Was wollen wir trinken bedeutung

Kurioserweise kam eine der prägnantesten Stimmen der westdeutschen Friedensbewegung aus den Niederlanden. Der Sänger Hans Sanders und seine Band Bots schrieben Lieder für den Widerstand gegen den NATO-Doppelbeschluss. Ihr 'Sieben Tage lang' ('Was wollen wir trinken?') wurde zur Hymne einer linksgerichteten Generation in den 80er-Jahren. Nach dem Tod von Sanders 2007 formierte sich die Folkrock-Band neu. Am kommenden Donnerstag kommt sie in die Worpsweder Music Hall. Lars Fischer sprach mit Bassist und Gründungsmitglied Noutd Janssen über die Geschichte der Bots:

In Deutschland sind Bots vor allem in den 80er-Jahren bekannt geworden. Seit wann gibt es die Band?

Noutd Janssen: Bots haben 1975 in Holland angefangen, Lieder in ihrer Muttersprache zu singen. Es gab Vorläufer, aber mit englischsprachigen Songs.

Wie kam es zu der Idee, in Niederländisch und später auch in Deutsch zu singen?

Das hat sich erstmalig so ergeben, als wir mit einer Bühnentruppe zusammen gearbeitet haben. Hans Sanders, unser Sänger und Komponist der meisten Stücke, hat dann angefangen, zu diesem Theaterstück die Musik und Liedertexte in Niederländisch zu schreiben. Ich glaube, wir waren damals die erste Rockband, die in dieser Sprache über mehr als 'Ich liebe dich' und so weiter gesungen hat. Das hat gut geklappt, und so haben wir dann die erste LP 'Van kwaad tot erger' ('Von schlecht bis schlimmer') aufgenommen. Das gleich recht erfolgreich, besonders dann mit der zweiten Platte 'Voor God en Vaderland' ein Jahr später. Da war dann schon die Originalversion von 'Sieben Tage lang' mit drauf.

In Deutschland sind die Songs aber erst später veröffentlich worden oder?

Ja, das ist richtig. Da ging es so ab 1979/80 los. Die Alben, die dann bei euch erschienen sind, bestanden aus Songs von verschiedenen holländischen Veröffentlichungen, die übersetzt worden sind. Wir hatten ja von Deutschland überhaupt keine Ahnung, als wir anfingen. Allerdings gab es bereits Anfang 1976 eine Einladung in die DDR. Wir sind dann zum ersten Mal beim Festival des politischen Liedes in Ost-Berlin aufgetreten. Dort haben aber alle Gruppen in ihrer Sprache gesungen. Das war die erste Bekanntschaft mit Deutschland. 1977 haben wir das noch einmal wiederholt, aber sonst sind wir bis Ende der 70er- Jahre nur in Holland und Belgien aufgetreten. Als ich einige Jahre mit Jango Edwards auf Tourneen war und nicht bei Bots gespielt habe, kam eine Einladung aus Frankfurt am Main, beim 'Rock gegen Rechts'-Festival aufzutreten. Die Resonanz war sehr gut, und danach hat die Band begonnen, sich Gedanken über Übersetzungen zu machen, damit die Leute eben auch verstehen können,

worüber gesungen wird. Leute wie Henning Venske oder Diether Dehm haben das dann auf Deutsch umgesetzt.

Ihr habt euch also sozusagen das deutsche Publikum vom Osten aus erschlossen?

Ich glaube, beim ersten Auftritt in der DDR hat Hans Sanders eine Bemerkung gemacht, dass wir Wolf Biermann bei diesem Festival vermissen. Der war zu der Zeit ja noch nicht im Westen, aber er hatte ein Auftrittsverbot. Das gab natürlich mächtig Ärger, und Biermann selbst hat davon gehört. Nach seiner Ausbürgerung hat er dann angeregt, dass die Bots auch in Westdeutschland auftreten.

1980 ist in Deutschland die LP 'Aufstehn!' erschienen, die damals in keinem halbwegs aufgeklärten Haushalt fehlen durfte.

Ja, das war eigentlich eine Zusammenstellung mit Liedern von den ersten vier holländischen Alben, genauso wie dann bei 'Entrüstung' 1981. Beide Alben schlugen richtig gut ein, ich habe heute noch eine goldene Schallplatte davon. Ich glaube, wir haben damals allein von 'Aufstehn' über 300000 Exemplare verkauft.

