Welche feuerwerkskörper darf man aus polen nach deutschland einführen

Silvester ohne eine einzige Rakete – für manche Menschen kommt das trotz deutschlandweitem Feuerwerksverkaufsverbot nicht in Frage. Einige Vorpommern nutzen darum den Vorteil der Grenznähe und kaufen ihre Party-Munition in diesem Jahr in Polen. Wie funktioniert eigentlich der Knallerkauf im Nachbarland?

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Am Dienstag zunächst etwas abenteuerlich. In Lubieszyn gleich hinter dem Grenzübergang Linken war es gar nicht so leicht, Feuerwerk überhaupt zu finden. Werbeschilder suchte man vergebens. Im Zigarettengeschäft gab es keine Pyrotechnik. Fehlanzeige auch im Korbwarenladen. Der nächste Versuch war ein Treffer: Eine Blumenverkäuferin hatte in einer Ecke ihres Marktstandes Raketen und Knaller aufgebaut. Drei junge Männer aus Deutschland stöberten konzentriert in den Knallkörpern.

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Ein paar Stände weiter eine weitere kleine Auswahl: Neben Messern, Gewehren und Gartenzwergen gab es Fontänen, Batterien, Böller und mehr zu kaufen – alles was des Partylöwen Herz begehrt, Preisspanne zwischen 5 und 35 Euro. Aber darf man den Zündstoff überhaupt nach Deutschland einführen? Ja, sagt der Zoll, nämlich dann, wenn die Feuerwerkskörper offiziell zugelassen sind. Woran erkennt der Käufer, ob „Dum-Bum“, „Magictime Italy“ oder „Amazona Goldglitter“ in Deutschland erlaubt sind?

Auf CE-Zeichen und eine vierstellige Nummer achten

An einer vierstelligen Registrierungsnummer und einem CE-Zeichen, erklärt die Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM). Der polnische Jagd- und Angelhändler empfahl eine Batterie namens Balza, welcher wohl eine „blaue Leuchtspur“ entsteigt, die zunächst zur „Titangoldweide“ werden und sich dann in „Silbercracker“ verwandeln soll. Das Produkt trug das CE-Zeichen und die Nummer 2806. Sah gut aus.

Doch das genügt nicht, heißt es vom BAM. „Die Gebrauchsanweisung muss vom Verwender vollständig verstanden werden“, was beim Kauf in Polen „nicht immer gegeben“ sei. Bei Leuchtspur-Balza war es gegeben. Außerdem sei darauf zu achten, dass das Feuerwerk die Kategorie F2 hat. Feuerwerk der Kategorien F3 und F4 dürften in Deutschland nämlich nur Personen besitzen, die eine behördliche Erlaubnis haben, so das BAM. Auch F2 stand auf der Packung und damit dem Kauf nichts mehr im Weg.

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Hat der Jagd- und Angelhändler überhaupt diese berüchtigten „Polenböller“ im Angebot, die für zum Teil schwere Verletzungen sorgen und in Deutschland verboten sind? „Alles, was sie hier sehen, ist in Deutschland erlaubt. Bei mir ist nichts illegal“, sagte Macey. Seinen Nachnamen mochte er trotzdem nicht nennen. Die deutsche Kundschaft kauft in diesem Jahr zögerlich, bedauerte er. Und das, obwohl sich die Fahrt allein schon wegen der nochmals gesunkenen Benzinpreise lohnt. Der Liter Super-Benzin kostete am Dienstag 1,27 Euro. „In Deutschland ist alles verboten“, sagt Macey, „Messer, Gewehre, jetzt auch noch Feuerwerk.“

Letzteres darf im Landkreis Vorpommern-Greifswald zumindest in der Öffentlichkeit nicht gezündet werden. Auf Privatgrundstücken dürfen Raketen, Fontänen und Ähnliches jedoch zum Einsatz kommen.

Die Polizei rechnet mit allem

Trotz Böllerverbots auf öffentlichen Plätzen rechnet die Polizei zum Jahreswechsel mit allem. „Die Polizeiinspektion Anklam bereitet sich wie jedes Jahr im besonderen Maße auf die Silvesternacht vor. So rechnen wir vor allem mit Einsätzen wegen unzulässigen Lärms, Verstößen gegen die Corona-Verordnung und illegalen Feuerwerkskörpern aus Polen“, sagte Polizeisprecher Ben Tuschy. Gerade Letzteres sei kein Kavaliersdelikt. Es drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder Geldstrafen bis zu 50.000 Euro.

Beim Jahreswechsel 2020/2021, als die Böllerei auch schon verboten und die Kontakte beschränkt waren, habe es in Pasewalk und Torgelow jeweils sieben Einsätze gegeben, fünf in Ueckermünde, und jeweils zwei in Strasburg und Anklam. Nicht einschreiten musste die Polizei in Penkun, Löcknitz und Ducherow. Zu den häufigsten Einsatzgründen gehörten Ruhestörung, Verstoß gegen die Corona-Kontaktbeschränkungen, Körperverletzung und illegales Böllern. „Die meisten Menschen haben sich an die Verbote und Beschränkungen gehalten“, erklärt Ben Tuschy.

Beim Jahreswechsel 2019/2020, als Corona noch keine Rolle spielte, ging es bei Vorpommerns Silvesterfeiern noch etwas wilder zu. Jeweils acht Mal mussten die Beamten damals in Pasewalk und Anklam ausrücken, einmal in Löcknitz, sechs Mal in Strasburg, neun in Ueckermünde, drei in Torgelow und zweimal in Ducherow. Damals war Sachbeschädigung durch Feuer der häufigste Einsatzgrund, gefolgt von Körperverletzung und Ruhestörung. Der ungewöhnlichste Einsatz war am 1. Januar 2020 ein Carport-Brand in Ueckermünde. Zwei Fahrzeuge brannten komplett aus, drei weitere wurden beschädigt. Ursache war eine Feuerwerksbatterie.

Wie viel Feuerwerk darf man aus Polen mitnehmen?

Handelt es sich um einen bewohnten Raum, dürfen Sie Feuerwerk der Kategorien F1 und F2 mit maximal 1 kg an Nettoexplosivstoffmasse (NEM) privat lagern. Die NEM ist auf der Verpackung oder Verpackungseinheit zu finden.

Welche Böller darf man nach Deutschland einführen?

Kategorie F2 (Kleinfeuerwerke) Im Allgemeinen dürfen Feuerwerkskörper dieser Kategorie von Personen, die (mindestens) 18 Jahre alt sind, eingeführt oder aus anderen Mitgliedstaaten nach Deutschland verbracht werden.
In Deutschland sind für den privaten Gebrauch die Kategorien F1 und T1, sowie – als Ausnahmeregelung zwischen 28. und 31. Dezember – F2 erlaubt. Alle anderen Kategorien bedürfen einer amtlichen Sondergenehmigung, die nur Personen mit pyrotechnischer Ausbildung ausgestellt wird.

Wie viel kg Feuerwerk darf man im Auto transportieren?

Privatpersonen dürfen Feuerwerk max. 50 kg brutto transportieren. Darüber hinaus gelten die gefahrgutrechtlichen Bestimmungen.