In der stadt steht der thron von sirikits sohn

Salbungsrituale, eine sieben Kilo schwere Krone und Pantoffeln mit Blattgoldsohle: Die 30 Millionen Dollar teure Krönungszeremonie in Bangkok ist reich an kosmischer Symbolik. Aber die politische Zukunft Thailands ist ungewiss.

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Es ist eine langwierige Prozedur, die sich der 66 Jahre alte Monarch unterziehen muss. In ein weißes Gewand gehüllt nimmt Maha Vajiralongkorn unter einem Baldachin im Hof des Großen Palastes in Bangkok Platz. Dann wird von oben mit „heiligem“ Wasser beträufelt, fast wie in einer Dusche. Der thailändische Mönchspatriarch, der höchste Repräsentant des Buddhismus im Land, schüttet ihm aus einem Kelch noch mehr Wasser auf den Rücken. Es stammt aus den fünf wichtigsten Flüssen und vier Seen des Landes. Später setzt sich König Maha Vajiralongkorn dann noch die rund sieben Kilogramm schwere Krone auf den Kopf. Sie ist das wichtigste Stück unter den Symbolen der königlichen Macht, die er an diesem Tag überreicht bekommt. Zusammen mit dem Schwert, dem Zepter, dem Fächer und Wedel sowie den Pantoffeln mit Blattgoldsohle gehört sie zu den fünf königlichen Insignien.

In der stadt steht der thron von sirikits sohn

Till Fähnders

Politischer Korrespondent für Südostasien.

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Mehr als drei Stunden dauert am Samstag das Ritual der Waschung und Salbung und der Überreichung der königlichen Symbole. Begleitet wird es immer wieder von den Muscheltrompeten der Brahmanen-Priester und den Salutschüssen des Militärs. Bis auf die „Dusche“ findet die Zeremonie in den Thronsälen statt. Es ist ein seltener Einblick in die Innersten Säle des Palasts, den die knapp 70 Millionen Thais live im Fernsehen verfolgen können. Ihnen präsentiert sich eine Welt des grenzenlosen Reichtums aus goldenen Schreinen, Waffen und Gefäßen, meisterlichen Wandmalereien und reich verzierten Tapeten. Mit einem geschätzten Vermögen von 35 Milliarden Dollar gehört das Königshaus zu den reichsten dieser Erde. Die voraussichtlichen Kosten der Krönung werden auf gut 30 Millionen Dollar beziffert.  

Das Land befindet sich in großer politischer Unsicherheit

Die jahrhundertealten Rituale mit Elementen aus Buddhismus und Brahmanismus versprechen Kontinuität. Zum Teil gehen sie auf Rama I., den ersten der immer noch regierenden Chakri-Dynastie im damaligen Siam im Jahr 1782 zurück. Aber auch an die fast sieben Jahrzehnte dauernde Regentschaft seines Vaters Bhumibol Adulyadej will der nun zum Rama X. gekrönte Monarch anknüpfen. Dessen Krönung hatte am 5. Mai 1950 stattgefunden und damit fast am gleichen Tag. Nur wenige Tage zuvor hatte der Vater zudem seine Königin Sirikit geheiratet. Ebenso war der neue Monarch vorgegangen, als er in der vergangenen Woche seine langjährige Lebensgefährtin Suthida nach drei gescheiterten Ehen zu seiner Königin machte. Die 86 Jahre alte Königinmutter Sirikit, die ihren Sohn einst als „Don Juan“ bezeichnet hatte, war wegen Krankheit bei der Zeremonie am Samstag nicht dabei.

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Kosten: 30 Millionen Dollar : Die Krönungszeremonie in Thailand

Die Beschwörung der monarchischen Tradition kann nicht darüber hinweg täuschen, dass sie das Land an einem Punkt großer politischer Unsicherheit befindet. Seit fünf Jahren wird Thailand von einer Militärdiktatur regiert. Durch eine neue Verfassung hat sich die Armee langfristigen Einfluss auf die Politik gesichert. Die Wahl am 24. März hat bisher nicht die erhoffte Rückkehr zur Demokratie gebracht. Nicht einmal das Endergebnis steht fest, es wird frühestens am Donnerstag verkündet. Während die Junta-freundliche Partei die meisten Stimmen bekommen haben soll, reklamiert ein Bündnis mehrerer Oppositionsparteien die Mehrheit der Sitze im Parlament für sich – und damit die Regierungsverantwortung. Die junge „Future Forward Party“, die aus dem Stand die drittstärkste Kraft geworden war, wirft Regierung und Wahlkommission vor, sie wollten sie um ihren Erfolg bringen.

Ungewiss ist aber auch, welchen Einfluss das Königshaus unter seinem neuen Oberhaupt auf die Zukunft des Landes haben wird. Thailand ist seit dem Jahr 1932 eine konstitutionelle Monarchie. Aber in den vergangenen Jahrzehnten, die auch immer wieder von Wellen politischer Grabenkämpfe geprägt waren, hat die royalistische Elite das Königshaus als Machtfaktor bewusst gestärkt. Der neue König Maha Vajiralongkorn hat sie in den zwei Jahren seit dem Tod seines Vaters weiter ausgebaut. Gleichzeitig verbringt der König einen großen Teil seiner Zeit nicht in Bangkok, sondern in Bayern, in einem Anwesen am Starnberger See. In seiner ersten Äußerung sagt der frisch gekrönte König, er wolle Thailand mit „Rechtschaffenheit“ zum Wohle des Volkes regieren. Am Sonntag kann dieses Volk den königlichen Halbgott, der den Thais unter anderem als Reinkarnation des Hindu-Gottes Vishnu gilt, zum ersten Mal nach der Krönung in Fleisch und Blut sehen. Dann wird er in einer Sänfte sieben Kilometer durch die Stadt getragen. Hunderttausende werden sich dann vor ihm auf den Boden werfen.

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Quelle: FAZ.NET

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