mir helfen könnten, fühle ich mich ziemlich allein gelassen. Denn mit anderen Gefangenen rede ich nicht über meine Probleme.“

03.04.2020, Gefangener, JVA Freiburg
Angst vor Ansteckung
„Ich bin Corona-Risikopatient, auch noch andere Gefangene, aber wir erhalten keinen Mundschutz und auch kein Desinfektionsmittel für den Haftraum oder Handschuhe. Begründung: Panikmache und Missbrauchsgefahr, und es wird lapidar gesagt: Sie können sich ja einschließn lassen.“

03.04.2020, Gefangener, JVA Kaisheim
Der Wissenschaft vertrauen
„Ich vertraue erstmal auf die Wissenschaft, die Virologen. Ich folge ihrer Einschätzung und ihrem Rat. Mir wäre lieb, wenn das die Politik auch täte. Auch den Wissenschaftlern in allen anderen Bereichen wie Umweltschutz, Meeresbiologie, den Glaziologen usw… die Liste ist lang und diese warnen schon seit Jahrzehnten.“

03.04.2020, Gefangener, JVA Kaisheim
Telefonate sind kein Ersatz
„Als Ersatz für die Besuche werden ‚großzügig‘ Telefonate gewährt, jedoch bloß jeweils von 10minütiger Dauer und im Beisein eines Beamten, der alles über Lautsprecher mithört. Für mich undenkbar, no way. Bei Besuchen hört auch niemand mit.“

03.04.2020, Gefangener, JVA Zweibrücken
Vieles verändert
„Ich darf keine Besuche mehr empfangen und meine Ausbildung nicht weiter ausüben … Jede Abteilung geht bis auf Weiteres allein in den Hof. Ich nehme die Stimmung um mich sehr wahr. Und was mich am meisten bewegt: Was wird passieren? Besiegen wir die Corona-Pandemie? Schaffen wir das oder wird es so weitergehen? Ich hoffe, nicht. Ich hoffe, dass bald ein Impfstoff gefunden wird.“

03.04.2020, Gefangener, JVA Bruchsal
Stimmung mittelmäßig
„Die Arbeitsbetriebe sind geschlossen, bis auf die notwendigen Betriebe wie die Wäscherei, Küche und Elektrowerkstatt … Was die Küchenarbeiter betrifft, so hat man für den Fall des Falles vorgesorgt, indem man diese in 2 Gruppen und in getrennten Häusern untergebracht hat.“

01.04.2020, Gefangener, JVA Diez
Der Mutter die letzte Ehre erweisen
„Im Dezember verstarb meine Mutter, als letztes mir noch verbliebenes Familienmitglied. Zur Beisetzung am 7.1.20 durfte ich aus Gründen der Sicherheitsparanoia nicht. Ich könnte ‚kurz nach‘ der Beerdigung ans Grab ausgeführt werden! … Zum 10.3.2020 sollte ich eine Heimausführung und zum Grab der Mutter bekommen. Diese wurde dann zum 5.3.2020 ohne Begründung wieder gestrichen; da war Corona noch keine Pandemie. Dass ich meiner Mutter noch immer nicht die letzte Ehre erweisen konnte und mich nicht um mein Erbe (spätere Existenz) kann und die Corona-Pandemie dies auf Monate hinaus verzögert; dass meine Schulden anwachsen; das belastet und beschäftigt mich schon sehr!“

01.04.2020, Gefangener, JVA Straubing
Hamsterkäufe
„Auch hier sind Hamsterkäufe eingetreten und es gibt Gerüchte, dass nur noch morgen und übermorgen das letzte Mal Einkauf ist. Tabak, Kaffee und Papers sollen dann über die Kammer ausgegeben werden.“

01.04.2020, Gefangener, JVA Detmold
Angst vor Ansteckung
„Die Mitgefangenen, die ansonsten Besuch erhalten, vermissen dies sehr, ansonsten ist besonders die Sorge vorhanden, dass der Virus in die JVA eingeschleppt wird.“

30.03.2020, Gefangener, JVA Oldenburg
Sinnvolle Maßnahmen
„Ich kann sagen, dass aus meiner Sicht die JVA alles sehr gut im Griff hat. Wir werden regelmäßig von unserem Anstaltsleiter über neue bzw. weitere Maßnahmen informiert… Erwähnenswert ist eine sehr sinnvolle Sicherheitsmaßnahme. Jeder, der sich zum Arzt meldet, geht erst einmal in den Einschluss. Die Ärztin entscheidet dann über die weitere Vorgehensweise.“

30.03.2020, Gefangene, JVA Luckau-Duben
Große Sorge um die eigene Gesundheit
„Gestern fragte ich eine Bedienstete, welche Hygienemaßnahmen für ankommende Bedienstete bestehen. Antwort: ‚Darf ich Ihnen nicht sagen.‘ Was empfinde ich bei dieser Antwort? … Es ist übrigens der allgemein üblich Umgang mit Gefangenen, nur in der großen Sorge um die eigene Gesundheit sollten Gefangene Infos erhalten …

Keiner der Bediensteten fragt, wie es den Frauen mit ihren berechtigt großen Sorgen um ihre Kinder, ihre Familienangehörigen geht … Die Ausgabe des Gefangeneneinkaufs findet getrennt auf den Stationen statt. Gute Idee, aber sinnlos, solange die Virenwege offen sind: Sport und Freistunde … Am 23.3. stellte ich den Antrag auf Isolation, da ich mit 67 Jahren zur Risikogruppe gehöre. Am 26.3.erhielt ich von der Bediensteten auf meine Anfrage, wann die Beantwortung meines Antrags erfolgt, die lapidare Antwort: ‚Wir haben 14 Tage Zeit dazu.‘ Ist die Corona-Krise bei den Bediensteten noch nicht angekommen?“

30.03.2020, Gefangener, JVA Lingen/Groß-Hesepe
Infos nur aus den Nachrichten
„Es redet hier niemand mit uns. Wir bekommen keine Infos, wie es um die Haftanstalt steht. Wir kriegen nur das mit, was man in den TV-Nachrichten sehen kann.“

30.03.2020, Gefangener, JVA Werl
Leere Regale
„Wir haben absolute Besuchssperre, dazu neue Arbeitsaufschluss- und Freistunden-Regelungen mit dem Ziel, Gruppen möglichst zu verkleinern. Dazu weitere Einschränkungen wie samstags keine Teeküchen-Nutzung … Und beim Einkauf gab’s lange Gesichter. Bestimmte Waren wie z.B. Tomatenmark kamen diesmal nicht mit – leere Regale auch beim Lieferanten.“

27.03.2020, Gefangener, Maßregelvollzug Berlin
Telefone defekt
„Das Telefonieren ist hier kaum noch möglich, da die Stationstelefone ein wenig defekt sind, sie rauschen beim Telefonieren oder sind zu leise. Sie sind zu alt, um Ersatzteile zu erhalten. Deswegen schreibe ich meinen sozialen Kontakten meistens.“

27.03.2020 Gefangener, JVA Weiterstadt
Konsequenzen und Vergünstigungen
„Klar haben wir nun auch Konsequenzen zu spüren, wie z.B. dass die Besuche ausfallen oder dass viele Gefangen nicht arbeiten gehen können. Dafür haben wir mehr Telefonzeiten und wir haben doppelt so viel Freizeit und doppelt so viel Hofgang. Natürlich ist dies nur zu bewältigen, solange es noch gesunde Beamte gibt.“

26.03.2020, Gefangener, JVA Mannheim
Zeitungen als ‚Lebensspender‘
„Gerade in der heutigen Zeit, in der vielleicht einige Menschen außerhalb der Mauern spüren oder zumindest erahnen können, was es bedeutet, eingeschlossen und der Freiheit entzogen, auf engstem Raum (2,35 m2 Nettobewegungsfläche) eingepfercht zu sein, und dies für Tage, Wochen, Monate und Jahre, sind Zeitungen und Zeitschriften geradezu ein ‚Lebensspender'“

26.03.2020, Gefangener, JVA Hannover
Hochzeit in Gefahr
„Als ich in Haft das erste Mal wahrgenommen hatte, dass das Corona-Virus kursiert, dachte ich, wie wohl viele, dass ich damit nichts zu tun haben werde und dies mein persönliches Leben in Haft nicht einschränken wird. In diesem Zeitraum plante ich zudem gerade meine Hochzeit. Doch in relativ kurzer Zeit bemerkte ich um mich herum, dass es täglich neue Maßnahmen gab, die auch unmittelbar Einfluss auf mich hatten. So wurde plötzlich die Besuchsregel geändert. Besuche sollten plötzlich nur noch hinter einer Trennschreibe stattfinden … Meine Hochzeit stand die ganze Zeit auf der Kippe. Der Termin sollte der 18.3. sein. Als dieser näherrückte, gäbe es fast stündlich neue Ansagen der JVA dazu … Zum Termin ging ich nach vorne in die Besuchsabteilung. Der Besuchsbeamte sagte zu mir, dass ich meine Frau so wenig wie möglich berühren solle, was immer damit gemeint sein sollte. Doch in dem Raum saß meine Frau dann neben mir und wir konnten uns auch noch anfassen. Nach der Trauung gaben sie uns noch eine Stunde Zeit. Natürlich waren wir nicht alleine, der Pastor saß mit im Raum. Als wir dann nach dieser Stunde aus dem Besuchszimmer gingen, teilte uns der Besuchsbeamte mit, dass ab sofort alle Besuche in Niedersachsen bis auf weiteres gestrichen seien.“

26.03.2020, Gefangener, JVA Hannover
Schwerer, an Informationen zu kommen
„Da die Gefangenen es viel schwerer haben, an Informationen zu kommen, da sie keine Möglichkeit haben, das Internet zu nutzen, haben sie Angst. Fühlten sie sich schon vor dieser Krise ohnmächtig, weil sie von anderen abhängig sind, hat diese Angst erheblich zugenommen. Bei vielen stehen Entlassungsvorbereitungen an, die durch diese Situation völlig offen sind.“

