Was kostet ein Barrel Öl 2012?

Seit 2008 ist der Benzinpreis um 25 Cent pro Liter gestiegen und liegt auf Rekordniveau. Der Rohölpreis dagegen ist von seinem Hoch weit entfernt. Wie kann das sein? Schuld ist auch die Schuldenkrise.

Von Frank Bremser

Höchstens ein Besuch beim Zahnarzt dürfte Autofahrern derzeit noch weniger Spaß bereiten als ein Stopp an der Zapfsäule: Gut 1,60 Euro kostet der Liter Superbenzin in Deutschland, vor wenigen Wochen waren es sogar knapp 1,80 Euro. Damit ist Benzin so teuer wie noch nie zuvor. Das Überraschende: Während der Benzinpreis nahe des Rekordhochs notiert, trifft das für die Notierung des Rohöls nicht zu. 109,39 Dollar muss derzeit für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent gezahlt werden. Im Juli 2008 kostete Öl noch deutlich mehr: 133,90 Dollar. Doch damals war Benzin mit 1,46 Euro je Liter deutlich günstiger. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrem jüngsten Monatsbericht die Gründe für die Preisdiskrepanz zwischen Juli 2008 und September 2012 analysiert.

Dabei identifizieren die Notenbanker drei Gründe für den Preisanstieg: Den Euro-Wechselkurs, höhere Raffineriemargen und Steuererhöhungen, die auf den Verbraucher überwälzt werden. Prozentual hat sich bei den einzelnen Preisbestandteilen wenig getan, in absoluten Zahlen errechnet sich jedoch ein Plus von gut 25 Cent.

Grund 1: Euro-Wechselkurs

Am deutlichsten hat sich in den vier Jahren der Wechselkurs geändert: Ist ein Euro derzeit gut 1,28 Dollar wert, waren es im Juli 2008 noch 1,58 Dollar. Ein Barrel Rohöl kostete im Juli 2008 134 Dollar, also 84,90 Euro. Im September 2012 war Rohöl für 114 Dollar zu haben. Dafür ist aber infolge der Schuldenkrise der Euro deutlich schwächer. Somit kostet Öl heute gut 4 Euro mehr: 88,80 Euro je Barrel. Prozentual ist der Anteil der Rohölkosten am Gesamtpreis zwar von 37 auf 33 Prozent gesunken, nominal jedoch von 53,4 auf 55,8 Cent gestiegen.

Grund 2: Höhere Raffineriemargen

Einen deutlichen Wandel hat es bei den Raffineriekosten gegeben. Jahrelang fuhren Raffinerien Verluste ein, mit dem Ergebnis, dass seit 2008 viele Anlagen geschlossen und Überkapazitäten abgebaut wurden. Inzwischen ist das Geschäft wieder lohnender. Machten nach Angaben der EZB die Verarbeiter noch einen Verlust von 0,4 Cent je Liter Benzin, gehen nun sechs Prozent des Gesamtpreises oder 9,8 Cent für die Kosten und Margen der Rohölveredler darauf. Insgesamt sind durch diese Veränderungen die Verbraucherpreise vor Steuern um 12,2 Cent angestiegen, sie machen also gut die Hälfte des Preisanstiegs aus.

Grund 3: Steuererhöhungen

Für die andere Hälfte des hohen Spritpreises sind Steuern verantwortlich. Seit 2008 hat es eine Reihe von Steuererhöhungen gegeben - vor allem um Budgetdefizite in der Schuldenkrise auszugleichen. Die EZB verweist dabei vor allem auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt auf 20 Prozent. Die Steuer werde als Satz auf den Preis vor Steuern erhoben und ist somit kein fester Wert je Liter. Wenn der Rohölpreis steigt, überwälzen die Mineralölkonzerne diesen Anstieg auf die Kunden. Dadurch erhöht sich dann auch die zu zahlende Mehrwertsteuer. Noch deutlicher wird die Entwicklung bei Diesel: Hier ist das Mehr an Steuern fast vollständig für die höheren Preise verantwortlich.

Rohöl aus der Nordsee ist so teuer wie seit neun Jahren nicht mehr. US-Rohöl hat bereits ein 14-Jahres-Hoch erreicht – obwohl mehrere Staaten, darunter auch Deutschland, einen Teil ihrer Ölreserven jetzt freigeben wollen. Vor allem vier Faktoren treiben den Preis jetzt in die Höhe: Ein Überblick.

03.03.2022, 15.09 Uhr

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Was kostet ein Barrel Öl 2012?

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Rekordpreise an der Tankstelle: Der Anstieg der Rohölpreise trifft Autofahrer. Benzin und Diesel sind laut ADAC so teuer wie nie.

Foto: Henning Kaiser / dpa

Öl und Benzin werden immer teurer: Die Ölpreise sind angesichts des Kriegs in der Ukraine am Donnerstag auf mehrjährige Höchststände geklettert. Ein Fass (159 Liter) der Erdölsorte Brent kostete zwischenzeitlich mehr als 119 US-Dollar, so viel wie zuletzt im Jahr 2012. Rund 115 Dollar mussten für das Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) gezahlt werden. Höher war der Preis zuletzt im Jahr 2008. Im Laufe des Tages gingen die Preise jedoch wieder etwas zurück.

Doch seit Beginn des Jahres, als Brent noch für 80 Dollar gehandelt wurde, hat sich der Rohölpreis etwa um 50 Prozent erhöht. Zu Jahresbeginn waren die Preise noch vor allem aus dem Grund angestiegen, dass die globale Nachfrage nach Öl sich schneller von der Covid-19-Pandemie erholte als das Angebot. Auch die hohen Erdgaspreise trugen zum Preisanstieg bei, da Öl für Kraftwerke oder Raffinerien eine Alternative zum Gas darstellt. Zuletzt wurde diese Entwicklung zusätzlich von der Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine befeuert. Russland ist einer der weltgrößten Förderer und Exporteure von Öl. Für die jüngsten Entwicklungen der Ölpreis-Rally sind vor allem vier Faktoren ausschlaggebend.

Welche Rolle spielt die OPEC?

Die 23 Förderländer im Verbund Opec+, die von Saudi-Arabien und Russland dominiert wird, profitieren von den steigenden Preisen. Entsprechend lassen sie sich mit einer Angebotsausweitung Zeit. Am Mittwochabend gab die Gruppe nach einer kurzen Online-Sitzung bekannt, seinen Kurs einer "schrittweisen und moderaten Ausweitung des Rohölangebots" fortzusetzen. Im April will der Verbund seine tägliche Fördermenge lediglich wie bereits geplant um 400.000 Barrel erhöhen.

Aus Sicht der Allianz seien die derzeitigen Preisbewegungen nicht auf eine Veränderung von Nachfrage oder Angebot zurückzuführen, "sondern von den derzeitigen geopolitischen Entwicklungen verursacht worden". Saudi-Arabien, einer der größten Ölproduzenten der Welt, hält sich bislang zurück und signalisierte nicht, dass das Land im Falle eines russischen Lieferstopps einspringen könnte, um die Ausfälle zu kompensieren. Damit profitieren die Ölländer in starkem Maße von der aktuellen Situation und haben es nicht eilig, zur Entspannung beizutragen.

Welchen Effekt hat die Freigabe der Ölreserven durch die Internationale Energieagentur?

Um die Preise zu stabilisieren und Angebotsengpässe abzumildern, haben die 31 Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) beschlossen, in einer gemeinsamen Aktion einen Teil ihrer Ölreserven auf den Markt zu werfen. Insgesamt würden sie 60 Millionen Barrel Rohöl freigeben, teilte die IEA am Dienstag in Paris mit. Auch Deutschland gehört zu den Mitgliedsländern der IEA.

