Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit nach einer Sterilisation schwanger zu werden?

Wie läuft eine Sterilisation der Frau ab?

Die Sterilisation der Frau besteht darin, die Eileiter (Tuben) nicht mehr durchgängig zu machen. Obwohl der Eisprung nach einer Sterilisation weiterhin stattfindet, kann die Eizelle die Gebärmutter nicht mehr erreichen und daher nicht mit einer männlichen Samenzelle verschmelzen. Stattdessen wird die Eizelle über die Schleimhäute des Eileiters an die Bauchhöhle abgegeben und dort abgebaut.

Die Eileitersterilisation (Tubensterilisation) kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Die Eileiter werden entweder mit Hitze verödet (Elektrokoagulation) oder mit einem Clip abgeklemmt. Der Eingriff erfolgt durch eine Bauchspiegelung und in der Regel unter Vollnarkose. Er kann ambulant oder stationär durchgeführt werden.

Sicherheit einer Sterilisation

Der Pearl-Index einer Eileitersterilisation liegt laut WHO bei 0,5. Das bedeutet: Maximal 5 von 1000 Frauen werden schwanger trotz Sterilisation. Die Sicherheit der Methode ist damit sehr hoch. Allerdings schützt die Sterilisation nicht vor Blutungsstörungen oder sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Vorteil der Sterilisation bei der Frau

Diese Form der Verhütung beeinflusst im Unterschied etwa zur Pille nicht den Hormonhaushalt. Nach einer Sterilisation produzieren die Eierstöcke nach wie vor Hormone und Eizellen – der natürliche Zyklus läuft also weiterhin ab.

Für wen eignet sich die Sterilisation?

Eine Sterilisation eignet sich für volljährige Frauen, die

  • ihre Familienplanung abgeschlossen haben
  • aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen sollten
  • andere Verhütungsmittel nicht vertragen oder nicht anwenden dürfen

Die Sterilisation einer Minderjährigen ist verboten (§ 1631 c BGB). Weder sie selbst noch die Eltern oder ein Vormundschaftsgericht kann dem Eingriff zustimmen.

Sterilisation: Risiken und Komplikationen

Jede Operation birgt Risiken. So können auch bei der Sterilisation (Frau) Komplikationen auftreten. Im schlimmsten und sehr seltenen Fall kann die Patientin als Folge der Narkose versterben. Ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Blutgerinnsel (Thrombosen) geht ebenfalls mit der Narkose einher.

Weitere mögliche operationsbedingte Folgen sind:

  • Blutungen
  • Infektionen
  • Schädigung von Blutgefäßen, Darmwand oder inneren Organen
  • Störung der Wundheilung

Kommt es trotz Sterilisation zu einer Befruchtung einer Eizelle, entwickelt sich häufig eine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft.

Es wird vermutet, dass eine Sterilisation (Frau) das Risiko für spätere Gebärmutterentfernungen erhöht. Möglicherweise treten sterilisierte Frauen auch früher in die Wechseljahre ein. Dies ist derzeit allerdings noch nicht abschließend wissenschaftlich belegt.

Sterilisation: Psychische Folgen

Nicht selten können nach einer Sterilisation (Frau) Depressionen oder Ängste entstehen. Der Gedanke, nun „unfruchtbar“ zu sein, kann eine Frau erheblich belasten. Sexuelle Unlust oder Schwierigkeiten in der Partnerschaft sind ebenfalls denkbar. Andere Frauen hingegen fühlen sich durch eine Sterilisation befreit und genießen ihr Sexualleben nun unbeschwert und in vollen Zügen.

Die Gefahr für seelische Folgen nach einer Sterilisation (Frau) erhöht sich durch folgende Risikofaktoren:

  • kurzfristige Entscheidung zu einer Sterilisation
  • Entscheidung zeitlich nahe nach Fehlgeburt, Schwangerschaftsabbruch oder Geburt
  • möglicher versteckter Kinderwunsch
  • Neigung oder Vorhandensein von Depressionen oder psychosomatischen Störungen
  • Meinungsverschiedenheiten über Sterilisation in der Partnerschaft
  • jüngeres Alter
  • ideologische Beweggründe für eine Sterilisation

Jede Frau sollte sich daher genug Zeit nehmen und gut in sich hinein hören, ob die Sterilisation wirklich der richtige Schritt ist. Sie sollte sich mit ihrem Partner unbedingt einig sein und bei Ängsten oder Depressionen eventuell den Rat eines Experten suchen. Das ausführliche Gespräch mit dem behandelnden Arzt ist in jedem Fall notwendig.