26.03.2020, Gefangener, JVA Heilbronn
Skype ersetzt Besuche vor Ort
„Die bisher gravierendste Veränderung ist die Besuchsversagung für Familie, Freunde und auch selbst Anwälte … Wobei man auch sagen muss, dass die JVA alles dafür tut, was momentan möglich ist, um die sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. So hat jeder Gefangene die Möglichkeit via Skype mit seinen Angehörigen 1 x monatlich 1,5 Stunden zu skypen, … das entgangene Besuchsgeld (hier in Heilbronn ca 30 Euro pro Monat) (wurde) als zusätzliches Sondergeld genehmigt.“

26.03.2020, Gefangener, JVA Saarbrücken
Mit weiteren Einschränkungen rechnen
„Beim Telefonieren müssen nun Schutzmaßnahmen ergriffen werden (z.B. Tragen eines Mundschutzes). Mit weiteren Einschränkungen ist zu rechnen. Die Anstaltsleitung ist trotz der Krise bemüht, den Haftalltag so erträglich wie möglich zu gestalten. Es finden Quizzduelle statt. Das Telefonkontingent wurde erhöht, ab nächster Woche sind Skype-Telefonate möglich. Die Freistunde fand gestern zweimal statt … Die Inhaftierten, zumindest die meisten, verstehen den Ernst der Lage.“

26.03.2020, Gefangener, JVA Weiterstadt
Das Virus ernst nehmen
„Zur Abmilderung der Einschränkungen werden die Freizeiten und das Sportangebot für alle Gefangenen ausgeweitet. Soweit organisatorisch möglich, werden auch die Freistunden verlängert. Dass das Sportangebot ausgeweitet werden soll, kann ich selbst nicht verstehen, denn es heißt ja laut Robert-Koch-Institut, es sollen nicht mehr als 5 Personen zusammensein, und Sport in einer Halle schon mal gar nicht… Die Gefangenen nehmen die Sache leider hier nicht für ernst. Denn sie freuen sich, dass sie mehr Sport machen können. Ich selbst nehme die Sache sehr ernst, da ich selbst (seitdem ich 13 J. bin) beim DRK bin und weiß daher genau, was ein Virus, den man noch nicht besonders gut kennt, machen kann“

26.03.2020, Gefangene, JVA Frankfurt
Kein Gang mehr zur Bücherei
„Der Werkbetrieb, Bürokurs, Verkaufskurs, Ausbildungsbetrieb der Lehrküche zur Köchin und Servicekraft fallen bis auf Weiteres aus. Ab April entfallen die TV-Gebühren. Ab 31. März entfällt der Sichteinkauf, dafür Tüteneinkauf. Kein Gang mehr zur Bücherei. Alle Frauen, die nicht arbeiten, haben ab April Anspruch auf Taschengeld.“

24.03.2020, Gefangener, JVA Frankenthal
Großer Umzug innerhalb der Anstalt
„Wir mussten das oberste Stockwerk komplett räumen, um Platz für eventuell Infizierte zu schaffen. Dies war mit einem großen Umzug innerhalb der Anstalt verbunden. Die Bediensteten laufen mit Mundschutz sowie Latexhandschuhen herum. Schon irgendwie komisch. Ich hoffe, dass meine Familie nicht angesteckt wird, und dass meine Oma, die nun in der Türkei lebt, gesund bleibt.“

23.03.2020, Gefangener, JVA Bremervörde
Personal reduziert
„Erweiterte festgelegte Beschränkung ist, dass der Nachteinschluss ab dem 24.3.20 statt um 19.15 Uhr bereits 17.30 Uhr stattfindet, da das Personal reduziert wird.“

23.03.2020, Gefangener, JVA Wöllstein
Mehr Bewegungsfreiheit
„Ich bin in einem U-Haft-Flügel, wo es keine offene Freizeit gibt. Aufgrund von mir nicht erkenntlichen Gründen. Anscheinend wegen der Sicherheitslage von Untersuchungsgefangenen. Allerdings sind auch einige Strafgefangene hier untergebracht. Unsere Freizeit ist lediglich auf die Küche und einen Freizeitraum beschränkt. Da sich aber dort viele Gefangene täglich auf engstem Raum 2 Stunden aufhalten, ist unsere Freizeit nun offen. Heißt, wir können uns 2 Stunden am Abend frei auf unserem Flügel bewegen. Etwas gutes für uns. Der Gottesdienst findet nicht statt und die Geistlichen sind auch nicht persönlich zu empfangen. “

23.03.2020, Gefangener, JVA Straubing
Nach draußen keine Kontakte mehr
„Den über 60jährigen ist es hier freigestellt, ob sie arbeiten wollen oder nicht. Ansonsten läuft die Arbeit in den Betrieben noch einigermaßen normal. Das kann sich aber sehr schnell ändern. Auch wurden wir darauf hingewiesen, beim Hofgang und Aufschluss Rudelbildung zu vermeiden … Ich persönlich habe mit meinen fast 77 Jahren kein Problem mit Corona. Es wartet niemand auf mich und ich habe nach draußen keine Kontakte mehr.“

23.03.2020, Gefangener, JVA Sehnde
Telefone durchgängig freigeschaltet
„Es wurde einmal Seife an Inhaftierte verteilt, um sich oft die Hände waschen zu können. Verhaltens-Hygieneregeln wurden mehrsprachig auf der Station ausgelegt (auch bebildert für die Analphabeten). Der externe Anstaltskaufmann darf die JVA zum Glück noch beliefern und ich konnte einkaufen. Die JVA hat, wegen des Wegfalls der Besuche, die Telefone (auch in den Hafträumen) durchgehend ‚freigeschaltet‘, so dass ich nun rund um die Uhr telefonieren kann. Die JVA Sehnde hat den technischen Komfort, dass man auch Skype-Besuche durchführen kann. Die Freistunden finden auch statt.“

23.03.2020, Gefangener, JVA Straubing
Ausgiebige Lektüre
„‚Draußen‘ hätte ich mir längst eine Atemschutzmaske besorgt, das geht hier nicht. Schon wegen der vermeintlichen Vermummung … Da sämtliche Freizeitkurse gestrichen sind, reduziert sich das Anstaltsleben auf Hofgang und Zelle. Damit steigt die ohnehin gegebenene Tristesse noch einmal massiv an. Insofern ist es extrem wichtig, weiterhin die Süddeutsche Zeitung zu erhalten. Nunmehr ist die Lektüre noch ausgiebiger, weil dafür mehr Zeit vorhanden ist.“

23.03.2020, Gefangener, JVA Burg
Kaum noch Kontakt
„Bis auf die Küche und die Gefangenen, die für die Versorgung arbeiten, wurden alle Betriebe hier in der JVA bis auf Weiteres geschlossen. Es gibt unter den einzelnen Stationen kaum noch Kontakt.“

23.03.2020, Gefangener, JVA Zweibrücken
Stimmung angespannt
„Besuchssperre, eingestellte Arbeiten in fast allen Betrieben sowie Kontaktverbot. Die Stimmung ist zur Zeit überall angespannt. Man bekommt auch keine Bücher aus der Bibliothek.“

22.03.2020, Gefangener, JVA Hannover
Deutlichere Wahrnehmung
„Als alleinerziehender Vater, dessen Kinder mit ihrer Großmutter in einem Mehrgenerationenhaus leben, geht mir ebendiese Konstellation nun noch öfter durch den Kopf als an anderen Tagen. So ist dadurch auch die Last der eigenen Schuld an den Lebensumständen geliebter Menschen deutlicher wahrzunehmen. Doch diese Last muss nicht erdrücken, sie kann auch Motivation zur Veränderung sein.“

22.03.2020, Gefangener, JVA Heimsheim
Lage bislang ruhig
„Bisher ist die Lage noch ruhig, obwohl bereits alle Besuche abgesagt worden sind, alle ehrenamtlichen Gruppenleiter abgewiesen werden. Meine Schachgruppe läuft vorerst ohne Gruppenleitung, sondern nur unter den Freizeitbeamten weiter. Der letzte Einkauf hat gut geklappt. Die Frage ist, ob das so bleibt und wie lange? Für mich stellt sich zusätzlich die Frage, ob ich meine Medikamente gegen Depression noch bekomme werde. Wie lange werden wir noch Arbeit haben und arbeiten können? Ich bin ausschließlich auf meinen Lohn angewiesen, weil ich kein Sondergeld von Freunden oder Angehörigen bekomme. Wenn man hier nur noch Taschengeld auf Dauer hat, geht es einem schlecht.“

22.03.2020, Gefangener, JVA Hannover
Wunsch nach Gespräch auf Augenhöhe
„Bereits nach Erscheinen der ersten Ausgaben der FAZ mit den Warnhinweisen habe ich mir erlaubt, diese ganzseitigen Anzeigen auf den Fluren der Anstalt / des Hauses auszuhängen. Anfänglich wurden die entfernt und ich angemahnt, hier keine Panik zu schüren. Davon habe ich mich natürlich nicht abhalten lassen, die Informationen aus der FAZ und der taz (beides durch Freiabo in Bezug) sprachen eine klare Sprache. Ferner versuchte ich einen Gesprächstermin bei dem zuständigen Beauftragten des Hygieniemanagements zu bekommen, bis dato ergebnislos. Da ich u.a. auch berufsbedingt mit dem Seuchenschutzgesetz involviert war, hätte ich mir ein Gespräch auf Augenhöhe erhofft, ein frommer Wunsch auch das.“

22.03.2020. Sicherungsverwahrter, JVA Meppen
Hier herrscht generell gedämpfte Stimmung
„Als Sicherungsverwahrter habe ich inzwischen mit dem Leben abgeschlossen. Von den 10 hier Verwahrten sind innerhalb von knapp einem halben Jahr 3 Personen verstorben. Von daher herrscht hier generell gedämpfte Stimmung. Da wir vielen Beschränkungen unterliegen, ist für uns die Lage im Groben gleich geblieben. Ein wenig Unruhe wird lediglich durch die Bediensteten erzeugt. Dies liegt aber auch daran, dass sie zwischen zwei Welten pendeln.“

21.03.2020, Gefangener, JVA Oldenburg
Ohnehin in Isolationshaft
„Da ich mich mittlerweile seit 15 1/2 Jahren ununterbrochen in quarantäneähnlicher Isolationshaft befinde und ich schon von daher genötigt bin, weitestgehend ohne persönliche menschliche Kontakte zu überleben, ergeben sich für mich durch die Corona-Krise keine weiteren Einschränkungen – mehr soziale Isolation ist auch hinter Gittern einfach nicht möglich.“

21.03.2020, Gefangener, JVA Willich
Vielleicht auch eine Chance?
„Ich fühle mich schwach und leer, aber klammere mich an meinen Glauben und habe Hoffnung. ‚Alles wird gut.‘ – daran denke ich nicht, denn dafür habe ich zu viele Dinge und Schicksale erlebt. Aber wir müssen alle zusammenhalten und solidarisch und vernünftig leben. Und vielleichtist diese schwere Zeit auch eine Chance in unserer rasenden und digitalen Zeit.“

21.03.2020, Gefangener, Untersuchungshaftanstalt Hamburg
Vollständiger Einschluss
„Seit Freitag vollständiger Einschluss in der Zelle, 24 Stunden, für das Essen geht nur die Klappe in der Zellentür auf… Mir tun die Mitgefangenen leid, ohne Besuche, Zelle zu und fertig. Ich bin da eine Ausnahme, die nicht zählt. Schon früh bat ich meine Verlobte, meine Mutter, ein Gefängnis nicht zu betreten.“

20.03.2020, Gefangener, JVA Bayreuth
Entlassung rückt in weite Ferne
„Was mich persönlich sehr bewegt, ist, dass der seit Monaten bestellte Gutachter nun auf unbestimmte Zeit wegbleibt, eine Entlassung in weite Ferne rückt und meine von mir geführten Zivilprozesse nicht zum Abschluss kommen. Immerhin geht es bei mir um mehrere Jahre und darum, endlich meine Unschuld beweisen zu können.“

20.03.2020, Gefangener, JVA Brandenburg
Von Informationen aus der Zeitung abhängig
„Da ich hier in der Krankenhausabteilung arbeite, habe ich natürlich einen detaillierten Einblick. So wurden nach Bekanntwerden der Krise sowohl in den Räumlichkeiten der Sotha wie auch im Krankenhaus sicherheitshalber zwei komplette Flügel für Verdachtsfälle geräumt. Es wurden Informationen zum allgemeinen zukünftigen Verhalten ausgegeben und mitgeteilt, dass ab sofort sämtliche Besuche von Angehörigen, aber auch Ausführungen, Ausgänge sowie sämtliche Lockerungen gestrichen sind. Die Hausarbeiter sind angehalten, Türklinken u.ä. mehrmals täglich zu desinfizieren und auf Sauberkeit zu achten. Einzeltherapeuten sowie externem Personal wird das Betreten der Anstalt verweigert. Letztendlich sind wir derzeit tatsächlich von Informationen und Kontakten über die Zeitung oder durch das Telefon abhängig.“

20.03.20 Gefangener, Sozialtherapeutische Anstalt Hamburg
Anstalt abgeschottet
„Noch kein Verdachtsfall bekannt, eine Station wurde zur Quarantäne-Station umfunktioniert, die Anstalt abgeschottet, das bedeutet Besuch 1 x monatlich 1 h mit Trennscheibe, keine Langzeitbesuche, keine Ausgänge oder sonstige Vollzugslockerungen, kein Kraftsport (wegen der Verletzungsgefahr), keine Freizeitgruppen, kein Körperkontakt zu anderen Insassen… Alle Insassen sind sehr besonnen und ruhig, machen sich jedoch Sorgen um ihre Angehörigen in Freiheit. Mich bewegt am meisten die Distanz zu meiner Partnerin.“

20.03.20, Gefangener, JVA Kaisheim
Keine Besuche, aber Telefongespräche
“ Auch hier werden Schritte unternommen – wie bis ca. 20.4.20 kein Besuch mehr für Gefangene, mal seh’n, wie’s weiter verläuft. Die Lage ist hier gespannt, da viele Vergünstigungen wegfallen – und noch werden. Wir dürfen aber unsere Bekannten anrufen. Wird bei Antrag großzügiger gehandhabt, da früher so viele Telefongespräche abgelehnt wurden. Übrigens die JVA macht auch Rundgänge, wo die Leute sich informieren können. Duschen, Aufschlüsse, was man von sich aus organisiert, ist noch im realen Bereich“

19.03.20, Gefangener, JVA Neumünster
Sorgen um die Familie
„Zuerst wurde hier bekanntgegeben, dass bis auf Weiteres der Besuch komplett gestrichen ist, am 17.3. wurde die Berufsschule zugemacht, und ab dem 26.3.20 wird die Schule komplett geschlossen. Die Ausbildungs- und Arbeitsbetriebe werden auch noch den Betrieb einstellen. Ich war erstmal erschrocken, wie rasant sich der Corona-Virus verbreitet hat und mache mir Sorgen um meine Familie. Extrem belastet mich, dass mein Bruder an Krebs erkrankt ist. Dieses Jahr hatte er mehrere OP’s, so dass er mich nicht besuchen konnte und nun ist der Bezug abgesagt.“

19.03.20, Gefangener, JVA Werl
Stimmung schon etwas aggressiver
„Das macht die Stimmung untereinander schon etwas aggressiver. Viele können ihre Familien, Partner und die Kinder vorerst nicht sehen. Was mich selbst arg bewegt, dass man hier kaum informiert wurde, oder erst dann, wenn schon Maßnahmen eingeleitet wurden. Dazu kommt, dass man hier nicht einfach zum Arzt oder Sanitätsdienst darf.“

18.03.2020, Gefangener, JVA Lingen
Alles auf Notprogramm
„Bewegen tut mich am meisten, dass ich nicht telefonieren kann. Da hier die Zahlstelle nicht besetzt ist, läuft alles auf Notprogramm. Das heißt, keine Überweisungen, kein Kontakt zur Familie.

10.06.2022, Gefangener, Jugendstrafanstalt Raßnitz
Nur 30 Euro für den Einkauf
„Ich befinde mich gerade in Quarantäne, wobei wir die Tage nicht bezahlt bekommen. Ausnahmefälle sind Hausaufgaben, … , die für 250 Minuten als Unterrichtszeit angerechnet werden und nicht als Arbeitszeit, wobei man für die Hausaufgaben ca 10 Euro Hausgeld bekommt. Ich hatte für den Einkauf im Mai nur 30 Euro … Es ist ja nicht meine Schuld, dass ich Corona bekommen habe. Ich bin ja eingesperrt. Ich bringe ja nicht Corona von draußen in den Knast rein. Ich kann nicht verstehen, warum wir unseren vollen Lohn nicht kriegen. Stattdessen sagt man uns: ‚keiner hat euch gesagt, dass ihr in den Knast kommen sollt!‘ Anhand von diesen Aussagen erkennt man eindeutig, wie einseitig das alles hier verläuft.“

07.06.2022, Patient, Maßregelvollzug Rheine
Strukturierte Zeit
„Mein Tag ist zur Zeit sehr strukturiert, ich stehe morgens auf und mache mich fertig für die Arbeit. Nach der Arbeit mache ich sehr oft Sport, eigentlich 5-6- Mal die Woche. Ich bin schon seit 10 Monaten in dieser Einrichtung und konnte die Zeit sehr gut für mich nutzen und bin auch dankbar, dass ich das alles so hinbekommen habe. Ich wollte Sie bitten, da ich am (…) Geburtstag habe, ob Sie mir ein Paket schicken könnten, ich wär Ihnen sehr dankbar dafür, leider habe ich zu meiner Familie zur Zeit nur sehr schlechten Kontakt und ich möchte der Familie nicht zur Last fallen, … falls Sie die Möglichkeit haben mit ein Paket zu schicken, denken Sie bitte daran, dass jegliche Art von Alkohol verboten ist.“

02.06.2022, Gefangene, JVA Zweibrücken
Mut und Hoffnung gegeben
„Hiermit teile ich Ihnen mit, dass ich das Große Wörterbuch Deutsch-Englisch erhalten habe … Sie haben mir Mut und Hoffnung gegeben. Danke.

13.02.22, Patient, Maßregelvollzug Nette Gut
Strafende offen
„Ich bin im geschlossenen Maßregelvollzug … Hier wird man laut Strafgesetzbuch erst entlassen, wenn man als nicht mehr gefährdet gilt, Straftaten zu begehen. Mit anderen Worten: das Ende der Entlassung ist offen. Es gibt kein Strafende. Viele der hier Untergebrachten sind schon 20-30 Jahre hier. Manche sogra, ohne je gewisse Ausgangsstufen genutzt zu haben. Das ist erschreckend. Das Leben hier ist ähnlich wie in einer JVA. Das Gelände ist mit Mauern und hohen Stacheldrahtzäunen gesichert … Es gibt kleine Arbeitsbetriebe, wo man sich in verschiedenen Arbeitstherapien beweisen kann. Außerdem ist das thearpeutische Angebot größer als in Strafvollzugsanstalten.“

13.02.21, Gefangener, JVA Bernau
Parallelwelt
„Die globale Katastrophe trägt kaum dazu bei, optimistisch in die Zukunft zu blicken und sich auf bessere Zeiten zu freuen. Mir ist die Entlassung in die andere, freie Welt am wichtigsten. Hier umgibt mich … jene Parallelwelt, von der ein Normalbürger keine Ahnung hat und auch nicht haben will. Es leuchtet mir ein, dass er, …, andere ,eigene Probleme zu bewältigen hat.

