Wie lange war Böhmen bei Österreich?

Etwa ab dem Jahr 1500 erweiterten die Habsburger ihr Herrschaftsgebiet auch auf andere Länder Europas. „Kriege mögen andere führen, Du – glückliches Österreich – heirate!“ Dieser berühmte Spruch wird zitiert, um den Aufstieg der Habsburger durch erfolgreiche Heiratspolitik zu beschreiben. Die Niederlande und Belgien, Spanien, Böhmen und Ungarn wurden durch Hochzeiten für das Haus Habsburg gewonnen. Um diesen Besitz aus Heirat und Erbschaften zu verteidigen, mussten die Habsburger dann allerdings doch wieder viele Kriege führen.

Mitglieder der Familie Habsburg regierten nicht nur in Österreich. Sie waren zugleich auch deutsche Könige und römisch-deutsche Kaiser. Dies war möglich, weil das, was heute Österreich ist, vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Teil des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ war. Diesen komplizierten Namen trug Deutschland damals.

Böhmen (lateinisch und englisch Bohemia, tschechisch Čechy) ist eine historische Landschaft in Tschechien (Mitteleuropa). Historisch gesehen gehörte es lange Jahrhunderte zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und von 1806 bis 1918 zu Österreich-Ungarn. Die Habsburger beherrschten das Land von 1526 bis 1918. Ebenfalls als Böhmen werden dessen Bewohner bezeichnet.

Böhmens Fläche beträgt etwa 52.060 km². Es grenzt im Nordosten an Polen, im Osten an die Region Mähren, im Süden an Österreich, im Südwesten und Westen an Bayern und im Nordwesten an Sachsen.

Böhmen wird ferner begrenzt durch seine vier Randgebirge:

  • Böhmerwald (südwestliche Grenze zum österreichischen Mühlviertel und Bayern)
  • Erzgebirge (nordwestliche Grenze zu Sachsen)
  • Sudeten (nördliche und nordöstliche Grenze zur Oberlausitz und zu Schlesien)
  • Böhmisch-Mährische Höhe (östliche Grenze zu Mähren und südliche zum Waldviertel)

Wappen des Königreiches Böhmen

Böhmen war über viele Jahrhunderte hinweg erst ein Herzogtum und dann ein Königreich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Herzog Wenzel von Böhmen wurde 935 von seinem Bruder Boleslav ermordet und später Schutzheiliger des Landes. 973 gab Kaiser Otto I. Böhmen ein eigenes Bistum mit Sitz in Prag. Bis dahin war Böhmen ein Teil des Bistums Regensburg. Spätestens ab dem 10. Jahrhundert lebte in Prag eine bedeutende deutsche und jüdische Gemeinschaft.

Die böhmische Königswürde, 1085 Vratislav II. persönlich verliehen, seit 1198 (Ottokar I.) erblich, demonstrierte die Sonderstellung Böhmens im Heiligen Römischen Reich. Lange Zeit mächtigster Fürst im Reich, war der Böhmische König mit Unterbrechungen Mitglied des Kurfürstenkollegiums und beteiligte sich an der Wahl des römisch-deutschen Königs, mit dessen Königstitel traditionell die Anwartschaft auf das römisch-deutsche Kaisertum verbunden war. Im 13. Jahrhundert begann in manchen Teilen eine intensive Besiedelung durch deutsche Siedler und Bergleute. Auch in vielen Städten Innerböhmens lebten ab dem 12./13. Jahrhundert Deutsche und Tschechen zusammen.

Ottokar II. nutzte die Schwäche der babenbergischen Herzogin und ihres Sohnes zur Aneignung deren Herrschaftsgebietes: Schon vor seiner Krönung zum König von Böhmen (1253) wurde er 1251 Herzog von Österreich. 1261 wurde er Herzog der Steiermark, 1269 auch von Kärnten und Krain.

1415 begab sich Jan Hus unter der Zusage freien Geleits auf das Konzil von Konstanz und wurde dort als Ketzer auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. 1420 begannen die Hussitenkriege. In denen entluden sich nationale, soziale und konfessionelle Spannungen mit großer Heftigkeit. Die hussitischen Einheiten operierten in dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts auch in Bayern, Schlesien, im Glatzer Land, in Österreich, in der westlichen Slowakei, in Brandenburg und in Gebieten bis an der Ostsee. Gleichzeitig richteten sich die Kriegshandlungen der Hussiten gegen katholische Städte, Klöster und Adelsburgen im Inland. Der Bürgerkrieg teilte Böhmen in ein katholisches und ein hussitisches Lager.

1618 rebellierten die evangelischen Stände gegen Kaiser Matthias. Der Prager Fenstersturz war der Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Tod des Kaisers im März 1619 sagten sich die Stände der böhmischen Länder von den Habsburgern los und schufen sich mit der Böhmischen Konföderation eine neue Verfassung. Danach wählten sie den Calvinisten Friedrich von der Pfalz zum König.

Die Habsburgerin Maria Theresia war von 1740 bis zu ihrem Tode 1780 Erzherzogin von Österreich und Königin Ungarns und Böhmens.

1804 wurden die habsburgischen Lande zum Kaisertum Österreich. Unter dem böhmischen Adel regte sich schon früh Widerstand gegen die Politik Metternichs. Die Märzrevolution von 1848 fand auch in Böhmen, vor allem in Prag statt. Die Niederwerfung der tschechischen Nationalbewegung bildete den ersten militärischen Erfolg der Gegenrevolution. Seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 gehörte Böhmen zum cisleithanischen Teil der Doppelmonarchie. Unter dem konservativen österreichischen Ministerpräsident Eduard Taaffe wurde 1880 Tschechisch neben Deutsch wieder Amtssprache in Böhmen. Ein österreichisch-tschechischer Ausgleich wurde zwar angestrebt, jedoch nie erreicht.

Böhmen hatte die modernste Industrie unter den österreichischen Kronländern. In Böhmen gibt es traditionell mehrere deutschsprachige Gegenden. Die Prager Kulturszene, zu der auch Egon Erwin Kisch gehörte, war durch zahlreiche Freundschaften zwischen Deutschen und Tschechen gekennzeichnet. Autoren übersetzten einander in die jeweilige Muttersprache.

Wie lange war Böhmen Deutsch?

Von 1939 bis 1945 teilten die deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Tschechisch-Schlesiens die Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands.

Hat Tschechien mal zu Österreich gehört?

Das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gehörte von 1526 bis 1918 zum Habsburgerreich, das heißt, von 1804 bis 1918 zum Kaisertum Österreich und von 1867 bis 1918 zur (österreichischen Hälfte der) Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

War Böhmen Deutsch oder Tschechisch?

Böhmen (tschechisch Čechy, lateinisch Bohemia) war eines der Länder der Böhmischen Krone. Als ehemaliges Königreich Böhmen bildet es mit Mähren und dem tschechischen Teil Schlesiens das Staatsgebiet des heutigen Tschechien, ist aber keine eigenständige administrative Einheit mehr.

War Tschechien mal Deutsch?

Ende des 19. Jahrhunderts lebten in den Gebieten des heutigen Tschechiens etwa 2,9 Millionen Deutsche – mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Inzwischen machte die um sich greifende Industrialisierung auch nicht vor Böhmen und Mähren Halt.