Was bleibt vom Umsatz als Gewinn?

Fast alle Gründer fragen sich früher oder später welchen Umsatz sie erwirtschaften müssen, um von ihrer Selbständigkeit leben zu können.

Wie immer ist eine eindeutige Antwort schwer zu geben. Denn so wie jeder Mensch verschieden ist, unterscheiden sich auch verschiedene Unternehmen stark voneinander.

Auch wenn ich dir gern sagen würde, dass du X.XXX € monatlich benötigst, so kann ich dir diese pauschale Antwort leider nicht geben.

Aber ich habe eine andere Lösung für dich. Es gibt einen einfach Weg, mit dem du selbständig ausrechnen kannst, welchen Umsatz DU mit deiner Selbständigkeit erwirtschaften musst, um von deinem Business leben zu können.

Und diesen Weg teile ich heute Schritt für Schritt mit dir. Sodass du direkt oder hinterher anhand deiner eigenen Zahlen mitrechnen kannst.

Keine Angst, falls Mathe noch nie deine Stärke war. Wir halten es simpel. Versprochen!

Ich habe ja in einer der letzten Episoden schon erwähnt, dass es extrem wichtig ist als Selbständiger eine Übersicht über seine privaten Ausgaben zu haben. Auch hier wird dies wieder deutlich. Denn ohne einen Überblick, welche privaten Kosten bei dir monatlich anfallen, wirst du nicht ausrechnen können, welchen durchschnittlichen monatlichen Umsatz du erwirtschaften musst.

Wichtig ist bei allen Selbständigen. Du brauchst ein höheres Einkommen, als du durch einen eventuellen vorherigen Job als Nettoeinkommen hattest. Besonders die Krankenversicherung ist ein dicker Batzen, den du nun allein bezahlen musst.

Auch deine Einkommensteuer wird nicht von einem Arbeitgeber einbehalten und direkt abgeführt. Stattdessen musst du diese als private Ausgabe vom Gewinn deiner Selbständigkeit bezahlen.

Du siehst also: Vom Nettolohn eines Angestelltenverhältnisses direkt auf den notwendigen Umsatz in einer Selbständigkeit zu schließen ist also nicht die beste Idee. Um nicht zu sagen, dass sie wirklich schlecht ist.

Es gibt online zig Methoden welche manchmal einfach und manchmal komplizierter berechnen, welcher Umsatz notwendig ist, um von einer Selbständigkeit leben zu können. Es gibt Berechnungen, welche von einem Mindestumsatz von 80€ pro Stunde für einen Selbständigen ausgehen. Manche Daumenregeln sagen das 2- oder 3-fache vom Nettogehalt.

Manche Infos besagen, dass die Berechnung eines Stundensatzes unnötig ist und man seine Zeit grundsätzlich niemals gegen Geld tauschen sollte. Sondern eher Lösungen für ein Problem anbietet. Dass man einen Rechnungsbetrag eben nicht von der geleisteten Zeit sondern von der Lösung eines Problems abhängig macht.

Wenn du aber trotzdem auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage bist, welchen Umsatz du mindestens jeden Monat erwirtschaften musst, damit du von deiner Selbständigkeit leben kannst, bringt dir dieser Rat allerdings wenig.

Kurzum: Wenn du diese Frage einmal googelst bekommst du tausende Ratschläge, Rechnungsbeispiele und Daumenregeln.

Die Möglichkeit, welche ich dir Heute vorstelle ist etwas ausführlicher. Dafür aber individueller und genauer als viele Daumenregeln. Und letztere basieren sowieso auf komplexeren Berechnungen.

Wenn du die Frage dieser Episode also für dich beantworten willst und dir eine individuelle Antwort statt einer Daumenregel wünscht, dann ist diese Episode genau das richtige für dich.

Ich werde dich Schritt für Schritt durch diesen Prozess leiten, damit du anhand deiner Zahlen die gesamte Berechnung selbst durchführen kannst.

Noch ein letzter Disclaimer bevor wir starten: Die Berechnung, welche ich dir gleich vorstelle, ist zwar genauer als Daumenregeln, doch immer noch etwas vereinfacht.

