Was ist die bedeutung der völkerschlacht bei leipzig

Nach einem halben Jahr voller Gefechte mit wechselhaftem Ausgang stellte sich Kaiser Napoleon I. am 15. Oktober 1813 vor den Toren Leipzigs zum Entscheidungskampf. Drei Tage lang rangen mehr als 500.000 Soldaten aus ganz Europa in der größten Schlacht, die die Geschichte bis dahin gesehen hatte, miteinander. Mindestens 100.000 verloren in dieser „Völkerschlacht“ ihr Leben. Am Ende hatte Napoleon die Herrschaft über Europa verloren.

Nach dem Untergang seiner Grande Armée 1812 in Russland konnte Napoleon noch einmal eine Truppe von ähnlicher Größenordnung aufstellen. Rund 440.000 Mann standen im Frühjahr 1813 bereit; der Mangel an Pferden, Artillerie und vor allem erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren war allerdings offensichtlich, und zahlreiche Truppen blieben in diversen Festungen gebunden. Auf preußische und österreichische Kontingente konnte der Kaiser nicht mehr zurückgreifen. Während die Regierung in Wien noch neutral blieb, schloss Friedrich Wilhelm III. mit Zar Alexander I. ein Bündnis. Erst im August trat Kaiser Franz I. der Koalition bei, während Sachsen noch zu den Franzosen hielt.

Um nicht von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschlossen zu werden, befahl Napoleon die Konzentration seiner Truppen bei Leipzig

Um nicht von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschlossen zu werden, befahl Napoleon die Konzentration seiner Truppen bei Leipzig

Quelle: Die Welt

Obwohl Napoleon die Verbündeten bei Dresden noch einmal hatte zurückwerfen können, zog er sich Anfang Oktober auf Leipzig zurück. Er wusste, dass im Nordwesten die Schlesische Armee (100.000 Mann) unter dem preußischen Marschall Gebhard Leberecht von Blücher vorrückte, im Norden stand die Nordarmee (127.000) unter dem schwedischen Kronprinzen und ehemaligen Marschall von Frankreich, Jean-Baptiste Bernadotte. Die alliierte Hauptarmee (250.000) unter dem Kommando des österreichischen Feldherrn Karl Philipp zu Schwarzenberg näherte sich von Süden, wobei ihr Marschtempo durch die Interventionen der sie begleitenden Monarchen nicht unbedingt erhöht wurde.

Da er Blücher und Bernadotte noch weiter entfernt wähnte, als sie in Wirklichkeit waren, beschloss Napoleon, den Vorteil der inneren Linie zu nutzen und zuerst Schwarzenberg anzugreifen und zu schlagen, bevor die beiden anderen Armeen heran sein würden. Schwarzenberg, der nach wie vor großen Respekt vor dem militärischen Genie Napoleons zeigte, rückte nur bedächtig nach Norden vor.

Bei Liebertwolkwitz kam es zum größten Reitergefecht des Krieges

Bei Liebertwolkwitz kam es zum größten Reitergefecht des Krieges

Quelle: Infografik Die Welt

Am 14. Oktober schickte er eine Kavallerietruppe von rund 7300 Preußen und Russen gegen den Ort Liebertwolkwitz südöstlich von Leipzig. Dort stand Joachim Murat, ein Schwager Napoleons und König von Neapel. Der draufgängerische Kavallerieführer warf alle seine Reserven in den Kampf, sodass schließlich 40.000 Mann um Höfe, Hügel und Baumgruppen kämpften.

Das Gefecht endete unentschieden, aber Napoleons schnelle Reserve war ruiniert, während Schwarzenberg seine Verluste mit neuen Truppen auffüllen konnte. Auch erkannte der Österreicher, dass Napoleons Hauptheer bei Leipzig stand und dort die Entscheidungsschlacht ausgetragen werden würde.

Napoleon stellte seine Hauptarmee im Süden von Leipzig auf

Napoleon stellte seine Hauptarmee im Süden von Leipzig auf

Quelle: Infografik Die Welt

Am Morgen des 15. stellte Napoleon sein Heer mit breiter Front nach Süden auf. Um vor unliebsamen Überraschungen aus den Norden gewappnet zu sein, befahl er seinem Marschall Michel Ney, dort zunächst Aufstellung zu nehmen, um später zu ihm zu stoßen. Ein anderes französisches Korps deckte die Rückzugswege nach Westen. Währenddessen drängten sich Tausende Flüchtlinge in Leipzig, deren Proviant „zur Hilfsquelle für das große französische Heer“ wurde, wie ein Augenzeuge berichtete.

Während die Schlacht im Süden unentschieden wogte, griff Blücher im Norden die Truppen Neys an

Während die Schlacht im Süden unentschieden wogte, griff Blücher im Norden die Truppen Neys an

Quelle: Infografik Die Welt

Am 16. begann im Süden die große Schlacht. Den ganzen Tag über rangen die beiden Hauptarmeen miteinander, wobei die Taktik des Ancien Régime den Ton angab. Nicht mehr schnelle Vorstöße und kühne Manöver, denen Napoleon seinen Feldherrnruf verdankte, bestimmten das Geschehen auf dem Schlachtfeld, sondern die dicht geschlossenen Kolonnen verbluteten im linearen Stellungskampf.

