Wie wichtig sind Noten im Studium Lehramt

9. August 2021 9. August 2021

Hallo!
Ich studiere L3 und nehme ab dem kommenden (meinem zweiten) Semester mein zweites Fach Physik auf. Ich habe schon einen Bachelor in Physik und kann daher einiges von meinem alten Studium einbringen. Allerdings sind meine Noten zum Teil nicht besonders gut (da ich an der TU Darmstadt studiert habe). Daher meine Frage: wie wichtig sind die Noten eigentlich im Lehramtsstudium, insbesondere mit einem Fach wie Physik, was ja eigentlich sehr gefragt ist?
(Mir ist schon klar, je besser die Note desto besser die Chancen, aber ich hab mittlerweile schon ewig studiert und hab nur mäßig Lust, alles nochmal zu machen, auch wenn meine Noten sich dadurch voraussichtlich deutlich verbessern würden…)
Danke und LG
Lisa

Die Abschlussnote sagt mehr als tausend Worte. Für viele ist sie nach dem Studium das Ticket zum Traumjob. Doch da gibt es große Unterschiede bei den Fächergruppen.

Wie wichtig ist die Abschlussnote für Geisteswissenschaftler?

Bei Geisteswissenschaftlernnimmt die Abschlussnote eine geringere Bedeutung ein. Erste Berufserfahrung und tolle Referenzen sind in den meisten Fällen ein viel wichtigeres Auswahlkriterium. Belesene Fachidioten ohne Praktika werden sich meist den durchschnittlichen Absolventen mit einem beeindruckenden Lebenslauf geschlagen geben müssen.

Trotzdem bleibt die Zensur ein Qualitätsmerkmal. Einige Arbeitgeber werden sicherlich darauf Wert legen, insbesondere wenn sich mehrere Kandidaten auf eine Stelle bewerben. Auch wenn es um eine wissenschaftliche Karriere geht, spielt die Note eine Rolle: Für ein Masterstudium und die Promotion ist sie eine der entscheidenden Zulassungsvoraussetzungen.

  • So wichtig ist die Note: 2 von 5*

... die Abschlussnote für Informatiker?

Informatikersind schon seit Jahren so gefragt, dass sie sich keine Sorgen machen müssen, überhaupt einen Job zu bekommen. "Der Arbeitsmarkt saugt momentan alle Absolventen auf", sagt Stephan Pfisterer vom Branchenverband Bitkom. Viel wichtiger als die Note sind Soft Skills und Erfahrungen mit konkreten IT-Projekten.

Auch die Hochschule, von der ein Bewerber kommt, hat Einfluss. "Absolventen der führenden Technischen Universitäten können sich den Job quasi aussuchen", weiß Pfisterer. Natürlich gilt auch bei Informatik-Absolventen: Wer hoch hinaus will, muss auch die besten Voraussetzungen mitbringen. Ein gut dotierter Beraterjob zum Beispiel ist meist nur mit einem guten oder sehr guten Abschluss zu erreichen.

  • So wichtig ist die Note: 2 von 5*

... die Abschlussnote für Ingenieure?

In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Arbeitgeber ihre Ansprüche herunter schrauben. Davon profitieren Ingenieure– sie sind vielerorts gefragte Experten. Doch auch bei ihnen ist die Note natürlich nicht unwichtig. Denn sie sagt etwas aus. "Gute Noten sind nicht nur ein Indikator für Fachwissen, sondern auch für die Fähigkeit zur Selbstorganisation, Eigenverantwortung, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen", so Michael Schanz vom Verband der Elektrotechnik und Elektronik.

Je nach Stelle spielt das Abschlussergebnis eine große oder untergeordnete Rolle. Fachliche und soziale Kompetenzen können für manche Position notwendiger sein. Auch die Länge des Studiums hat Einfluss auf die Entscheidung von Personalern.

  • So wichtig ist die Note: 2 von 5*

... die Abschlussnote für Juristen?

Jura-Studenten müssen sich anstrengen. Denn je nachdem, wo sie später arbeiten möchten, müssen sie sehr gute Examensnoten mitbringen. Und das heißt nicht wie bei den anderen Fächern eine Eins oder Zwei. Bei Juristen reicht schon das berühmt berüchtigte Vollbefriedigend, um die Traumjobs zu ergattern.

