Der kleie unterschied mascha kaleko interpretation

Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation

Als Adolf Hitler 1933 die Macht in Deutschland übernahm, begann auch für die Literaten eine neue Zeit. Wer nicht ideologisch linienkonform war, musste mit Arbeitsverlust und sozialem Ausschluss rechnen und so standen die kritischen Schriftsteller vor zwei Möglichkeiten: Entweder sie wandten ihre Aufmerksamkeit anderen Themengebieten zu, genannt Innere Emigration, so wie Erich Kästner, der anfing, Kinderbücher zu schreiben, oder sie verließen das Land und gingen somit ins Exil, um dort weiterzuschreiben. Eines dieser im Exil entstandenen Gedichte ist „Im Exil“ von Mascha Kaléko. Im Folgenden soll dieses Gedicht erschlossen und interpretiert werden und anschließend soll der Gesichtspunkt der Heimat mit dem Gedicht „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ von Heinrich Heine verglichen werden.

In dem Gedicht „Im Exil“ von Mascha Kaléko aus dem Jahr 1945 geht es um das Gefühl im Exil leben zu müssen und vom eigenen Vaterland entfernt zu sein. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass die Gefühle von Sehnsucht nach den vergangenen Zuständen, Hoffnungslosigkeit angesichts einer Wiederherstellung der Situation und von Trauer über den Verlust der Heimat des lyrischen Ichs für den Leser besonders authentisch dargestellt werden.

Zuerst wird der Inhalt analysiert. Es werden vor allem die Gefühle des lyrischen Ichs thematisiert. Im ersten Sinnabschnitt (V. 1-12) wird beschrieben, wo das lyrische Ich herkommt und warum es sein Heimatland verlassen musste. Die Autorin will die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach seinem Zuhause vermitteln. Im zweiten Sinnabschnitt (V. 13-16) wird die Zukunft des lyrischen Ichs beschrieben. Hierbei kommt die Hoffnungslosigkeit des lyrischen Ichs zum Vorschein, dass es nie wieder so werden kann wie früher. Im dritten Sinnabschnitt (V. 17-20) ist von der Gegenwart des lyrischen Ichs die Rede, von seinen Empfindungen und seinen Gefühlen darüber, entfernt von der Heimat zu sein. Die Autorin will erreichen, dass der Leser diese Gefühle nachempfinden kann.

Des Weiteren wird die formale Gestaltung des Gedichts betrachtet. Die Gedichtform ist nicht klar bestimmbar, weist aber die Merkmale einer Hymne auf, da das Gedicht weder ein klares Reim- noch Metrumschema aufweist. Es besitzt fünf Strophen aus jeweils vier Versen. Die auftretenden Reime sind in der ersten Strophe ein umarmender Reim, in der zweiten und dritten Strophe ein Paarreim und in der vierten und fünften Strophe reimen sich nur die zweiten und vierten Verse. Es ist ein unreiner Reim erkennbar: „Heide“ und „Freude“ (V. 7 und 8), was durch eine Aufgebrachtheit des lyrischen Ichs angesichts des NS-Regimes und ihres Heimatverlustes erklärt werden kann. Die Kadenzen2 und das Metrum1 treten in keiner festgelegten Reihenfolge auf. Das lyrische Ich ist von seinem Heimatverlust in Aufruhr gebracht worden, was sich auch im Formalen Aufbau des Gedichts zeigt, der keinen klaren Regeln folgt und Chaos und Zerfall zum Ausdruck bringt. Aufgrund der Gedichtform und des Inhalts kann das Werk auch als Hymne an das Vergangene und Zerstörte gesehen werden.

Im Folgenden wird die Sprechsituation erschlossen. Der Sprecher ist ein explizites lyrisches Ich („Ich“ V. 19), das Teil eines Kollektiv ist („Wir“ V. 5). Über ihn erfährt man, dass er über den Verlust seines Heimatlandes trauert und der Meinung ist, auch wenn er dorthin zurückkehrt, wird es nie wieder so sein wie es war und weist somit autobiographische Bezüge auf, da die jüdische Autorin Deutschland aufgrund des NS-Regimes verlassen musste. Es gibt keinen klaren Adressaten, auch wenn das lyrische Ich ein Röslein auf der Heide direkt anredet (V. 7f). Es wird in drei Zeitformen geredet. Im ersten Sinnabschnitt im Präteritum, im zweiten Sinnabschnitt im Futur und im dritten Sinnabschnitt im Präsens, somit wird nur im Indikativ gesprochen. Die Autorin hält so die Distanz vom Leser zum lyrischen Ich möglichst gering, um die Empfindungen möglichst authentisch zu gestalten.

Des Weiteren sollen die Sprachlich-Stilistischen Mittel des Gedichts erschlossen werden. Dabei fällt auf, dass viele Wörter dem Wortfeld „Hören“ zugeordnet werden können, wie in V. 15f „tönt“ und „klirrt“. Auch werden die Nachtigallen stumm, während die Geier schreien (vgl. V. 9 und 11), was auch eine Antithese3 darstellt. Durch die Betonung des Sinneseindrucks und des Gegensatzes werden die Empfindungen für den Leser intensiver. Das Symbol des Geiers in Vers elf kann für Tod und Zerstörung stehen und bringt die Trauer um den Verlust und die Hoffnungslosigkeit des lyrischen Ichs zum Ausdruck. Die Trauer wird auch durch eine direkte Anrede verdeutlicht: „dich“ (V. 8) Das Röslein auf der Heide, welches als Sinnbild für das kulturelle und freie Deutschland gesehen werden kann, wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Den Verlust der Heimat erkennt man des Weiteren an einer Personifikation4: Die Nachtigallen sehen sich nach einem sicheren Wohnsitz um (vgl. 9f). Dies kann auch als autobiographischer Bezug gesehen werden, da die jüdische Familie der Autorin sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlen konnte. Die Nachtigallen könnten somit ein Symbol für alle Ausgegrenzten des Dritten Reichs stehen, die dort nicht mehr willkommen und geschützt waren. Die Sehnsucht durch das Zitat von Heinrich Heine verdeutlicht. Auch hier tritt das Wortfeld Hören auf: „so sang schon der Flüchtling Heine“ (V. 2) Mit der Verwenden des Wortes „schon“ wird dargestellt, dass auch das lyrische Ich ein Flüchtling ist. Und der Gesang Heines verdeutlicht ebenfalls die Sehnsucht des lyrischen Ichs, da Musik oft etwas Ersehntes ausdrückt. Die Hoffnungslosigkeit des lyrischen Ichs wird durch die Anapher5 „auch wenn“ (V. 15f) betont. Auch ein parataktischer Satzbau unterstreicht diesen Eindruck. Das lyrische Ich nennt zwei Szenarien, die die Situation zwar bessern würden, aber doch niemals eine Wiederherstellung der alten Zustände bewirken könnten. Auch der Parallelismus in Vers 19 und 20 unterstützt diesen Eindruck. Das lyrische Ich hat zwar Heimweh, ist sich aber im Klaren, dass das wonach sie sich sehnt schon nicht mehr besteht. Des Weiteren ist das Wortfeld der Zerstörung erkennbar: „Pest“, „Sturm“ (V. 6), „brach“ (V. 8), „Geier“ (V. 11) und „Gräberreihen“ (V. 12) sowie das brechende Herz (vgl. V. 18) sind diesem Wortfeld zuzuordnen. Sie stellen ebenfalls den Verlust der Heimat besonders intensiv und für den Leser fast greifbar dar.

(Das Gedicht kann der Exilliteratur aufgrund seines Titels und des Erscheinungsjahrs zugeordnet werden.)

Vergleich zu „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ von Heinrich Heine

Im Folgenden soll das Motiv der Heimat in „Im Exil“ mit „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ verglichen werden. Die Funktion der Heimat ist sehr ähnlich. In beiden Gedichten stellt sie einen vergangenen Zustand dar, der nicht wiederherstellbar ist. In Mascha Kalékos Gedicht ist die Heimat jedoch zerstört und durch eine höhere Kraft („Kraftdurchfreude“ V. 8) nicht mehr bewohnbar, während die Heimat bei Heine etwas Traumhaftes, Schönes ist, das ihm seine Liebe erklärt. Hier ist ein weiterer Unterschied erkennbar. Mascha Kaléko beschreibt die Realität ihres Heimatverlustes sehr intensiv, während bei Heine dieser Verlust nur durch die Benutzung der Vergangenheit und die Beschreibung eines Traumes angedeutet ist.

Auch wenn die Zeit der deutschen Exilliteratur vorbei ist, so müssen auch heute noch Menschen aufgrund ihrer politischen Einstellung und ihrer ethnischen Zugehörigkeit fliehen und im Exil leben. Die Aktualität dieser beschriebenen Empfindungen ist also immer noch gegeben.

Was ist mit Mister Goodwill gemeint?

Der Einwanderer spricht mit „Mister Goodwill“ (V. 1), einer fiktiven Person. „Goodwill“ ist der englische Begriff für Wohlwollen, wodurch klargestellt wird, wie die Person zu Immigranten steht. Die zweite Person im Gedicht ist ein deutscher Emigrant (V.

Welche Gedichte hat Mascha Kaleko geschrieben?

1945: Verse für Zeitgenossen. 1956: Das lyrische Stenogrammheft. Kleines Lesebuch für Große. 1961: Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere.