Was kann ein schatten auf der niere bedeuten

Nierenkrebs geht in der Mehrheit der Fälle von Zellen des Tubulussystems der Niere aus, jenem Gewebe also, das für die Urinbildung zuständig ist. Sehr viel seltener entstehen bösartige Tumoren im Nierenbecken.

Zunächst ist der Tumor auf die Niere beschränkt. Wird die Geschwulst größer, so kann sie jedoch die Bindegewebshülle der Niere durchbrechen und nahegelegenes Gewebe, Lymphknoten oder Organe in der Umgebung befallen. Der Tumor kann auch in das Nierenbeckenhohlsystem einbrechen. Blutabsonderungen des Tumors können dann im Urin des Patienten festgestellt werden.

Über Blutbahnen und Lymphgefäße können einzelne Krebszellen auch in entferntere Organe gelangen. Dort können sie sich ansiedeln und erneut vermehren; es entstehen Tochtergeschwülste (Metastasen). Metastasen treten beim Nierenzellkarzinom am häufigsten in der Lunge, im Skelettsystem und in den Lymphknoten, seltener im Gehirn und in der Leber auf.

Stadieneinteilung beim Nierenkrebs

Das Ausbreitungsstadium des Tumors ist ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten Behandlungsmethode. Um den Tumor genauer zu charakterisieren, wird er daher – je nach Ausdehnung – in verschiedene Stadien unterteilt. Die Einteilung erfolgt nach bestimmten Kategorien, für die hauptsächlich drei Gesichtspunkte Maß gebend sind:

  • die Größe des Tumors (T)
  • die Beteiligung der Lymphknoten (N)
  • das Vorhandensein von Metastasen (M).

Man verwendet deshalb auch den Begriff TNM-Klassifikation. Ziffern hinter den Buchstaben geben genauere Hinweise auf Größe und Ausdehnung des Tumors (T1-4), Zahl und Lage der befallenen Lymphknoten (N0 oder N1) und das Vorhandensein oder Fehlen von entfernten Metastasen (M0 oder M1). T1 N0 M0 würde in diesem Fall also bedeuten, dass es sich um einen kleinen, auf die Niere begrenzten Tumor ohne Lymphknotenbefall und Fernmetastasen handelt. Eine exakte Beurteilung des TNM-Stadiums ist häufig erst nach der operativen Entfernung des Tumors möglich.

Ein weiterer Punkt, der bei der Charakterisierung des Tumors eine Rolle spielt, ist die Beschaffenheit des Krebsgewebes (Grading). Sie wird bei der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Gewebes untersucht und gibt Hinweise auf die Aggressivität des Tumors. Mit Hilfe der mikroskopischen Untersuchung lässt sich auch bestimmen, um welche Art von Nierenkrebs es sich handelt.

Die Bestimmung der Tumorausbreitung und das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung helfen dem Arzt bei der Planung der Behandlungsschritte.

Krankheitsrückfall (Rezidiv)

Bei spät entdeckten Nierentumoren kann es nach zunächst erfolgreicher Behandlung zu einem Rückfall kommen. Das bedeutet, dass der Tumor in der Niere (soweit noch vorhanden) bzw. im ehemaligen Tumorbett, aber auch in anderen Körperregionen erneut auftreten kann (Rezidiv).

Fachleute gehen davon aus, dass für das Auftreten eines Nierenkarzinoms verschiedene Faktoren gemeinsam verantwortlich sind. Als möglicher Risikofaktor für Nierenkrebs gilt aber das Rauchen. Auch erworbene Nierenzysten und die regelmäßige Einnahme bestimmter Schmerzmittel scheinen die Entstehung eines Nierenkarzinoms zu fördern. Bei Frauen spielt vermutlich Übergewicht eine zusätzliche Rolle.

Eine chronische Niereninsuffizienz (Funktionsverlust der Nieren) und die selten vorkommende tuberöse Sklerose, eine vererbbare Erkrankung, erhöhen ebenfalls das Risiko eines Nierenkarzinoms. Außerdem besteht der Verdacht, dass Schadstoffe in der Umwelt (z.B. Kadmium aus Batterien) auf diesen Krebs Einfluss haben. Nachgewiesen ist die Nierenkrebs-auslösende Wirkung von Trichloraethylen, dass in der Metall-verarbeitenden Industrie zum Entfetten von Blechen angewendet wurde. In diesen Fällen wird der Nierenkrebs als Berufserkrankung anerkannt.

Familiärer Nierenkrebs

In etwa 4 von 100 Fällen wird Nierenkrebs durch eine vererbte Genveränderung (Mutation im Erbgut) verursacht. Erbkrankheiten, die mit einem erhöhten Nierenkrebsrisiko einhergehen sind: die von-Hippel-Lindau-Erkrankung, Hereditäre Leiomyomatose mit Nierenzellkrebs und Hereditäres papilläres Nierenzellkarzinom. Der Verdacht auf eine erbliche Veranlagung entsteht wenn Patienten jünger sind als 45 Jahre, Tumore in beiden Nieren auftreten, bereits Tumore in anderen Organen diagnostiziert wurden oder nahe Familienangehörige erkrankt sind. Für Patienten mit Hinweis auf erbliche Veranlagung empfiehlt sich eine genetische Beratung, die über Gentests und deren Aussagekraft über das Erkrankungsrisiko aufklären.

Warnzeichen

Nierenkarzinome bereiten zunächst kaum Beschwerden. Deshalb werden die meisten – man spricht von über 90 Prozent – zufällig, zum Beispiel bei einer Ultraschalluntersuchung aus anderen Gründen, gefunden.