Acht Punkte aufwärts sind Pflicht, um etwa in den öffentlichen Dienst zu kommen. Wer also Staatsanwalt oder Richter werden will, hat mit einer schlechteren Zensur keine Chance. Auch die ganz großen Kanzleien haben hohe Ansprüche an die Note ihrer Bewerber. Leichter fällt da vielleicht der Einstieg bei kleineren Kanzleien. Die Selbstständigkeit wiederum ist eine Alternative, bei der die Note keine Rolle spielt.

  • So wichtig ist die Note: 5 von 5*

... die Abschlussnote für Lehrer?

16 Bundesländer – 16 Anforderungsprofile. Die Note fällt beim Berufseinstieg von Lehrern in Sachsen anders ins Gewicht, als sie es in Hessen tut. Grundsätzlich gilt: Je besser die Note, desto höher die Chancen, an eine Stelle und damit womöglich auch an eine Verbeamtung zu kommen.

Wer sein Lehramt-Studium eher mäßig abgeschlossen hat, kann dies zum Beispiel mit Wartezeit wieder wettmachen. Punkte sammelt auch, wer sein pädagogisches Profil schärft, weil er etwa in einer Fremdsprache unterrichten kann. Deshalb rät Ilse Schaad von der Lehrergewerkschaft GEW, Zusatzqualifikationen zu erwerben: "Bei Lehrern, die Mangelfächer wie Informatik, Naturwissenschaften und Mathe unterrichten können, spielt die Note kaum noch eine Rolle."

  • So wichtig ist die Note: 4 von 5*

... die Abschlussnote für Mediziner?

Der Ärztemangel spielt Medizinstudenten derzeit in die Karten: Da viele Krankenhäuser händeringend Personal suchen, ist eine mittelprächtige Note kein K.o.-Kriterium. Viel wichtiger sind laut Magdalena Benemann vom Marburger Bund Punkte wie Auslandsfamulaturen, wo Bewerber ihr Praktisches Jahr gemacht haben oder welche sonstigen zusätzlichen Kenntnisse sie mitbringen.

Gerade in ländlichen Regionen stehen die Chancen gut. Bei Universitätskliniken sieht es allerdings schon wieder ganz anders aus. Sie haben ausreichend Bewerber. "Unikliniken wählen überwiegend die Einser-Kandidaten", weiß Benemann. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt und eine eigene Praxis aufmacht, braucht sich um seine Zensuren hingegen keine Gedanken mehr machen.

  • So wichtig ist die Note: 3 von 5*

... die Abschlussnote für Naturwissenschaftler?

An Naturwissenschaftler werden bezüglich ihrer Noten hohe Ansprüche gestellt. "Ein 'sehr gut' ist das Maß der Dinge", sagt Stephan Gilow vom VAA, dem Verband für Führungskräfte in der Chemie. Herausragende Noten sind Voraussetzung für eine gute Stelle, auch die Promotion ist bei den Chemikern schon fast Pflicht. Den Physikern hilft der "Dr." zwar weiter, ist aber nicht zwingend notwendig. In Sachen Abschlussnote müssen sie sich aber auch anstrengen.

Das richtige Fachgebiet, Praktika und ein schnelles Studium können nicht exzellenten Noten allerdings ausgleichen. "Es gibt keinen Numerus clausus für die Einstellung in der Wirtschaft", so Lutz Schröter von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

  • So wichtig ist die Note: 4 von 5*

... die Abschlussnote für Wirtschaftswissenschaftler?

Der Arbeitsmarkt bestimmt die Einstiegsvoraussetzungen: Je mehr Bewerber, je begehrter die Position, desto höher auch die Anforderungen, die Unternehmen stellen. Viele Wirtschaftswissenschaftler, die sich zum Beispiel bei den großen Unternehmensberatungen bewerben, können davon ein Lied singen. Wer bei McKinsey und Co. einsteigen will, kommt mit einer Abschlussnote unter Eins nicht weit.

Andere Branchen sind da schon durchlässiger, allerdings hängt das auch immer von der Position ab. Analysten verlangt man schon eher sehr gute Zensuren ab, im Marketing oder Vertrieb wiegt die Sozialkompetenz mehr: Kundenorientierte und kommunikative Mitarbeiter hängen introvertierte Einser-Kandidaten oft ab.

  • So wichtig ist die Note: 3 von 5*

Abschluss – und dann?

  • Welcher Job passt eigentlich zu mir? Die Antwort liefert dir der kostenlose UNICUM Jobtest, indem er deine deine Stärken und Schwächen ermittelt.

* Bewertung: von 1 (Die Abschlussnote ist eher unwichtig) bis 5 (Die Abschlussnote ist sehr wichtig).