Hier ist es eiskalt und finster. Das Hirn darf nicht einfrieren und verkümmern. Morgen und übermorgen wird nichts besser und ich versuche, alles zu verdrängen so gut es geht.“

08.02.21, Gefangener, JVA Zeithain
Nur Standardfloskeln
„Aufgrund meiner langen Haft ist außerhalb der Mauern kein Kontakt oder Familie mehr vorhanden und deshalb bin ich echt froh über die Existenz Eures Vereins. Zwar pflege ich Kontakt zu zwei ehrenamtlichen Betreuern von der Kirche, aber meist ist es halt eher ‚Missionsarbeit‘ der Leute.

In einigen Monaten werden ich entlassen und habe große Angst, …, die lange Haft lässt sich nicht wegreden… Seitens der JVA gibt es keine brauchbare Unterstützung, nur so Standardfloskeln wie z.B. ‚Das wird schon!‘ und ‚Sie sind ja kein Dummer!‘ Aber etwas Konstruktives kommt kaum! So schade und emotional nicht förderlich.

Eigentlich habe ich Lockerungen, um etwas auf das Leben vorbereitet zu werden, aber wegen Covid-19 ist alles gestrichen worden.“

29.01.21, Gefangener, JVA Oldenburg
 Statusfrage

„Egal, wen man anschreibt, Behörde, Versicherung, Firmen etc., sobald die das Wort JVA lesen, wird gar nicht geantwortet oder abfällig. Man lässt uns klar und deutlich unseren jetzigen Status spüren. Um so mehr wundere ich mich über Ihr Engangement für Gefangene. Nochmals vielen Dank.“

09.12.20, Gefangener, JVA Köln
Kein Fernseher
„Da ich mal wieder in der JVA gelandet bin, wollte ich Sie bitten, ob Sie vielleicht eine Zeitungsspende für mich hätten. Da ich zur Zeit keinen Fernseher habe und noch bis Ende 21 habe.“

02.11.20, Gefangener, JVA Geeste
Keine Vorbereitung auf die Rückkehr
„Was mich am meisten bewegt, ist die Tatsache, dass hier keine Resozialisierung verwirklicht wird, sondern nur Basisvollzug (Tür zu etc.) Ich arbeite in der Kammer und sehe sehr viele Gefangene nach sehr kurzer Zeit wieder, d.h. der Mitgefangene wird im Grundsatz nicht auf eine Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet. Abgesehen von der Vollstreckung bei Ausweisung und Auslieferung.“

02.08.2020, Gefangener, JVA Lübeck
Ohne Nachrichten
„Habe keinen Fernseher, kein Radio, kein Geld und keine Nachrichten aus meiner Heimatregion. Ich habe in der Gefängniszeitung eine Annonce gelesen und dachte, ich check das mal, ob es in meinem Fall auch ein Abo gibt.“

20.07.2020, Gefangener, JVA Oldenburg
Zeitung als Nabelschnur
„Dieses Zeitungsabonnement bedeutet mir … sehr viel. Es ist meine geistige Nabelschnur zur Außenwelt.“

12.02.2020, Gefangener, JVA Straubing
Noch Jahrzehnte hier
„Ich bin 72 Jahre alt und werde noch Jahrzehnte hier sein (LL). Die FAZ ist mein einziger Kontakt nach draußen. Für diese FAZ bedanke ich mich sehr. Nach bzw. mit mir lesen sechs (6) Gefangene die Zeitung.“

16.11.2019, Gefangener, JVA Bayreuth
Auf der anderen Mauerseite
„Auf der anderen Mauerseite ist die Welt digital, stressig. Bei uns noch analog, nicht besonders vielfach. Über Fake-News, Hacker oder immer online erreichbar brauchen wir uns nicht zu kümmern. Es ist trotzdem wichtig, Zugang zu glaubhaften Informationen, Hintergrundenanalysen und eine Brücke zu der wirklichen Welt zu behalten.
Außerdem hat man hier genug Zeit, die ganze Zeitung mit Ruhe zu lesen. Ich bedanke mich sehr für Ihre Abonnementspende.“

28.5.19, Gefangener, JVA München
Kein TV-Gerät
„Ich habe kein TV-Gerät und würde mich sehr freuen, wenn ich die Zeitung bekommen könnte, hier muss man die TV-Geräte für 20 Euro pro Monat mieten, was mir im Moment leider nicht möglich ist, und ich weiß nicht, wieviele Monate der Sozialhilfeantrag noch dauert.“

27.1.19, Gefangener, JVA München
Bleibt nur die Zeitung
„Ich sitze seit 8 Wochen auf der Krankenstation. Kein Strom, kein Radio und Fernseher. Deshalb hoffe ich, dass es nicht mehr allzu lange mit dem Abo dauert.“

16.12.18, Gefangener, JVA Heilbronn
Absolut analog
„Leider haben wir hier keinerlei Zugang zum Internet, auch können wir keinerlei E-Mails schreiben, wir leben hier absolut analog.“

28.10.18, Gefangener, JVA Straubing
Am Leben draußen teilhaben dürfen
„Es ist richtig, dass fast jeder Gefangene einen schweren Koffer voll Schuld zu tragen hat und oft auch eine Gefahr für die Sicherheit der Gesellschaft darstellt. Dennoch, der Zugang zu Informationen ist Eines der wenigen Dinge, die einem als Gefangener das Gefühl gibt, am Leben draußen teilhaben zu dürfen.“

20.10.18, Gefangener, JVA Straubing
Wie ein kaputtes Gerät
„Man fühlte sich wie ein kaputtes Gerät, was im Keller eingelagert wird und einfach in Vergessenheit gerät.“

18.09.18, Gefangener, JVA Darmstadt
Das Wetter ist das Einzige
„Aktuell habe ich auf der neuen Station gar nichts. Es gibt hier keine Stationszeitung, noch kenne ich Mitgefangene, die eine Zeitung beziehen. Radio und Fernseher stehen nur als kostenpflichtige Leihgeräte zur Verfügung, was ich mir nicht leisten kann. Das Wetter ist derzeit das Einzige, was ich von der Welt draußen mitbekomme.“

17.8.18, Gefangener, JVA Wolfenbüttel
Viele Informationen gehen an mir vorbei
„Ich arbeite in der Repro-Abteilung der Druckerei als Mediengestalter. Obwohl ich täglich am Computer arbeite, verfüge ich über keinen Internetzugang, kann von hier aus keine E-Mails schreiben, und auch andere Lern- und Fortbildungsprogramme stehen mir nicht zur Verfügung, selbst das Videotextsignal wurde zwischenzeitlich gekappt.

Viele Informationen und Veränderungen gehen deshalb an mir vorbei. Die Mauern um mich herum bewirken daher nicht nur Freiheitsentzug und Fremdbestimmung, sondern ebenso eine starke Zugangsbegrenzung zum allgemeinen Wissen.

Seit Juni gibt es bei uns in der Abteilung ein sogenanntes Nachrichtenfrühstück, welches einmal im Monat stattfindet. Dabei frühstücken wir gemeinsam – sechs Gefangene und zwei Beamte – und unterhalten uns über aktuelle Themen aus der Presse. Gerade das Lesen der Zeitungen bedeutet mir viel, es ist  für mich einen Blick in die reale Welt.“

19.8.18, Gefangener, JVA Bayreuth
Fester Bestandteil des Tagesablaufs
„Die Zeitung ist ein fester Bestandteil des Tagesablaufs. Dieses Informationsmedium möchte ich nicht missen, wir haben hier in Bayreuth weder Zugang zum Internet noch zu E-Mails, auch Computer-Lernprogramme gibt es nur in einzelnen Kursen.“

09.08.18, Gefangener, Klinikum Neustadt
Ich kenne viele Geräte nur aus der Zeitung
„Ich gebe die Zeitung auch an andere Mitgefangene weiter. So bekommen alle hier einen kleinen Einblick davon, wie es in der Welt draußen aussieht … Auch wenn wir ja eigentlich das Jahr 2018 schreiben, so gibt es immer noch Gefängnisse und andere Haftanstalten, die in vielen – sehr vielen – Dingen recht rückständig und altmodisch sind.

Ich bin schon seit 1989 hier und kenne viele Geräte nur aus der Zeitung oder vom Erzählen, habe noch nie einen modernen Fernseher, ein Smartphone, Laptop gesehen oder besessen. Somit versuche ich den drohenden Verlust des Zeitgeistes dann eben durch die mir zugesandten Zeitschriften und Zeitungen aufzufangen.“

09.08.18, Gefangener, JVA Ludwigshafen
Durch Lesen entfliehen
„Um 6 Uhr werde ich geweckt, anschließend Bettwäsche zurechtzupfen, lüften, waschen, Frühstück. Gegen 7 Uhr geht es zur Arbeit, zwischen 11.15 und 12.00 Uhr Mittagspause, anschließend geht es bis 15.15 Uhr mit der Arbeit weiter. 15.45 Uhr Freistunde mit Sport, anschließend Ausgabe der Post, Duschen, Abendessen. Gegen 18 Uhr beginne ich mit dem Lesen der Zeitung bis in die Abendstunden. Durch das Lesen der Zeitungen kann ich dem Haftalltag ein wenig entfliehen“

07.08.18, Gefangener, JVA Straubing
Nicht einmal einen Fernseher
„An meiner Haftsituation hat sich nichts geändert, ist immer noch prekär – monitorüberwachter Haftraum. Für die Spenderinnen und Spender dürfte es kaum vorstellbar sein, wie sehr mir ihre Hilfe den Haftalltag erleichtert, denn ich habe sonst keine aktuellen Informationsmöglichkeiten, nicht einmal einen Fernseher, der ist in meinem Haftraum nicht erlaubt.“

02.08.18, Gefangene, JVA Aichach
Alles noch in Papierform
„In der JVA ist der Zugriff auf Medien sehr beschränkt. Es gibt keine Telefone, geschweige denn Computer für die Gefangenen. Die Briefe werden alle (ausnahmslos) von Hand geschrieben, an Fortbildungsmaßnahmen kann man nur teilnehmen, wenn der Bildungsträger die Studienunterlagen in Papierform anbietet.