Alle Variablen hier abzubilden wäre viel zu kompliziert und daher nicht zielführend. Denn ich möchte ja, dass du diese danach selbst für dich durchrechnen kannst. Weiterhin läuft die Realität nie so, wie man sie geplant hat. UND ich bin auch kein Steuerberater.

Es gibt wahrscheinlich abseits dieser Berechnung viele Möglichkeiten der steuerlichen Optimierung. Auf diese gehe ich aber nicht ein. Hier ist der Steuerberater deiner Wahl der Beste Ansprechpartner für dich. 

Los geht’s:

Schritt 1: Deine privaten Kosten

Beginnen wir erstmal ganz easy mit deinen privaten Kosten. Im besten Fall hast du bereits einen detaillierten Überblick, welche monatlichen Kosten bei dir anfallen und welche Beträge regelmäßig dein Konto verlassen. Wenn das bei dir noch nicht der Fall ist, dann wird es jetzt aber höchste Zeit.

Denn wenn du wissen willst, welchen Umsatz du erwirtschaften musst, um von deiner Selbständigkeit leben zu können, musst du eben auch wissen, welche privaten Kosten eigentlich gedeckt werden müssen. Logisch, oder?

Das ist auch eine tolle Gelegenheit, um deine monatlichen privaten Kosten einmal auf Aktualität zu überprüfen. Vielleicht sind hier und da noch ein paar Abos, Mitgliedschaften oder Ähnliches, die nicht mehr benötigt und damit langsam aber sich endlich gekündigt werden können. Wenn du das letzte Jahr nicht im Fitnessstudio warst, wirst du es mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr auch nicht sein 😉

Falls du jetzt mit großen Fragezeichen im Kopf vor einem leeren Blatt Papier oder einer leeren Excel Tabelle sitzt und dich fragst, welche privaten Kosten bei dir eigentlich anfallen, dann lass mich dir ein paar Impulse geben:

  • Miete/Hauskredit/Nebenkosten/Betriebskosten
  • GEZ
  • Reparaturkosten
  • KfZ: Kredit/ Steuern/ Kraftstoff/ Versicherungen/ regelmäßige Reparaturkosten
  • Lebensmittel
  • Versicherungen
  • Kosten für Kinder: Unterhalt/ Taschengeld/KiTa-Gebühren/ Klassenfahrten/ etc.
  • Kosten für Haustiere: Futter/ Tierarztkosten/ Hundesteuer etc.
  • Sparraten
  • Urlaubskasse
  • Geschenke für Geburtstage/ Weihnachten/Ostern etc.
  • Hobbies
  • Freizeit: Essen gehen/ Kino/ etc.
  • Medikamente
  • Etc.

Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl. Aber sie hilft dir, die wichtigsten Kostenfaktoren deines Lebens und Alltags zu finden.

Als Selbständiger bist du nun auch für deine Krankenversicherung bzw. deine soziale Absicherung zuständig.

 Ob du freiwillig gesetzlich versichert bist oder in eine private Krankenversicherung wechselst, bleibt dir überlassen. Was du aber auf jeden Fall nicht vergessen darfst, ist die Höhe deiner monatlichen Beiträge bei deiner Krankenversicherung zu erfragen. Denn dieser Posten gehört bei Personengesellschaften in die privaten Kosten und hat in den betrieblichen Kosten nichts zu suchen.

Ein Posten darf natürlich nicht fehlen. Und das ist die Einkommensteuer. Sie stellt ebenfalls einen Posten der privaten Kosten dar und ermittelt sich aus den insgesamt 7 Einkunftsarten. Eine davon ist deine Selbständigkeit. Hier wird deutlich: Sie kann also meistens nicht nur auf Grundlage deiner Selbständigkeit ermittelt werden.

Meiner Meinung nach ist sie jedoch ein sehr wichtiger Teil dieser Berechnung. Viele Beiträge, die es zu diesem Thema online gibt, lassen sie außen vor. Ich mache das nicht. Das erschwert zwar etwas die Berechnung, sorgt jedoch dafür, dass das Ergebnis wesentlich genauer und aussagekräftiger wird.