Deutschland stellt nun 434.000 Tonnen eingelagertes Öl vorwiegend aus Kavernen in Norddeutschland zur Verfügung. Das entspricht dem deutschen Anteil am Erdölverbrauch der IEA-Länder in Höhe von 5,4 Prozent. Die Menge deckt den Ölverbrauch der Bundesrepublik für drei Tage. Die restlichen Reserven reichen für 90 Tage. Die erhoffte Wirkung hatte die Freigabe bislang nicht. Trotz der Ankündigungen legten die Ölpreise weiter zu, am Donnerstag sogar um jeweils rund vier Dollar gegenüber dem Vortag. Offenbar gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die IEA in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Schritte unternehmen muss. Das Anzapfen der Reserven erhöht zwar kurzfristig das Angebot, ist aber gleichzeitig auch ein Alarmsignal in einem ohnehin angespannten Markt.

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Abschied vom russischen Erdöl?

Auf dem Ölmarkt sorgt zudem der Angriff Russlands auf die Ukraine für große Besorgnis. Russland ist Deutschlands größter Lieferant von Rohöl. Die Möglichkeit eines kompletten Lieferausfall Russlands, entweder aufgrund von Einfuhrverboten anderer Länder oder eines Ausfuhrstopps Russlands, beunruhigen den Markt. Obwohl Russland derzeit noch Öl und Gas an die Bundesrepublik liefert, ist es inzwischen durchaus vorstellbar, dass bei einer weiteren Eskalation der Lage der Energie-Import aus Russland unterbrochen wird. Die Folge wäre eine deutliche Verknappung des Angebots. Auch dies treibt aktuell den Preis.

Erste Auswirkungen der Sanktionen

Einige Ölhändler scheuen bereits jetzt das russische Angebot und suchen Alternativen zum russischen Erdöl. Grund dafür ist die Angst vor Sanktionen großer Volkswirtschaften wie den USA. Wer mit Russland noch Geschäfte macht, könnte deswegen von internationalen Strafmaßnahmen getroffen werden, so das Kalkül. Inzwischen haben auch die Ölriesen Exxon, Shell und BP ihre Aktivitäten in Russland eingestellt. Auch die aktuell beschlossenen Sanktionen des Westens tragen laut Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch zu dem jüngsten Preisanstieg bei. Aufgrund der neuen US-Sanktionen dürfe an Raffinerien in Russland keine Technologie mehr geliefert werden. Damit werde es für Raffinerien, in denen Rohöl unter anderem zu Mineralölprodukten weiterverarbeitet wird, schwierig, Modernisierungen vorzunehmen.

Was kostet ein Barrel Öl 2008 und 2022?

Der Preis für das Barrel Öl kletterte Mitte Juli 2008 laut Medienberichten auf eine Rekordsumme von fast 150 US-Dollar. Einer der Preistreiber war die damalige Finanzkrise. Im März 2022 dagegen kostete ein Barrel der Rohölsorte UK Brent durchschnittlich 117 US-Dollar.

Was kostet 1 Barrel Öl 2022?

UK Brent ist die für Europa wichtigste Rohölsorte und kostete im November 2022 durchschnittlich 91,42 US-Dollar.

Was hat ein Barrel Öl 2008 gekostet?

Im Jahr 2008 lag der Preis für ein Barrel Öl nach einem langen Aufstieg in den Vorjahren im Durchschnitt bei 96,99 US-Dollar, im Jahr darauf sackte er auf 61,51 US-Dollar ab. Danach stieg der Preis mehrfach wieder an und fiel.

Was kostet ein Barrel Öl 2013?

Nachdem die Brentölpreise seit April 2013 über 100 US-$ pro Barrel notiert hatten, rutschten sie im Verlaufe des Septembers 2014 unter diese Marke. Anfang November lag der Preis für ein Barrel Brent nur noch bei 83 US-$ und damit rund 28% niedriger als Mitte Juni (vgl.