Aus den Augen, aus dem Sinn Liebe

„Aus den Augen – aus dem Sinn!“ Die uns geläufige Redewendung bringt zum Ausdruck, dass es aufgrund fehlender Kontakte und Begegnungen oft dazu kommt, dass ein uns ansonsten vertrauter Mensch in Vergessenheit gerät. Von andern vergessen zu werden kann zu einer bedrückenden Last werden. „Keiner denkt mehr an mich!“ ist dann der Seufzer eines sich selbst überlassenen Menschen, dessen Kinder, Enkel oder Freunde wochenlang nichts von sich hören ließen.

Wie wichtig war es gerade in den zurückliegenden Monaten der Pandemie-Einschränkungen, wo persönliche Begegnungen nicht mehr möglich waren, dass liebe Menschen an uns gedacht und per Telefon, E-Mail oder Skype den Kontakt zu uns aufrechterhalten haben! Es tut uns gut und stärkt unser Selbstwertgefühl, wenn andere uns durch Kontakte und Begegnungen das Gefühl geben, dass wir ihnen nicht gleichgültig sind.

Am bedrückendsten aber ist wohl die Erfahrung, dann vergessen oder übersehen zu werden, wenn wir in Not geraten und besonders auf Zuspruch und Unterstützung durch andere angewiesen sind. Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch mit einer Frau aus der Gemeinde, deren Mann wenige Monate zuvor gestorben war. Sie klagte darüber, dass sie in der Zeit seither von keinem einzigen Mitglied aus ihrer Gemeindegruppe besucht worden war, obwohl ihr ein solcher Besuch gutgetan hätte. Mag sein, dass der Grund für solche Zurückhaltung die Verlegenheit war, wie man der Trauer eines anderen Menschen angemessen begegnet und wirksamen Trost spendet.

Wie gut ist es da, zu hören, dass Gott uns gerade dann nicht vergisst, wenn wir seinen Zuspruch und seine Hilfe am nötigsten haben.

In einem biblischen Wort lesen wir das Bekenntnis des Psalmbeters: „Der Herr dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich!“ In diesem 136. Psalm erinnert der Beter an die großen Taten und Wunder Gottes in seiner Schöpfung und der Geschichte seines Volkes Israel. Aber es gab ja nicht nur die erhebenden Momente im Leben des Volkes Israel, sondern auch die Zeiten schlimmer Niederlagen und Unterdrückung. Und doch macht Israel in den Höhen wie Tiefen seiner Geschichte stets neu die Erfahrung, dass Gottes Güte ewiglich währt. Die Güte Gottes ist wie ein roter Faden, der die Geschichte des Volkes wie das Leben des einzelnen durchzieht.

Mag sein, dass Sie auch an diesem Tag den Eindruck haben: „Niemand denkt an mich!“ Mag sein, dass Sie gerade das Gefühl des Verlassenseins bedrückt. Aber ich darf Ihnen sagen, dass Gott Sie nicht aus dem Blick verliert und Sie sich auch heute seiner fürsorgenden Liebe gewiss sein dürfen. Mag sein, dass Sie davon gerade nichts spüren. Dann halten Sie sich umso fester an diese Zusage aus Gottes Wort: Der HERR denkt an Sie und segnet Sie – auch heute!

Und wenn es dazu noch einer besonderen Begründung bedarf, dann lassen Sie sich daran erinnern, dass Jesus selbst am Kreuz die tiefsten Tiefen der Verlassenheit durchlitten hat, um uns dadurch nahe zu sein und uns die ewige Verlassenheit von Gott und Menschen zu ersparen. In einem alten Passionslied heißt es: „Hat dann auch an mich gedacht, als er rief: Es ist vollbracht!“ (Albert Knapp, „Eines wünsch ich mir vor allem andern“; Vers 2).

Was für ein großartiger Gedanke, dass wir mit unserm kleinen Leben schon in das liebende Gedenken des Gekreuzigten eingeschlossen waren!

