Kann man die gleiche ausbildung nochmal machen

Grit war verzweifelt. Sie hatte sich drei Jahre lang zur Industriekauffrau ausbilden lassen. Nach ihrer Lehre fand sie sofort einen Job. Doch sie fühlte sich nie wohl in ihrer Haut, von Anfang nicht. Sie empfand keine Freude an ihrem kaufmännischen Beruf. Sie hielt durch bis zur Abschlussprüfung, hoffte noch, dass mit der Festanstellung manches anders wird. Dies war ein Trugschluss. Der tägliche Gang ins Büro wurde immer mehr zum Horror. Dann entschloss sie sich, eine zweite Ausbildung zu beginnen.

Kann man die gleiche ausbildung nochmal machen

Es kann viele Gründe geben, der ersten Ausbildung noch eine zweite folgen zu lassen. Der gewählte Lehrberuf entspricht, wie im Fall von Grit, einfach nicht den Erwartungen. Möglich ist aber auch, dass nach der Ausbildung im erlernten Beruf keine Anstellung zu finden ist – unter anderem, weil kaum ein Lehrbetrieb jeden Auszubildenden übernehmen kann. Anderen dämmert irgendwann, dass es im ersten Ausbildungsberuf nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Leute mit beruflichem Ehrgeiz sehen sich deshalb nach Alternativen um. Daneben gibt es auch junge Menschen, denen das Lernen an sich Spaß macht und deren Motto lautet: Bildung kann es nicht zu viel geben! Bei all den unterschiedlichen Motiven für eine zweite Ausbildung steht am Ende immer die gleiche Entscheidung: umsatteln, zweiter Anlauf!

Kein BAB, aber Wohngeld
Aber ist das so ohne weiteres möglich? Um es auf eine knappe Formel zu bringen: einfach ist es nicht. Wer eine zweite Ausbildung beginnt, hat z.B. nur in seltenen Fällen Anspruch auf die sogenannte Berufsausbildungsbeihilfe (abgekürzt: BAB). Nur wenn zu erwarten ist, dass sich junge Erwachsene nach der ersten Ausbildung beruflich nicht eingliedern lassen und die Chancen gut stehen, dass dieses Ziel mit einer zweiten Ausbildung erreicht wird, kann die Bundesagentur für Arbeit der Gewährung von BAB zustimmen. Ohne dieses grüne Licht müssen Auszubildende bei ihrem zweiten Versuch allein mit der Ausbildungsvergütung vorlieb nehmen. Schlimmstenfalls müssen sie in den Ferien oder am Wochenende etwas dazuverdienen. 

Allerdings gibt es in bestimmten Situationen die Möglichkeit, Wohngeld zu beantragen. Voraussetzung ist, dass volljährige Auszubildende am Ort ihrer zweiten Ausbildung eine eigene Wohnung angemietet haben. Sie müssen außerdem nachweisen, dass ihnen kein BAB zusteht, was aber normalerweise eine bürokratische Lappalie ist. Wer noch zu Hause bei den Eltern wohnt und seine zweite Ausbildung antritt, hat Anspruch auf Unterhaltszahlungen der Eltern. Auch hier gibt es jedoch ein großes Aber. Bei einer zweiten Ausbildung besteht die Unterhaltspflicht der Eltern nur dann, wenn Erst- und Zweitausbildung in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen. 

Irren ist menschlich, das sagt schon ein Sprichwort. Nicht alles kann und muss beim ersten Versuch klappen. Du bist unzufrieden in deiner aktuellen Ausbildung und überlegst diese abzubrechen? Hast aber Angst, wie es danach weitergeht? Kopf hoch! Es gibt Wege, deine Zukunft erfolgreich zu gestalten, auch wenn du deine Ausbildung abbrechen möchtest.

Gründe für einen Ausbildungsabbruch.

Wenn du deine Ausbildung abbrechen möchtest, kann das viele wichtige Gründe haben. Lustlosigkeit und Faulheit sind natürlich keine vernünftigen Erklärungen.

Aber eventuell sind die Bedingungen im Betrieb einfach anders, als du sie dir vorgestellt hast und dir im Vorstellungsgespräch vermittelt wurden. Auch führen gesundheitliche oder private Probleme manchmal nicht daran vorbei, einen Rückzieher zu machen. In der Theorie klang der Ausbildungsberuf wie für dich gemacht? Das ist schön, du hast dich wahrscheinlich wie verrückt auf den ersten Arbeitstag gefreut. Leider sieht die Praxis oft anders als in der Vorstellung aus. Die falsche Berufswahl kann also auch ein Grund dafür sein, die Ausbildung abzubrechen.

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Ausbildung abbrechen – deine Entscheidung.

Aber verständliche Gründe hin oder her – ordne zunächst deine Gedanken. Du solltest jetzt nichts überstürzen. Du darfst bei allem nicht vergessen, dass du als Azubi gerade erst angefangen hast, den Grundstein für deine weitere Karriere zu legen.

War es nur eine blöde Situation auf Arbeit, von der du dich hast mitreißen lassen, über eine Kündigung deines Ausbildungsverhältnisses nachzudenken? Oder denkst du schon lange über einen Wechsel nach – und auch über Alternativen? Grundsätzlich solltest du einen Plan B haben, bevor du eine Entscheidung triffst! Sprich vor einem Wechsel daher am besten mit dem Betriebsrat, der Industrie- oder Handwerkskammer oder der Auszubildendenvertretung, sollte dein Betrieb so etwas anbieten.

