Wie viele Krankheitstage pro Jahr normal

In Betracht kommt offensichtlich allein eine so genannte personenbedingte (hier genauer: krankheitsbedingte) Kündigung. In einem solchen Fall wird von den Arbeitsgerichten in Anlehnung an die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts eine dreistufige Prüfung vorgenommen. 1. Ist eine negative Prognose hinsichtlich des weiteren Gesundheitszustandes gegeben? 2. Sind die betrieblichen Interessen erheblich beeinträchtigt (d.h. gibt es Störungen im Betriebsablauf oder nicht unerhebliche wirtschaftliche Nachteile für den Arbeitgeber) ? 3. Vornahme einer Interessenabwägung: Führen die erheblichen Beeinträchtigungen zu einer nicht mehr hinzunehmenden Belastung des Arbeitgebers?

Ich möchte klarstellen, dass ich den Sachverhalt so verstehe, dass sich die 79 Tage der krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit allein in dem laufenden Kalenderjahr angesammelt haben und in den Jahren davor die Fehlzeiten deutlich geringer waren. In jedem Fall wird Punkt 2 vorliegend sicherlich zu bejahen sein, da die Fehlzeiten erheblich sind und es sich zudem um einen Saisonbetrieb handelt. Schwieriger wird es in Punkt 1) mit der negativen Zukunftsprognose, da es sich nicht um eine chronische Erkrankung handelt und es sich insgesamt um 5 verschiedene Erkrankungen gehandelt hat. Hierzu wären die Krankzeiten aus den Jahren davor interessant. Sollten diese jeweils 30 Tage im Jahr überschreiten, dürfte eine personenbedingte Kündigung auf jeden Fall zu rechtfertigen sein. Ansonsten wäre es aber auch nicht aussichtslos. Relativ offen im vorliegenden Fall ist das Ergebnis zu 3), da dies stets der freien richterlichen Würdigung unterliegt.

Nach alledem würde ich Ihnen empfehlen, personenbedingt zu kündigen. Gleichwohl würde ich ob des nicht ganz sicheren Ausgangs des sich hieran sicherlich anschließenden arbeitsgerichtlichen Verfahrens zu Ihren Gunsten an Ihrer Stelle einen Vergleichsvorschlag des Gerichts gut überdenken. In der vorgeschalteten Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht wird man Ihnen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Vergleichsvorschlag unterbreiten. Hier wird nicht selten eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses gegen Zahlung einer Abfindung in Höhe von einem halben Bruttomonatsgehalt je Beschäftigungsjahr vom Richter vorgeschlagen, was vorliegend einer Abfindung in Höhe von 4 Bruttomonatsgehältern entspräche.

Dr. Till Bender: Ja. Entgegen anderslautenden Gerüchten ist es dem Arbeitgeber nicht verwehrt, eine Kündigung während einer Arbeitsunfähigkeit auszusprechen.

Kann ich gekündigt werden, weil ich krank bin?

Ja. Dafür müssen aber unzumutbare Fehlzeiten vorliegen, die Zukunftsprognose muss negativ sein, und eine Interessenabwägung muss zugunsten des Arbeitgebers ausfallen. Diese drei Punkte überprüfen die Arbeitsgerichte.

Wie oft darf ich krank sein, ohne dass mein Arbeitsplatz gefährdet ist?

Hier gilt, dass der Arbeitgeber bis zu 30 Fehltage pro Jahr hinnehmen muss. Ist der Beschäftigte mehr als 30 Tage (also 6 Wochen) im Jahr krank, so gilt dies grundsätzlich als unzumutbar.

Wann muss ich mit einer Kündigung rechnen?

Die Gerichte prüfen immer die letzten drei Jahre vor der Kündigung. War der Beschäftigte in drei Jahren immer mehr als 30 Tage krank, so droht eine Kündigung. Hier spricht man von häufigen Kurzerkrankungen. Mit einer Kündigung rechnen muss man außerdem, wenn eine dauerhafte oder lang anhaltende Arbeitsunfähigkeit vorliegt.

Was bedeutet negative Zukunftsprognose?

Die Gerichte prüfen bei einer krankheitsbedingten Kündigung, ob wegen des Gesundheitszustandes des Beschäftigten auch in Zukunft damit gerechnet werden muss, dass dieser mehr als 6 Wochen im Jahr wegen Krankheit ausfällt. Muss mit unzumutbaren Fehlzeiten gerechnet werden, liegt eine negative Zukunftsprognose vor. Ist jemand lange Zeit krank, kommt es darauf an, ob mit einer Genesung zu rechnen ist und/oder ob er seine Arbeit noch ausüben kann.