Es fühlt sich an, als wenn man eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht hat und dort wurde die Uhr angehalten.

Durch meinen Aufenthalt in der Anstalt kann ich mich in Tiere einfühlen, die eingesperrt sind. Die Umstellung auf die neue Umgebung wird dadurch erschwert, dass die Abläufe analog erfolgen. Angelegenheiten, die ich im Alltag durch 1 Telefonat sofort geregelt hatte, dauern in der neuen Umgebung 14 Tage bis 8 Wochen.

Diese Verlangsamung sowie die Isolation von der Familie erzeugt Stress. Hinzu kommen noch die gerichtlichen Angelegenheiten, mit denen die Mehrzahl der Gefangenen überfordert ist. Da diese Botschaften im Raum stehen und der Anwalt nur postalisch kontaktiert werden kann, sehe ich bei den Frauen Tränen, Hilflosigkeit. Trauer, Wut etc.“

08.08.18, Gefangene, JVA Vechta
Man würde sich noch verlorener fühlen
„Zeitunglesen bedeutet für mich Teilhaben am Leben. Zwar nur passiv, aber immerhin. Man erfährt vom Weltgeschehen, sei es in der Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur etc., und fühlt sich vielleicht weniger ausgegrenzt. Zeitunglesen verbessert die Lebensqualität in einem Raum, der sonst nur wenig davon bereithält.

Letztes Jahr im Dezember wurde uns der Videotext abgestellt (er gefährdet angeblich die ‚Sicherheit und Ordnung‘, unter diesem weit interpretierbaren Begriff sind jegliche Restriktionen durchsetzbar), und dieser Einschnitt war für alle Inhaftierten aus den unterschiedlichsten Gründen spürbar. Da wir keinen Zugang zum Internet haben, bot der Videotext einen kleinen ‚Ersatz‘. Ich kann und möchte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie mein Leben hier aussehen würde, gäbe es die Möglichkeit des Freiabonnements nicht. Vielleicht nur so viel dazu: Man würde sich noch ausgegrenzter / verlorener vorkommen.“

05.07.18, Gefangener, JVA Aachen
Langweilig und einsam
„Der Haftalltag besteht zur Zeit aus 23 Stunden auf der Zelle sein. Einmal am Tag für 1 Stunde Hofgang an der frischen Luft. Man kann sich abends für 3 Stunden auf eine andere Zelle zu einem anderen Mitgefangenen schließen lassen.

Es ist hier eine eigene Subkultur, die man nicht wirklich kennenlernen möchte. Der Tagesablauf ist eintönig strukturiert, langweilig und einsam. Besuchsmöglichkeiten, um soziale Bindungen zu halten, sind rar (2 x im Monat für jeweils 90 Minuten), dazu knappe Anrufzeiten auf eigene Kosten (2-3 mal im Monat).

Natürlich kann man viel selbst tun. Es gibt einige Angebote für Familientreffen, Suchtgruppen, Seelsorgegruppen, aber letztlich sitzt man doch wieder abends auf der Zelle. Und die Gruppen finden ja auch nur 1-2 mal im Monat statt. Man muss auch wissen, das auch an der Beamtenpersonaldecke aus Spargründen viel geändert wurde, so dass vieles hier gar nicht stattfinden kann.“

05.07.18, Gefangener, JVA Schwalmstadt
Die Gedanken umschalten
„Wir leben hier völlig analog. Keine Möglichkeiten, um E-Mails zu schreiben. Über elis am Computer Lernprogramme aufrufen, da höre ich heute das erste Mal von. Ich bin daher wirklich sehr froh und sehr sehr dankbar, dass es Freiabonnements für Gefangene gibt.

Gut eine Stunde, nachdem ich meine Zeitung in Empfang genommen habe, steht ein Mitgefangener von meiner Station vor meiner Tür und hofft darauf, dass ich meine Zeitung schon ausgelesen habe. Auch er gibt die Zeitung noch einmal weiter. Keiner von uns Dreien wäre finanziell in der Lage, sich eine Zeitung zu abonnieren.

Wenn ich Interessantes in der Zeitung lese, schaltet das mal einen Moment lang meine Gedanken um, und ich mach mir für einen kleinen Zeitraum mal keine Sorgen um meinen Sohn, der zu Hause sitzt und auf den nächsten Besuch bei seinem Papa wartet. Nicht nur mir geht es so.“

10.07.18, Gefangener, JVA Burg
Kein Zugang zum Internet oder Lernprogrammen
„Da ich schon zum zweiten Mal inhaftiert bin, bin ich schon etwas firm, was die Abläufe und Gegebenheiten hier betrifft. Stolz bin ich allerdings nicht darauf. Ich gehe einer Beschäftigung in der anstaltsinternen Bekleidungskammer nach und verdiene mir so einen kleinen Obulus für den monatlichen Einkauf. Nach Feierabend um 14 Uhr hole ich mir als erstes meine Zeitung im Dienstzimmer ab und lese. Zeitunglesen ist inzwischen zu einem festen Bestandteil meines Haftalltags geworden. Einen Zugang zum Internet oder Lernprogrammen jeglicher Art gibt es hier in der kompletten Anstalt nicht.“

12.07.18, Gefangener, JVA Frankenthal
Keine Weitergabe mehr möglich
„Ich leite seit Januar 2018 meine Zeitung regelmäßig an 4 Mitgefangene auf meiner Etage weiter, die Resonanz ist hervorragend, bis dato hat keiner der ca. 20 Beamten, die hier ihren Dienst verrichten, etwas dagegen gehabt. Im Juli wurde ich vom Sicherheitsbeauftragten der JVA mit der Drohung konfrontiert, die Weitergabe sofort zu unterlassen, sonst würde man mir die Zeitung entziehen. Somit kann ich meinen Mitgefangenen nichts mehr weitergeben. Beschwerden bei der Anstaltsleitung prallen ab. Ich beantrage nun einen gerichtlichen Entscheid und werde das Thema an den Petitionsausschuss des Landtags weiterleiten.“

15.07.18, Gefangener, Klinik Nette-Gut
Kein Haftende in Sicht
„Sie fragen, was das Zeitungslesen für mich bedeutet. Nun, das ist ganz leicht. Hier im Maßregelvollzug gibt es kein Haftende. Das heißt, ich bin auf unbestimmte Zeit, wahrscheinlich und aus Erfahrung mindestens 20 Jahre eingesperrt. Zwar versucht man – zumindest nach außen hin – den Eindruck zu vermitteln, eine gewisse Resozialisierung anzustreben oder eine Atmosphäre wie draußen zu erreichen, jedoch ist die Freiheit mit nichts aufzuwiegen.

Ich kann zwar Fernsehen verfolgen, aber bei den Zeitungen kann ich selbst bestimmen, was ich lesen will. Ich bin nicht ‚fremdgesteuert‘. Das kann man draußen sicher nicht nachvollziehen. Unabhängig davon freue ich mich jeden Tag, wenn Postausgabe ist, dass ich Post bekomme. Zwar ‚nur‘ die Zeitung, aber immerhin“ Ein ‚Lebenszeichen‘ von draußen. Ein Bindeglied.

Zugang zum Internet habe ich hier drin nicht. Aufgrund meiner Haftzeit habe ich zwar einen Computer, aber nur als bessere Schreibmaschine. Nicht mal USB-Anschlüsse dürfen und können benutzt werden. Lernprogramme habe ich auch nicht.

Zum Glück habe ich auf dem PC eine Offline-Version von Wikipedia, also eine Art Lexikon. Das ist ganz hilfreich. Das analoge Leben ist zwar einerseits schön, weil man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann, jedoch gibt es in Haft nicht viel Wesentliches. Man dümpelt vor sich hin.“

09.07.18, Gefangener, JVA Hannover
Gefühl der Hilflosigkeit
„Ich selbst sehe es voll ein, dass ich diese Strafe bekommen habe. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich mich hier wohl fühle. Aber ich versuche, die Hilfe hier anzunehmen. Die Menschen draußen denken oft, na ja, die haben Fernseher, die bekommen dreimal täglich Essen, haben eine Einzelzelle und dürfen private Sachen besitzen.

Ok, das ist alles richtig. Aber trotzdem geht abends die Tür zu, und das ist ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich zum Beispiel habe schon zwei Herzinfarkte gehabt, allerdings in Freiheit. Aber müsste ich mir jetzt vorstellen, ich hätte einen hier in meinem Haftraum nachdem der Einschluss war, würde ich den mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überleben. Auch wenn ich es noch zum Notrufschalter schaffen würde, ist es eine Riesen-Aktion, bis der Notarztwagen da wäre.

