Was kann ich machen wenn mein Kind in der Nacht wach wird?

Ich mache mir Sorgen. Ab wann spricht man bei einem Baby von einer Schlafstörung?

Im ersten Lebensjahr können wir nicht von einer Schlafstörung sprechen, denn Babys kommen unreif auf die Welt, ohne eine klare Unterteilung von Wach- und Schlafzuständen. Sie leben in einer Art Zwischenstadium zwischen Schlafen und Wachsein und fallen immer wieder in Tiefschlafphasen, in denen in ihrem Körper viele Reifungsprozesse passieren. Bei Neugeborenen ist es normal, dass sie Tag und Nacht alle zwei Stunden aufwachen, um zu trinken. Erst zum Ende der ersten 100 Lebenstage passen sich Babys an den Tag-Nacht-Rhythmus an. Sie registrieren langsam, dass im Hellen alle um sie herum wach sind und dass man schläft, wenn es dunkler wird. Etwa von diesem Zeitpunkt an schlafen sie nachts sechs Stunden am Stück, und das nennen wir in diesem Alter durchschlafen – auch wenn den Eltern das kurz vorkommen mag.

Schlafen tatsächlich viele Kinder mit drei Monaten schon durch? Meins nicht!

Mit drei Monaten können 70 Prozent der Babys „durchschlafen“. Das normale Schlafverhalten des sechs Monate alten Babys entspricht mit sieben bis acht Stunden schon dem eines Erwachsenen, auch wenn es noch häufigere Traumphasen hat, in denen es unruhig schläft. Nach etwa einem Jahr sollten alle Kinder in der Lage sein, acht Stunden am Stück zu schlafen. Wichtig ist aber, dass all diese Entwicklungen bei jedem Kind individuell sind und nicht exakt nach drei, sechs oder zwölf Monaten eintreten müssen. Der Schlaf der Eltern kann im ersten Lebensjahr natürlich erheblich gestört sein, wenn sie nicht zur Ruhe kommen, weil ihr Baby sehr unruhig schläft. Wenn Sie genau wissen wollen, wann und wie lange Ihr Kind insgesamt am Tag schläft, können Sie ein Schlaftagebuch führen, in dem Sie alles genau dokumentieren. Das gibt einen guten Überblick.

Woran erkenne ich, ob ich mein Kind für die Nacht zu dünn oder zu warm angezogen habe?

Die meisten Eltern tendieren dazu, ihre Kinder viel zu warm einzupacken. Das ist nicht ganz ungefährlich, weil gerade Neugeborene ihre Körpertemperatur noch nicht regulieren können. Generell steigt ihre Körpertemperatur abends an, und wenn es insgesamt zu warm wird, ist das einer von mehreren Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod. Als Orientierung gilt: Die Temperatur im Schlafzimmer sollte 18 Grad nicht überschreiten, und Eltern sollten sich fragen, was sie selbst in diesem Moment brauchen, um sich wohlzufühlen, aber nicht zu überhitzen. Ein Schlafsack reicht in der Regel. Auf Decken und Kissen müssen Sie wegen der Erstickungsgefahr auf jeden Fall verzichten. Nicht irritieren lassen sollte man sich, wenn Nase, Hände oder Füße des Babys kühl sind. Sie sind in den ersten Monaten noch schlecht durchblutet und dadurch eher kalt, sagen aber nichts über die allgemeine Körpertemperatur aus.

Mein Kind ist 14 Monate alt. Es schläft gut ein, aber nicht durch. Was kann ich tun?

Niemand schläft durch, auch Erwachsene nicht. Was wir brauchen, um uns zu erholen, sind Traumphasen. Die Tiefschlafphasen der Kinder sind vor 23 Uhr und nach 4 Uhr morgens, dazwischen gibt es viele sogenannte REM-Phasen, in denen Gelerntes im Traum verarbeitet wird. REM steht für Rapid Eye Movement, das sind Schlafphasen, in denen wir heftig mit den Augen rollen. Es gibt Kinder mit sehr lebhaften Traumphasen: Sie reden dann, manche singen auch oder bewegen sich ganz heftig. Insbesondere der sogenannte Nachtschreck, bei dem Kinder laut aufschreien, auch mal um sich schlagen und auf Ansprache kaum reagieren, kann sehr beunruhigend wirken. Er lässt viele Eltern denken, dass dem Kind etwas fehlt. Der Nachtschreck tritt etwa ab dem zweiten Lebensjahr auf. Viele Eltern machen ihr Kind dann wach, tragen es herum oder geben die Flasche. Damit wecken sie es aber erst recht auf. Viele Kinder fallen nach einer wachen Phase von alleine wieder in den Tiefschlaf. Besser ist es deshalb, erst mal zu beobachten, was passiert, ein bisschen beruhigend zu summen oder zu murmeln oder dem Kind ruhig die Hand auf die Brust zu legen und es vorsichtig zu streicheln.