Was viele Selbständige zu Beginn missverstehen: Die Grundlage der Einkommensteuer bildet der Jahresgewinn deines Unternehmens, nicht die Summe dessen, was du dir privat gezahlt hast bzw. was du im Laufe des Jahres als Privatentnahme dem Unternehmen entnommen hast.

Daher können wir an dieser Stelle die Höhe der Einkommensteuer noch nicht berechnen. Wir benötigen erst deinen Gewinn. Und der kommt etwas später. Also lass uns hier eine kurze Pause machen. Wir greifen das Thema später wieder auf. Versprochen 😉

Lass uns direkt mit einem Beispiel starten. Dieses wird sich durch die gesamte Berechnung ziehen und dir das Verständnis etwas erleichtern.

Wir gehen davon aus, dass im Beispiel private Lebenshaltungskosten von 1.500 € monatlich benötigt werden. Diese fallen für Miete, Lebensmittel, Fahrzeug, Sparraten, Freizeit etc. an. Weiterhin berücksichtigen wir 500 € monatlich für die soziale Absicherung, d.h. gesetzliche Krankenversicherung inkl. Pflegeversicherung. Insgesamt also 2.000 € monatlich für die privaten Kosten, bis hierher.

Wenn du alle Kosten identifiziert, auf Aktualität analysiert und die Summe gebildet hast, dann hast du den ersten Schritt bereits abgehakt. War doch gar nicht so schwer, oder? Prima. Dann geht’s jetzt weiter:

Was bleibt vom Umsatz als Gewinn?
Was bleibt vom Umsatz als Gewinn?

Schritt 2: Deine betrieblichen Kosten

Ähnlich wie bei den privaten Kosten ist es nun notwendig, dass du alle im Rahmen deiner Selbständigkeit anfallenden Kosten ermittelst. Dies sind alle Kosten, die für die Durchführung deiner Selbständigkeit notwendig sind. Hierzu gehören z.B.

  • Büromiete + Nebenkosten,
  • Personalkosten (Falls du Mitarbeiter beschäftigst. Deine Privatentnahmen fallen hier nicht drunter, solange es sich bei dir um eine Rechtsform der Personengesellschaften (Einzelunternehmen, GbR, Freiberufler etc.) handelt,
  • Büromaterial (z.B. Briefpapier, Druckerpapier, Stifte, Briefmarken),
  • Werbematerial und sonst. Werbekosten (z.B. Visitenkarten, Flyer, Online-Werbung),
  • Betriebliche Versicherungen (z.B. Betriebshaftpflicht, Geschäftsinhaltsversicherung),
  • Kosten eines Firmenwagens,
  • Webhosting,
  • Telefonkosten,
  • Reisekosten,
  • Kosten für Weiterbildungen (z.B. Seminare),
  • Wareneinkauf,
  • Gebühren für GEZ, IHK, HWK, Berufsgenossenschaft
  • Sonstige Kosten für kleinere wechselnde Beträge
  • Etc.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob eine Ausgabe privat oder betrieblich ist, dann hole dir entweder kompetente Unterstützung bei einem Experten oder Google einfach mal danach. Manchmal ist die Einteilung nicht ganz offensichtlich. Und sie hängt auch vom jeweiligen Unternehmen und dessen Geschäftsmodell ab.

Wichtig ist, dass du wirklich alle regelmäßig und unregelmäßig anfallenden Kosten berücksichtigst. Erkundige dich auch auf jeden Fall bei den für dich zuständigen Stellen. Je nach Branche bist du evtl. in der IHK oder HWK Pflichtmitglied. Die Höhe der Beiträge wird dabei individuell bestimmt.

Daher ist ein persönliches Gespräch dort meist der informativste Weg. Welche Stellen für dich relevant sind, findest du meist relativ schnell raus, indem du dein Vorhaben Googlest. (Google… mal wieder ;-)) z.B. so: „Selbständigkeit Fotograph Pflichtmitglied“.

Neben den „normalen“ betrieblichen Kosten fallen natürlich auch hier wieder Steuern an. Ich gehe im Folgenden nur auf Personengesellschaften ein, da die wenigsten Hörer dieses Podcasts eine Kapitalgesellschaften führen werden.