Was spielt bei der Beurteilung der Prognose eine Rolle?

Hier spielen vor allem Art und Häufigkeit der Krankheiten eine Rolle. Hat man einen Unfall oder wird zum Beispiel der Blinddarm entfernt, so kann oder muss hier davon ausgegangen werden, dass es nicht noch mal zu einem Ausfall kommt. Ist jedoch ein Beschäftigter immer wieder wegen der gleichen Sache arbeitsunfähig, so liegt nahe, dass eine chronische Krankheit vorliegt, die immer wieder zu Arbeitsunfähigkeit führen wird.

Müssen schwere Krankheiten vorliegen?

Nein. Es kann auch eine Kündigung rechtfertigen, wenn ein Beschäftigter über das Jahr verteilt immer wieder mehr als 6 Wochen wegen einer Bronchitis oder Rückenschmerzen ausfällt und so daran gehindert ist, seine Arbeit auszuüben.

Wie beurteilt das Gericht meinen Gesundheitszustand?

Dem Gericht muss immer eine Aufstellung der Krankenkasse über die Arbeitsunfähigkeitszeiten der letzten drei Jahre vorgelegt werden. Diese muss die Diagnosen angeben. Das Gericht kann dann Stellungnahmen der behandelnden Ärzte einholen. Sollte sich die Prognose dann nicht beurteilen lassen, kann ein medizinisches Sachverständigengutachten eingeholt werden.

Was spielt bei einer Interessenabwägung eine Rolle?

Hier kommt es auf Seite des Arbeitgebers darauf an, ob und welche Probleme dabei auftreten, um den kranken Beschäftigten zu ersetzen. Außerdem darauf, wie hoch die Kosten der Entgeltfortzahlung sind. Auf Arbeitnehmerseite berücksichtigen die Gerichte immer besonders, wie lange ein Arbeitsverhältnis bestanden hat. Je länger die Beschäftigungsdauer ― und damit auch je älter der Betroffene ― umso mehr Rücksicht wird vom Arbeitgeber verlangt. Wichtig ist auch, ob ein betriebliches Eingliederungsmanagement durchgeführt wurde.

Was ist ein betriebliches Wiedereingliederungsmanagement?

Sind Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig, muss der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat (bei schwerbehinderten Menschen außerdem mit der Schwerbehindertenvertretung) die Möglichkeiten klären, wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann. Hält sich der Arbeitgeber daran nicht, so ist die Kündigung zwar nicht direkt unwirksam, es findet aber Berücksichtigung bei der Abwägung der Interessen.


Info: IG Metall-Mitglieder werden vor den Arbeits- und Sozialgerichten bei Bedarf kostenlos von Juristinnen und Juristen der DGB Rechtsschutz GmbH vertreten. Erste Anlaufstelle bei Problemen ist die IG Metall vor Ort. Weitere Informationen dazu hier.

Wie oft kann man im Jahr krank machen?

Wie oft darf ich krank sein, ohne dass mein Arbeitsplatz gefährdet ist? Hier gilt, dass der Arbeitgeber bis zu 30 Fehltage pro Jahr hinnehmen muss. Ist der Beschäftigte mehr als 30 Tage (also 6 Wochen) im Jahr krank, so gilt dies grundsätzlich als unzumutbar.

Wie oft ist es normal krank zu werden?

Durchschnittlich zwischen zwei bis fünf Erkältungen jährlich deuten bei erwachsenen Menschen auf keine außergewöhnliche Immunschwäche hin, bei Kindern gelten bis zu acht „kleine Infekte“ (wie z. B. Erkältungen, Mandelentzündungen oder Magen-Darm-Infekte) als normal.

Wie oft krank im Jahr normal Erwachsene?

Wie viele Infekte pro Jahr gelten als normal? Generell werden bei Kleinkindern bis zu acht Infektionen pro Jahr als normal angesehen, bei Erwachsenen hingegen sind es zwei bis fünf Erkrankungen.

Was passiert wenn man zu oft krank ist?

Wenn Sie also längere Zeit oder oft krank geschrieben sind, oder Sie sogar eine chronische Krankheit an der Ausübung Ihres Jobs hindert, droht Ihnen die Entlassung. Krank durch Grippe: Medizinische Gesellschaft rät dringend zur Impfung - vor allem Ältere sollten die Warnung ernst nehmen.