Wann ist die corona pandemie vorbei

Wann ist die Corona-Pandemie vorbei? Das wollten wir von regionalen Experten wissen. −Symbolbild: Julian Stratenschulte/dpa

Von Karin Seibold

Wann ist die Corona-Pandemie vorbei? Das wollen derzeit Menschen auf der ganzen Welt wissen. Eine wirklich belastbare Antwort hat dazu niemand. Wir haben dennoch bei regionalen Infektiologen, Prof. Thomas Glück aus Trostberg und Prof. Bernd Salzberger aus Regensburg, nachgefragt.



Das sagt der Trostberger Infektiologe

„Das ist eine schwierige Frage“, antwortet der Experte Prof. Glück. Und schlägt augenzwinkernd vor, eine „Glaskugel“ zu Rate zu ziehen. „Ich persönlich glaube, dass das Virus noch eine ganze Weile bei uns bleiben wird, in immer neuen Varianten“, fürchtet der Infektiologe. Wir hätten dann alle eine Teil-Immunität oder Immunität durch Impfung und Infektion aufgebaut, meint er, „so dass schwere Verläufe dann eher die Ausnahme werden“. Für die Patienten mit „schweren Verläufen“ hätten wir ja dann die antiviralen Medikamente.
„Vielleicht wird das auch konterkariert durch die der Pandemie mit allen Einschränkungen überdrüssige Bevölkerung, die ja jetzt schon auch bei Massenveranstaltungen wie den Herbstfesten sämtliche Vorkehrungen über Bord wirft“ - wenn dann doch eine infektiösere und schlimmere Erkrankungen verursachende Variante kommt, „könnte es wieder eng werden“, warnt Glück aber. Und erklärt: „Aber ich halte die erste Option für wahrscheinlicher.“

Das sagt der Regensburger Infektiologe

Auch Prof. Salzberger weist in seiner Antwort auf die vielzitierte Glaskugel hin. Und meint: „Eine Kollegin von uns war von Fragen wie dieser so genervt, dass sie antwortete: ‘Am 28. Juni 2023 um 18.47 Uhr.‘“ Auch der Berliner Chef-Virologe Christian Drosten habe die Frage nach dem Ende der Pandemie schon öfter gestellt bekommen. Er habe darauf „schlauer“ geantwortet, findet Salzberger. Drosten sagte demnach: „Weiß ich nicht. Aber mit jedem Tag kommen wir dem näher.“

So ist die Lage wegen der Wiesn in München

Vorerst aber hat man den Eindruck, dass die Inzidenzen vielerorts wieder steigen. Vor allem, wo Volksfeste gefeiert werden oder wurden, schnellen die Zahlen teils sprunghaft nach oben. Aus München etwa gab es kürzlich die Meldung, dass die Inzidenz dort wohl hauptsächlich wegen des Oktoberfestes um 77 Prozent gestiegen ist.

Stiko-Chef Thomas Mertens sagt, die Pandemie sei vorbei – nur um dann wieder zurückzurudern. Auch die Weltgesundheitsorganisation ist anderer Auffassung. Der Wirbel um die Aussage und eine Einordnung.

Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko) Thomas Mertens sorgte mit einer Aussage erneut für Aufregung. Im Interview mit dem „ Bayerischen Rundfunk “ erklärte der Stiko-Chef überraschend, das Coronavirus sei mittlerweile endemisch. Die Pandemie halte er damit für beendet. Auch wenn das Coronavirus selbst bleibe – wohl noch über Generationen.

Als „Welt“-Journalist Tim Röhn den BR-Artikel mit einem überraschenden „Oh“ auf Twitter teilte, reagierte der Stiko-Chef dann offenbar umgehend – und ruderte zurück. Zwei Stunden später postete Röhn dann nämlich, ebenfalls auf Twitter: „Der Stiko-Chef schreibt mir, er habe die Pandemie gar nicht für beendet erklärt“, dazu teilte er einen Ausschnitt der Mail.

 

 

Wann ist die corona pandemie vorbei

  • Mehr zum Thema: Experten-Einschätzung - Doppelt so viele Corona-Tote wie 2021 – was hinter den Zahlen steckt

Stiko-Chef ruderte zurück

Mertens erklärt darin: „Die Schwere der Erkrankung gehört eigentlich nicht zur Definition von Pandemie.“ So seien mittlerweile sehr viele Menschen in Deutschland mit dem Virus in Kontakt gekommen und hätten gewissermaßen die zuvor fehlende „Basisimmunität“ entwickelt.

Es sei „bis zu einem gewissen Grad eine Frage der Definition wie lange man von Pandemie und ab wann von endemischer Virusinfektion spricht.“ Abschließend verweist der Virologe in seiner Erklärung auf die WHO und dass diese sich sicher bald zum vermeintlichen Ende der Pandemie äußern werde.

