Wie hoch ist die zumutbare Belastung 2022

Je höher das Einkommen, desto leichter können unerwartet hohe Kosten aufgrund von Krankheit, Pflege oder eines Todesfalls weggesteckt werden. Das sieht zumindest der Staat so und berechnet anhand des Einkommens eine zumutbare Belastung. Bis zu diesem Betrag kann man bestimmte Kosten nicht von der Steuer absetzen. Erreichen die Kosten allerdings eine „unzumutbare“ Höhe, lässt das Finanzamt die Kosten zu. Wie berechnet sich diese Grenze? Und welche Kosten werden davon erfasst? Das zeigen wir hier.

Schnelleinstieg

  • Was ist die zumutbare Belastung bei der Einkommensteuer?
  • Video: Zumutbare Belastung & Eigenanteil
  • Wie hoch ist die zumutbare Belastung?
  • Wie wird die zumutbare Belastung berechnet?
  • Zumutbare Belastung: kostenloser Rechner
  • Bei welchen Kosten wird keine zumutbare Belastung abgezogen?
  • Wie kann ich die zumutbare Eigenbelastung errechnen?
  • Warum sind Krankheitskosten nicht komplett absetzbar?

Was ist die zumutbare Belastung bei der Einkommensteuer?

In manchen Fällen sieht der Staat eine geldliche Unterstützung für finanzielle Belastungen vor – und lässt zu, dass die Kosten von der Steuer abgesetzt werden. Solche Kosten heißen im Steuerrecht „außergewöhnliche Belastungen“. Zu ihnen zählen zum Beispiel Krankheitskosten, Pflegekosten, Beerdigungskosten, Kosten für die Beseitigung von Unwetterschäden, usw.

Bis zu einer gewissen Höhe geht der Staat allerdings davon aus, dass du diese außergewöhnlichen Belastungen selbst zahlen kannst. Diese Höhe nennt man im Steuerrecht „zumutbare Eigenbelastung“ oder einfach nur „zumutbare Belastung“. Sie richtet sich nach der Höhe deiner Einkünfte (§ 33 Abs. 3 EStG).

Video: Zumutbare Belastung & Eigenanteil

In diesem Video erklären wir dir die Begriffe und wie du deine zumutbare Belastung berechnest.

Wie hoch ist die zumutbare Belastung 2022

Wie hoch ist die zumutbare Belastung?

Die zumutbare Belastung wird für jeden individuell berechnet. Je geringer das Einkommen, desto mehr Unterstützung erhältst du. Zusätzlich zählen noch weitere Faktoren wie z. B. dein Familienstand oder ob und wie viele Kinder du hast.

Wie wird die zumutbare Belastung berechnet?

Die folgende Tabelle zeigt, wie die zumutbare Belastung berechnet wird. Sie beträgt immer den angegebenen Prozentsatz des Gesamtbetrags deiner Einkünfte. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, ob du ledig oder verheiratet bist und ob du Kinder hast.

FamilienstandGesamtbetrag der Einkünfte bis 15.340 EuroGesamtbetrag der Einkünfte bis 51.130 EuroGesamtbetrag der Einkünfte über 51.130 Euro
Ledig ohne Kind 5 % 6 % 7 %
Verheiratet
ohne Kind 4 % 5 % 6 %
mit 1 oder 2 Kindern 2 % 3 % 4 %
mit mehr als 2 Kindern 1 % 1 % 2 %

Für diese Kosten gilt die zumutbare Belastung

  • Krankheitskosten (privat bezahlt)
  • Medikamente (mit Rezept & privat bezahlt)
  • Medizinische Hilfsmittel (Brille, Rollstuhl, Gehilfen … privat bezahlt)
  • Kur (privat bezahlt)
  • Beerdigungskosten
  • Unterhaltskosten
  • Kosten für Pflegeheim (privat bezahlt)
  • Kosten rund um die Geburt

Die zumutbare Belastung wird stufenweise ermittelt

Das bedeutet, dass immer nur der Teil deiner Einkünfte, die die erste Stufe übersteigen, dem Prozentsatz der nächsthöheren Stufe unterliegen.

Beispiel: Zumutbare Belastung berechnen

Stefanie und Stefan sind verheiratet (Zusammenveranlagung) und haben ein Kind. Ihr Gesamtbetrag der Einkünfte beträgt 50.000 Euro.

Die zumutbare Belastung wird wie folgt stufenweise ermittelt:

Für die beiden ist die Tabellenzeile „mit 1 oder 2 Kindern“ wichtig.
Ihr Gesamtbetrag der Einkünfte ist höher als die Grenze der 1. Stufe. Deshalb wird zunächst für 15.340 Euro der entsprechende Anteil der zumutbaren Belastung berechnet.

