Wie ist Michael Mittermeier zu Musik gekommen?

Phaser:
Hallo Michael, zun�chst m�chten wir dir erst einmal im Namen von U2tour.de unsere besten Genesungsw�nsche �bermitteln. Wir haben von deinem Unfall neulich bei den Proben geh�rt. An dieser Stelle also die erste Frage: Wie geht es dir heute und was ist eigentlich genau passiert?

Michael Mittermeier:
Ja, das war Donnerstag. Joah es zieht, aber es bleiben keine Sch�den. Also, doch ... die Rippen. Ich hab nicht mal gro� an den B�ndern Probleme. Es ist einfach hier an den ganzen Ober- und Unterschenkeln. Das ist sehr geprellt. Oben ist alles gezerrt. Die Aduktoren und so�n Schei� - so wie beim Fu�baller halt (grinst) Aber es geht zu spielen. Also ich mach jetzt halt drum herum weniger und geh nach der Show gleich ins Bett.

Phaser:
Auch Bono von U2 ist ja schon das ein oder andere Mal von der B�hne gefallen und hat 1987 sogar schon mal einige Konzerte mit Arm in Gips gespielt. Wie handhabst du so was? Spielen in jedem Fall so lange man noch irgendwie stehen kann? Oder bist du eventuell sogar durch so ein Handikap zus�tzlich motiviert?

Michael Mittermeier:
Normalerweise ja! H�chstens du hast irgendwas wo du wei�t, wenn ich jetzt eine Stunde stehe hab ich einen echten Folgeschaden und der sorgt daf�r, dass ich nie wieder aufstehen kann. Aber normalerweise gehst du immer hoch. Egal was ist. Egal wie schlecht es einem geht. Meistens ist es ja auch so, wenn es dir richtig schei�e geht und du gehst hoch, dann ist das Adrenalin ja gut f�r dich. Das Adrenalin ist ja das Beste was du f�r deinen K�rper machen kannst. Und in so fern ... Einmal bei einem Schl�sselbeinbruch hab ich zwei Shows nicht gespielt, war aber dann nach ein paar Tagen wieder oben auf der B�hne.

Phaser:
Seit wann bist du eigentlich genau U2 Fan? Oder lass mich anders fragen: W�rdest du dich �berhaupt als echt dicker U2 Fan bezeichnen?

Michael Mittermeier:
W�rde ich schon sagen. Das ist meine Band. Du hast immer EINE Band im Leben. Bei mir ist das halt U2. Und das wird auch immer so bleiben. Das geht auch nicht weg. Das ist jetzt auch nicht so, dass man jetzt sagt, diese Platte war weniger gut oder die war nur "na ja". Entweder man hat eine Band oder man hat sie nicht. Ich kann es nicht mehr genau sagen ... aber es war glaube ich 1980 oder 1979 oder so ... relativ fr�h eigentlich.

Phaser:
Also im Prinzip als die Band hierzulande noch total unbekannt war und nur echte Freaks sie bereits kannten?

Michael Mittermeier:
Ich wei� auch gar nicht mehr warum oder so ... Ich habe die glaube ich irgendwo auf MTV gesehen oder ich habe die Platte irgendwoher bekommen oder geh�rt. Aber ich war relativ fr�h dran. In unserem Ort kannte die irgendwie gar keiner. Da war ich der erste (stolz drein blickend) Das war dann so: "Schei� Name! Ist doch ein Flugzeug!" Ich mochte es sehr gerne und bin irgendwie immer dabei geblieben. Keine Ahnung warum, aber die hatten eine Kraft, die damals bemerkenswert war.

Phaser:
Warum war diese Kraft f�r dich so besonders? Was war die Initialz�ndung?

Michael Mittermeier:
Die Songs, welche nat�rlich gleich am Anfang am meisten Eindruck hinterlassen hatten, waren die Songs von der "War". "Sunday Bloody Sunday" oder so ... die Kraft, die da drin war, die war einfach echt Wahnsinn. Es hat dann einfach gleich irgendwie Klick gemacht und nie wieder aufgeh�rt. Und es ist im Prinzip wie beim Fu�ballverein: Du kannst einfach nur einen Verein haben.

Phaser:
Wie lief das denn damals eigentlich genau w�hrend der "Joshua Tree" Tour ab? Ich meine, du warst ja damals beim Konzert in M�nchen der gl�ckliche Zuschauer, dem die Ehre zu Teil kam, von Bono bei "People Get Ready" zu sich auf die B�hne gerufen zu werden.

Michael Mittermeier:
Joah, ich hab mich gemeldet und mein Kumpel hat mich von hinten hochgehoben - damit ich ihm ein bisschen gr��er erscheine ... weil ich bin nicht der gr��te (grinst) ... und dann hat er mich angeguckt und keine Ahnung - es sollte wohl so sein an dem Tag.

Phaser:
Also einfach Gl�ck?

Michael Mittermeier:
Ich wei� es nicht - ich glaube im nach herein nicht mehr an Gl�ck. Weil so mit der Wiederkehr nach 14 Jahren fast schon irgendwie auf den Tag genau. Da w�rde ich schon gar nicht mehr von Zufall sprechen. Ich glaub inzwischen schon, dass es einfach so sein sollte! Es ist passiert und scheinbar war ich gerade in diesem Moment gut bei mir und �hm ... dann kam das einfach.

