Was sind Risiken Wenn man zu oft Antibiotika nimmt?

Ja! Immer wenn es sich um eine virale Infektion handelt, sind Antibiotika fehl am Platz. Und je nach Schweregrad müssen auch bakterielle Erkrankungen nicht immer mit Antibiotika behandelt werden. „Bei einer leichten Infektion können die Patienten in Rücksprache mit ihrem Arzt zunächst zwei bis drei Tage den Krankheitsverlauf abwarten. Mittelohr- oder Blasenentzündungen können beispielsweise auch ohne Antibiotika wieder ausheilen, weil das Immunsystem des Körpers allein mit dem Erreger fertig wird“, sagt die Ärztin.

Können Antibiotika auch Krankheiten vorbeugen?

Tatsächlich werden Antibiotika in speziellen Fällen eingesetzt, um Infektionen vorzubeugen. „Das betrifft unter anderem Operationen, bei denen das Infektionsrisiko erhöht ist – entweder, weil ein Fremdkörper eingesetzt wird oder weil die Patienten selbst Risikofaktoren für Infektionen bieten“, so Dr. Kösters. Beim Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks oder einer neuen Herzklappe werden Antibiotika daher bereits kurz vor der Operation gegeben, um potenziell krankmachende Keime zu reduzieren. „Aber auch Patienten, deren körpereigenes Abwehrsystem unterdrückt ist, wie beispielsweise  Leukämiepatienten unter Chemotherapie, können teilweise durch die prophylaktische Antibiotika-Gabe vor einer Infektion geschützt werden.“

Welche Vor- und Nachteile hat der Einsatz von Antibiotika?

Die Vorteile der Antibiotika liegen auf der Hand: Häufig ist es die einzige Möglichkeit, bestimmte bakterielle Erkrankungen zu therapieren oder schwere Krankheitsverläufe zu mildern. „Antibiotika haben seit ihrer Entdeckung Millionen Menschenleben gerettet und damit dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung deutlich gestiegen ist“, sagt Dr. Kösters. Gleichzeitig können sie aber – wie andere Arzneimittel auch – Nebenwirkungen hervorrufen. „Alle Antibiotika wirken nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auch auf die nützlichen Bakterien in unserem Darm. Manche Patienten können deswegen mit Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchkrämpfen oder Durchfall reagieren. In seltenen Fällen sind auch allergische Reaktionen möglich.“

Gefährlich kann die zu häufige oder falsche Antibiotika-Einnahme werden, wenn sich die Erreger so verändern, dass der Wirkstoff nicht mehr anschlägt. „Wegen der Entstehung dieser resistenten Bakterien sind Antibiotika die einzigen Medikamente, die nicht nur auf den Patienten selbst wirken, sondern Folgen für die gesamte Gesellschaft haben“, sagt die Krefelder Ärztin. Haben sich die Bakterien nämlich erst einmal so verändert, dass Antibiotika wirkungslos gegen sie sind, stellen sie ein großes Gesundheitsrisiko dar. Zwar werden die Bakterien dadurch nicht aggressiver, aber sie sind deutlich schwieriger zu behandeln, wenn sie eine Infektion hervorgerufen haben. Vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Grunderkrankungen sind dann durch die resistenten Keime gefährdet.

Wirken Antibiotika später nicht mehr, wenn man sie nur wenige Tage einnimmt?

Nein! Fast jeder kennt zwar die Empfehlung, Antibiotika über eine ganze Woche oder bis die Packung aufgebraucht ist einzunehmen. Heute weiß man aber: Mit jedem Tag, den ein Antibiotikum unnötig eingenommen wird, steigt das Risiko für eine Anpassung der Bakterien an das Medikament – und damit für Resistenzen. „Abhängig vom Krankheitsverlauf und in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt gilt das Motto: Antibiotika nur so oft wie notwendig und so kurz wie möglich nehmen!“, sagt Dr. Kösters.

Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Wann Antibiotika wirken und was man bei der Einnahme zusammen mit Alkohol oder Milch beachten sollte.

Was sind Risiken Wenn man zu oft Antibiotika nimmt?
© Getty Images/Isabel Pavia

Antibiotika (Einzahl: Antibiotikum) sind Medikamente, die ausschließlich bei Erkrankungen wirken, die durch Bakterien verursacht werden. Gegen Viren, Pilze und andere Erreger können sie nichts ausrichten. Ist in der Medizin von einer Antibiose die Rede, meint man eine Behandlung mit einem Antibiotikum.