Aus den Augen, aus dem Sinn Liebe
FOTO: foto-video studio sladja i nesa

FERNBEZIEHUNG. Kann die Liebe alles besiegen? Sogar mehrstellige Kilometerzahlen? Bedeutet aus den Augen immer auch aus dem Sinn oder ist das nur ein Test für die Liebe? Antworten auf all diese Fragen haben uns unsere Gesprächspartner anhand ihrer eigenen Beispiele gegeben.

Man sagt, dass Distanzen eine Frage des Kopfes und nicht des Herzens sind. Man sagt, dass das Schwerste die emotionale Distanz ist, aber dass man die physische Distanz irgendwie ertragen kann. Man sagt auch, dass die wahre Liebe immer einen Weg findet und siegt. Man sagt alles Mögliche, aber unsere Journalistin hat sich dieses Mal entschlossen, zu überprüfen, was Wahrheit ist und was Mythos.

In unserer dreiteiligen Serie wollten wir dem auf den Grund gehen. Alle unsere Gesprächspartner haben Erfahrungen mit Fernbeziehungen, einige positive, andere negative, und wieder andere stecken gerade mitten in dieser Erfahrung. Aber eines verbindet sie alle: der Glaube an die Liebe. Zu Beginn möchten wir euch das Ehepaar Vuković vorstellen…

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Aus den Augen, aus dem Sinn Liebe

Das mobile Zeitalter bringt viele Veränderungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation mit sich. Vieles erledigt man mit dem Smartphone, so auch die Partnersuche. Unzählige Dating-Apps helfen bei der Suche nach dem schnellen Flirt oder einer ernsten Beziehung. KOSMO stellt euch die sieben vielversprechendsten Dating-Apps vor.

Wenn die Liebe siegt

Nach ihrer Geschichte könnte man einen Film drehen. Und zwar einen emotionalen, romantischen Hollywood-Film. Alles begann in Kragujevac an der medizinischen Fakultät. Dort lernten sich Jelena und Vladimir kennen. Und der Grund war, wie so häufig, banal und lächerlich. Sie haben sich kennengelernt, weil sie es auf ihre engen Freunde abgesehen hatten. Mit dieser Absicht sind alle vier auf einen Kaffee gegangen. Die beiden anderen haben es in ihrem Unwillen kaum eine halbe Stunde ausgehalten, aber Jelena und Vladimir sind geblieben und haben bis zur Sperrstunde geredet. So begann ihre echte und ehrliche Freundschaft. Und die dauerte fünf ganze Jahre…

Aus den Augen, aus dem Sinn Liebe
Vladimir und Jelena heirateten nach 5 Jahren Fernbeziehung. (FOTO: Igor Ripak)

Vladimir sagt, dass er damals 21 Jahre alt und zu einer ernsten Beziehung noch nicht bereit war, und so eine lockere Bekanntschaft erwartete er mit Jelena. Dennoch wollte er sie nicht aus seinem Leben verschwinden lassen. Jelena war viel mit ihm zusammen, aber ihre Gefühle waren etwas mehr als nur freundschaftlich. Dennoch entschloss sie sich eines Tages, wegen ihrer Zukunft nach Wien zu gehen. Dort wollte sie ihr Glück und ein besseres Morgen finden, wie sie sagt. Und das „erschütterte“ Vladimir. Er fürchtete, sie zu verlieren, und endlich wurden sie Partner – auf Distanz. Entfernung: Wien – Kragujevac. Jelena in Wien, alleine mit allen Sorgen und Kämpfen, die jeder erfährt, der hierhergekommen ist und von Null angefangen hat. Als fertige Pharmazeutin ließ sie ihr Diplom nostrifizieren, aber der Weg dorthin war steinig. Deutsch lernen, eine Wohnung finden, die entnervende Bürokratie und Gelegenheitsjobs – daraus bestand Jelenas Leben in Wien. Vladimir blieb in Kragujevac, um sein Medizinstudium abzuschließen. Ihr kleines Paradies war Skype. Hier tauschten sie heiße Worte, tranken Kaffee, schauten Filme zusammen (über Team Viewer) und schwiegen sogar zusammen…