Auch der Umgang mit manchen Bediensteten ist hin und wieder nicht einfach. Manche denken, dass sie dafür da sind, weiter zu bestrafen, obwohl sie dafür da sind aufzupassen, dass nichts passiert, und sogar dafür da sein sollten uns zu helfen, wieder im normalen Leben zurecht zu kommen. Aber es gibt auch gut, die ihren Job gerne machen.“

18.07.18, Gefangener, JVA Straubing
Guter Rat
„Ohne Familie ist es total schwer hier und man muss aufpassen, mit wem man sich abgibt.“

16.07.18, Gefangener, JVA Wittlich
Wie frisches Obst
„Die Zeitungen und Zeitschriften bringen mir sozusagen etwas frisches Obst und Gemüse. Daran merke ich, dass ich nach 2 Jahren Haft noch nicht tot bin im Kopf und Freude empfinden kann, und natürlich Dankbarkeit.

Da draußen wandelt sich die Welt digital immer schneller, und hier drinnen bleibt diese fast stehen, Jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr wird dieser Unterschied immer größer.

In meiner alten JVA  gab es zahlreiche Gefangene, die ihre Haftzelle nicht verlassen haben, also nur zum Duschen und / oder zur Freistunde, also 23 Stunden / Tag dort eingesperrt waren. Diese Enge machte viele wütend, sogar aggressiv oder andere depressiv und richtig krank oder sogar suizidal.

In den neuen Räumlichkeiten sind die Bedingungen sehr viel besser. Große Fenster, viel Tageslicht, abgetrenntes WC und Waschbecken.“

22.07.18, Gefangener, JVA Straubing
Da sein, wo etwas geschieht
„Das Zeitunglesen bedeutet für mich mehr als alles andere. Ich kann für einige Zeit gedanklich aus der Haft entfliehen und bin da, wo etwas geschieht. Mein Alltag sieht so aus, dass ich um 4.30 Uhr aufstehe, um 6.45 Uhr auf Arbeit bin in einer Schlosserei, dort arbeite ich bis 11.30 Uhr, dann ist Mittag. Um 12.45 Uhr weiter mit der Arbeit bis 15.00 Uhr , Duschen, Hofgang, Zelle. Um 17.30 Uhr ist Einschluss, dann ein wenig Sport auf dem Haftraum, Sprachkurs für eine gute Stunde, Abendessen, etwas TV oder Radio hören, Zeitung lesen.

Wir leben in Bayern komplett analog in der Haft. Wie sich das anfühlt, kann sich jeder denken, wenn er / sie weiß, wie es ist ohne Telefon. Durch die vollkommene Isolation und ein Telefonat alle zwei Monate brechen die Kontakte zu Frau, Kindern, Familie, Freunden weg.

Ich habe eine Verlegung wegen Besuchserleichterung (heimatnahe Verlegung) beantragt. Nach vielen Fragen und vielen Schreiben sagte die JVA ‚ja‘, doch nun sagt die andere JVA ‚nein“. Also mache ich per Gericht einen ‚109er‘  (§ 109 StVollzG, Antrag auf gerichtliche Entscheidung), was mein Recht ist als Gefangener. Für die Zeit, wo ich auf die Entscheidung warte, beantragte ich eine Besuchsüberstellung, aber die JVA macht nichts … seit nun acht Monaten hatte ich keinen Besuch.“

14.03.18, Gefangener, JVA Freiburg
Keine Selbstverständlichkeit
„Ich freue mich jedes Mal auf’s Neue, wenn die Zeitungen hier ankommen und wir diese umsonst lesen dürfen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Zu Ihrer Information kann ich sagen, dass mit mir zusammen 5 Personen die Zeitungen nacheinander bekommen. Danach lege ich alles in unserem Gruppenraum aus, wo alle anderen 10 Personen auf unserer Station Zugriff haben.“

12.3.18, Gefangener, JVA des Offenen Vollzugs Berlin
Die Isolation durchbrechen
„Ich möchte Ihnen meinen größten Dank aussprechen. Das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften schafft es, die Isolation in Teilen zu durchbrechen und am gesellschaftlichen Leben ‚draußen‘ noch teilzunehmen. Es hat mir durch die schwierige Phase der Inhaftierung sehr geholfen.“

02.01.18, Gefangener, JVA Schwerte
Irgendwann schließen sie dann wieder auf
Früher, das heißt, bevor ich in Haft kam, habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, wie es den Leuten in Haft so geht. Das Leben hinter Gittern kannte ich nur aus dem Fernsehen und das ist schon ein sehr verzerrtes Bild. Für mich war es auf alle Fälle ein Schock. Zumal mein Pflichtverteidiger von einem Freispruch ausgegangen ist. Und dann so. Man verliert alles, seine Wohnung, Heimat und alles, was damit zusammenhängt. Seine ideellen Werte und Dinge, die man mit Geld nicht ersetzen kann. Von jetzt auf gleich. Auch von meinen Tieren musste ich mich verabschieden. Man verliert einen Teil von sich. Sicher verliert man auch einen Teil der Bekannten, die nun mit einem nichts mehr zu tun haben wollen. Doch das ist eigentlich schon egal.

Kontakte habe ich hier im Großen und Ganzen nicht, Besuche bekomme ich auch nicht. Nun verbringt man hier 24 Stunden auf der Zelle, denn Arbeit gibt es auch nicht. Ich habe mal die Zeit ausgerechnet, wo du am Tag „Leute“ zu sehen bekommst. Das sind so
2 1/2 Minuten am Tag. Ansonsten bist du allein. Und so läuft fast jeder Tag gleich ab.

Ich muss für jeden Brief bitten, dass sie ihn frankieren. Ich habe ja kein Eigengeld. Woher auch. Für alles muss man hier einen Antrag stellen, sogar, wenn man am Sonntag zum Gottesdienst will. Und man muss jede Woche erneut einen Antrag stellen. Solltest du es vergessen oder sonst irgendetwas sein, kommst du halt nicht zum Gottesdienst. Irgendwann schließen sie dann wieder auf und sagen: ‚Das war’s.‘ Und dann soll man sich so benehmen, dass man draußen nicht wieder auffällt.“

27.12.17. Gefangener, JVA Aachen
Kaum vorstellbar
„Sie könne sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wieviel Freude eine Tageszeitung macht, wenn man bereits 6 Jahre ohne TV im Gefängnis einsitzt.“

22.11.17, Gefangener, JVA Bayreuth
Einziges Informationsmittel
„Ich sitze seit 2 Monaten in der Sicherheitsabteilung. Die Zeitungen, die Sie mir schicken, sind mein einziges Informationsmittel. Die gebe ich auch an interessierte Mitgefangene weiter.“

5.11.17, Gefangener, UHA Hamburg
Nichts zu lesen
„Da wir hier auf der Untersuchungshaft-Station keinen Zugang zur Bücherei haben, freuen wir uns sehr über Ihre Hilfe.“

09.10.17, Gefangener, JVA Düsseldorf
Einer von 55
„Man muss auch bedenken, dass ich von der ganzen Abteilung von ca. 55 Gefangenen der Einzigste bin, der eine Tages- oder Wochenzeitung erhält. Da kommt natürlich Freude auf, wenn man da Zeitungen weitergibt.“

08.10.17, Gefangener, JVA Bützow
Offiziell keine Möglichkeit
„Hier gibt es offiziell keine Möglichkeit ins Internet zu gelangen. Die JVA bietet nicht einmal Computerkurse an.“

06.08.17, Gefangener, JVA Aachen
Ohne TV oder Radio in der Zelle
„Ich hatte das Pech, dass der Fernseher, den ich zu Hause hatte und mir in die JVA schicken lassen habe, bei der Verplombung beschädigt wurde und sich nicht mehr einstellen ließ. Ich sitze in meiner Zelle ohne TV, geschweige denn Radio, und bin so froh, dass es Ihren Verein gibt.“

20.07.17, Gefangener, JVA Siegburg
Auch Videotext verboten
„…hier ist sogar der Videotext verboten. Somit blieb mir außer TV tatsächlich nur die Zeitung zur ergänzenden Information und Meinungsbildung.“

12.04.17, Gefangener, JVA Weiterstadt
Eine echte Hilfe
„Ich freue mich schon beim Aufstehen auf die Lektüre. Dieses Stück ‚Lebensqualität‘ ist einfach unbezahlbar … Da ich seit einem Jahr in U-Haft bin und es hier eine rege Fluktuation der Gefangenen gibt, sind Medien dünn gesät und die nach mir Lesenden zahlreich. Die mir übersandten Zeitungen gehen also durch zahlreiche Hände und werden förmlich verschlungen und sind eine echte Hilfe bei einem ’23-Stunden-Käfigtag‘. Vielen Dank im Namen vieler.“

05.03.17, J., JVA Kassel
Mehr als nur aktuelle Informationen
„Als Gefangener ist es mir verboten, über einen PC ins Internet zu gelangen. Der tägliche Erhalt einer Zeitung bedeutet für mich aber mehr als nur an aktuelle Informationen zu kommen. Die Zeitung erinnert mich auch täglich daran, dass ich vor meiner Straftat ein unbescholtener Bürger war, der es sich leisten konnte, die ein oder andere Zeitung selbst zu kaufen.“

03.03.17, Gefangene, JVA Aichach
Mehrfach gelesen
„Und zu Ihrer Bitte meine Zeitung an interessierte Mitgefangene weiterzugeben, will ich Ihnen gerne sagen: Meine Süddeutsche Zeitung wird bis zum Altpapiercontainer von vier Frauen gelesen und alle freuen sich darüber.“

28.02.17, M., LWL Klinik Haldem
Internet nur für wenige
„Zwar gibt es in der hiesigen Einrichtung eine wöchentlich stattfindende ‚Internetgruppe‘, nur ist die Anwärterzahl und somit die Wartezeit enorm lang.“

29.12.16, Petra, JVA Zweibrücken
Absolut nix
„Ich befinde mich zur Zeit in U-Haft. Auf meiner Zelle habe ich keinen Fernseher, absolut nix. Bin total isoliert. Ich bitte Sie, mir eine Zeitung zu spenden, damit ich wenigstens einen Überblick habe, was in der Welt draußen geschieht.“

06.12.16, Jörg, JVA Kassel
Bis zum letzten Tag
„Seit vielen Jahren ermöglich Sie es mir, Zeitungen zu beziehen, die ich mir mit meinem Gehalt von 28 Euro im Monat nie hätte leisten können. Heute habe ich erfahren, dass ich meine Strafe bis zum letzten Tag verbüßen muss. Bin Ersttäter. Ich habe alles gemacht, was mir gesagt wurde, und trotzdem wurde mir kein einziger Tag erlassen… Meine Eltern sind kurz hintereinander gestorben, so dass ich niemanden habe, zu dem ich gehen kann. Vielleicht können Sie mit diesem Hintergrundwissen nachvollziehen, was mir die tägliche Zeitung bedeutet.“

18.08.16, Boris, JVA Straubing
Gegen die Isolation
„Für mich in der Isolation ist Zeitung wie Leben, wenn nicht so gar noch mehr. Ich lese von Seite 1 bis zur letzten Seite, so geht mein Tag für einige Stunden in der U-Isolationshaft sehr gut um.