Auf betrieblicher Ebene ist bei Personengesellschaften (also Einzelunternehmer, GbR, Freiberufler etc.) sind zwei Steuerarten wichtig: Die Umsatzsteuer und die Gewerbesteuer.

Umsatzsteuer

Die Umsatzsteuer lassen wir in dieser Episode einmal komplett außen vor. Warum? Weil sie unwichtig ist. Fällt sie bei dir an, dann schlägst du sie auf den hier ermittelten notwendigen monatlichen Umsatz einfach drauf. Wenn wir innerhalb dieser Episode von Umsatz sprechen, meine ich immer den Netto-Umsatz, also ohne Umsatzsteuer.

Gebwerbesteuer

Die zweite wichtige Steuerart ist also die Gewerbesteuer. Sie ist, wie die Einkommensteuer, abhängig vom Jahresgewinn deines Unternehmens. Außerdem gibt es einen jährlichen Freibetrag von 24.500 €. Das bedeutet du zahlst Gewerbesteuer erst, wenn du einen jährlichen Gewinn von mehr als 24.500 € erwirtschaftest. 

Bei Personengesellschaften ist sie sogar auf die Einkommensteuer anrechenbar. Hierfür bin ich aber nicht mehr der richtige Ansprechpartner. Wenn du dazu Fragen hast, solltest du dich an den Steuerberater deines Vertrauens wenden.

Freiberufler zahlen übrigens keine Gewerbesteuer. Warum? Sie führen eben kein Gewerbe und melden ihre Tätigkeit ja auch nicht beim Gewerbeamt sondern direkt beim Finanzamt an.

Wenn du hierzu mehr Infos haben möchtest, dann höre dir unbedingt meine
Episode #2  an. Dort gehe ich auf die Unterschiede zwischen einem Gewerbe und einer freiberuflichen Tätigkeit ein und erkläre auch, was du vor dem Start deiner Selbständigkeit unbedingt beachten musst.

In unserem Beispiel gehen wir von monatlichen betrieblichen Gesamtkosten von 1.000 € aus. Aus Gründen der Vereinfachung sind diese jeden Monat gleich hoch. Das ist in der Realität nicht immer der Fall. Doch für diese Berechnung reichen monatliche Durchschnitte. Umsatz- und Gewerbesteuer berücksichtigen wir aus den eben genannten Gründen nicht.

Nun hast du einen Überblick über all deine betrieblichen Kosten inkl. der Steuern. Doch vielleicht hast du ja sogar vor mit einem Unternehmen Gewinne zu erwirtschaften. Das solltest du auf jeden Fall…

Schritt 3: Plane einen Gewinn ein

Gewinne dienen der Weiterentwicklung des Unternehmens. Sie ermöglichen Investitionen oder höhere monatliche Kosten. Ein Unternehmen, dass über eine längere Zeit keine Gewinne erwirtschaftet, hat nach Meinung vieler Experten keine Daseinsberechtigung. Aber darum soll es heute nicht weiter gehen.

Denn Gewinne haben noch einen anderen Vorteil. Sie helfen dir Krisenzeiten zu überstehen. Es kann immer vorkommen, dass erwartete Zahlungen ausbleiben weil ein Kunde nicht zufrieden oder sogar zahlungsunfähig ist. Oder dass unerwartete Ausgaben auf dich bzw. dein Unternehmen zukommen. Beispielsweise wenn dein Firmenwagen, dein Laptop oder ein anderes wichtiges technisches Gerät den Geist aufgibt.

Sind wir uns also einig, dass Gewinne wichtig sind? Super! Dann lass sie uns in deinem Umsatz auch berücksichtigen.

An dieser Stelle kannst du nun überlegen, welchen monatlichen Gewinn du (unabhängig von deinen privaten Kosten) durchschnittlich erwirtschaften willst. Ja, deine privaten Kosten werden vom Gewinn gedeckt. Doch welchen Gewinn möchtest du darüber hinaus monatlich im Unternehmen belassen?