Ziel Kündigung – deine Strategie.

Eine Ausbildung abzubrechen, ohne zu wissen, wie es weitergeht, ist keine Lösung. Viel zu groß ist die Gefahr, schon in jungen Jahren in die Arbeitslosigkeit zu rutschen und in Erklärungsnot zu geraten, wenn beim nächsten Bewerbungsgespräch die Frage nach der Lücke im Lebenslauf auftaucht.

Wichtig ist also nun, dass du die Zähne zusammenbeißt, bis du dir deinen neuen Karriereweg gesichert hast. Du hast folgende Möglichkeiten, um die du dich parallel zur Ausbildung mithilfe von Bewerbungen bemühen kannst:

  • Neuer Ausbildungsplatz
  • Praktikum oder Volontariat zur Orientierung
  • Schulbesuch für einen höheren Abschluss
  • Freiwilliges Soziales Jahr
  • Freiwilliges Ökologisches Jahr
  • Auslandsaufenthalt als Au Pair
  • Studium

Hast du eine neue Perspektive, kannst du kündigen.

Kündigung Ausbildungsverhältnis – so geht's.

Hast du eine Alternative für dein Ausbildungsverhältnis gefunden, dich erfolgreich beworben und möchtest jetzt wechseln, musst du deinem Ausbildungsbetrieb und deinem Ausbilder deine Entscheidung mitteilen und schriftlich kündigen.

Kündigung in der Probezeit.

Bist du noch innerhalb deiner Probezeit, kannst du deinen Ausbildungsvertrag fristlos kündigen. Hierfür schreibst du einen formlosen Brief und informierst deinen Arbeitgeber über die Kündigung. Dabei musst du keinen Kündigungsgrund nennen und kannst noch am selben Tag deinen Ausbildungsbetrieb verlassen. Ein Beispiel für ein formloses Schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit kündige ich mein Ausbildungsverhältnis nach § 22 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz in der Probezeit zum … (Datum).

Mit freundlichen Grüßen,

(deine Unterschrift)

(eventuell Unterschrift deiner Eltern, wenn du minderjährig bist)

Bist du bei der Kündigung noch minderjährig müssen deine Eltern mit ihrer Unterschrift der Kündigung zustimmen.

Kündigung nach der Probezeit.

Nach deiner Probezeit hast du drei Möglichkeiten, die Ausbildung abzubrechen:

  1. Du kannst fristlos kündigen.
  2. Du kannst ordentlich kündigen.
  3. Oder du vereinbarst mit deinem Betrieb einen Aufhebungsvertrag.

Fristlose Kündigung: Für die fristlose Kündigung muss als Kündigungsgrund ein schwerer Gesetzesverstoß vorliegen – entweder vom Auszubildenden oder vom Betrieb. Beispiele für einen solchen Verstoß sind zum Beispiel verspätete oder ausbleibende Ausbildungsvergütungen oder körperliche Gewalt. Solltest du als Azubi wiederum z. B. mehrmals unentschuldigt in der Berufsschule gefehlt haben, obwohl du bereits eine Abmahnung erhalten hast, dann kann dich dein Ausbildungsvertrieb auch fristlos kündigen.

Ordentliche Kündigung: Bei der ordentlichen Kündigung beträgt die Kündigungsfrist vier Wochen. Diese Art des Ausbildungsabbruchs ergibt Sinn, wenn du deine Berufsausbildung komplett aufgeben oder einen anderen Beruf erlernen möchtest.

Aufhebungsvertrag: Ist dein Ausbilder einverstanden, ist jederzeit auch ein Auflösungsvertrag möglich. Dabei könnt ihr frei vereinbaren, wann der Ausbildungsvertrag endet. Du solltest den Auflösungsvertrag aber erst unterschreiben, wenn du einen neuen Ausbildungsplatz hast und bereit bist, den Betrieb zu wechseln.

Vergiss bei deiner Kündigung aber nicht, dass du immer noch Ansprüche hast, die dein Arbeitgeber dir nicht verwehren darf. Diese sind:

  • Arbeitszeugnis
  • Arbeitspapiere
  • Auszahlung der Vergütung bis zum letzten Arbeitstag
  • Auszahlung oder Freizeitausgleich für Resturlaub und Überstunden

Tipp

Egal, für welche Variante du dich entscheidest, du musst immer schriftlich kündigen.

Deine Zukunft.

Wenn du lernwillig und motiviert bist, brauchst du nicht niedergeschlagen sein. Wenn du deine Ausbildung abbrechen möchtest, gibst du nicht auf! Du verfolgst deine Träume auf eine andere Art und nimmst dazu eine Portion Erfahrung mit. Aus allen Ereignissen der Vergangenheit, ob positiv oder negativ, lernst du. Das ist eine Bereicherung für die Zukunft. Besser du triffst zu Beginn des Berufslebens eine Fehlentscheidung als später.

Wichtig ist jetzt nur, dass du dir bewusst bist, wohin dein Weg gehen soll. Recherchiere ausreichend, um herauszufinden, über welche Stationen du an dein Ziel kommst.

Wenn du noch nicht weißt, wie es beruflich für dich weitergehen soll, dann finde es mit unserem Beruf-Check heraus!

Die beliebtesten Ausbildungs- und Studienbereiche.

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Guide.

Wenn du die Ausbildung vorzeitig beenden möchtest, haben wir dir hier nochmal ein paar Tipps als Download zusammengefasst: