Hartz 4 und 450 euro job

Mehr als 4,4 Millionen Menschen in Deutschland beziehen Hartz IV. Um diesen Personen den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen, ist es Hartz-IV-Beziehern erlaubt, einen Nebenjob auszuüben. Das zusätzliche Einkommen kann jedoch Auswirkungen auf den Hartz-IV-Regelsatz haben und diesen deutlich vermindern. Doch wie sehr beeinflussen die Einnahmen aus einem Minijob den Hartz-IV-Bezug und muss eine geringfügige Nebentätigkeit dem Jobcenter immer gemeldet werden?

Darf ich als Hartz IV-Empfänger einen Minijob annehmen?

Prinzipiell ist es auch für Hartz-IV-Empfänger möglich, einen Minijob anzunehmen. Durch die Ausübung eines Minijobs zeigen Sie Interesse an einer Beschäftigung und zudem kann ein 450-Euro-Job ein wichtiger Schritt in die Vollzeiterwerbstätigkeit sein. Jobcenter unterstützen daher Hartz-IV-Bezieher darin, einen geringfügigen Job zu finden und anzunehmen. Dennoch darf das Einkommen, welches aus einem Minijob bezogen wird, meist nicht zur Gänze behalten werden. Wichtig sind hierbei besonders die geltenden Frei- und Absatzbeträge, welche die Höhe des Abzugs bestimmen.

Welche Freibeträge gibt es?

Der monatliche Grundfreibetrag beläuft sich bei Hartz-IV-Empfängern auf 100 Euro. Diesen Betrag darf jeder, unabhängig vom Einkommen, welches durch den Minijob erzielt wird, auf jeden Fall behalten. Das restliche Einkommen kann nur anteilsmäßig behalten werden. Die Detailregelung sieht vor, dass Minijobber nach Abzug des Freibetrags weitere 20 % des Einkommens behalten dürfen. Somit werden 80 % des verbleibenden Einkommens, nach Abzug des Freibetrags, auf den Hartz-IV-Bezug angerechnet.

Beispiel: Ein Minijobber bezieht monatlich 416 Euro an Hartz-4-Grundsicherung. Er geht nebenher einer geringfügigen Tätigkeit nach, mit der er 450 Euro pro Monat verdient. Nach Abzug der Freibeträge erhält der Minijobber somit 170 Euro anrechnungsfreies Zusatzeinkommen pro Monat.

Zusätzlicher Freibetrag: 

(Einkommen – Grundfreibetrag) * 0,2
(450 – 100) * 0,2 = 70 Euro zusätzlicher Freibetrag

Anzurechnendes Einkommen: Einkommen aus Minijob – Freibeträge
450 – 170 = 280 Euro anzurechnendes Einkommen

Das reduzierte Einkommen ist dann die neue Grundlage für die Leistungsberechnung und wird bei der Ermittlung des Bedarfssatzes miteinbezogen.

Welche Ausgaben können neben dem Freibetrag abgesetzt werden?

Neben dem Freibetrag können Hartz-IV-Empfänger weitere Ausgaben absetzen, die den Bedarfssatz erhöhen können. So können beispielsweise Kosten für die Altersvorsorge, Werbungskosten, Ausgaben für Kinder, Kirchensteuern oder Unterhaltsverpflichtungen in die Leistungsberechnung mit einfließen.

Muss ich dem Jobcenter meinen Minijob melden?

Jeder Hartz-IV-Empfänger, der einen Minijob annimmt, muss diesen Umstand dem Jobcenter vor Antritt der Tätigkeit bekannt geben. Dies gilt auch für Personen, die während des Hartz-IV-Bezugs einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen, für die sie nur eine Aufwandsentschädigung erhalten. Wird die Tätigkeit nicht gemeldet und bemerkt das Jobcenter im Nachhinein die Fehlinformation, so werden dem Bezieher die Leistungsansprüche aus Hartz IV gekürzt. Die Kürzungen sind dabei rigide, sodass schon beim ersten Verstoß gegen die Meldepflicht mit Leistungsminderungen von bis zu 30 % zu rechnen ist.

Welche Ausnahmen gibt es zu beachten

Hartz-IV-Bezieher, die Aufwandsentschädigungen aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit beziehen, dürfen einen größeren Teil ihrer Einkünfte behalten. In diesem Fall liegt der Freibetrag bei 200 Euro monatlich, die bezogen werden dürfen, ohne dass es zu Kürzungen von Hartz-IV-Zuwendungen kommt. Vorsicht ist jedoch bei der Kombination eines Minijobs mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit geboten, da der Freibetrag nur einmal gewährt wird. Zudem müssen Minijobber bei der Ausübung ihrer Tätigkeit auch auf die wöchentlichen Arbeitsstunden achten. Nur Personen, die weniger als 15 Stunden wöchentlich arbeiten, gelten vor dem Gesetz als arbeitslos und haben somit auch Anspruch auf staatliche Leistungen.

Ein Minijob kann für einen Hartz-IV-Empfänger einen ersten Schritt Richtung Vollzeitbeschäftigung darstellen. Wer länger aus dem Berufsleben draußen war, dem wird der Wiedereinstieg nicht immer ganz einfach gemacht. In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um das Thema Hartz 4 und Minijob.

Was muss ich beachten, wenn ich als Hartz IV-Empfänger einen Minijob aufnehme?

Wenn Sie einen Minijob aufnehmen, ist Ihr Arbeitgeber verpflichtet, das Beschäftigungsverhältnis der Minijob-Zentrale zu melden. Sie selbst müssen zwingend Ihr Jobcenter darüber informieren (§ 61 Abs. 1 SGB II). Dieses ist nämlich für die Zahlung von Arbeitslosengeld II zuständig. Unterlassen Sie die Meldung an das Jobcenter, kann das zu einer erheblichen Kürzung der Leistungen führen.

Lesen Sie hier, wie es sich mit Arbeitslosengeld und Minijob verhält.

Hartz 4 und 450 euro job

Wie viel darf ich bei Hartz IV im Jahr 2022 dazuverdienen?

Viele Hartz IV-Empfänger fragen sich, wie hoch ihr Zuverdienst eigentlich sein darf. Die Grenze beim Einkommen im Hinblick auf Erwerbstätige liegt grundsätzlich bei 1.200 Euro brutto (§ 11b Abs. 3 Nr. 2 SGB II). Haben Sie Kinder? Dann erhöht sich diese Summe auf maximal 1.500 Euro (§ 11b Abs. 3 SGB II).

Wenn Sie neben Hartz IV noch weiteres Einkommen haben, wird dieser Zuverdienst auf die Leistungen angerechnet. Damit sich jedoch die Arbeit trotzdem lohnt, haben Sie gewisse Freibeträge. Von folgenden Freibeträgen können Sie demnach profitieren, da der Zuverdienst nicht komplett angerechnet wird:

  • Nicht angerechnet werden die ersten 100 Euro. Bis zu diesem Limit landet der Hartz IV-Zuverdienst also gänzlich in Ihrer Tasche.
  • Weiteres Einkommen von 100 Euro bis 1.000 Euro ist zu 20 % anrechnungsfrei.
  • Zusätzliches Einkommen von 1.000 Euro bis 1.200 Euro beziehungsweise 1.500 Euro ist zu 10 % anrechnungsfrei.

(vgl. § 11b Abs. 3 SGB II)

Berechnungsbeispiel 2022:

Sie verdienen sich zu Ihren Hartz IV-Leistungen noch 1.200 Euro hinzu. Folgende Berechnung wird angewandt:

  • Die ersten 100 Euro sind stets anrechnungsfrei; Freibetrag: 100 Euro
  • Für das Einkommen von 100 Euro bis 1.000 Euro bleiben 20 % anrechnungsfrei; Freibetrag: 180 Euro
  • Für das Einkommen von 1.000 Euro bis 1.200 Euro bleiben 10 % anrechnungsfrei; Freibetrag: 20 Euro
  • Summe: 300 Euro

Wenn Sie sich neben den Leistungen von Hartz IV noch einen Zuverdienst von mindestens 400 Euro erwirtschaften, können Sie weitere Beträge absetzen. Darunter fallen beispielsweise Steuern, Werbungskosten oder Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung, die sie auf das Einkommen gezahlt haben (§ 11b Abs. 2 SGB II).

Hartz 4 und 450 euro job

Was bleibt vom 450-Euro-Job bei Hartz IV?

Als Hartz IV-Empfänger dürfen Sie genauso einen Minijob ausüben, wie alle anderen auch. Beachtet werden sollte hierbei, dass das Einkommen Einfluss auf die Leistungen des Jobcenters hat. Übersteigt Ihr Einkommen den monatlichen Freibetrag, wird es auf die Leistungen des Jobcenters angerechnet.

Für Alleinstehende beträgt der Freibetrag im Monat 100 Euro (§ 11b Abs. 2 SGB II). Dies bedeutet, dass Sie als Minijobber 100 Euro monatlich aus dem Minijob behalten können. Übersteigt Ihr Einkommen die Freigrenze, wird dies zu 80 % auf die Hartz IV-Leistungen angerechnet. Dies bedeutet, dass Ihnen weitere 20 % des Minijobs auch noch erhalten bleiben. Erfahren Sie mehr über die Fragestellung: was ist ein Minijob?

Um dies zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen das nachstehende Berechnungsbeispiel an die Hand geben:

Im Jahr 2021 betrug der Hartz IV-Regelsatz für einen Alleinstehenden 446 Euro im Monat. Nun nimmt der Hartz IV-Empfänger einen Minijob auf, in dem er 450 Euro monatlich verdient. Inwiefern wirkt sich jetzt das Einkommen auf die Leistungen des Jobcenters aus?

Einkommen aus dem Minijob – Grundfreibetrag = verbleibendes Einkommen

Also, 450 Euro – 100 Euro = 350 Euro

Dem Minijobber bleiben also nach Abzug des Grundfreibetrags noch 350 Euro übrig. Aus diesem Betrag ergibt sich die weitere Berechnung des Freibetrags von 20 %:

Verbleibendes Einkommen x 20 % = zusätzlicher Freibetrag

Also, 350 Euro x 20 % = 70 Euro

Grundfreibetrag (100 Euro) + zusätzlicher Freibetrag (70 Euro) = 170 Euro

Dies bedeutet, dass der Hartz-IV-Empfänger bei einem Verdienst von 450 Euro monatlich, zusätzlich noch 170 Euro im Monat abrechnungsfrei behalten darf. Die verbleibenden 280 Euro aus dem Verdienst werden dann auf den Regelsatz angerechnet.

Gut zu wissen:

Haben Sie als Hartz-4-Empfänger eventuell noch weitere Ausgaben, wie beispielsweise Riester-Rente, Kosten für die Kinderbetreuung oder Kirchensteuern? Dann entsteht Ihnen ein monatlicher Mehrbedarf, der in die Leistungsberechnung ebenso hineinfließt.

Hartz 4 und 450 euro job

Egal, ob als Paar oder alleinerziehend: Der soziale Aufstieg – insbesondere mit Kindern – ist einiges schwerer als ohne Kinder. Minijobs sind häufig die einzige Möglichkeit, um etwas Geld anzusparen. Eine angemessene Aufstiegsperspektive entwickelt sich jedoch nur schleppend. Was sich aber bei einigen Statistiken zeigte, ist, dass ein neuer Partner beziehungsweise neue Partnerin sich sogar positiv auf das Berufsleben auswirkt. In 40 % der Fälle würde eine neue Liebe sogar aus der Grundsicherung herausführen.

Hartz 4 und 450 euro job

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Hartz 4 & Minijob

Was bleibt von 450-Euro-Job bei Hartz IV?

Oberhalb der Freibeträge werden Minijobs auch auf Hartz IV-Leistungen angerechnet. Zunächst werden von verdienten 450 Euro im Monat 100 Euro abgezogen. 20 % auf die verbleibenden 350 Euro bleiben anrechnungsfrei. Der Rest wirkt sich sodann bedarfsmindernd auf die Leistungen aus.

Wie meldet man einen Minijob an?

Bei der Minijob-Zentrale wird der Minijob mit dem entsprechenden Beitragsschlüssel und der Personengruppe 109 gemeldet. Hinweis: Sollte der Minijobber privat krankenversichert sein, dann ist er mit dem Beitragsgruppenschlüssel 0100 oder 0500 zu melden.

Wann wird Hartz IV auf 600 Euro erhöht 2022?

Am 20.07.2022 hat Arbeitsminister Heil (SPD) Details zu dem sogenannten Bürgergeld vorgestellt. Dieses soll das bestehende Hartz IV ersetzen. Dementsprechend sollen die Regelsätze für die Grundsicherung ab dem 01.01.2023 angemessen steigen.

Wie viel darf ich dazu verdienen Wenn ich Hartz 4 bekomme?

100 Euro darf jede Person, die Leistungen vom Jobcenter nach SGB II bezieht (Arbeitslosengeld II), als Grundfreibetrag dazuverdienen, ohne dass das Geld auf die bezogenen Leistungen angerechnet wird.

Wie viel darf man bei Hartz 4 dazuverdienen 2022?

Wie viel Geld darf ich bei Bezug von Hartz 4 dazuverdienen? Für die meisten ALG-2-Empfänger ist die Frage von Bedeutung, wie hoch ihr Hartz-4-Zuverdienst sein darf. Grundsätzlich liegt die Grenze beim Einkommen für Erwerbstätige bei 1.200 Euro brutto. Für Personen mit Kind erhöht sich die Summe auf maximal 1.500 Euro.

Wie viel darf ich bei einem 450 € Job behalten?

Bei einem Bruttoeinkommen, das zwischen 101 und 1.000 Euro liegt, müssen 80 Prozent angerechnet werden. 20 Prozent dürfen sie demzufolge behalten, wenn Sie auf 450-Euro-Basis einen Job ausüben.

Wird 450 Euro Job auf Arbeitslosengeld 2 angerechnet?

Wenn Sie Arbeitslosengeld II erhalten und einen 450 Euro Minijob annehmen, reduziert sich Ihr ALG II im Regelfall um 280 Euro. Von den 450 Euro sind zunächst 100 Euro pauschal anrechnungsfrei. Von den verbleibenden 350 Euro sind nur 20 Prozent, also 70 Euro, anrechnungsfrei.