Der Kaiser ging davon aus, dass Ney im Laufe des Tages zu ihm stoßen würde. Blücher war es, der den Plan durchkreuzte. Da er überzeugt war, dass Bernadotte sich nach Möglichkeit einem Kräftemessen mit seinem ehemaligen Kriegsherrn zu entziehen suchte, griff er Ney bei Möckern an. Trotz großer Verluste konnten die Preußen und Russen die Franzosen binden und schließlich zurückwerfen. Viele Analysten der Schlacht sind überzeugt, dass Napoleon im Süden gesiegt hätte, wären Neys Truppen rechtzeitig zu seiner Verstärkung eingetroffen.

Am zweiten Tag schlossen die Verbündeten den Ring um die Grande Armée

Am zweiten Tag schlossen die Verbündeten den Ring um die Grande Armée

Quelle: Infografik Die Welt

Am 17. zog auch der schwedische Kronprinz an der linken Flanke Blüchers auf, während eine weitere Armee unter dem russischen General Levin August von Bennigsen von Dresden heranrückte. Insgesamt hatten die Alliierten mehr als 300.000 Mann auf dem Schlachtfeld, während Napoleons Armee auf weniger als 200.000 zusammengeschmolzen war. Leipzig selbst war „zu einem großen Siechenhaus“ geworden.

Während an diesem Sonntag nur vereinzelte Kämpfe aufflackerten, legte Napoleon eine merkwürdige Unentschlossenheit an den Tag. Er rückte näher auf Leipzig zu und verkürzte damit die Front, unterließ es aber, Verwundete und Tross für den Abmarsch nach Westen vorzubereiten. Zudem bot er den Verbündeten einen Waffenstillstand an, der diese indes in der Ansicht bestärkte, dass Napoleons Niederlage nun unmittelbar bevorstehe.

Die Verbündeten drängten die Franzosen auf Leipzig zurück

Die Verbündeten drängten die Franzosen auf Leipzig zurück

Quelle: Infografik Die Welt

Am 18. setzte Napoleon seine Hoffnung auf einen Fehler der Alliierten. Die aber taten ihm den Gefallen nicht, sondern überwältigten die Franzosen einfach mit ihrer schieren Zahl. Nur gegen Schwarzenberg im Süden, wo der Kaiser selbst das Kommando führte und seine Alte Garde in den Kampf warf, blieb die französische Front intakt. Im Norden brach Blücher schließlich durch. Als die sächsische Armee zu den Verbündeten überlief, war die Schlacht schon entschieden.

In der Nacht befahl Napoleon den Rückzug, zugleich wurde Leipzig notdürftig zur Festung ausgebaut. 30.000 Soldaten, die vorwiegend von Napoleons Verbündeten gestellt wurden, sollten den Rückzug gegen die erdrückende Übermacht decken, die sich zum Sturm auf die Stadt vorbereitete. Diese nicht sehr erfreuliche Aufgabe wies der Kaiser Polen, Italienern, Westfalen und Hessen zu, schien der Abfall ihrer Länder doch nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Napoleon blieb nur noch die Flucht nach Westen

Napoleon blieb nur noch die Flucht nach Westen

Quelle: Infografik Die Welt

Blücher war der Erste, der am Mittag des 19. den Verteidigungsring durchbrach. Zuvor war es in der Stadt zu einer Katastrophe gekommen. Nachdem Napoleon und die Garde die Elsterbrücke Richtung Westen passiert hatten, wurde sie von einem verunsicherten Pionierunteroffizier gesprengt. Unter den Tausenden, die nicht mehr hinübergelangten, breitete sich Panik aus. Zahlreiche Menschen ertranken im Fluss. Zehntausende Soldaten der Grande Armée gerieten in Gefangenschaft.

Allein auf dem Schlachtfeld blieben 22.000 Russen, 16.000 Preußen, 12.000 Österreicher und 300 Schweden. Auf französischer Seite fielen mindestens 30.000 Mann, 50.000 gingen in Gefangenschaft. Zehntausende starben in den folgenden Wochen. Viele erlagen ihren Verwundungen – allein in Leipzig wurden 30.000 gezählt, fast so viele, wie die Stadt Einwohner hatte.

Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like.

Welche Bedeutung hatte die Völkerschlacht bei Leipzig?

Deutschland brachte die Völkerschlacht bei Leipzig die Befreiung. In dieser Schlacht besiegten die verbündeten Truppen Österreichs, Preußens und Russlands die französische Armee und zwangen sie zum Rückzug nach Frankreich.

Was waren die Folgen der Völkerschlacht?

Politische Folgen der Schlacht Napoleon musste sich nach dieser vernichtenden Niederlage nach Westen über den Rhein zurückziehen. Der Rheinbund löste sich auf, die französische Herrschaft in Deutschland war damit beendet. Die Alliierten verfolgten Napoleon nach Frankreich und nahmen am 30. März Paris ein.

Warum heißt es Völkerschlacht?

[1] speziell: Bezeichnung für die Schlacht 1813 bei Leipzig, die mit der entscheidenden Niederlage Napoleons endete. [2] allgemein: große Kampfhandlung zwischen Angehörigen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen/Ethnien. Herkunft: Determinativkompositum aus Volk, Fugenelement -er (plus Umlaut) sowie Schlacht.

Warum steht das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig?

Zum 100. Jahrestag des Sieges der verbündeten Truppen über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das Denkmal als größtes Geschichtsdenkmal Europas geweiht. Das Nationaldenkmal erinnert an die 100 000 Toten dieser Schlacht und an die, die in der Folge gestorben sind.