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Risiko für "Frozen Shoulder": Unerklärliche Schmerzen in der Schulter? Es kann an den Organen liegen Wer zu schwer hebt
oder eine falsche Bewegung macht, dem schießt der Schmerz schnell in die Schulter. Dann ist die Ursache klar. Doch nicht immer wissen Betroffene sofort, woher ihre Beschwerden kommen. Orthopäde Casper Grim erklärt, wer besonders gefährdet ist und was hilft. Es zieht, sticht oder ist einfach steif: Schulterschmerzen gelten nach Rücken- und Knieschmerzen als die dritthäufigste Erkrankung des sogenannten Bewegungs- und Halteapparats. Oft liegt es daran, dass die Muskeln verspannt sind,
Bänder verletzt wurden oder die Betroffenen schlicht eine schlechte Körperhaltung hatten. Auch Erkrankungen von Knochen und Gelenken oder sogar Tumoren können die Ursache sein. Woran allerdings die wenigsten denken: Schulterschmerzen können mit den inneren Organen zusammenhängen. „Wir sehen klare Assoziationen von Schulterbeschwerden mit anderen Erkrankungen“, erklärt Casper Grim, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Sportmedizin am Klinikum Osnabrück und Vizepräsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung leiden seiner Schätzung nach unter einer Frozen Shoulder. Hier sehen sie häufig einen Zusammenhang mit internistischen Problemen: „Wer an Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen leidet, erkrankt öfter an der ‚Frozen Shoulder‘.“ Das gilt vor allem für die 40- bis 70-Jährigen, für Frauen häufiger als Männer (was einen Zusammenhang mit dem Stoffwechsel nahelegt) – und für beide Körperseiten, rechts wie links gleichermaßen. Risikogruppen für SchulterschmerzenDiabetiker haben ein fünffach erhöhtes Risiko an der Frozen Shoulder zu erkranken im Vergleich zu Nicht-Diabetikern. Für Schilddrüsenpatienten gilt das ebenfalls – sowohl für diejenigen mit Über- als auch mit Unterfunktion. Bei der Erkrankung schränkt eine geschrumpfte Schultergelenkkapsel die Beweglichkeit der Schulter schmerzhaft ein. Wie genau das zusammenhängt, ist aktuell noch nicht geklärt. Experten wie Grim vermuten Entzündungsprozesse und Zuckeranlagerungen an den Bindegewebsfasern. „Analysieren wir das Gewebe aus erkrankten Schultergelenkskapseln, finden wir Gewebeveränderungen, viel mehr Bindegewebe, verzuckerte Stoffwechselprodukte (AGEs, advanced gylcation endproducts) und damit auch Quervernetzungen von Kollagenstrukturen“, sagt der Orthopäde. Mit einer gestörten Durchblutung, also einer Mehrdurchblutung reagiert der Körper zwar grundsätzlich auf die Entzündungsprozesse, diese spielt bei der Frozen Shoulder wahrscheinlich aber eher eine untergeordnete Rolle. Alle wichtigen Meldungen zum Coronavirus im FOCUS-Online-Newsletter. Jetzt abonnieren.Wer also neben einer steifen Schulter weitere Symptome wie Abgeschlagenheit, starke Gewichtszunahme oder -abnahme, Harndrang, Durstgefühl oder Muskelkrämpfe feststellt, sollte seine Blutwerte checken lassen. Um die Schulterschmerzen loszuwerden, muss auch die Grunderkrankung der inneren Organe behandelt werden. Die Phasen der Frozen ShoulderGanz entscheidend sei für die Patienten, die in seine Praxis kommen, zudem eine Gesprächstherapie, damit sie verschiedenen Phasen der Frozen Shoulder verstehen:
Weitere RisikogruppenDie Stoffwechselerkrankungen sind nicht die einzigen Bereiche mit erhöhtem Risiko. Auch diese Menschen sind gefährdet:
Für alle Risikogruppen gilt: „Die Erkrankung ist nicht die Ursache der Schulterschmerzen, doch wir sehen eine Verknüpfung“, stellt der Spezialist klar. So lässt sich Schulterschmerzen vorbeugen„Faktisch wissen wir nicht, ob es eine Prävention gibt, wenn die Schulterschmerzen mit den inneren Organen zusammenhängen“, erläutert Casper Grim. Günstig sei es natürlich, den Körper in einer guten Stoffwechsellage zu haben, wobei Sport hilft. Wer sein Schultergelenk gesund halten möchte, sollte die Muskulatur um das Schultergelenk herum stärken. Denn diese stabilisiert das Gelenk. „Dehn- und Kräftigungsübungen verbessern die aktive Schulterblatt-Anbindung und optimieren die Schulterblatt-Brustkorb-Gleitbewegung“, erklärt Grim. Der sogenannte „Sleepers Stretch“ etwa eigne sich gut als Dehnübung für die Gelenkkapsel:
Dem Schultergelenk tut es außerdem gut, wenn die Brustwirbelsäule beweglich ist und Bewegungsabläufe des Körpers grundsätzlich flüssig sind. Alternative zu Schmerzmitteln: Wie Sie Entzündungen wegessen könnenEinige Bilder werden noch geladen. Bitte schließen Sie die Druckvorschau und versuchen Sie es in Kürze noch einmal. Was tun bei Schmerzen in der Schulter und Oberarm?Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können die Schulterschmerzen etwas lindern. Sie sollten aber nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden. Eine nebenwirkungsarme Alternative zu Tabletten sind Cremes und Gele mit Diclofenac, die zwei- bis dreimal am Tag auf die Schulter aufgetragen werden.
Was können Schmerzen in der Schulter bedeuten?Schulterschmerzen können durch krankheitsbedingte oder durch Verletzungen entstandene Schäden an Sehnen, Muskeln, Gelenkkapsel und durch vorbestehenden Gelenkverschleiß ausgelöst werden. Aber auch Erkrankungen der Leber, Galle oder ein Herzinfarkt können Schulterschmerzen hervorrufen.
Was haben Schulterschmerzen mit der Leber zu tun?Schulterschmerzen können ihre Ursache auch in den inneren Organen haben. Leber und Gal le können zu Schulterschmerzen auf der rechten Seite und Herzbeschwerden bekanntermaßen zu Schulterschmerzen links führen.
Wie macht sich eine Nervenentzündung in der Schulter bemerkbar?Nervenentzündung in der Schulter (akut)
Betroffene empfinden Schulterschmerzen, die durch eine Nervenentzündung verursacht werden, oft als besonders intensiv und quälend. Begleitet werden sie häufig von Taubheitsgefühlen und Kribbeln im Arm oder der Hand.
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