Aufgepasst: In Formularen oder wichtigen Dokumenten musst du oft deine Nationalität angeben. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt: Schreibe ich die Staatsangehörigkeit deutsch groß oder klein? Hier ist deutsch ein Adjektiv, du schreibst es also klein. Das gilt übrigens auch für alle anderen Nationalitäten (z. B. englisch, türkisch, russisch). Show Ausgangsbasis unserer Betrachtung soll folgende Frage sein. Sie stammt von dem Rechtschreibexperten Theodor IcklerExterner Link: Theodor Ickler bei Wikipedia.:
Wir müssen zuerst klären, welche Grammatik der Wendung zugrunde liegt, denn die Rechtschreibung folgt nur der grammatikalischen Analyse. Herr Ickler führt an, daß man nach deutsch sprechen sowohl mit was als auch mit wie fragen kann. In diesem Fall hätten wir es bei {d}eutsch mit einem Adverb zu zun, in jenem mit einem Substantiv im Akkusativ: Wen oder was spricht man? An das Verb sprechen können also zwei Satzglieder angefügt werden: ein Adverbiale deutsch oder ein Akkusativobjekt Deutsch. So deuten wir den Gedanken von Herrn Ickler. Er stimmt jedoch nicht. Sprechen ist nämlich kein transitives Verb, es kann kein Akkusativobjekt haben, und man kann daher auch nicht fragen: Was sprichst du? Man darf an sprechen zwar durchaus Substantive anschließen, und sie stehen auch im Akkusativ, aber dieser Akkusativ ist kein Objektsakkusativ. Denn wäre das der Fall, könnte grammatikalisch jedes Substantiv Objekt zu sprechen sein. Bei tatsächlich transitiven Verben ist das auch so:
Genau das läßt sprechen aber nicht zu: Der Grund liegt in der Etymologie des Wortes sprechen. Es ist nicht ganz klar, ob es sich um ein indogermanisches Wort handelt oder, was wahrscheinlicher ist, ein alteuropäisches. Es existiert in der Bedeutung sich mündlich äußern nur in den westgermanischen Sprachen, also vor allem im Deutschen und im Englischen, wo das r im Laufe der Sprachgeschichte verlorenging: altenglisch sprecan → to speak und bezeichnet eigentlich das Gegenteil von Schweigen.
Dennoch kann man sagen:
Noch andere Substantive sind möglich: Man kann einen Segen, einen Zauberspruch, ein Gelöbnis sprechen. Alle möglichen Substantive haben gemein, daß sie einen Sprechakt bezeichnen. Während das Substantiv Sprache durchaus einen Sprechakt bezeichnet und man daher sagen kann, er spricht drei Sprachen, ist das bei Deutsch nicht ganz klar, auch wenn das Deutsche eine Sprache ist. Es ist aber gar nicht nötig, hier eine endgültige Entscheidung zu treffen, weil zwei andere Umstände viel schwerer wiegen: Erstens: Die Substantivierung Deutsch kann nicht allein nach sprechen stehen, weil Deutsch nur mit einem Attribut verwendet wird. Er spricht gutes Deutsch, wäre also möglich, er spricht Deutsch aber nicht. Ohne Attribut verwendet man eine andere Substantivierung: das Deutsche. Man kann deshalb nicht sagen: in Deutsch verwendet man … Dazu unten mehr. Zweitens: Dazu müssen wir klären, um was für einen Akkusativ es sich bei Wendungen wie drei Sprachen sprechen handelt, wenn es kein Objektsakkusativ ist. Hier ein Beispiel:
In diesen Sätzen steckt ein Akkusativ: diesen Sommer, Freitag. Fahren ist zweifellos ein intransitives Verb. Der Akkusativ kann also nicht das Objekt bezeichnen. Er bezeichnet den Zeitpunkt. Der Zeitpunkt ist ein Umstand. Diesen Sommer muß also eine Umstandsangabe sein. Der lateinische Ausdruck dafür lautet Adverbiale. Das Adverbiale (Plural: die Adverbialia) ist eines der fünf Satzglieder (Subjekt, Prädikat, Objekt, Attribut, Adverbiale). Adverb ist dagegen eine Wortart. Das Adverbiale informiert über einen Umstand der Handlung und bezieht sich damit syntaktisch auf das Verb. Die Stelle des Adverbiales kann mit Adverbien heute, Präpositionalphrasen im Haus, Substantiven in Dativ, GenitivTutorial: Genitiv nach Verben oder Akkusativ dir, allen Ernstes, dieses Jahr oder einem Adverbialsatz obwohl/nachdem/so daß gefüllt sein. Ob man {deutsch} nun für ein Adverb oder Substantiv hält, es steht auf jeden Fall im selben Satzglied. Akkusative in Adverbialia nennt man adverbiale Akkusative. Kann man nach diesen Sommer mit was fragen? Was fahre ich nach Italien? Nein, das geht nicht. Die Frage lautet: Wann fahre ich nach Italien? Adverbiale Akkusative sind nicht immer temporal. Sehr viele antworten auch auf die Frage wie; dann sind sie modal. Wenn es ums Fahren geht, könnte man dazu erwähnen wollen, auf welche Art und Weise man fährt. Im Idealfall gibt es dafür ein natives Adverb:
Wenn aber kein Adverb zur Verfügung steht, greift man nach einer Präpositionalphrase oder gar nach einem Adverbialsatz:
Im 17. und 18. Jahrhundert hat sich das Deutsche eine weitere Möglichkeit einfallen lassen, und zwar für solche Wendungen, die ständig gebraucht werden.