Wie lange war die Band dann aktiv, bevor es längere Pausen gab?

Wir haben nach den ersten Jahren, die wir nur im niederländischen Sprachraum verbracht haben, von 1980 bis 86/87 fast ausschließlich in Deutschland gespielt. Danach war dann Pause bis 1990, als wir noch mal mit der CD 'Paradijs' in Holland einige Auftritte hatten. Dann ging es erst 2001 mit einigen Konzerten und Theaterproduktionen weiter, bis Hans Sanders so um 2005/06 erkrankte.

Als sich abzeichnete, dass er diese Krankheit nicht überleben würde, habt ihr euch zusammengetan, um neue und alte Songs für das aktuelle Album 'Was sollen wir denken...' aufzunehmen?

Ja, aber die Ursprünge dieser Platte gehen bis zu 'Paradijs' zurück. Wir haben damals angefangen, Songs, die zuvor nur auf Deutsch erschienen waren, ins Holländische zu übertragen - das ist bei uns ein ständiger Austausch. Wir wollten eigentlich eine Retrospektive veröffentlichen, für die wir 15 von unseren besten Songs mit aktueller Studiotechnik noch einmal aufnahmen - in beiden Sprachen. Als wir damit in etwa zur Hälfte fertig waren, ist Hans krank geworden und konnte nicht mehr singen. So haben wir in den letzten Monaten seines Lebens gemeinsam überlegt, wie wir dieses Projekt abschließen können. Für die holländische Version haben bekannte Sänger, die Hans sich ausgesucht hatte, die noch fehlenden Stücke gesungen. Für die deutsche Fassung hat Hans unseren neuen Sänger Rik Polman eingearbeitet, mit dem wir die restlichen Aufnahmen gemacht haben.

Hans Sanders ist am 3. November 2007 in Eindhoven gestorben. Wie ging es nach seinem Tod mit der Band weiter?

Kees Buenen, unser Keyboarder, und ich haben begonnen, an einem Buch über Bots zu arbeiten. Ich habe sehr viel Material über die ganzen Jahre gesammelt und während wir das sichteten, näherte sich 2008 mein 60. Geburtstag. So kamen wir auf die Idee, bei dieser Feier ganz privat bei mir zuhause mit Bots wieder zu spielen. Ich wohne in einer alten Kirche, da war also Platz genug. Das machte so viel Spaß, dass wir wieder auf die Bühne damit wollten. Seit August 2009 sind wir also wieder am Start.

Wenn ihr die Songs aus den 70er- und 80er Jahren jetzt spielt und merkt, dass sie noch genauso relevant wie damals sind, was löst das in euch aus?

Ich finde, da kann man schon stolz drauf sein. Wir waren schon damals davon überzeugt, dass Dinge nicht richtig waren. Vieles davon ist noch immer gleich, im Prinzip hat sich nicht viel geändert.

Bei jedem Spiel von Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga wird bei einem Heimtor 'Sieben Tage lang' angespielt. Wie findet ihr, dass dieser friedensbewegte Song jetzt eine Fußball-Hymne geworden ist?

Das ist gar nicht neu für uns. Wir kommen alle aus der Gegend von Eindhoven, und der PSV hat das auch mal als Clublied benutzt. Hans lebte in der Nähe des Stadions, und als er schon krank daheim im Bett lag, konnte er manchmal dieses Lied durch sein offenes Schlafzimmerfenster hören.

Ursprünglich ist es ein bretonisches Traditional, aber wir haben es, glaube ich, schon geprägt. Es gibt ja auch eine Techno-Version von Scooter, die heißt dann 'How much is the fish'. Für unsere CD haben wir dann selber eine neue Fassung aufgenommen, bei der dann einige Rapper mitmachen, die heißt dann 'Was sollen wir denken'.

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Was sollen wir trinken Herkunft?

Es wurde 1929 von Jean Bernard und Jean-Marie Prima aus dem Département Morbihan komponiert. Es wurde zunächst immer wieder von verschiedenen bretonischen Interpreten aufgeführt. Zum ersten Mal veröffentlicht wurde es 1951 von Polig Monjarret.

Was wollen wir trinken 80er Jahre?

Der Text dazu geht etwa so: "Was wollen wir trinken, sieben Tage lang, was wollen wir trinken, so ein Durst. Es wird genug für alle sein, wir trinken zusammen, roll das Fass mal rein, wir trinken zusammen, nicht allein."