Was bedeuten träume in der bibel

Auch wenn Träume in einer Stelle mit Eitelkeiten verknüpft werden (Hiob 7,14; Pred 5,6), gibt es doch einige klare Beweise in der Schrift, dass Gott den Menschen seine Gedanken oft mit Hilfe von Träumen vermittelt hat. Er offenbarte sich auf diese Weise nicht nur denen, die ihm gehorchten, sondern auch den Heiden (1. Mo 20,3.6; Ri 7,13).

„Doch in einer Weise redet Gott und in zweien, ohne dass man es beachtet. Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager: Dann öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt die Unterweisung, die er ihnen gibt, um den Menschen von seinem Tun abzuwenden und damit er Übermut vor dem Mann verberge" (Hiob 33,14-17). Gott sagte, dass er seine Propheten im Traum unterweisen würde (4. Mo 12,6). Er benutzte auch im Fall von Nebukadnezar und Daniel Träume, um seinen Willen und seine Absichten für die Zukunft zu offenbaren.

Joseph, von dem man sagt, dass er der Vater des Herrn Jesus sei, empfing mehrere Male durch Träume Anweisungen (Mt 1,20; 2,12-22). In ähnlicher Weise wurde auch Pilatus von seiner Frau gewarnt, dass er mit diesem Gerechten (d.i. der Herr Jesus) nichts zu tun haben sollte, weil sie seinetwegen im Traum gelitten habe (Mt 27,19). Es sei auch noch bemerkt, dass in den letzten Tagen, wenn Gott den Heiligen Geist auf alles Fleisch ausgießen wird, die Söhne und Töchter weissagen werden und die jungen Männer Gesichte sehen werden und die Greise Träume haben werden (Joel 3,1; Apg 2,17). Das wird der Weg sein, wie Gott in diesen Tagen seine Gedanken kundmachen wird.

Siehe auch Gesichte.


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Traum

Im Alten und im Neuen Testament haben Traumerzählungen eine große Bedeutung. In den Texten spricht Gott zu den Menschen.

Wissen Sie noch, was Sie vergangene Nacht geträumt haben? Manchmal huschen unsere Träume ganz unerinnert durch unseren Schlaf. Dann wieder sind sie erstaunlich deutlich und einprägsam, schön oder beängstigend, bildreich und verwirrend und beschäftigen uns auch noch nach dem Aufwachen. Schon immer haben sich die Menschen Gedanken gemacht, wo diese Flut von unbewussten Bildern herkommt und was sie bedeutet.

Nur ein Stilmittel des Autors?

Bereits frühe Kulturen haben darin oft einen Fingerzeig des Schicksals oder Gottes vermutet, den es allerdings aufzuspüren und richtig zu deuten galt. Dieses Traumverständnis zeigt sich in vielen biblischen Geschichten. Allerdings finden wir dort nicht mehr die Träume der Menschen in unmittelbarer Form, sondern sie sind als Traumerzählungen eingebettet in lange gewachsene und tradierte Literatur. Wir können also nicht mehr herausfinden, ob diesen Erzählungen reale Träume zugrunde lagen oder ob sie nur ein Stilmittel des Autors waren. Dennoch haben Träume eine große Bedeutung, vor allem im Alten Testament. Immer wieder lassen die biblischen Texte Gott zu den Menschen im Traum sprechen, um ihnen Wege aufzuzeigen, seine Verheißung zu verkünden, sie zu warnen oder Ähnliches

So gebietet Gott zum Beispiel dem Jakob „in einer nächtlichen Vision“, nach Ägypten zu ziehen mit der Verheißung, ihn dort zu einem großen Volk zu machen (Gen 46,1–5) und er erscheint dem Salomo im Traum (1 Kön 3,5), um ihn aufzufordern: „Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll!“ Auch bei den Propheten geschah die Erkenntnis göttlicher Offenbarung wohl manchmal im Traum, wobei hier aber die Begriffe Vision und Traum schwer zu trennen sind. Die nächtlichen Visionen des Sacharja etwa erinnern durchaus in ihrer symbolstarken Bildsprache an wilde, farbige Träume. Allerdings sind sie bereits literarisch sehr geordnet und liefern die Deutung des Traums durch einen „Deute-Engel“ schon mit. Auch nicht ganz eindeutig ist es bei Samuel: Ist es ein Traum, in dem Samuel sich nachts, als er im Tempel schläft, von Gott immer wieder gerufen hört, oder ist es eher ein Weckruf aus Traum und Schlaf? (1 Sam 3,1ff)

Gabe der Deutung ein Geschenk Gottes

Doch wenn es um biblische Traumerzählungen geht, gibt es einen Namen, der den meisten wohl zuerst einfällt: Josef, der Lieblingssohn des Jakob. Er wird in der romanhaften Josefsgeschichte im Alten Testament zum Urbild des biblischen Träumers und vor allem Traumdeuters. Seine Träume sind von anderer Art als die zuvor geschilderten. In ihnen spricht Gott nicht direkt zu ihm, sondern er sieht zeichenhaftes Geschehen, das erst gedeutet werden muss. Die Gabe der Deutung ist ein Geschenk Gottes, das Josef in herausragender Weise gegeben ist. Zunächst scheint es ihm allerdings nur Unheil zu bringen. Denn die Deutung der Träume, in denen er Vater, Mutter und Brüder sich vor ihm verneigen sieht, bringt ihm zunächst die Feindschaft seiner Brüder und die Sklaverei in Ägypten ein. Dort aber bringt ihn seine Gabe dann ganz nach oben an die Seite des Pharao: Er deutet die Träume des Pharao so treffend, dass es dadurch möglich wird, eine Hungersnot abzuwenden.

Engel verkünden Botschaften in Träumen

Das führt zur Wiederbegegnung mit seiner Familie und zur Rettung seines Volkes. Traumerzählungen sind also auch hier als göttliche Fingerzeige eingesetzt. Sie setzen ein Geschehen in Gang, bei dem Gott mit Josef als „Werkzeug“ die Rettung des Volks Israel bewerkstelligt. Wen wundert es also bei diesem Namensvorbild, dass auch beim neutestamentlichen Josef Träume eine große Rolle spielen? Es geschieht durch die Botschaft eines Engels im Traum, dass Josef begreift, dass er zu Maria stehen soll, obwohl er sich doch von ihr trennen wollte. Im Traum erkennt er, dass dieses Kind, das nicht von ihm, sondern vom Heiligen Geist stammt, der Retter ist, auf den bereits Jesaja hingewiesen hat. Und ebenfalls im Traum warnt der Engel ihn, vor Herodes mit seiner Familie nach Ägypten zu fliehen. Diese Traumerzählungen sind ganz bewusst in alttestamentlicher Tradition gestaltet und binden die Geburt Jesu daran an. Was Josef wirklich geträumt hat, wissen wir nicht.

Und unsere Träume? Sollten Sie nun versucht sein, in Ihren eigenen Träumen göttliche Botschaften aufzuspüren, möchte ich mich dann doch der Skepsis des Jeremia anschließen, die zeigt, dass auch damals nicht alles eindeutig war: „Ich habe gehört, was die Propheten reden, die in meinem Namen Lügen prophezeien und sprechen: Einen Traum habe ich gehabt, einen Traum.“ (Jer 23,25). Die richtige Traumdeutung ist eben sehr persönlich und immer eine diskussionswürdige Sache. (Susanne Deininger; Pastoralreferentin im Pfarrverband Dachau-St. Jakob)