WHO hält an Pandemie-Einstufung fest

Doch noch ist es nicht soweit. Zwar sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus bereits im September, ein Ende sei „in Sicht“, doch die WHO hält auch im Oktober noch an ihrer Pandemie-Einstufung fest.

Tatsächlich ist es so: Die WHO, die den Vereinten Nationen angehört, hat im März 2020 den Ausbruch der neuartigen Infektionskrankheit Sars-CoV-2 zur Pandemie erklärt und nur sie kann sie damit auch wieder beenden. Allerdings: Die Mitgliedstaaten dürfen ihre Empfehlungen nach eigenem Ermessen der Lage anpassen. Und tatsächlich, US-Präsident Joe Biden sagte Ende September: „Die Pandemie ist vorbei.“

Ist die Pandemie nun vorbei oder nicht?

Tatsächlich ist es wohl Auslegungssache - politisch, gesellschaftlich und medizinisch. Die RKI definiert Epidemie und Pandemie wie folgt:

Pandemie oder Endemie?

  • Endemie: Laut RKI ist damit ein ständiges und zeitlich unbegrenztes Vorkommen einer Krankheit oder eines Erregers gemeint. Dieser konzentriert sich auf ein bestimmtes Gebiet oder innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Eine Endemie ist nicht vollkommen gleichmäßig: Manchmal kann eine Häufung von Infektionen bei besonders anfälligen Patientinnen und Patienten zu einer Verdichtung an Infektionswellen führen.
  • Pandemie: Hier handelt es sich dagegen um eine neue, aber zeitlich begrenzt in Erscheinung tretende Ausbreitung einer Infektionskrankheit. Das zentrale Kriterium dabei: Die weltweite Ausbreitung mit hohen Erkrankungszahlen und meist auch mit schweren Krankheitsverläufen. Kommt es zu andauernden Infektionen zwischen Menschen in großer Zahl, kann die WHO eine Pandemie deklarieren.

In der Realität ist der Schritt zwischen Pandemie und Endemie allerdings häufig nicht ganz klar. Das zeigt sich auch an den Einschätzungen der Top-Virologen:

  • „Damit ist die Pandemie eigentlich vorbei, und Covid-19 ist eine schwere Atemwegserkrankung wie Influenza“, sagte Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemiebeauftragter am Uniklinikum Rechts der Isar in München, kürzlich der „Welt“.
  • Virologe Alexander Kekulé sieht das Auftreten vieler Omikron-Untervarianten als ein Zeichen, dass „die Pandemie in eine neue, für den Menschen weniger gefährliche Phase eingetreten ist“, wie er kürzlich in seiner Kolumne bei FOCUS online schrieb .

Beide sehen aber bislang davon ab, von einem wirklichen „Ende der Pandemie“ zu sprechen. Und noch einer hält weiter mahnend den Zeigefinger in die Luft: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der sagte kürzlich sogar: „Die Covid-Pandemie kommt zurück.“ Zwar sei sie nie wirklich weg gewesen, doch im Hinblick auf steigende Infektions- und Todeszahlen sowie der Belastung von Kliniken sei die Richtung, in die wir unterwegs seien, „keine gute“.

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Leser-Kommentare (13)

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner FOCUS-online-Nutzer. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

Montag, 31.10.2022 | 16:48 | Donkels Norbert

Wenn " Zurückrudern"

einmal olympische Disziplin wird,hat Herr Mertens gute Chancen auf eine Medaille....................

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Weitere Kommentare (10)

Samstag, 29.10.2022 | 10:40 | Christian Stosch

Dieses Gremium aus Genf,

kann von mir aus noch Jahrzehnte darüber brüten ob sie die Pandemie beenden oder nicht. Eine rechtliche Bindung dieser Entscheidung besteht für die Mitgliedsländer nicht. NOCH ist kein Pandemievertrag unterschrieben. Damit hat auch die Aussage: “Die WHO, die den Vereinten Nationen angehört, hat im März 2020 den Ausbruch …. Pandemie erklärt und nur sie kann sie damit auch wieder beenden.“ keine rechtliche Bindung. Im Klartext: alle Staaten können bereits heute alle eingeführten Maßnahmen für beendet erklären. Dafür brauchen sie nicht die WHO um Erlaubnis zu fragen.

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Freitag, 28.10.2022 | 23:57 | Germain Paul  | 1 Antwort

Wie naiv ist der denn?!

Lauterbach hat doch zig Millionen neue Impfdosen bestellt, für jeden Bundesbürger 8-10 Impfungen! Die müssen unters Volk gebracht werden, damit der Rubel … äh … der Euro rollt und die Pharma- und Ärzte-Lobby ihre Gewinne einfahren können. Dieses schöne Geschäft will sich doch der Lauterbach nicht kaputt machen lassen… Das hätte der STIKO-Boss doch wissen müssen. Er hat ja schon lang genug mitgemacht….

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  • Sonntag, 30.10.2022 | 14:03 | Margret Reitz

    Stimmt eigentlich ...