12.08.16, Gregor, JVA Burg
Man kann sehr schnell verdummen
„Man kann in einem Gefängnis sehr schnell verdummen… Nur weil ich ein Gefangener bin, heißt es ja nicht, dass ich nicht am politischen Leben draußen teilnehmen möchte. Auch ich wähle bei Landtagswahlen und Bundestagswahlen immer per Briefwahl.“

25.07.16, Jens, JVA Schwerte
Nicht nur Mainstream
„Hier in der Justiz (sind) die Informationen sehr einseitig, es gibt nur wenige Tageszeitungen und dann nur TV und Teletext. Die taz bietet mir die „andere“ Sicht, Hintergründe und Berichte, die nicht nur „Mainstream“ sind.“

05.07.2016, Klaus, JVA Mannheim
Wasserstelle in der Wüste
„Ob ich durch die Zeitung klüger werde? Ich werde zumindest nicht dümmer, was hier im Refugium einer JVA geradezu unvermeidlich wäre. Man sollte vielleicht versuchen sich vorzustellen, was es bedeutet, von einem Tag auf den andern von Zeitungen, Zeitschriften, Telefon, Handy, I-Phone, Internet, Laptop etc. abgeschnitten zu sein. Dann eine Tageszeitung zu ergattern, ist wie die Wasserstelle in der weiten Wüste.“

10.06.16, Felix, JVA Landsberg
Am Ball bleiben
„Seit meiner Inhaftierung im Oktober 2013 war und ist eine meiner Ängste, den Anschluss an die Außenwelt zu verlieren. Es ist mir daher sehr wichtig, im politischen, wirtschaftlichen und technologischem Bereich ‚am Ball’ zu sein. “

28.05.2015, Jörg, JVA Kassel
23 Stunden in der Zelle
„Die tägliche Zeitung hilft mir, hier nicht zu verzweifeln. Ich befinde mich in einer Sicherheitszelle ohne Fernseher. Ich habe nur ein kleines Uhrenradio. Die FAZ hilft mir, die 23 Stunden Aufenthalt in der Zelle zu überstehen“

13.05.2015, Manuel, JVA Hünfeld
Eine Zeitung für 84 Gefangene
„Ich bin seit dem 24.8.14 in Haft, besitze keinen Fernseher und bin gerade in diese Justizvollzugsanstalt verlegt worden. Hier muss ich mehrere Monate auf ein Leih-TV-Gerät warten. Die Tageszeitung ist immer vergriffen, denn es gibt nur ein Exemplar für 84 Gefangene!“

08.09.2014, Gefangene, JVA in Nordrhein-Westfalen
Irgendwie noch beteiligt
„Ich freue mich jeden verdammten Tag hier drin wenn ich die Zeitung bekomme, denn so bin ich irgendwie an dem Leben draußen noch beteiligt. Die Zeitung geht an meine Arbeitskollegen weiter und diese geben sie später noch an andere weiter. Also viel gelesen, die Zeitungsspende von Euch. Sage nun auch im Namen von all den anderen, die mit mir die Zeitung lesen, ‚Vielen Dank!‘ und bitte gleichzeitig, dass ich alles weiter bekomme.“

27.08.2014, Gefangener, JVA in Nordrhein-Westfalen
Gefühl von Wertigkeit
„Mir persönlich hat der Bezug der diversen Zeitschriften und Zeitungen – Dank Ihrer Hilfe – regelmäßig das Gefühl von Wertigkeit gegeben, dass ich nicht vergessen wurde und dass es Teile der Bevölkerung gibt, die nicht die Ansicht vertreten, dass der inhaftierte Mensch zur „Negativauslese der Gesellschaft“ gehört.

29.11.13, Markus, JVA Amberg
Den Kopf fit halten
„Ich sehe etwas Normalität im Zeitungslesen.
Es erinnert mich an bessere Zeiten in Freiheit und hält auch meinen Kopf fit, der sonst in diesem Umfeld kaum gefordert wird. Mit dem Einzug des Fernsehens wird der stupide Kasten kaum ausgeschaltet und man steht unter Dauerberieselung, die nicht gerade soziale Kontakte fördert. Deshalb ist es auch immer etwas besinnlich, wenn ich mich in aller Ruhe über die Zeitung hermache.

Es sind im Gefängnis meist die Kleinigkeiten, wie zum Beispiel eine eigene Zeitung, die man lesen kann, wann man will, die einem ein bisschen Zufriedenheit geben. Ohne Zeitung würde mir die Regelmäßigkeit fehlen, die ich mir inzwischen angewöhnt habe. Nach der Arbeit eine Stunde Hofgang und dann etwas Ruhe einkehren lassen und die Zeitung durchblättern. Dies ist für mich das Signal für den ruhigen Teil des Tages.

Die Zeitung kommt auf unserem Gang mit der Post um ca. 14 Uhr. Da ich wochentags auf der Arbeit bin, kann ich sie erst gegen 18 Uhr lesen. Es gibt im Gefängnis viele Mitgefangene, die froh sind, auch wenn sie eine ein- bis zwei Tage alte Zeitung bekommen, und so macht auch meine Zeitung die Runde. Ich überlasse sie dem Hausarbeiter und der gibt sie am nächsten Tag an einen Dritten weiter. Dass er die Zeitung auch weitergibt, ist wahrscheinlich, aber ich habe nicht danach gefragt. Somit sind es mit mir mindestens drei Leute, die die Zeitung lesen. Nur das Wochen-Fernsehprogramm behalte ich für mich.“

29.11.13, Davor, JVA Aachen
Um die Welt im Knast zu überstehen
„Beim Zeitunglesen finde ich die notwendige Ruhe, die wir Inhaftierten so dringend brauchen, um unsere Welt hier im Knast zu ÜBERSTEHEN. Anders als TV oder Radio kann ich selbst entscheiden, welche Themen mich ansprechen und welche nicht. Ohne die Zeitung würde ein Stück Anbindung zum „normalen“ Leben fehlen. Ich wäre auf den Informationsfluss der TV- oder Radiomedien angewiesen, die aber nie so in die Tiefe gehen wie es zum Beispiel eine Tageszeitung vermag.

Die Tageszeitung wird erst spät gegen 19 oder 20 Uhr hier in der JVA Aachen verteilt. Meist kommen zwei – oft sogar drei – Tageszeitungen an einem Abend. Das liegt wirklich nicht am Versand, sondern an unserer Poststelle. Wir weisen schon seit Jahren auf dieses Dilemma hin. In anderen Anstalten funktioniert die Verteilung reibunglos. So lese ich die Zeitung meist abends, kurz vor Einschluss (also gegen 20.30 Uhr). Ich teile meine Zeitung mit zwei weiteren Langstraflern und bekomme im Tausch den FOCUS.

Die Themen zur Justiz werden meist ausgeschnitten und an die hiesige Anstaltszeitung weitergegeben.“

29.11.13, George, JVA Kassel
Warten, Warten und Warten
„Hier hinter den Gefängnismauern vergeht die Zeit unerträglich schleppend. Was bleibt, ist oftmals nur der Rückzug in die eigene Gedankenwelt.

Die Angst davor, dass das Leben jenseits der Mauern im Laufe der Zeit nur noch Erinnerung wird, wird durch das Zeitunglesen vermindert. Ebenso die Abstumpfung. Die Zeitung ist für mich zum Bestandteil in meinem Tagesablauf geworden. Mein Tagesablauf besteht aus Warten, Warten und Warten. Jeden Tag nach dem Mittagessen warte ich auf die Post und die Zeitung. Für mich eine Art Hoffnung.

Der Vollzugsbeamte bringt die Zeitung auf die Zelle, oft gegen 12.30 Uhr, manchmal später, manchmal erst am nächsten Tag. Am nächsten Tag gebe ich die Zeitung bei der Frühstücksausgabe dem Hausarbeiter, der sie an die JVA-Bücherei weiterleitet.“

22.11.13, Hans Georg, JVA Straubing
Das Geschehen nicht völlig aus den Augen verlieren
„Ich bekomme nun seit fast 10 Jahren ununterbrochen eine Zeitung geliefert. Dies hat mir während meiner Haftzeit sehr geholfen und so habe ich den Kontakt mit der „Außenwelt“ und dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen nicht völlig aus den Augen verloren, eine Gefahr, die bei einer so langen Haftzeit immer besteht. Des Weiteren ist der Wirtschaftsteil der SZ sehr hilfreich bei meinem Studium im Fach Wirtschaftsinformatik an der Fernuniversität Hagen.“

22.11.13, Reiner, JVA Landsberg
Mein Fenster in die große Welt
„Die tägliche Tageszeitung ist mein Fenster in die große Welt. Ich kann nach Einschluss, wenn sich die Stunden wie Kaugummi dehnen, durch die Zeitung meine Gedanken in die Welt schicken, die mir zur Zeit versperrt ist. Das Zeitunglesen ist für mich ein wichtiges Ritual in meinem immer gleichen Tagesablauf.

Ohne Zeitung wäre ich auf den Fernseher oder das Radio angewiesen und müsste die Nachrichten und Berichte zu den Zeiten schauen, wenn sie gesendet werden. Die Zeitung lese ich dann, wenn ich Lust dazu habe.

Ich hole die Zeitung täglich nach der Arbeit vom Dienstzimmer. So treffe ich auch meinen Stockwerksbeamten und erfahre, ob ich noch private Post habe. Ich teile die Zeitung noch mit zwei Mitgefangenen, die aufgrund ihrer kurzen Haftzeit keine Möglichkeit für ein Abo haben. Weltgeschehen auf der zweiten Seite, den großen Bericht auf Seite drei und die Wissenschaftsseite.

Auch den lokalen Teil über München lese ich sorgfältig, da ich einen persönlichen Bezug zu dieser Stadt habe. Im bayerischen Strafvollzug hat man schon so viele Vergünstigungen gestrichen (Esspakete, Telefonate), ich hoffe, die tägliche Zeitung wird nicht auch noch verboten.“

22.11.13, Werner, JVA Straubing
Sechs, die sich eine Zeitung teilen
„Auch in Freiheit habe ich schon Zeitung gelesen, um ein wenig das Weltgeschehen zu verfolgen. Ohne Zeitung wäre ich nicht so informiert, da ich im Radio und Fernsehen keine Nachrichten höre bzw. sehe. Meistens sind es Kurznachrichten, die nicht ausreichend informieren.

Die Zeitung wird zu Mittag oder spätestens im Laufe des Nachmittags vom Hausarbeiter vor die Zelle gelegt. Je nachdem, wann sie da ist, lese ich einen Teil nach dem Mittagessen und den Rest nach der Arbeit. Nachdem ich die Zeitung ausgelesen habe, gebe ich sie noch am selben Tag weiter. Am nächsten Tag, wenn ich die neue Zeitung bringe, nehme ich die vom Vortag wieder mit und gebe sie dem Nächsten. Wenn er sie gelesen hat, geht sie gleich weiter. Insgesamt sind wir sechs, die sich eine Zeitung teilen.“

15.11.13, Ulrich, JVA Werl
Eines der wenigen normalen Dinge
„Zeitungen oder Bücher für Gefangene halten manche vielleicht für unnötigen Luxus, aber den Gefangenen selbst ist
eine Zeitung oder Zeitschrift eines der wenigen normalen Dinge in einer anormalen Umgebung. Das tägliche Lesen
der Zeitung hält mich auf dem Laufenden, was das gesellschaftliche und politische genauso wie das kulturelle
Leben betrifft.

Als Strafgefangener im geschlossenen Vollzug ist eine Teilnahme am normalen gesellschaftlichen Leben, zumindest
auf Zeit, nicht mehr möglich, an Kino-, Theater- oder Kneipenbesuche nicht zu denken. Politische Diskussionen finden aus Mangel an geeigneten Gesprächspartnern kaum statt. Normalerweise bekomme ich die

Zeitung im Laufe des Vormittags. Ein JVA-Bediensteter bringt sie in meine Zelle. In der Regel lese ich sie sofort, d.h. in der Mittagspause und am frühen Abend. Danach gebe ich sie an Mitgefangene weiter, die sie wiederum
an andere weiterreichen. Ein Zeitungsabonnement wird in der Regel von vielen Gefangenen mitgenutzt.“

6.11.2013 Hans-Joachim, JVA Straubing
Die Zeitung ist quasi meine Ersatzfamilie
„Das Zeitunglesen ist mein einziger Kontakt nach draußen, und egal in welchem Gebiet, bringt sie mir Informationen von draußen, die ich sonst nicht erhalten würde. Man stelle sich vor, man sitzt über 10 Jahre in einem Kerker ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt und würde dann plötzlich entlassen werden. Würde man da dann zurechtkommen?

An andere Informationen, außer aus der Bücherei, kommt man hier schwer, da man beim monatlichen Einkauf keine Zeitung oder Zeitschrift kaufen kann. Es sind nur Abos in begrenztem Umfang (bis zu 3) möglich. Der Verdienstist so gering, das Essen so wenig,keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Mit ca. 30 Euro monatlich muss man Schreibmaterialien, Briefmarken, Toiletten- und Gesundheitsartikel kaufen. TV und Radio ist ja nicht immer zugänglich, und dann nur begrenzt.

Die Zeitung ist quasi meine Ersatzfamilie, die mich anspricht, und hat den Vorteil gegenüber anderen Medien, dass, wenn man einen Abschnitt, einen Satz oder ein Wort nicht verstanden hat, kann man ihn mehrmals lesen und vergleichen.

Zeitunglesen gehört zur Kultur mit dazu und deckt alle Bereiche ab. Wenn ich keine Zeitung bekommen würde, würde ich in kurzer Zeit verdummen. Ich interessiere mich für alle Inhalte, die mir die Zeitung bietet. Ich interessiere mich sogar fürs Wetter, ich male und bin an Kunst interessiert, spiele Gitarre und mir gefallen Reiseberichte oder Berichte über den Erhalt eines alten Handwerks. Politik ist hier in Haft ein Muss, schließlich muss man vor den Wahlen schon wissen, wo es langgeht.

Die Zeitung verteilt ein Mitgefangener, sie kommt in der Mittagszeit zur Kostausgabe, manchmal auch erst abends oder am folgenden Tag. Die Zeitung geht durch 20 Hände oder mehr, einige wollen nur verschiedene Beilagen, andere interessieren sich für den Sportteil und bilden dabei Lesegruppen. Der TV-Teil wird zum Lesen in einer Zelle ausgehängt. Das hat sich mit der Weitergabe schon so
eingespielt, dass niemand die Zeitung missen möchte.“

5.11.2013, Ralf, JVA Hannover
Zeitunglesen als tägliches Ritual
„Ich persönlich zelebriere mein tägliches Zeitunglesen und nehme mir die Zeit, mich in aller Ruhe über das Tagesgeschehen in Politik und Wirtschaft und auch im Sport mit fundiertem Hintergrundwissen zu informieren.

Hier bekomme ich die Zeitung erst gegen 16 Uhr und ich lese sie bis gegen 18 Uhr, jeden Tag. Nach mir lesen sie noch vier Personen und sind regelrecht glücklich, selbst wenn sie die Zeitung 3 bis 4 Tage später erhalten.“

14.09.2013, Christian, JVA Celle
„taz-Lesevergnügen“
„Für mich ist die tägliche taz-Lektüre hinter Gittern ein unverzichtbares Stück Freiheit für Seele und Geist, die mir ermöglicht, „sitzend“ auf dem Laufenden zu bleiben. Neben all den zahlreichen ausführlichen Berichten über das vielfältige Weltgeschehen bietet insbesondere die regelmäßige fundierte Berichterstattung zum Themenkreis Strafvollzug eine hilfreiche Orientierung bei der persönlichen Bewältigung vollzuglicher Widrigkeiten. Kein anderes Printmedium informiert so tiefgehend über die Realität der sozialen Abseitsfalle im vergitterten Strafraum der Justiz.

Aber das taz-Freiabo bedeutet für mich auch eine wohltuende Geste persönlich-sozialer Zuwendung und menschlicher Solidarität. Denn hinter jedem Freiabo steht ein konkreter Mensch, dem das Schicksal von Inhaftierten nicht egal ist und der durch seine Spende einen wertvollen Beitrag zum geistigen Überleben hinter Gittern leistet.

Da ich nunmehr seit neun Jahren ununterbrochen in Isolationshaft untergebracht bin, stellt die tägliche Zeitungslektüre für mich ein psychisch ganz besonders stabilisierendes Ritual dar. Dadurch wird das mitunter extrem beklemmende Gefühl sozialer Isolation zumindest zeitweilig kompensiert. Meist erhalte ich mein Zeitungsexemplar bei der Mittagskostausgabe an der Haftraumtür ausgehändigt – quasi als Seelenverpflegung.

Insofern freue ich mich jedes Mal auf diesen Tageshöhepunkt meines ansonsten eher freudlosen vollzuglichen „Nischendaseins“ in der „Hochsicherheits-Eremitage“ der JVA Celle. Bei dieser Gelegenheit einmal herzlichen Dank all denjenigen, die auch mir das regelmäßige taz-Lesevergnügen bisher ermöglicht haben.“

14.09.2013, Michael, JVA Diez
Für die Dauer des Zeitunglesens bin ich nicht in Haft
„Für die Dauer des Zeitunglesens bin ich nicht in Haft, sondern inmitten des gelesenen Geschehens. Gefangene leben in der Regel ja isoliert, wie unter einer Käseglocke, von den Geschehnissen außerhalb der Mauern erfährt man gerade einmal das Notdürftigste. Ohne Zeitung und „frische“ Informationen wäre der Alltag für viele Gefangene sehr trist und eintönig, da Verwahrvollzug leider immer noch in vielen JVAen gegenwärtig ist.

Die Sicherheit(s- Paranoia) verhindert uneingeschränkte Information und große Stücke normalen Lebens. Normalerweise sollte man die Zeitung am Vormittag des gleichen Tages erhalten, aber das schwankt hier sehr. Manchmal erhalte ich sie erst abends oder gar am nächsten Tag. Davon ist auch abhängig, wann ich sie lesen kann.
Grundsätzlich verhalte ich mich wie ein trockener Schwamm gegenüber Wasser. Ich versuche, Wissen und Informationen aufzusaugen.“

Foto: Beate Pundt