Eine pauschale Empfehlung kann ich dir hier nicht geben. Das hängt ganz von deinem Geschäftsmodell und deinen persönlichen Risikopräferenzen ab. Doch je höher deine monatlichen betrieblichen Kosten sind, desto großzügiger würde ich dir raten diesen Extra-Gewinn zu kalkulieren.

Für unser Beispiel gehen wir von einem zusätzlich berücksichtigten Gewinn von 300 € monatlich aus. Dieser Wert ist rein beispielhaft und hat keinen Empfehlungscharakter.

Schritt 4: Ermittle deinen notwendigen Umsatz

Langsam nähern wir uns dem Ende…Und dabei wird es jetzt erst richtig spannend. Denn nun setzen wir alle Komponenten zusammen. Bisher haben wir ja eigentlich erst Informationen gesammelt und aufbereitet. Das rechnen beginnt jetzt. Doch keine Panik, falls du immer noch Alpträume wegen früherer Mathe-Klausuren hast. Wir halten es simpel.

Lass mich die vorherigen Schritte nochmal kurz zusammenfassen: Im erstem Schritt haben wir uns deine privaten Kosten angesehen. Im zweiten Schritt haben wir deine betrieblichen Kosten gesammelt. Und im dritten Schritt dann noch einen zusätzlichen Gewinn berücksichtigt, welcher vorerst im Unternehmen verbleibt.

Für unser Beispiel haben wir also bisher folgende Informationen gesammelt:

Private Lebenshaltungskosten: 1.500 € monatlich
Private Kosten der sozialen Absicherung: 500 € monatlich
Betriebliche Kosten: 1000 € monatlich
Zusätzlich berücksichtigter Gewinn: 300 € monatlich

In Summe sind dies also 3.300 € monatlich. Dies ist bis hierher für unser Beispiel der monatliche Umsatz, welcher mindestens erwirtschaftet werden muss. Er deckt gerade die privaten- sowie betrieblichen Kosten und ermöglicht einen Gewinn von 300 € monatlich nach Privatentnahme.

Schritt 5: Berechne deinen Gewinn

Mit allen gesammelten Informationen können wir nun aus dem Umsatz den daraus resultierenden Gewinn ermitteln.

Gewinn = Umsatz – betrieblicher Kosten

Wichtig zur Ermittlung des Gewinns ist es nur die betrieblichen Kosten vom Umsatz abzuziehen. Daher ist es so wichtig, dass du zwischen privaten und betrieblichen Kosten genau unterscheidest. Auch der zusätzlich berücksichtigte Gewinn zählt natürlich NICHT zu diesen Kosten.

In unserem Beispiel streben wir einen Umsatz von 3.300 € an, welcher 1.000 € betriebliche Kosten berücksichtigt. Alle anderen Posten sind KEINE betrieblichen Kosten und werden daher in diesem Schritt nicht zur Ermittlung des Gewinns herangezogen.

Gewinn = 3.300 € - 1.000 € = 2.300 €

Es wird also ein durchschnittlicher monatlicher Gewinn von 2.300 € im Beispiel angestrebt.

Schritt 6: Berücksichtige die Einkommensteuer

Aber Halt! Da war ja noch was. Viele Beiträge zu diesem Thema, die ich online finden konnte, hören hier auf. Doch was ist jetzt mit der Einkommensteuer?

Nun ist Ohrenspitzen angesagt.

Zu Beginn habe ich dir gesagt, dass wir zur Berechnung der Einkommensteuer den Gewinn benötigen. Diesen haben wir im letzten Schritt ermittelt. Uns steht also nichts mehr im Wege. Außer ein kleines mathematisches Problems.

Denn die Einkommensteuer ist in der folgenden Gleichung sowohl das Ergebnis, als auch eine Variable innerhalb der Gleichung. Sie ist gleichzeitig Teil der privaten Kosten und erhöht damit den zu erzielenden Gewinn und leitet sich gleichzeitig von diesem Gewinn ab. D.h. je höher der Gewinn, desto höher die Einkommensteuer als Ergebnis, desto höher die Einkommensteuer als Variable innerhalb der Gleichung, desto höher der Gewinn etc. etc… ein Zirkelproblem. 