Die markierten Substantive sind Akkusative, aber sie sind keine Objekte zum Verb fahren — man fährt schließlich nicht wen oder was, sondern auf eine bestimmte Art und Weise. Solche modalen Akkusative sind im Deutschen weitverbreitet:
Man spielt nicht den Fußball, man spielt damit oder so. Man liest nicht die Korrektur, sondern einen unkorrigierten Text zur Korrektur. Und natürlich schreibt man nicht eine Schreibmaschine, sondern einen Text auf einer Schreibmaschine. Das gilt auch für Personenangaben nach sprechen: Wenn den Chef sprechen will, dann wird der Chef nicht von einem gesprochen, der Chef ist nicht das Objekt der Handlung, sondern man spricht mit oder zu dem Chef. Ebenso spricht man nicht Sprachen — da hätte man lange zu sprechen. Der bloße Akkusativ nach sprechen gibt an, worin dieses Sprechen besteht. Zum Beispiel in Form eines Gebets, eines Eids oder eben einer fremden Sprache. Wer drei Sprachen spricht, ist in der Lage, in drei Sprachen zu sprechen. Man nennt diese spezielle Form des modalen Akkusativs auch den Akkusativ des Inhalts, weil er über den Inhalt des Sprechens informiert. Er zeigt sich gern in Gestalt einer etymologischen Figur: eine Frage fragen oder eine Sprache sprechen. Figura etymologica nennt man Wendungen, bei denen alle Wörter zur selben Wurzel gehören. Man spricht also auch nicht das Deutsch(e), sondern auf deutsch oder einfach deutsch. Denn seit jeher gibt es im Deutschen ein Adverb deutsch, das übrigens bis zum Ende des 10. Jahrhunderts ausschließlich für das Deutschsprechen verwendet wird, alles andere hat man davor nicht als deutsch bezeichnet. Sprachgeschichtlich gesehen enthält die Wendung deutsch sprechen auf jeden Fall ein Adverb und kein Substantiv. Denn bereits im Hochmittelalter sagte man tiutsch sprechen. In jener Zeit gab es den Akkusativ des Inhalts noch nicht, hinter sprechen konnte unter keinen Umständen ein einzelnes Substantiv stehen. Aber auch gegenwartssprachlich fällt einem das Substantiv nur ein, wenn man sich mit beschränktem syntaktischem Wissen und intellektuell den Kopf über die Frage zerbricht. Folgende Gründe machen es unmöglich, daß in deutsch sprechen ein Substantiv steckt: Regel 1Das Verbum sprechen kann nur durch ein Adverbiale ergänzt werden. Wenn es für den gewünschten Umstand ein Adverb gibt, verwendet ihn das Deutsche: Er spricht deutsch. Wir sagen deshalb nicht: Denn nichts ist der Akkusativ von nichts und nebenbei ein Substantiv. Wir sagen: Die Negation nicht ist ein Adverb. Ebenso spricht man nicht Geheimnis, sondern geheimnisvoll oder heimlich. Der adverbiale Akkusativ von Substantiven kommt nur als letztes Mittel zum Einsatz, wenn kein passendes Adverb existiert: **Er spricht eidlich → er spricht einen Eid. Regel 2Wenn ein Adverb deutsch existiert, substantiviert man es nicht, wobei man es zugleich entadverbialisiert, so daß das Substantiv Deutsch herauskommt, um dieses Zwischenergebnis dann in den Akkusativ zu setzen und damit wieder zu re-adverbialisieren, um es schließlich in einer Form Deutsch, die völlig gleich wie das Adverb deutsch, die Ausgangsbasis, klingt, als Adverbiale zu gebrauchen. Man kann dieses Up-and-down-Transponieren im Intellekt natürlich durchführen, aber das Sprachzentrum unseres Gehirns macht es nicht. Wer vorschlägt, Deutsch sprechen zu schreiben oder es als Möglichkeit erlaubt, manipuliert die Sprache. 3. Es kann sich bei deutsch sprechen nicht um ein Substantiv handeln, weil das Substantiv Deutsch nur mit einem Attribut verwendet werden kann; alleinstehend heißt es das Deutsche. Den Unterschied zwischen Deutsch und das Deutsche werden wir uns im nächsten Kapitel ansehen. Hier zum Abschluß die Rechtschreibvorschriften. Alte Rechtschreibung: deutsch sprechenDie alte Rechtschreibung erlaubt nur die Kleinschreibung.