Nachts ist mein Kind über Stunden total unruhig, weint und wälzt sich hin und her. Ursachen kann ich nicht erkennen – was kann ich nur tun?

Jeder von uns verarbeitet im Schlaf, was er am Tag erlebt hat. Wenn ein Kind nachts extrem unruhig ist, hat es am Tag vielleicht zu viel Input bekommen. Es gibt aber auch Kinder – und davon spricht man immer häufiger –, die hoch sensitiv sind und sehr stark auf Licht und Geräusche reagieren, die sie am Tag mitbekommen. Häufig sind diese Kinder auch tagsüber lebhafter, nur da fällt es uns nicht so auf. Die Lösung könnte sein, den Tag etwas ruhiger zu gestalten. Es gibt allerdings auch Kinder, die ab dem sechsten Lebensmonat nachts so stark träumen, dass sie im Schlaf laut schreien oder weinen. Da ist es dann wichtig, dass Eltern dies auch als Träumen erkennen und akzeptieren. Das ist nämlich total in Ordnung, und man kann und sollte nichts dagegen unternehmen.

Ist es sinnvoll, Schlafratgeber zu lesen, oder macht man sich damit verrückt, weil jedes Kind so unterschiedlich ist?

Die Erfahrung zeigt, dass solche allgemeinen Ratgeber nicht sinnvoll sind. Denn was einem Kind hilft, richtet sich vollkommen nach seinem Entwicklungsalter und nach seinen individuellen Bedürfnissen. Wenn man dennoch ein Schlafratgeberbuch liest, sollte man es zumindest mit jemandem durchsprechen, der sich auskennt – also am besten mit einer Hebamme oder einem Kinderarzt. Sonst macht man sich unter Umständen wirklich verrückt, weil das eigene Kind nicht alle Kriterien erfüllt, die laut diesem Buch in seinem Alter normal sind. Verständlicherweise sind Eltern sehr auf das Schlafthema fixiert, weil sie völlig erschöpft sind, wenn ihr Kind nur wenig schläft. Aus Sicht der Babys ist aber nicht der Schlaf das Problem, sondern die Wachheit und das, was sie in den Wachphasen an Kommunikation mit ihren Eltern und Bezugspersonen erleben. Daher umfasst eine professionelle Schlafberatung auch immer die Gestaltung des Tages.

Mein Baby ist drei Monate alt und schläft abends nur ein, wenn ich es dabei stille. Was kann ich machen, damit es das auch alleine schafft?

Ein drei Monate altes Baby möchte beim Stillen beruhigt werden, das ist ganz normal. Es lernt erst mit der Zeit, allein zur Ruhe zu kommen. Am besten versuchen Sie ihm langsam beizubringen, dass es auch ohne den ganz innigen Körperkontakt zur Mutter einschlafen kann. Da müssen Eltern gucken, ab wann sie ihrem Kind zutrauen können, dass es ein klein bisschen weniger Hilfe braucht: Man kann es zum Beispiel im ersten Schritt noch auf dem Arm halten, aber es trinkt nicht mehr, wenn es einschläft. Die nächste Stufe ist dann: Ich lege es in sein Bettchen, bleibe aber dabei, bis es eingeschlafen ist. So kann sich das Kind stufenweise daran gewöhnen und lernt, dass auch ohne die Mutter alles in Ordnung ist.

Ist es okay, sein Baby nachts auch mal schreien zu lassen?

Überhaupt nicht – jedenfalls nicht, wenn es ein richtiges Schreien ist. Babys brauchen dann jemanden, dem sie vertrauen können, das ist wichtig, damit sie eine sichere Bindung entwickeln – am Tag wie in der Nacht. Wenn wir als Eltern nicht da sind und ihnen die Hilfe geben, die sie brauchen, dann steigt der Stresspegel des Babys unglaublich an. Es ist geradezu außer sich, und wenn das öfter passiert, werden Babys zwar ruhiger, aber nicht, weil sie sich alleine beruhigen, sondern weil sie resignieren. Man hat in Untersuchungen festgestellt, dass ihr Stresspegel dann aber trotzdem nicht sinkt. Die Stresshormone bleiben weiter für eine sehr lange Zeit im Blut und beeinträchtigen ihre Entwicklung. Sich selbst beruhigen, wenn sie schreien, das können Kinder in dem Alter einfach noch nicht. Verwechseln sollten Eltern allerdings in keinem Fall die Geräusche, die Babys im Schlaf eben machen, mit ängstlichem Schreien. Wenn Eltern bei jedem Geräusch gleich aufspringen und nachschauen, kann es passieren, dass sie das Kind während seiner Leichtschlafphasen wecken. Abwarten ist da angesagt.

Gibt es den perfekten Einschlafzeitpunkt?

Ja, allerdings ist der nicht an eine feste Uhrzeit gekoppelt, sondern an die individuelle Fähigkeit des Babys, zu zeigen, dass es Ruhe braucht, und an die Fähigkeit der Eltern, feinfühlig zu reagieren. Es ist wichtig, dass die Eltern von vornherein die Körpersprache ihres Babys kennenlernen. Mit der Zeit erkennen sie, wie es sich verhält, wenn es müde wird. Es gähnt dann oder reibt sich die Äuglein, und dann sollte es ins Bett gebracht werden. Denn bei Babys ist das wie bei uns Erwachsenen: Wenn wir erst mal über den Punkt hinweg sind, an dem wir gut einschlafen können, werden viele von uns ganz aufgekratzt und können danach gar nicht mehr gut einschlafen. Legen wir uns andererseits hin, ohne wirklich müde zu sein, dauert das Einschlafen oft so lange, dass wir ganz unruhig werden.

Überall liest man es, aber wir haben noch nichts Richtiges gefunden: Sind Einschlafrituale wirklich so sinnvoll?

Ja, auf jeden Fall. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Sie sollten aber zum Alter passen. Schlafbereit wird jedes Kind auf andere Weise. Babys bringt man seit Jahrtausenden mit Singen, Herumtragen und Wiegen zur Ruhe. Je beruhigter und entspannter ein Mensch ist, desto besser kann er einschlafen. Das gilt für jedes Alter. Bei einem sechs, sieben Monate alten Baby muss man oft etwas mehr Zeit einplanen, damit es ruhig wird. Das kann auch passieren, indem man es umherträgt. Wichtig ist, dass man dabei auch selbst Ruhe ausstrahlt. Wenn die Kinder älter werden und sprechen können, kann man auch noch mal darüber reden, was am Tag schön war. Diese emotionale Begegnung tut jedem gut. Ganz besonders auch, wenn man dabei kuschelt.

Mein Baby weint beim Einschlafen. Was kann ich machen?

Warum ein Baby weint, kann ganz viele Ursachen haben. Beim Einschlafen ist es oft das Timing. Kinder sollten nicht zu spät schlafen gelegt werden, aber auch nicht zu früh. Das Einschlafen und die Einschlafroutine sollten sich an der Befindlichkeit des Kindes orientieren und positiv verknüpft sein – darauf sollten Eltern achten und schauen, ob sie in dieser Hinsicht etwas ändern können. Ein Kind darf beim Einschlafen ein bisschen meckern oder vor sich hin brummeln, aber jeden Tag weinen, das ist nicht so gut. Da sollte man nachforschen.

Darf ich mein Baby so lange schlafen lassen, wie es das möchte? Oder sollte ich es irgendwann wecken?

Es gibt Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, ein Baby zu wecken oder auf die Uhr zu schauen: Wenn zum Beispiel ein kleines Baby einen frühen Abendschlaf gegen 17, 18 Uhr macht und mehrere Stunden schläft, weil es noch nicht so gut im Rhythmus ist, dann sollte man es ruhig wecken. Denn sonst wird es nachts vermutlich wach sein. Wenn es aber keinen besonderen Grund gibt, kann man ein Baby ruhig schlafen lassen, solange es möchte.

Kann ich meinem Baby helfen, länger zu schlafen?

Schlaf ist kein Zustand, der anfängt und aufhört, sondern einer, der in verschiedenen Schlaftiefen vonstattengeht. Am Tag gibt es erst den Leichtschlaf, der geht dann in den Tiefschlaf über. Und immer, wenn sie zurück in den Leichtschlaf wechseln, wachen die Babys schnell auf; das ist oft 30 bis 45 Minuten nach dem Einschlafen der Fall. Die Kinder müssen lernen, die Schlafphasen zu verbinden, und man sollte versuchen, ihnen beim Weiterschlafen zu helfen: durch Streicheln, Schnuller geben, verbal beruhigen. Im Kinderwagen ruhen die Babys locker über dieses zwischenzeitliche Erwachen hinweg, weil sie durch das Geschaukel eine Einschlafhilfe frei Haus bekommen. Indem man einen Schnuller oder ein Kuscheltier gibt, wenn sie kurz aufwachen, lernen sie, mit welchen Hilfsmitteln sie sich selbst wieder beruhigen und langfristig auch allein wieder einschlafen können. Mütter machen oft den Fehler, dass sie dem Baby nachts, wenn es alle zwei Stunden wach wird, einfach immer die Brust anbieten. Daran gewöhnen sich die Kinder auch und schlafen dann eben nur mit der Brust wieder ein.