Es gibt aber körperliche Veränderungen, die auf einen Nierenkrebs hinweisen können. Hierzu gehören Schmerzen in der Flanke und zum Rücken hin oder auch Blut im Urin. Selten sind Nierenkarzinome auch als Geschwulste tastbar. Ungewollter Gewichtsverlust, Blutarmut (Anämie) sowie anhaltendes oder öfter auftretendes, leichtes Fieber und Müdigkeit gelten ebenfalls als Warnzeichen. Bei Männern kann ein Nierentumor einen Krampfaderbruch am linken Hoden auslösen.

Was können Sie selbst tun?

Auch für diese Krebsart gilt: Je früher ein Nierenkarzinom erkannt wird, desto erfolgreicher kann die Behandlung sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass jemand, der die oben genannten Symptome an sich erkennt, ohne zu zögern einen Arzt aufsucht, auch wenn sich dort die Ursache der Beschwerden als vergleichsweise harmlos herausstellen sollte. Für Personen, die einer Risikogruppe angehören, kann ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Ultraschalluntersuchung der Nieren sinnvoll sein. Besprechen Sie diese Möglichkeit bitte mit Ihrem Arzt.

Was tut Ihr Arzt?

Besteht der Verdacht auf eine Nierenerkrankung, untersucht der Arzt den Patienten zunächst gründlich und analysiert sein Blut. Zwar gibt es keinen speziellen Tumormarker für Nierenkrebs, aber bestimmte Veränderungen im Blut können auf die Art der Erkrankung hinweisen, z.B. Veränderungen der Bluteiweiße, Erhöhung des Kalziumspiegels und Erhöhung bestimmter Enzyme (alkalische Phosphatase). Auch die Geschwindigkeit der Blutkörpersenkung kann einen Verdacht auslösen.

Die wichtigste Methode zur Diagnose eines Nierenkarzinoms ist die Ultraschalluntersuchung, denn erfahrene Ärzte können hiermit in über 90 Prozent der Fälle einen Tumor von einer gutartigen Zyste unterscheiden. Eine noch höhere Treffsicherheit erreicht die Computertomographie, die auch Aufschluss über die Ausdehnung einer Geschwulst und eventuell vorhandener Metastasen geben kann.

Kernspintomographie, Angiographie (Gefäßdarstellung mit Kontrastmittel) oder eine Punktion zur Gewebeentnahme können in bestimmten Fällen sinnvoll sein.

(red)

Quellen:

[1] Ljungberg B, Albiges L, Abu-Ghanem Y et al.: EAU Guidelines on Renal Cell Carcinoma: The 2019 Update (2019) Eur Urol 75:799-810
[2] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 2.0, August 2020. AWMF Registernummer: 043/017OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de
[3] Albiges L, Powles T, Staehler M et al.: Updated European Association of Urology Guidelines on Renal Cell Carcinoma: Immune Checkpoint Inhibition Is the New Backbone in First-line Treatment of Metastatic Clear-cell Renal Cell Carcinoma (2019) Eur Urol 76:151-156
[4] Grimm M.-O., Leucht K, Foller S et al.: Risikoadaptierte Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (2020) Urologe 59:155-161
[5] Doehn C, Siebels M, Steiner T: Nachsorge beim Nierenzellkarzinom in Abhängigkeit des Stadiums und der erfolgten Therapie (2020) Urologe 59:162-168

Was kann ein schatten auf der niere bedeuten
Quelle: © Klinikum Bayreuth

Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Claus Fischer ist Chefarzt für spezielle Urologische Chirurgie.
Klinikum Bayreuth

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Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko an Nierenkrebs zu erkranken, als andere. Gehören Sie dazu, sollten Sie Ihren Arzt informieren.

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Nierenkarzinome bereiten nur selten Beschwerden und werden meist erst spät erkannt. Doch es gibt Anzeichen, auf die Sie achten sollten.

Kann man mit Ultraschall Nierenkrebs erkennen?

Die Ultraschalluntersuchung ist die wichtigste Untersuchungsmethode zur Feststellung eines Nierenkarzinoms. Erfahrene Ärzte können damit in über 90 Prozent der Fälle einen Tumor von einer gutartigen Zyste unterscheiden.

Wie macht sich ein Nierentumor bemerkbar?

Hierzu gehören Schmerzen in der Flanke und zum Rücken hin oder auch Blut im Urin. Selten sind Nierenkarzinome auch als Geschwulste tastbar. Ungewollter Gewichtsverlust, Blutarmut (Anämie) sowie anhaltendes oder öfter auftretendes, leichtes Fieber und Müdigkeit gelten ebenfalls als Warnzeichen.

Kann ein Nierentumor auch gutartig sein?

Gutartige Tumoren Einige Tumoren in den Nieren sind kein Krebs. Man bezeichnet sie als gutartige oder benigne Nierentumore. Die häufigsten gutartigen Nierentumore sind das Onkozytom und das Angiomyolipom.

Wie machen sich Metastasen in der Niere bemerkbar?

Symptome: Anfangs normalerweise keine, später meist Blut im Urin und Nieren-/Flankenschmerzen. Eventuell ist der Tumor tastbar. Weitere mögliche Symptome: Müdigkeit, Fieber, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Blutarmut, Bluthochdruck und ggf. Anzeichen für Metastasen wie Knochenschmerzen, Atemnot, Kopfschmerzen etc.