Das klingt süß und inspirierend, aber wie die Seele schmerzt und die Sehnsucht, brennt, wenn du die geliebte Person auf dem Bildschirm siehst und das Herz dir im Wunsch zerspringt, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen, das wissen nur Jelena und Vladimir… Das sind tausend spitze Nadeln, die eine Fernbeziehung mit sich bringt. Aber beide sind sich einig, dass eine solche Beziehung ein Vertrauens- und Gefühlstest ist. Ihr Vertrauen war aufgrund der fünfjährigen Freundschaft vor ihrer Beziehung stark, und das bezeichnen beide als Plus. „In einer solchen Beziehung musst du engagiert und auch kreativ sein“, betont Vladimir und Jelena verrät, dass sie ihm sogar Liebesbriefe geschickt hat. „Wir haben über Skype niemals Zeit mit Berichten verloren, was wer gemacht hat… Die Menschen komplizieren alles, und wenn sie sich ihrer selbst nicht sicher sind, übertragen sie das alles auf den Partner. Aber wenn man an sich arbeitet und eine Person findet, mit der es Klick macht, dann folgt die Beziehungsarbeit“, betont Jelena etwas, was eigentlich alle wissen, aber offensichtlich nicht alle umsetzen können. Die beiden sahen sich nur wenige Male im Jahr, aber sie hörten sich täglich über Skype.

Aus den Augen, aus dem Sinn Liebe
FOTO: Igor Ripak

Jelena betont, dass es in dieser Beziehung wie in jeder anderen wichtig ist, dass dich der Partner zum Lachen bringt und dass er bei dir ist, wenn es dir schlecht geht. Vladimir fügt hinzu: „In einer Fernbeziehung ist wichtig, dass man, wenn man sich hört, sich nicht beklagt, warum man gerade dann telefoniert. Man muss diesen Augenblick auch schätzen… Man muss die Beziehung vereinfachen.“ Wie sich die beiden in unserem Gespräch gegenseitig ergänzen, so ergänzen sie sich auch im Leben. Im Gespräch mit diesem Paar spürt jeder, dass es sich bei Jelena und Vladimir vor allem um eine echte Freundschaft handelt und darum auch um eine noch festere Liebe. Nach fünf Jahren Freundschaft und weiteren fünf Jahren Fernbeziehung fasste Vladimir eine Entscheidung: Umzug nach Wien. Schnell folgte eine andere, noch schönere Entscheidung: die Hochzeit. Dieses Paar hat seine erfolgreiche Fernbeziehung im vergangenen Herbst mit der Hochzeit und der Gründung eines familiären Nestes in Wien gekrönt. Während das junge Ehepaar jetzt Nachwuchs erwartet, müssen wir sie fragen, was sie jenen empfehlen würden, die noch zögern, sich auf eine solche Beziehung einzulassen.

„Man muss es auf jeden Fall versuchen, wenn man spürt, dass es das wert ist. Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Du wirst enttäuscht, aber darüber kommst du hinweg. Aber stell dir vor, du hast es nicht einmal versucht… Wir alle sind umgeben von gescheiterten Beziehungen, gescheiterten Ehen und vielen einsamen Menschen… Die Werte haben sich geändert. Und dann triffst du endlich eine Person, die zu dir passt und die dir Schmetterlinge im Bauch macht, und dann verzichtest du darauf nur wegen der Entfernung und der Vorurteile gegenüber einer solchen Beziehung“, schließt die geliebte Ehefrau und werdende Mutter Jelena und Vladimir nicht bestätigend. Und denken Sie jetzt darüber nach, ob Sie sich nicht genug Mühe geben, ob Sie Ausreden und Entschuldigungen suchen oder ob Ihre Gefühle einfach nicht stark genug sind? Überlegen Sie es sich gut, denn Jelena und Vladimir zeigen, dass die Liebe bewegt, inspiriert, motiviert und am Ende – siegt.

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