Artikelinhalte im Überblick:

  • Wie wirken Antibiotika?
  • Wechselwirkungen
  • Nebenwirkungen von Antibiotika
  • Welche Antibiotika für was?
  • Einnahmeempfehlung
  • Antibiotikaresistenzen

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Was sind Risiken Wenn man zu oft Antibiotika nimmt?

Wie wirken Antibiotika?

Anti-bios bedeutet wörtlich "gegen das Leben". Im Gegensatz zu Bakterien sind Viren keine Lebewesen. Deshalb sind Antibiotika gegen Bakterien wirksam und können Viren nicht bekämpfen. Ein Antibiotikum wirkt in der Regel sehr schnell. Es tötet dabei entweder die Bakterien ab (bakterizide Wirkung) oder hemmt ihre Vermehrung so stark, dass der Körper die Bakterien mit dem Immunsystem selbst abwehren kann (bakteriostatische Wirkung).

Alexander Flemming entdeckte das erste Antibiotikum: Nachdem er jahrelang vergeblich nach einem körpereigenen Arzneimittel gegen Bakterien geforscht hatte, entdeckte er das Antibiotikum Penicillin zufällig. Er vergaß Petrischalen mit Versuchsbakterien im Waschbecken und bemerkte einige Wochen später, dass sich in einer Schale ein kreisrundes Feld gebildet hatte, in welchem die Bakterien abgetötet waren. Als Ursache identifizierte er Schimmelpilze, die sich angesiedelt hatten.

Bis heute haben Forschende etwa 7.000 unterschiedliche, antibiotisch wirksame Substanzen gefunden – doch nur etwa 80 Antibiotika kommen tatsächlich bei Erkrankungen therapeutisch zum Einsatz. Antibiotika gehören weltweit zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten.

Wechselwirkungen: Antibiotika und Alkohol oder Milch

Antibiotika können je nach Wirkstoff zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Lebensmitteln führen. Manche Antibiotika hemmen den Abbau von Koffein in der Leber. Man sollte deshalb während der Einnahme auf Kaffee verzichten, da es ansonsten zu Herzklopfen und Schwindel kommen kann.

Antibiotika einnehmen und Alkohol trinken?

Die Kombination von Antibiotika und Alkohol ist nicht empfehlenswert, da beides über die Leber abgebaut wird und das Organ deshalb belastet. Darüber hinaus führt Alkohol bei manchen antibiotischen Wirkstoffen zu einer toxischen Reaktion. Diese sind alle Mittel aus der Gruppe der Cephalosporine, die häufig gegen Streptokokken und Staphylokokken eingesetzt werden, sowie Antibiotika aus der Gruppe der Nitroimidazole (Metronidazol), die unter anderem gegen eine Infektion mit Trichomonaden gegeben werden.

Antibiotika und Milch

Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline und Chinolone vertragen sich nicht mit Milch und Milchprodukten. Sie werden durch das in Milch, Joghurt oder Käse enthaltene Kalzium unwirksam und sollten nicht gleichzeitig eingenommen werden. Auch zwei Stunden vor oder nach der Anwendung des antibiotischen Präparates sollten keine Milch und Milchprodukte konsumiert werden.

Antibiotika und die Pille

Antibiotika können die Wirksamkeit der Antibabypille und anderer hormoneller Verhütungsmittel herabsetzen. Durch die Abtötung der Darmbakterien wird die Aufnahme des Östrogens in den Körperkreislauf behindert und die Wirkung der Pille deshalb herabgesetzt. Dies gilt in erster Linie für

  • Penicilline,
  • Cephalosporine,
  • Doxycylin,
  • Tetrazyklin,
  • Neomycin,
  • Chloramphenicol,
  • Fusidinsäure,
  • Sulfonamide,
  • Nitrofurantoin oder
  • Metronidazol.

Wer einen dieser Wirkstoffe einnimmt, sollte zusätzlich mit Kondom verhüten.

Sport trotz Antibiotika?

Verschreibt der*die Arzt*Ärztin ein Antibiotikum auf Rezept, stellen Patient*innen häufig die Frage, ob sie während der Therapie weiterhin Sport treiben können. Davon ist jedoch abzuraten: Bei einer Infektionskrankheit ist der Körper geschwächt und durch die Antibiotikatherapie wird auch die Darmflora angegriffen, die das Immunsystem unterstützt. Fachleute empfehlen deshalb, besser eine Trainingspause einzulegen und erst wieder Sport zu treiben, wenn man vollständig gesund und die Behandlung abgeschlossen ist.