1. Stufe: 15.340 Euro x 2 % = 306 Euro

Der Gesamtbetrag der Einkünfte liegt unterhalb der Grenze der 2. Stufe. Im nächsten Schritt wird also auf die Differenz zwischen dem Gesamtbetrag der Einkünfte und 15.340 Euro (1. Stufe) die zumutbare Belastung mit dem Prozentsatz der 2. Stufe berechnet.

2. Stufe: (50.000 Euro – 15.340 Euro) x 3 % = 1.039 Euro

Zum Schluss werden die Ergebnisse je Berechnungsstufe zusammengerechnet. Daraus ergibt sich die zumutbare Belastung.

Zumutbare Belastung insgesamt: 306 Euro + 1.039 Euro = 1.345 Euro

Für die beiden bedeutet das: Erst, wenn ihre außergewöhnlichen Belastungen diesen Wert übersteigen, bekommen sie bei der Steuererklärung mehr Geld zurück.

Zumutbare Belastung: kostenloser Rechner

Mit WISO Steuer kannst du kostenlos deine zumutbare Belastung berechnen:

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Bei welchen Kosten wird keine zumutbare Belastung abgezogen?

Die oben genannten Kosten wie Krankheits- oder Pflegekosten nennt man auch allgemeine außergewöhnliche Belastungen. Hier wird immer eine zumutbare Eigenbelastung errechnet und abgezogen.

Es gibt aber auch Kosten, bei denen keine zumutbare Belastung abgezogen wird. Diese wirken sich dann bereits ab dem ersten Cent steuerlich aus. Das ist bei den besonderen, außergewöhnlichen Belastungen der Fall. Darunter fallen unter anderem Unterhaltsleistungen (z. B. Ehegattenunterhalt), der Ausbildungsfreibetrag, sowie Behinderten- und Pflegepauschbetrag.

Wie kann ich die zumutbare Eigenbelastung errechnen?

Du willst bereits im Voraus wissen, ob du Geld zurückbekommst? WISO Steuer berechnet automatisch die zumutbare Belastung in der Steuererklärung – und das auf den Cent genau!

Muss ich die Eigenbelastung selbst berechnen?

Nein. Das übernimmt das Finanzamt. Du musst lediglich die entsprechenden Ausgaben in der Steuererklärung angeben. Den Rest prüft dann das Amt. Mit WISO Steuer siehst du aber schon im Vorhinein, wie viel Geld du zurückbekommen wirst.

Kosten planen

Damit du die Grenze der zumutbaren Eigenbelastung erreichst, solltest du deine Ausgaben planen und so gut es geht in ein Kalenderjahr legen. Hast du z. B. hohe Krankheitskosten, es fehlen aber 200 Euro, um die Kosten abzusetzen? Vielleicht kannst du dann noch eine Brille kaufen.

Warum sind Krankheitskosten nicht komplett absetzbar?

Du willst Krankheitskosten komplett absetzen, aber das Finanzamt zieht immer automatisch eine zumutbare Belastung ab? Klingt unfair, schließlich kannst du nichts für deine Krankheit. Dies ist aber rechtens, wie nun der Bundesfinanzhof entschieden hat.

Der Bundesfinanzhof hat erneut entschieden, dass die Kürzung der Krankheitskosten um eine zumutbare Belastung nicht verfassungswidrig ist (Aktenzeichen VI R 11/16, VI R 32/13 und VI R 33/13).

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Quellen:
lstn.niedersachsen
Bundesministerium der Justiz

Wie hoch ist die zumutbare Belastung bei Krankheitskosten 2022?

Statt der jetzigen 688,70 Euro wurden vor dem BFH-Urteil noch 2 Prozent vom gesamten Einkommen, also 1.200 Euro als zumutbare Belastung berechnet. Da also nun ein geringerer Betrag als Belastung zugemutet wird, kann somit ein höherer Betrag steuerlich abgesetzt werden.

Wie hoch ist die zumutbare Belastung bei Rentnern?

Diese muss immer einen Eigenanteil, die sogenannte zumutbare Belastung selbst tragen. Wie hoch dieser Eigenanteil ist, bestimmt die Höhe des Einkommens, die Anzahl der Kinder und der Familienstand. Minimal beträgt der Eigenanteil ein Prozent und maximal sieben Prozent der Gesamtkosten.

Wie hoch ist die zumutbare Belastung bei Medikamenten?

Die Berechnung der zumutbaren Belastung ist in § 33 Einkommenssteuergesetz geregelt. Sie hängt von Familienstand, Anzahl der Kinder und der Höhe des Einkommens ab. Sie beträgt zwischen 1 bis 7 % der Einkünfte.

Wie hoch ist der Eigenanteil bei außergewöhnlichen Belastungen?

3. Eigenanteil: Die zumutbare Belastung.