Haben Babys nachts wirklich Hunger oder Durst, oder wollen sie wegen der Nähe zur Mutter gestillt werden?

Das hängt stark vom Alter ab: In den ersten drei Monaten wachen Kinder eigentlich sowieso nur auf, wenn sie Hunger haben. Aus der Zeit im Bauch der Mutter sind sie dauerhaft Nahrung gewöhnt und müssen erst ihren Rhythmus umstellen. In dieser Zeit etabliert sich auch der Tag-Nacht-Rhythmus, und wenn die Kinder dann in einer Phase sind, in der sie tagsüber genügend Nahrung aufnehmen, dann müssen sie nachts nicht mehr oder nur noch selten gestillt werden. Ab einem halben Jahr etwa können sie nachts gut ohne Nahrung auskommen. Die Babys checken aber die Situation, wenn sie aufwachen, und wollen das vorfinden, was sie beim Einschlafen erlebt haben. War da also die Brust der Mutter – verlangen sie auch nachts danach.

Ist es sinnvoll, strikt auf Mittagsschlafzeiten und abends auf Zubettgehzeiten zu bestehen?

Das hängt vom Alter ab und von der Familiensituation. Je älter die Kinder werden, desto mehr profitiert man von einer gewissen Regelmäßigkeit. Zwischen dem achten und zwölften Lebensmonat ist eigentlich eine schöne Zeit, da schlafen die Kinder in der Regel noch zwei Mal am Tag. Wenn sie da ihr Nachmittagsschläfchen etwas später machen, dann können sie auch abends mal etwas später ins Bett gehen. Wenn sie dann umstellen auf nur noch einen Mittagsschlaf, so mit 13, 14 Monaten, dann ist es so, dass die Kinder etwa sechs Stunden nach ihrem Mittagsschlaf derartig müde sind, dass sie keinen Spaß mehr an allem haben. Und dann ist es nicht mehr besonders schön, wenn noch irgendetwas stattfindet. Deshalb sollte man relativ feste Zeiten einhalten. Ein zweijähriges Kind hingegen kann es schon mal aushalten, etwas länger wach zu bleiben.

Warum wird ein zweieinhalb Jahre altes Kind nachts noch bis zu drei Mal wach und schläft nicht mehr alleine ein? Haben wir Eltern etwas falsch gemacht?

Meist ist es so, dass diesen Kindern abends in den Schlaf geholfen wird – mit Handhalten oder Köpfchen streicheln – auf jeden Fall mit körperlicher Nähe oder Anwesenheit der Eltern. Und wenn die dann nachts aufwachen und die Eltern sind nicht mehr da, dann ist das eine beängstigende Situation für die Kinder. Deshalb ist es gut, wenn man einem Kind beibringt, beispielsweise ein Kuscheltier zu nutzen, also eine Sache, die ihnen wirklich ganz vertraut ist; dann ist ihre Welt in Ordnung, wenn sie das Tier nachts vorfinden. Für Kinder, die mit den Eltern zusammen einschlafen, ist ihre Welt nie in Ordnung, wenn sie nachts aufwachen und die Eltern sind weg.

Kann man ein Baby am Tag so auspowern, dass es am Abend besser schläft?

Nein, das ist ein großer Irrtum: Viele meinen, wenn sie den Schlaf am Tag verkürzen, dann würde das Kind in der Nacht automatisch besser schlafen. Es ist genau andersherum: Wenn Kinder das bekommen, was sie altersgemäß an Schlaf brauchen, dann schlafen sie meistens auch in der Nacht sehr viel besser. Nur weil ein Baby oder Kleinkind sich tagsüber mehr anstrengt, hat es ja nicht die Fähigkeit, sich abends besser zu entspannen. Und diese Entspannung ist eben die wichtigste Voraussetzung, um gut Einzuschlafen.

Manche Menschen sind gegen Co-Sleeping – warum ist das so?

Offiziell wird Co-Sleeping, also das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kind in einem Bett, nicht empfohlen, weil es dem Kind zu warm werden könnte. Und das ist wiederum ein Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Trotzdem werden die Kinder in vielen Kulturen mit ins Bett genommen. Unter dem Strich muss das jeder für sich entscheiden. Wichtig ist aber, dass die Kinder auch im Elternbett eigene Einschlafstrategien lernen und wissen, wie sie sich selbst beruhigen können.