Doch lass uns das genauer betrachten:

Im Beispiel hatten wir einen zu erzielenden Gewinn, praktisch einen Wunsch-Gewinn, von 2.300 € monatlich ermittelt. Abhängig von deiner Lebenssituation (Single, Verheiratet, Lohnsteuerklasse, Kirchenmitglied etc.) und deiner Einkommenshöhe, wird deine Einkommensteuer individuell berechnet. Auch ist die Einkommensteuer eine progressive Steuer. Das bedeutet, dass mit steigendem Einkommen, in verschiedenen Stufen, auch dein Einkommensteuersatz steigt.

Für das Beispiel gehen wir weiterhin von einer allein lebenden Person aus, welche Kirchensteuer zahlt. Die entsprechende Einkommensteuerlast musst du nun nicht selbst mit Hilfe einer komplizierten Formel ausrechnen… Halleluja! Es gibt dafür online einige Rechner und Tabellen, welche das für dich erledigen. Eine findest du z.B. hier: grundtabelle.de.

Ein Gewinn von 2.300 € monatlich entspricht einem jährlichen Gewinn von 27.600 €. Diesen Gewinn kannst du nun online in einen Rechner eingeben oder die entsprechende Einkommensteuerhöhe in einer Tabelle ablesen.

Die Einkommensteuer würde bei einem solchen Jahresgewinn und der Person in unserem Beispiel 5.285 € jährlich, also ca. 440 € pro Monat, betragen.

Dies ist jedoch nur ein Näherungswert. Die Einkommensteuer wurde zwar korrekt berechnet. Jedoch ist die Berechnungsgrundlage nicht vollständig. Neben dem Gewinn deines Unternehmens gibt es noch unzählige weitere Faktoren, welche bei der Ermittlung der Einkommensteuer herangezogen werden. 

Dazu gehören die anderen 6 Einkunftsarten sowie alle weiteren Angaben, die du im Rahmen deiner Steuererklärung machst. Um jedoch eine Ahnung zu haben, welchen monatlichen Betrag du zurück legen musst, um am Ende des Jahres beim Anblick deines Steuerbescheides nicht aus den Latschen zu kippen, reicht diese Berechnung aus.

Schauen wir uns also das Ergebnis des Beispiels bis hierhin an.

Private Lebenshaltungskosten: 1.500 € monatlich
Private Kosten der sozialen Absicherung: 500 € monatlich
Betriebliche Kosten: 1.000 € monatlich
Zusätzlich berücksichtigter Gewinn: 300 € monatlich

notwendiger Umsatz: 3.300 €
notwendiger Gewinn: 2.300 €
daraus resultierende Einkommensteuer: 440 € monatlich

Ausgehend vom Gewinn, welcher die betrieblichen Kosten bereits deckt, müssen nun private Kosten, der zusätzlich berücksichtigte Gewinn und die Einkommensteuer gedeckt werden können.

Gewinn – private Kosten Gesamt – zusätzl. Gewinn – Einkommensteuerrücklage

2.300 € - 2.000 € - 300 € - 440 €= -440 €

Jetzt wird deutlich, dass dieser Gewinn dafür nicht ausreicht. Warum nicht? Weil die Einkommensteuer nicht in den privaten Kosten berücksichtigt ist. Wie auch. Wir konnten sie ja gerade erst bestimmen.

Dadurch erhöhen sich nämlich die privaten Gesamtkosten in Höhe von vorher 2.000 € monatlich um die Einkommensteuerrücklage von ca. 440 € monatlich auf 2.440 € monatlich.

Durch die höheren privaten Kosten, muss nun auch der Umsatz und damit der Gewinn steigen. Denn letzterer soll die privaten Kosten ja decken.

Also muss eine zweite Berechnung her:

• Private Lebenshaltungskosten: 1.500 € monatlich
• Private Kosten der sozialen Absicherung: 500 € monatlich
• Rücklage der Einkommensteuer: 440 € monatlich
• Betriebliche Kosten: 1.000 € monatlich
• Zusätzlich berücksichtigter Gewinn: 300 € monatlich

• Umsatz neu: 3.740€
• Gewinn neu: 2.740 € pro Monat / 32.880 € pro Jahr
• Einkommensteuer neu: 7.138 € pro Jahr / 595 € pro Monat

Nun wird das Zirkelproblem richtig deutlich. Höhere private Kosten bedeuten einen höheren notwendigen Umsatz. Dieser bedeutet einen höheren notwendigen Gewinn, welcher eine höhere Einkommensteuer zur Folge hat. 