Hierzu sei erwähnt, daß dem Duden in der Zeit von 1902 bis 1996 die Verwaltung und Weiterentwicklung der Rechtschreibung, so wie sie 1902 vom Bundesrat(h) des Deutschen Reichs verabschiedet wurde, als hoheitliche Aufgabe anvertraut war. Was wir also in jener Epoche im Duden finden, ist maßgeblich. Was damals verabschiedet worden war, gründete nicht auf einer simplifizierten Syntax, die dem Geist von Sprachwissenschaftlern entsprang und wie jede wissenschaftliche Theorie ein Modell im ständigen Fluß war. Es wurde bloß kanonisiert, was in den Jahrzehnten zuvor in Schriftsetzereien, Schulen und im Kontor gängige Praxis geworden war. Die alte Rechtschreibung zeigt also, wie die Deutschsprecher am Beginn des letzten Jahrhunderts tatsächlich schrieben. Das gilt für deutsch sprechen und die noch folgenden Wendungen ohne jede Einschränkung. Neue Rechtschreibung: deutsch sprechenDie neue Rechtschreibung wünscht sich in der Wörterliste zur amtlichen Rechtschreibung ebenfalls die Kleinschreibung:
Auch wenn sich die amtliche Rechtschreibung das wünscht, ist das leider nicht alles:
Wir wissen bereits, daß es sich um einen Irrtum handelt. Man kann bei sprechen gar nicht mit was fragen. Auch wenn man bedenkt, daß in der zur Zeit gültigen dritten Fassung des Regelwerks (2006) viele Zugeständnisse an die Schul- und Wörterbuchindustrie stecken, vieles also in Erläuterungen als nicht falsch erwähnt wird, was vor 2006 noch richtig war, damit kürzlich gedruckte Bücher nicht makuliert werden müssen, wirft diese Erläuterung doch Fragen auf. Denn in Paragraf 57 geht es um Substantivierungen. Die Erläuterung hat dort also nichts verloren, wenn man deutsch nicht irrtümlich für ein Substantiv Deutsch hält, das der Erläuterung zufolge dann aber aus Gründen kleingeschrieben werden darf, die dem Souverän der deutschen Sprache, also den Deutschsprechern, nicht verraten werden. Es wird willkürlich zugelassen, denn das Regelwerk der Reformschreibung besitzt kein Prinzip, das die Kleinschreibung begründen könnte. Die in der alten Rechtschreibung mögliche Kleinschreibungen von adverbial gebrauchten Substantiven oder Nominalphrasen hat in der neuen Rechtschreibung keine Entsprechung. Wir haben daher die Streichung der Erläuterung beim Rat für Rechtschreibung in der nächsten Fassung des Regelwerks beantragt und empfehlen Ihnen die sprachlich einzig richtige und in beiden Rechtschreibsystemen gewünschte Schreibung: deutsch sprechen. Das Deutsche versus DeutschZwei Substantive bezeichnen die deutsche Sprache im Deutschen: das Deutsche und Deutsch. Werfen Sie einmal einen Blick auf das folgende Beispiel:
Der erste Satz ist richtig, der zweite falsch. Auch wenn er einem manchmal im Eifer des Gefechts herausrutscht, ändert das nichts an seiner Falschheit, denn Sie würden die folgenden Sätze wohl unter keinen Umständen als grammatikalisch korrekt beurteilen:
Fangen wir mit dem Deutschen an. Es handelt sich um eine Substantivierung des Adjektivs deutsch. Nach dem heutzutage produktiven Schema beugen sie wie schwache Adjektive, wenn ihnen der bestimmte Artikel vorausgeht, und stark, wenn es der unbestimmte Artikel ist oder gar keiner:
Beim Deutschen gibt es nur die Variante mit dem bestimmten Artikel: das Deutsche. Es bezeichnet die deutsche Sprache schlechthin, also als solche, in ihrer Gänze. Auch der Ausdruck das Hochdeutsche oder das Mittelhochdeutsche bezeichnet diese Formen des Deutschen, die als solche komplette Sprachen sind, als solche. Deswegen heißt es: Das Deutsche ist eine schwierige Sprache. Es betrifft die deutsche Sprache in ihrer Gesamtheit. Meint man jedoch ein spezielles Deutsch, zum Beispiel das Deutsch Friedrich Schillers, also nur ein ganz konkretes und spezielles Deutsch, dann verwendet man das Substantiv Deutsch. Damit geht einher, daß dieses Substantiv nur zusammen mit einem Attribut erscheinen kann, denn der Inhalt des Attributs ist es, was dieses Deutsch so speziell macht. Aus diesem Grund heißt es richtig deutsch sprechen, aber schönes Deutsch sprechen. Als Attribut kommt in Frage:
Der Artikel allein reicht nicht: **das Deutsch. Auch Deutsch ist durch Substantivierung entstanden. Als Ausgangsbasis sind nur das Adjektiv deutsch und das gleichklingende Adverb möglich. Bei Sprachennamen sind Adjektiv und Adverb stets gleichklingend. Das gilt auch für Farben: Ableitungen wie bläulich sind ganz jung und zudem in ihrer Bedeutung abschwächend.
Auch hier gibt es zwei Substantivierungen, die nach denselben Kriterien verwendet werden.
Die endungslosen Bildungen stammen aus dem 17. Jahrhundert und erschöpfen sich hiermit, wenn man vom nachgeahmten All absieht. Alle anderen abstrakten Substantivierungen bilden keine solche Form. Zu schön gibt es nur das Schöne (an dir) aber nicht **das Schön an dir. Substantivierte Wörter wie das Gut, das Übel, das Licht, das Leid, das Recht usw. gehören nicht dazu; sie sind ein Jahrtausend zuvor entstanden, als noch ganz anders substantiviert wurde. Betrachten Sie einmal diesen Satz: Diesen Satz wollen wir um einen weiteren Umstand ergänzen: Diese beiden Adverbien können vor dem Verb Adverbien bleiben. Aber wenn wir es woanders verwenden wollen?
Das Adverb deutsch wird jetzt substantiviert, das ihm vorausgehende Adverb schön deshalb zum Adjektivattribut. Diese Ableitung von Deutsch vom Adverb geht ohne Schwierigkeiten. Aber wie will man so vom Adjektiv deutsch zum Substantiv Deutsch gelangen? Wir sehen keine Möglichkeit. Die Ableitung vom Adjektiv ist aus jedem Blickwinkel absurd: Auch morphologisch widerspricht sie jedem im Deutschen in den letzten Jahrhunderten gängigen Schema. Dafür aber exakt der Art und Weise, wie man Adverbien nominalisiert: hier, jetzt → Wir leben im Hier und Jetzt. Daß es sich bei Deutsch um das substantivierte Adverb handelt, erklärt auch, warum es nur mit Attributen verwendet werden kann. Denn nur die Attribute erzwingen überhaupt eine Substantivierung. Es handelt sich also in sämtlichen Fällen von {deutsch} um das Adverb und nichts anderes: Alleinstehend bleibt es Adverb deutsch sprechen, auf deutsch, mit Attribut wird es substantiviert schönes Deutsch. Das Adjektiv deutsch ist daran gänzlich unbeteiligt. Seine Substantivierung lautet das Deutsche. Beachte:
Das Regelwerk der amtlichen Rechtschreibung geht dennoch ohne jede Begründung von substantivierten Adjektiven aus. Wir nehmen an, daß seine Verfasser des Regelwerks das Dilemma gar nicht bemerkt haben. Das kann dem normalen Deutschsprecher eigentlich egal sein, solange er Deutsch wie in den Beispielen oben gebraucht. Aber sobald eine Präposition hinzukommt, muß er sich zwischen dem Befolgen der Regel und korrekter Sprache entscheiden — mit korrekt meinen wir hier tatsächliche Sprache, so wie sie sich im Sprachzentrum unseres Gehirn vollzieht. Auf deutsch oder auf Deutsch?Das Adverb deutsch kann hinter eine Präposition treten, ohne daß sich dadurch etwas an seinem Wesen als Adverb oder seiner Schreibung ändert:
Alte Rechtschreibung:Demgemäß schreibt man nach alter Rechtschreibung:
Auf, in oder zu deutsch?Die Wendung zu deutsch herrschte im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit vor. Damals bezeichnete zu nicht nur die Bewegung auf etwas zu, sondern auch die Ruhelage. Aus dieser Phase stammen viele lexikalisierte Zeitausdrücke wie zuweilen, zu Anfang, zur Zeit und Adelstitel mit zu. Heute wird es nur noch wie auf gut deutsch oder im Klartext verwendet. In deutsch ist ebenfalls sehr alt, sogar am ältesten. Es kann noch stets statt auf deutsch verwendet werden, wirkt dann aber oft komisch. Am häufigsten tritt es noch im Prädikat auf: Der Film ist in deutsch. Neue Rechtschreibung: auf DeutschIn der heute gültigen amtlichen Rechtschreibung schreibt man dagegen groß:
Aus der Schau aller beteiligten Paragrafen (§§57, 58) schreibt das Regelwerk die Großschreibung vor, weil seine Verfasser irrtümlich glauben, daß hier gar nicht das Adverb stünde, sondern dessen Substantivierung Deutsch, die sie in einem weiteren Irrtum für die Substantivierung des Adjektivs halten.
