Wenn antibiotika nicht mehr hilft

Antibiotika sind Medikamente, die bei bakteriellen Krankheiten eingesetzt werden, da sie Bakterien töten oder ihre Vermehrung hemmen. Sie können bei Erkrankungen durch Bakterien die Genesung beschleunigen und sogar Leben retten. Antibiotika wirken jedoch nicht bei Infektionen, die durch Viren oder Pilze ausgelöst werden, wie z. B. bei Grippe oder Fußpilz.  

Durch Bakterien verursachte Krankheiten sind zum Beispiel bakterielle Lungenentzündungen oder Harnwegs-Entzündungen. Schwere bakterielle Infektionen betreffen die Blutbahn, die Hirnhäute und das Herz. Auch Keuchhusten wird z.B. durch Bakterien verursacht.

Antibiotika-Resistenz

Was bedeutet Antibiotika-Resistenz? In den Infokorb legen

Antibiotika-Resistenz beschreibt die Widerstandsfähigkeit eines Bakteriums gegen die Wirkung von Antibiotika. Resistente Bakterien, man sagt auch unempfindliche Bakterien, werden durch Antibiotika nicht mehr abgetötet oder in ihrem Wachstum nicht ausreichend gehemmt.

Wie entstehen Antibiotika-Resistenzen? In den Infokorb legen

Die Entstehung von Antibiotika-Resistenzen ist an sich ein natürlicher Prozess. Dabei wirken verschiedene Mechanismen.

Natürliche Resistenz-Bildung

  1. Veränderung des Erbgutes (Genmutation): Wenn sich Bakterien vermehren, kann es natürlicherweise zu Veränderungen im Erbgut kommen. Diese verleihen dem Bakterium neue Eigenschaften, die entweder Vorteile oder Nachteile für sein Überleben haben. Manche dieser Eigenschaften machen das Bakterium unempfindlich gegenüber dem Wirkmechanismus des Antibiotikums. 
  2. Weitergabe von Erbgut: Bakterien können Teile ihres Erbguts untereinander austauschen. So werden auch Veränderungen des Erbguts übertragen, die die Bakterien unempfindlich gegen ein Antibiotikum machen. 

Beide Mechanismen sorgen dafür, dass sich nach einer gewissen Zeit ganz natürlich Resistenzen gegen ein Antibiotikum ausbilden.

Welche Folgen hat die Resistenzbildung? In den Infokorb legen

Wenn Antibiotika eingesetzt werden, haben resistente Bakterien einen Vorteil gegenüber nichtresistenten Bakterien. Während Letztere abgetötet oder in ihrem Wachstum gehemmt werden, können resistente Bakterien die Antibiotikagabe überleben und sich weiter vermehren und ausbreiten. Je mehr resistente Bakterien es gibt, desto größer ist das Risiko Einzelner, sich mit ihnen anzustecken. So erkranken von Jahr zu Jahr Menschen an Infektionskrankheiten, die durch resistente Bakterien verursacht wurden.

Um diese Entwicklung einzuschränken, ist ein verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika notwendig.

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Was sind Antibiotika-Resistenzen?

Wenn Bakterien eine Erkrankung auslösen, kann ein Antibiotikum helfen, wieder gesund zu werden. Es kann aber passieren, dass einige Bakterien unempfindlich - man sagt "resistent" - gegen ein Antibiotikum werden. Aber wie kommt es dazu?    

Bakterien sind kleinste Lebewesen, die sich schnell vermehren können. Hin und wieder kommt es dabei zu Veränderungen im Erbgut einiger Bakterien. Das heißt, sie entwickeln auf natürliche Weise zufällig neue Eigenschaften. Diese können die Bakterien auch vor dem Angriff eines Antibiotikums schützen. Ein Beispiel: Viele Bakterien haben eine Zellwand. Um diese aufzubauen, brauchen sie sogenannte "Enzyme". Das Antibiotikum "Penicillin" aber hindert eben diese Enzyme an ihrer Arbeit. Dadurch wird die Zellwand instabil und das Bakterium stirbt. Hat das Bakterium nun aber zufällig die Eigenschaft entwickelt, Stoffe herzustellen, die das Penicillin unschädlich machen, wirkt das Penicillin nicht mehr und das Bakterium überlebt. Diese Eigenschaft kann das Bakterium auch an seine Nachkommen oder andere Bakterien weitergeben.  

Bei jeder Einnahme von Antibiotika können resistente Bakterien überleben. Die Gefahr dabei: Wenn die empfindlichen Bakterien durch ein Antibiotikum abgetötet werden entstehen bessere Lebensbedingungen für die resistenten Bakterien. Sie können sich dann leichter vermehren.  

Eine häufige und ungezielte Einnahme von Antibiotika kann also die Vermehrung resistenter Bakterien fördern. Deshalb ist es wichtig, dass Antibiotika gezielt, also passgenau zur Diagnose, vom Arzt verschrieben und vom Patienten sachgemäß eingenommen werden.  

Weitere Informationen zu Antibiotika und Antibiotikaresistenzen finden Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.  

Wissen ist gesund.

Was kann ich selbst für einen sinnvollen Einsatz tun? In den Infokorb legen

Für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika ist es wichtig, dass sie nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich angezeigt ist – das heißt, wenn die Ärztin oder der Arzt eine Krankheit festgestellt hat, die durch Bakterien ausgelöst wurde und mit Antibiotika behandelt werden muss. Eine unnötige Einnahme von Antibiotika kann Resistenzen gegen Antibiotika fördern und so letztendlich dafür sorgen, dass bei gefährlichen Erkrankungen kein wirksames Antibiotikum mehr zur Verfügung steht.

Wenn antibiotika nicht mehr hilft

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Nehmen Sie Antibiotika nicht ohne ärztliche Diagnose und Verschreibung.

Kaufen Sie keine Antibiotika online oder im Ausland und nehmen Sie keine Antibiotika ohne ärztliche Verschreibung ein. Die meisten Erkältungskrankheiten und die Grippe werden zum Beispiel nicht durch Bakterien verursacht, sondern durch Viren. Da Antibiotika nur gegen Bakterien nicht aber gegen Viren wirken, ist die Einnahme von Antibiotika bei solchen Infekten nutzlos.

Nehmen Sie Antibiotika wie vorgesehen ein.

  • Falls Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin ein Antibiotikum verschrieben hat, halten Sie sich bei der Einnahme an die ärztlichen Anweisungen oder die beschriebenen Anweisungen in der Packungsbeilage.
  • Bei Nebenwirkungen oder Auffälligkeiten bei der Antibiotika-Einnahme teilen Sie diese Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt mit. Setzen Sie das Medikament nicht selbstständig ab, sondern besprechen Sie mit ihm oder ihr die weiteren Behandlungsschritte.

Bewahren Sie Antibiotika-(Reste) nicht auf und geben Sie diese nicht an andere Personen weiter.

Antibiotika wirken auf verschiedene Bakterien unterschiedlich gut. Deshalb ist es wichtig, dass ein Arzt oder eine Ärztin feststellt, welche Infektionskrankheit bei Ihnen vorliegt. Entsprechend den wahrscheinlichen Krankheitserregern wird ein passendes Antibiotikum in der richtigen Dosierung ausgewählt.

Verhindern Sie eine mögliche Ansteckung.

Schützen Sie sich vor Ansteckung durch regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife. Achten Sie auch bei Ihren Kindern darauf, dass sie sich regelmäßig die Hände waschen.

Schützen Sie sich vor Infektionen.

Schützen Sie sich vor Infektionen, indem Sie Ihren Impfstatus und den Ihrer Kinder regelmäßig von einem Arzt oder einer Ärztin überprüfen lassen. Gegen einige bakterielle Infektionen, wie zum Beispiel Lungenentzündungen durch Pneumokokken, gibt es Impfungen, die für bestimmte Personengruppen empfohlen werden.