Anstatt 440 € monatlich müssen nun 595 € monatlich für die Einkommensteuer zurückgelegt werden. Diese erhöhen jedoch wieder die privaten Kosten, was zu einem höheren Umsatz, einem höheren Gewinn und wieder einer höheren Einkommensteuer führt.

Bei einem Gewinn von 2.740 € (wie in der letzten Berechnung) sowie privaten Kosten Gesamt von 2.000 € und einer Einkommensteuerrücklage von 595 €, verbleiben 145 € im Unternehmen.

Das wäre der zusätzliche Gewinn. Planmäßig sollte dieser 300 € betragen. Dafür reicht der Umsatz aber noch nicht aus. Doch je zusätzlichem Euro Umsatz steigt eben auch die Einkommensteuer. Ich denke du hast das Spiel verstanden.

Dies kann man eine ganze Weile so weiterführen. Denn nur durch ausprobieren erhält man annähernd die Kombination aus Umsatz, Gewinn und Einkommensteuer, welche die privaten- und betrieblichen Kosten und den zusätzlichen Gewinn berücksichtigt.

Das hört sich kompliziert an. Ist es aber nicht. Du brauchst auch nicht diese eine für dich passende Kombination herausfinden. Wichtig ist, dass du verstehst, wie Umsatz, Gewinn, private Kosten, betriebliche Kosten und Einkommensteuerrücklage zusammengehören.

Und dass du ungefähr herausfindest wie hoch deine Einkommensteuerrücklage sein muss.

Du weißt nun, welchen durchschnittlichen monatlichen Umsatz bzw. Gewinn du benötigst, um von deiner Selbständigkeit leben zu können. Herzlichen Glückwunsch! Diese Mühe machen sich nicht viele. Und ich kann dir versprechen, dass du von diesem Wissen extrem profitieren wirst.

Und wenn du noch aufnahmefähig bist, habe ich hier noch einen kleinen Bonus

Bonus: Stundensatz berechnen

Vielleicht fragst du dich nun, welchen Stundensatz du verlangen musst, um den eben ermittelten durchschnittlichen monatlichen Umsatz erwirtschaften zu können. 

Ja, das Jahr hat meistens 365 Tage. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass du 365 Tage im Jahr arbeitest. Und selbst wenn. Es bedeutet auch nicht, dass du an 365 Tagen produktive, abrechenbare Tage für deine Kunden arbeitest. Doch nur diese Stunden bekommst du bezahlt, wenn du als klassischer Dienstleister nach Stunden abrechnest.

Von den 365 Kalendertagen pro Jahr arbeitest du (wahrscheinlich) nicht am Wochenende (104 Tage), an Feiertagen (9-16 Tage), im Urlaub (ca. 25 Tage) und auch nicht wenn du krank (7 Tage) oder auf Weiterbildungen (7 Tage) bist. Es bleiben also nur noch 209 Tage pro Jahr an denen du arbeitest. Das sind ca. 17,4 Tage pro Monat.

Auch wenn du jetzt laut aufschreien und protestieren willst, dass du an diesen Tagen trotzdem arbeitest. Setze gern die für dich passenden Tage ein. Aber gehe lieber vorsichtig an diese Schätzung heran. Im Zweifel ist dein Stundensatz höher und du machst mehr Umsatz. Das wäre also nicht der Weltuntergang.

Diese 209 Tage pro Jahr sind jedoch noch nicht das Ende. Denn 40-60% deiner Arbeitszeit verbringst du mit nicht fakturierbaren Tätigkeiten. Das bedeutet nicht, dass du unproduktiv bist. Sondern du musst administrative Aufgaben erledigen, Gespräche führen, Kunden akquirieren, deine Buchhaltung vorbereiten etc. Für diese Zeit wirst du nicht direkt von deinem Kunden bezahlt.