Zu allem Ärger sind die Beispiele auch noch grammatikalisch falsch; es muß korrekt heißen: Bekanntlich ist das Englische(!) eine Weltsprache. Das erklärt vielleicht, warum die Verfasser nicht wissen, daß das Substantiv Deutsch im Deutsch Deutschen nicht ohne Attribut erscheinen kann. Aber hiermit enden die Irrtümer leider nicht. Der Rat für Rechtschreibung flicht einen Gedankenkomplex von atemberaubender Falschheit. Er nimmt nämlich zudem an, daß auf deutsch auch dann großgeschrieben würde, wenn man deutsch darin für ein Adverb hielte. Sie glauben, daß es dann durch die Präposition substantiviert würde:
Mit kasusbestimmt muß das Regelwerk das meinen, was von Präpositionen abhängt, weil die Beispiele sonst nicht zu erklären wären. Darunter ist das erste übrigens wieder falsch (mit dem Englischen kommt man überall durch) oder zumindest unpassend (mit englisch [sprechen]). Die Annahme, Präpositionen oder Kasus wären Indizien für die Wortart Substantiv, spottet jeder seriösen Sprachwissenschaft. Wir schrieben sonst: für Mich, zu Uns, bis Später, auf Ewig usw. Es handelt sich hier um einen multiplen Sprachirrtum im Regelwerk, einen lexikalischen Fehler: Es wurden zwei existierende Wörter (deutsch und Deutsch) miteinander verwechselt. Die Regel ist daher ungültig, weil sie nicht zutrifft. Sie sollte nicht befolgt werden. Deutsch sprechen oder auf deutsch sprechen?Zu guter Letzt noch die Frage, worin der Unterschied zwischen deutsch sprechen und auf deutsch sprechen liegt. Dieses kann immer durch jenes ersetzt werden, denn deutsch sprechen kann sowohl bedeuten, daß jemand gerade deutsch spricht, als auch, daß er die deutsche Sprache beherrscht, wobei er im Moment darin sprechen oder schweigen kann. Welches davon gemeint ist, ergibt sich immer aus dem Kontext. Das Beherrschen meint diese Wendung nur, wenn die Frage des Beherrschens zuvor oder zugleich aufgeworfen wird.
Dagegen kann auf deutsch sprechen niemals das Grundsätzliche bezeichnen, sondern immer nur das Aktuelle. Wer auf deutsch redet, redet gerade jetzt, und zwar auf deutsch. Das kann man nur lexikalisch ändern:
Das alles gilt auch für andere Verben wie sich unterhalten oder schreiben. Zu beachten ist allerdings, daß die Präpositionalphrase zu wählen ist, wenn das Verb zudem noch ein Objekt hat.
Bei reflexiven Verben kommt es auf den Einzelfall an:
Das spricht nicht für den vermeintlich nominalen Charakter des Wörtchens deutsch, denn die Variierung der Konstruktion der Aktanten, indem das Objekt aus einem blanken Akkusativ besteht und das Adverbiale aus einer Präpositionalphrase, ist im Deutschen weit über unser Thema hinaus üblich. Auch adverbiale Genitive wandeln sich in Präpositionalphrasen, wenn zudem ein Objekt im Spiel ist. |