Was sind multiresistente Erreger? In den Infokorb legen

Als multiresistente Erreger werden Bakterien bezeichnet, bei denen mehrere Antibiotika gleichzeitig unwirksam sind. Diese Bakterien sind also unempfindlich gegen verschiedene Antibiotika. 

Bei einer Infektion durch einen multiresistenten Erreger ist die Behandlung mit Medikamenten (Antibiotika) schwieriger und kann länger dauern. Zudem können so Infektionen, die bisher gut zu behandeln waren, lebensbedrohlich werden. Um ein geeignetes Antibiotikum zu finden, wird eine Laboruntersuchung durchgeführt. Die Probe dafür wird entweder durch Entnahme einer Körperflüssigkeit, wie z. B. Blut oder Urin, oder eines Abstrichs von dem infizierten Körperteil gewonnen. Im Labor wird bestimmt, welche Antibiotika gegen die Bakterie noch wirken (Antibiotika-Resistenzprofil). Mit Hilfe dieser Informationen kann der Arzt oder die Ärztin die anfängliche Antibiotika-Behandlung umstellen oder erweitern, damit die Infektion ausheilen kann.

Der bekannteste multiresistente Erreger ist MRSA (= Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). MRSA-Bakterien können zum Beispiel die Haut oder Schleimhäute besiedeln, ohne eine Erkrankung hervorzurufen. Häufig sind MRSA-Bakterien in der Nase, im Rachen oder in der Leistengegend nachweisbar. Eine Infektion entsteht aber meistens erst, wenn die MRSA-Bakterien über Wunden in den Körper gelangen.

In letzter Zeit werden auch mehr Keime entdeckt, die auf die meisten der bekannten Antibiotika nicht mehr ansprechen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Tuberkulose-Erreger. Hier spricht man von extrem resistenten Bakterien (Extensively Drug Resistant [XDR] Bacteria). Krankheiten, die durch solche Erreger verursacht werden, sind nur noch äußerst schwer behandelbar.

Quellen

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Hinweis: Diese Gesundheitsinformationen können das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin nicht ersetzen.

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Auch wenn Zahlen den Eindruck von Genauigkeit vermitteln, sind sie mit Unsicherheiten verbunden. Denn Zahlen aus wissenschaftlichen Untersuchungen sind fast immer nur Schätzwerte. Für den einzelnen Menschen lassen sich keine sicheren Vorhersagen treffen.

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Interessenkonflikte

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Was passiert wenn Antibiotika nicht mehr wirkt?

Manchmal kann es ausreichen, sich zu schonen und abzuwarten. Wenn Sie ein Antibiotikum bekommen, nehmen Sie es wie verordnet ein. Es ist wichtig, die Mittel in regelmäßigen Abständen, in ausreichender Dosis und lange genug einzunehmen. Nehmen Sie außerdem kein Antibiotikum, das anderen Personen verschrieben wurde.

Wie oft darf man hintereinander Antibiotika nehmen?

Grundsätzlich gilt daher für den Einsatz von Antibiotika: So oft wie notwendig und so selten wie möglich.

Kann man resistente Bakterien mit Antibiotika bekämpfen?

Während alle empfindlichen Keime durch das Antibiotikum sterben, überleben die resistenten und vermehren sich wieder. Diese Keime können die erworbenen Resistenzmechanismen untereinander übertragen und so weiterverbreiten – das Antibiotikum zeigt bei ihnen keine Wirkung mehr.

Wann Antibiotika wechseln?

Wechsel erfolgt im Zwölf-Stundentakt Das Neue an der Kieler Strategie: Die Antibiotika wechseln im Zwölf-Stunden-Takt. Das macht Sinn, denn Resistenzen können sich innerhalb einer Bakterienpopulation mit zum Teil rasanter Geschwindigkeit – innerhalb von Tagen, manchmal sogar von Stunden – ausbreiten.