Wenn wir davon ausgehen, dass nur 60% deiner Arbeitszeit fakturierbar ist, dann entspricht dies 125,4 Tage pro Jahr, also 10,5 Tage pro Monat.

In diesen 10,5 Tagen monatlich musst du nun deinen Ziel-Umsatz erwirtschaften. Angenommen du arbeitest 8 Stunden pro Tag. Dann entspricht dies 84 Stunden im Monat. Willst du in diesen 84 Stunden den monatlichen Umsatz aus unserem Beispiel in Höhe von 3.740 € erwirtschaften, so beträgt dein Stundensatz mindestens 44,50 € (3.740 € / 84 Stunden).

Dieser Stundensatz ist sehr gering. Das liegt daran, dass wir „nur“ private Lebenshaltungskosten von 1.500 € berücksichtigt haben. Bei vielen Gründern werden diese Kosten höher sein. Trotzdem stehen nur ca. 84 Stunde pro Monat zur Verfügung. Hieraus resultiert dann ein höherer notwendiger Stundensatz. Zur Orientierung: Viele Berechnungen und Untersuchungen ergaben einen durchschnittlichen Stundensatz von mindestens 80 € (netto) für Gründer und Selbständige.

Fazit

Ich weiß, das war heute ein richtiger Brecher. Aber mir war es sehr wichtig, dir alle Zusammenhänge klar zu machen. Und dich vor allem zu befähigen anhand deiner Zahlen den Umsatz auszurechnen, den du erwirtschaften musst, um von deiner Selbständigkeit leben zu können.

Ich hoffe sehr, dass ich dich mit den Inhalten dieser Episode nicht erschlagen habe. Falls doch, dann liegt das absolut nicht an dir. Hör dir die Folge gern nochmal an. Oder lies den Blogbeitrag nochmals Stück für Stück.

Probiere die Berechnungen auf jeden Fall mit deinen individuellen Zahlen aus. Denn erst dann kannst du von dem Wissen wirklich profitieren.

Solltest du Fragen, egal welcher Art, zu dieser Episode haben, dann melde dich gern jederzeit bei mir. Ich helfe dir dabei sehr gern weiter. Du kannst mich über Facebook oder über meine Webseite kontaktieren.

Sophie Jupe

Als Passion Founder, ausgebildeter Coach und Unternehmensberaterin stehe ich total auf die Entwicklung individueller Business-Strategien. Doch mein Herz schlägt genauso für Pizza und Ben & Jerry´s Eis, Serien auf Netflix und Co., Snowboarden in den italienischen Alpen und stundenlange Gespräche mit meinen besten Freunden.

Wie viel Prozent vom Umsatz Gewinn?

Die Umsatzrendite drückt aus, wie viel Prozent des Umsatzes als Gewinn übrig bleiben. Je nach Branche sollte dieser Wert bei zumindest 5 Prozent liegen, in vielen Branchen jedoch bei 10 - 15 Prozent.

Wie berechnet man den Gewinn vom Umsatz?

Gewinn = Umsatz – Ausgaben Aber Achtung: Gewinn ist nicht gleich Gewinn. Es gibt verschiedene Arten für die Gewinnermittlung.

Ist Gewinn das gleiche wie Umsatz?

Der Unterschied zwischen Gewinn und Umsatz Gerne werden die Begriffe Umsatz und Gewinn synonym benutzt, aber das ist falsch. Der Umsatz enthält den Gewinn und der Gewinn ergibt sich aus dem Umsatz. Der Gewinn ist der Überschuss, den Ihr Unternehmen innerhalb einer bestimmten Periode erwirtschaftet.

Was wird alles vom Umsatz abgezogen?

Der Umsatz wird auch Erlös genannt. Der Erlös gibt die reinen Einnahmen eines Unternehmens an. Der Umsatz umfasst sämtliche Erträge aus Verkauf, Vermietung oder Verpachtung von Artikeln sowie Einnahmen aus dem Verkauf von Dienstleistungen. Vom Umsatz abgezogen werden gewährte Rabatte, Skonti und die Umsatzsteuer.