Wiederherstellung der Fruchtbarkeit

Nicht selten bereuen Frauen eine Sterilisation – etwa, wenn sich ihre Lebenssituation ändert und beispielsweise ein neuer Partner in ihr Leben tritt oder ein Kind verstarb. Theoretisch kann die Fruchtbarkeit nach einer Sterilisation wieder hergestellt werden (Refertilisierung): Ein relativ komplizierter mikrochirurgischer Eingriff macht den Verschluss der Eileiter rückgängig. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit gering, nach einer Refertilisation tatsächlich wieder schwanger zu werden. Zudem verringern sich die Chancen für ältere Frauen deutlich, vor allem, je länger die Sterilisation zurückliegt.

Trotz Sterilisation schwanger

Wird eine Frau schwanger trotz Sterilisation, haftet dafür weder das Krankenhaus noch die Arztpraxis noch der behandelnde Arzt – vorausgesetzt, die Frau wurde vorab über die Möglichkeit einer Schwangerschaft trotz Sterilisation informiert. Schmerzensgeld steht einer betroffenen Frau daher nicht zu. Wird eine Frau nach Sterilisation schwanger, liegt das in erster Linie daran, dass sich die Eileiter regeneriert haben (und nicht etwa an einer schlecht durchgeführten OP).

Sterilisation? Überlegen Sie gut!

Überlegen Sie gründlich, ob Sie den Eingriff tatsächlich wollen und lassen Sie sich nicht von Ihrem Partner, Ihrer Familie oder auch Ärzten dazu drängen. Eine Sterilisation bei der Frau ist in aller Regel ein endgültiger Schritt, die Fruchtbarkeit einer Frau zu unterbinden, und lässt sich im Allgemeinen nicht wieder rückgängig machen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Autor:

Miriam Steinbach

Miriam Steinbach

Miriam Steinbach hat in Heidelberg Soziologie mit Politik und Psychologie studiert. Danach absolvierte sie ihr journalistisches Volontariat bei einer Tageszeitung in Karlsruhe und verfasste Texte für ein Gesundheits- und Lifestylemagazin. Ihr großes Interesse für das Digitale brachte sie 2019 zu mylife.de. Seither schreibt sie nicht nur über Achtsamkeit und Yoga, sondern probiert es auch gerne aus.

Quellen:

  • Bundesverband der Frauenärzte e.V.: "Sterilisation / Vasektomie - dauerhafte Unfruchtbarkeit", www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 11.02.2021)
  • Deutsches Ärzteblatt: „Essure: Studie sieht Lücken der hysteroskopischen Sterilisation“, 2014
  • Gemeinsame Stellungnahme "Empfängnisverhütung" der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (Stand 2010)
  • Malacova E et al. Live delivery outcome after tubal sterilization reversal: a population-based study. Fertil Steril 2015, online 21. Juli; doi: 10.1016/j.fertnstert.2015.06.042
  • Schlingensiepen, I.: „Keine Haftung für Schwangerschaft nach Sterilisation“, 2014
  • Schneider, H. et al. Geburtshilfe. Springer-Verlag, 2013
  • Schwarzer, J.U.: Sterilisation als dauerhafte Verhütung: Ein sorgfältig zu überdenkender Entschluss. gynäkologie + geburtshilfe 2010; 6:38–42
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
  • WHO: Family Planning: A Global Handbook for Providers; 2018 Edition, https://apps.who.int (Abruf 11.02.2021)

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit nach Sterilisation schwanger zu werden?

Eine Sterilisation (sowohl beim Mann als auch bei der Frau) gilt im Allgemeinen als eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt. Dennoch kommt zu Schwangerschaften trotz Sterilisation. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch sehr gering. Etwa 1-3 von 1000 Frauen werden in einem Jahr trotz Sterilisation schwanger.

Wie lange nach Sterilisation noch fruchtbar Frau?

Innerhalb von drei Monaten beginnt das Körpergewebe in die Spirale (ein)zuwachsen und blockiert so die Eileiter. Während dieses Zeitraums ist die Frau noch fruchtbar und muss noch anderweitig verhüten.

Kann man nach 10 Jahren Sterilisation schwanger werden?

Innerhalb von 10 Jahren nach einer Sterilisation werden 1 – 2 von 100 Frauen schwanger. Für diese seltenen »Versager« gibt es verschiedene Gründe.

Wie sicher verhindert die Sterilisation eine Schwangerschaft?

Sterilisation gilt als sicheres Verhütungsmittel Die Wahrscheinlichkeit, nach einer erfolgreichen Tubensterilisation schwanger zu werden, ist mit 1 zu 1.000 pro Jahr sehr gering ( Pearl-Index 0,1). Zum Vergleich: Der Pearl-Index des Kondoms liegt zwischen 2 und 12 - je nachdem, ob Sie es korrekt anwenden.