Antibiotika: Was darf man nicht essen und trinken?

Neben Alkohol sowie Milch- und Milchprodukten raten Ärzt*innen während einer Antibiotikatherapie vom Verzehr von Zitrusfrüchten wie Grapefruit und Kalzium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln ab. Beide können sich negativ auf die Aufnahme und Verstoffwechslung des Arzneimittels auswirken. Weitere Informationen erhalten Betroffene in der Apotheke.

Einen positiven Effekt haben dagegen Probiotika: Sie bauen die Darmflora wieder auf, die während einer antibiotischen Therapie ebenfalls angegriffen wird. Durch ballaststoffreiche Lebensmittel werden die Darmbakterien zusätzlich unterstützt, da ihnen diese als Nahrung dienen (Präbiotika).

Antibiotika und Sonne

Die meisten Antibiotika vertragen sich schlecht mit Sonne. Es kann zu einer phototoxischen Reaktion kommen, die sich wie ein Sonnenbrand äußern kann. Ohnehin sollte man aber den Körper keiner starken Sonneneinstrahlung aussetzen, während er mit einer Infektion zu kämpfen hat.

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Was sind Risiken Wenn man zu oft Antibiotika nimmt?

Risiken und Nebenwirkungen von Antibiotika

Die Nebenwirkungen der einzelnen Antibiotika sind vom Wirkstoff abhängig. Nebenwirkungen können sein:

  • Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall (häufig)
  • Hautausschläge
  • allergische Reaktionen
  • Darminfektion mit Clostridien (sehr selten)
  • Pilzinfektionen mit Hefepilz Candida albicans in Darm oder Scheide

Vor allem Breitband-Antibiotika können sich negativ auf die Darmflora auswirken. Vorbeugend kann man bereits während der Antibiose Probiotika einnehmen und sollte anschließend für eine Darmsanierung, also den Wiederaufbau der Darmflora sorgen. Für Frauen kann auch ein Aufbau der Scheidenflora mit Milchsäurebakterien hilfreich sein.

Lesen Sie auch den Artikel zur Darmsanierung nach Antibiotika.

Sonderfall Penicillinallergie

Allergische Reaktionen, die meistens in Form eines Hautausschlages auftreten, sind grundsätzlich bei allen Antibiotika möglich, kommen aber ausgerechnet beim Wirkstoff Penicillin besonders häufig vor. Eine Penicillin-Allergie tritt fast immer als Typ-1-Allergie auf, das heißt, die Symptome entwickeln sich innerhalb der ersten Stunde nach der Einnahme. Dabei kann es zu verschiedenen Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen.


Indikationen: Welche Antibiotika für was?

Schmalspektrum-Antibiotika wirken nur gegen bestimmte Bakterienstämme, während Breitband-Antibiotika ein breites Spektrum von verschiedenen Erregern abdecken. Das bekannteste Antibiotikum Penicillin zählt zu beiden Arten: Bei einer Lungenentzündung kann zum Beispiel ein Schmalspektrum-Penicillin eingesetzt werden, bei einer Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) dagegen ein Breitspektrum-Penicillin.

Bei folgenden Erkrankungen ist eine Antibiotikatherapie sinnvoll:

  • bei schweren bakteriellen Infektionskrankheiten
  • Lungenentzündung
  • Nierenbeckenentzündung
  • Mandelentzündung (bei Nachweis von Streptokokken)
  • Blutvergiftung
  • Magenschleimhautentzündung durch Helicobacter pylori
  • Mittelohrentzündung (vor allem bei Kindern)
  • Verdacht auf Borreliose nach Zeckenbiss
  • Tripper 
  • Scharlach

Überblick über häufige Wirkstoffe und ihre Einsatzgebiete:

  • Penicilline: Gut verträglich sofern keine Allergie vorliegt. Auch bei Kleinkindern und Schwangeren einsetzbar. Schmalspektrumpenicilline wie Penicillin V wirken vor allem auf Streptokokken, Meningokokken und Pneumokokken bei eitriger Angina, eitriger Hirnhautentzündung oder Lungenentzündung. Breitspektrumpenizilline wie Ampicillin werden häufig bei Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, eitriger Bronchitis und Harnwegsinfekten verordnet.

  • Cephalosporine: Breitband-Antibiotika gegen grampositive und gramnegative Erreger sind ebenfalls meist gut verträglich. Sie kommen vor allem bei einer Penicillinallergie zum Einsatz.

  • Makrolide: Schmales Wirkspektrum, neuere Makrolide wie Azithromycin und Roxithromycin sind teilweise etwas breiter wirksam. Erythromycin ist ein Ersatzpräparat bei Penicillinallergie. Clarithromycin wirkt gegen Helicobacter pylori, wird bei Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren eingesetzt.

  • Chinolone: Wirken gegen viele verschiedene Bakterien und werden vor allem bei Atem- und Harnwegsinfekten verordnet.

  • Tetrazycline: Früher häufig eingesetzt bei Akne und Borreliose, inzwischen seltener verwendet.

  • Sulfonamide: Der Wirkstoff Cotrimoxazol aus der Gruppe der Sulfonamide ist das Mittel der Wahl bei Salmonellen-Infektion.

  • Aminoglykoside: Wirksam gegen Enterobacter, Staphylococcus aureus, Klebsiella, Serratia, E. coli und Proteus. Werden vor allem bei schweren Infektionskrankheiten im Krankenhaus eingesetzt.

Antibiotika bei Superinfektion

Angezeigt ist eine Antibiotikatherapie außerdem, wenn sich auf einen anfänglich rein viralen Infekt eine Infektion mit Bakterien entwickelt. Diese sogenannte Superinfektion (auch Sekundärinfektion) entsteht zum Beispiel, wenn das Immunsystem durch eine Erkältung sehr geschwächt ist. Symptome, die auf eine Superinfektion hindeuten, sind hohes Fieber, Atemnot und starke Hals- oder Ohrenschmerzen. Das Fachpersonal testet, ob eine bakterielle Infektionskrankheit vorliegt, und entscheidet, ob ein Antibiotikum benötigt wird.

Natürliche Antibiotika

Obwohl Antibiotika heute synthetisch im Labor hergestellt werden, haben sie ihren Ursprung in Pilzkulturen oder anderen natürlichen Quellen. Zu den Pflanzen, die antibiotisch wirksame Substanzen enthalten, zählen unter anderem: Ingwer, Meerrettich, verschiedene Kräuter, Cranberries, Kurkuma, Grüntee. Auch Honig gilt als natürliches Antibiotikum, da ihm antimikrobielle und antibiotische Wirkungen zugesprochen werden.

Verordnung von Antibiotika: so gezielt wie möglich

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt, vor Beginn einer Antibiotika-Therapie immer ein Antibiogramm durchzuführen. Dazu wird eine bakterielle Kultur angelegt, um herauszufinden, welcher Erreger vorliegt. Anschließend wird gegen diese Bakterien ein gezielt wirksames Antibiotikum verordnet, um der Bildung von Resistenzen entgegenzuwirken.

In der Praxis ist es jedoch oft nicht möglich, auf das Ergebnis der Kultur zu warten, da es ein paar Tage dauert und sich in dieser Zeit die Bakterien bereits stark vermehren können. Deshalb greifen Ärzt*innen zum Mittel der kalkulierten Therapie. Hierbei wird versucht, das angenommene Erregerspektrum so weit wie möglich mit einem Breitband-Antibiotikum abzudecken, ohne vorheriges Antibiogramm oder die Auswertung abzuwarten. Sobald das Ergebnis des Antibiogramms vorliegt, kann man kontrollieren, ob das richtige Antibiotikum gewählt wurde und das Mittel gegebenenfalls anpassen.

Einnahme der Medikamente: Ärztliche Empfehlung beachten

Meist wird das Antibiotikum als Tablette eingenommen oder eventuell per Spritze verabreicht. Für Kinder stehen außerdem Antibiotika-Säfte zur Verfügung. Bei schweren Infektionskrankheiten wird das Arzneimittel häufig zunächst als Infusion im Krankenhaus gegeben und die Behandlung anschließend auf Tabletten umgestellt.

Wie oft darf man hintereinander Antibiotika nehmen?

Grundsätzlich gilt daher für den Einsatz von Antibiotika: So oft wie notwendig und so selten wie möglich.

Kann Antibiotika den Körper schwächen?

Das Wichtigste in Kürze: Antibiotika wirken nur bei Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Sie wirken allerdings oft nicht spezifisch sondern zerstören leider auch einen Großteil der nützlichen Bakterien im Darm. Dadurch können Antibiotika sogar das Immunsystem schwächen.