    Nur: Lauterbach hat immer noch nicht die von vielen Ungeimpften (siehe 2 Umfragen in 2021) erwarteten echten, klassichen Totimpfstoffe bestellt. Valneva ist keiner, weil der Wirkverstärker mit Gentechnik hergestellt ist und Novavax war noch nie einer. Dagegen hat Indien Covaxin und China Vero (Sinopharm), die beide millionenfach verimpft werden. Doch an diesen Impfstoffen verdient in D keiner ...

Freitag, 28.10.2022 | 21:55 | Peter Herzberger

Seit

einer Woche erkrankt in unserem Bekanntenkreis jeder zweite an Corona uns hat jetzt auch erwischt trotz aller Vorsichtsmaßnahmen. Werden wir noch von Leuten informiert die bewusst die wahren Gegebenheiten verschweigen ist bei dieser unmöglichen Regierung kein Wunder. Schönredner, Dummschwätzer, Nixwisser und unzählige andere Bezeichnungen.

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Freitag, 28.10.2022 | 21:25 | Lilli Fleischer  | 1 Antwort

Sollen

Doch die, die weiter Corona wollen, sich alle 2 Tage impfen lassen und überall Maske tragen, vor allem alleine im Auto und beim Fernsehen schauen. Ich bin geimpft, geboostert und krank gewesen, ich werde jetzt wieder leben, so normal, wie die ganzen Fanatiker zulassen.

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  • Montag, 14.11.2022 | 20:57 | S. Patrick

    Unverständlich

    Ich kann Ihnen versichern, die Leute, die weiterhin vorsichtig sind "wollen" ganz sicher kein Corona - ganz im Gegenteil. Generell wieder interessant: Leute, die Corona nach wie vor ernst nehmen sind Fanatiker; selbst dann aber so tun als hätte man wegen der Maßnahmen kein "normales" Leben führen können.

Freitag, 28.10.2022 | 20:12 | tim Müller

Alte weiße Mänenr

Diese alterssenilen alten Männer gehören in Rente und nicht an die Spitze von irgendwelchen Gremien oder Institutionen.

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Freitag, 28.10.2022 | 19:59 | Michael Bauer  | 2 Antworten

Bei dem Mertens bin ich mir

nicht sicher, ob er nicht eigentlich ein Impfgegner und Aluhutträger ist. Wenn man so seine Aussagen hört, könnte man es meinen. Ich frage mich wirklich, wozu es die Stiko gibt! Die schauen letztlich doch eh nur auf die Erfahrungen anderer Länder mit den Impfstoffen. Wenn dort nix passiert ist, dann empfiehlt die Stiko! Warum ist das so? Etwa weil Merzens und Co die Eier fehlen, eigenständige Entscheidungen zu treffen? Wenn dem so ist, kann man die Stiko aber in die Tonne kloppen, dann braucht man den Haufen nicht! Jedenfalls missbraucht die Stiko die Menschen anderer Länder als Versuchskarnickel, weil man die Hosen gestrichen voll hat, eine falsche Entscheidung zu treffen.

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  • Samstag, 29.10.2022 | 03:55 | Justin Dichter

    Nicht die Stiko mißbraucht…

    …die Stiko wir mißbraucht von KL usw.! Mertens ist nur zu schwach, sich adäquat zu wehren. Ja, die Pandemie ist vorbei, in den meisten Ländern hat man das auch verstanden. D hält eher zu China, was aber in der Hauptsache an KL liegt, der den Fetisch Corona braucht! Jetzt geht es um eine ehrliche Aufarbeitung. Das kann die Ampel aber auch nicht, wie sie eigentlich nichts schafft, außer Desaster.

Alle Antworten (1)

Freitag, 28.10.2022 | 19:44 | Parelli Ana

Wann und ob

Die Pandemie endet oder eine neue kommt, bestimmt nicht die WHO, sondern die, die das Geld haben....

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Freitag, 28.10.2022 | 18:59 | Chrissie Goren  | 1 Antwort

Jajaj….

Mertens Karriere steht oder fällt mit deiner Teeue zu Lauterbach - wagt er es sich ihm zu widersprechen ist die Karriere sofort beendet. Das würde sich sofort auf seinem Konto bemerkbar machen. Wir werden künftig also öfter mit derart unsinnigen Aktionen konfrontiert werden. Mal…mal nein…dann vielleicht oder es könnte sein.

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  • Freitag, 28.10.2022 | 22:01 | Michael Bauer

    Ich halte auch nicht viel von Mertens,

    aber er macht den Job bei der Stiko ehrenamtlich, bekommt also kein Gehalt von Lauterbach! Deshalb ist Ihre Aussage falsch.

Freitag, 28.10.2022 | 18:26 | Ralf Wegmann

Mertens der Umfaller

Ist ja nicht das erste Mal. Für mich genauso unglaubwürdig wie Karl, Wiehler und Drosten. Es scheint in D nicht erlaubt zu sein, die Wahrheit zu sagen.