Phaser:
Konnte sich Bono denn bei der Wiederkehr etwa auch noch an dich erinnern? Er gilt ja im Alltagsleben als sehr vergesslich und ... na ja ... als sagen wir mal "etwas in der Gegenwart lebend".

Michael Mittermeier:
Also als die dann in der Waldb�hne gespielt hatten, da war es so, dass die vorher noch mal von irgendjemandem das Bild von damals bekommen hatten. Wir hatten zu der Zeit damals f�r ein Projekt mal U2 angefragt.

Phaser:
Das war damals bestimmt Mittermeier and Friends?

Michael Mittermeier:
Ja ja, genau ... und ich dachte "Probier�s halt mal! Mehr wie absagen k�nnen sie nicht!". Ich hatte damals ja auch einen Aufruf �ber MTV gestartet. So "Hallo Bono, wenn du mich h�rst...!" und lauter so Schei� gemacht. Ich glaub mir war auch einfach klar "Das wird eh nichts!". Aber sch�n war dann, dass ich dadurch dann den eigentlichen Kontakt zur Plattenfirma bekommen hab. Die haben denen das dann relativ kurz vor dem Konzert geschickt und dann waren wir noch mal wegen irgendetwas anderem in Kontakt. So kam das halt. Als ich dann auf der B�hne war hat der McGuinness (Anmerk. U2tour.de: U2�s Manager) die ja noch mal extra rausgeholt und gemeint "H�rt euch das mal an! Die jubeln!". Die haben nicht geglaubt, dass das funktioniert. McGuinness hatte eigentlich nur zugestimmt, weil der Voract wegen technischer Probleme ausfiel und sonst kein anderer Act kurzfristig zur Verf�gung stand.

Phaser:
Stimmt! Es war ja an dem Tag auch sehr schwer am regnen und das Konzert stand auf Grund der Witterungsbedingungen ja auch kurz vor der Absage. Es war ja bis zu letzt unklar, ob es unter diesen Bedingungen wirklich stattfinden konnte.

Michael Mittermeier:
Ja genau! Die Vorband ist deswegen ja auch ausgefallen. Deswegen waren die alle leicht unter Panik. Als es dann so gut mit mir geklappt hatte, kam Bono danach begeistert zu mir, dann hatte er sich auf einmal erinnert, dass die anderen gesagt hatten: "Das ist der, von dem wir die Fotos von damals bekommen haben!". Dann kam er und meinte (imitiert Bono�s Stimme) "It�s unbelievable - What a story!". War an sich ein sch�ner Moment. Er hat sich zumindest - was ich bemerkenswert fand - an mich erinnert (stolz anmerkend) Wir sind dann ja einen Monat sp�ter - da war ich eingeladen - beim Slane Castle Konzert gewesen. Da hat er sich dann dran erinnert. Das war dieses Konzert, welches sie zum Abschluss der Europa-Tour gemacht hatten. Da gab es danach eine gro�e Party in dem Clarence Hotel, wo nach dem zweiten Konzert dann noch der Tour-Abschluss gefeiert wurde. Da bin ich dann zu Bono hin. "Hello Bono, do you remember me?" und er meinte dann "Of course, yeah." und er hat sich erinnert, dass ich der Comedian war, welcher in Berlin gespielt hatte. Fand ich sehr bemerkenswert. Aber wenn er�s nicht gemacht h�tte, w�re es auch okay gewesen (schmunzelt) Die haben was anderes im Kopf. Mir geht es ja auch so: Ich treffe jeden Abend gut 40 Leute. Das ist einfach wirklich so, dass es normal ist, dass du sie vergisst. Du hast einfach zu viele Menschen um dich herum. Du hast ein "zu viel" an Menschen, die du in zu kurzer Zeit siehst. In dem Moment, in dem du einen siehst, da ist der auch schon wieder weg. Das tut mir auch oft Leid, wenn ich Leute dann sp�ter nicht wieder erkenne. Ich sag auch oft "Tut mir Leid", aber es geht einfach nicht anders. Es sind zu viele. Bei denen ist es ja nun noch eine ganz andere Welt. Die haben keine 40, die haben Zehntausende.

Phaser:
Sag mal, welche U2 Konzerte hast denn du bisher eigentlich selbst live gesehen?

Michael Mittermeier:
Also ich habe vier gesehen. Das erste war 1984 oder so ... da waren die am N�rburgring. Das war die "Unforgettable Fire" Tour. Da sind wir hochgefahren ... ein Kumpel und ich mit dem Auto. Das war, da kann ich mich noch dran erinnern ... da sind wir dann danach noch an den Chiemsee gefahren, weil geiles Wetter war, und sind dann eine Woche lang gar nicht mehr nach Hause gefahren. Das war mein erstes Konzert glaube ich.

Phaser:
Was w�rdest du denn sagen, welcher Song dein Lieblingssong ist? Und wie steht es mit deinem Lieblingsalbum bzw. gibt es da �berhaupt eins?

Michael Mittermeier:
Das ist ganz schwierig irgendwie. Bis Ende der 80iger war�s irgendwie ... da bin ich immer zwischen der "War" und der "Unforgettable Fire" hin und hergeschwankt. Obwohl "Joshua Tree" auch ein Wahnsinnsalbum war. Aber irgendwie bin ich mit den anderen Alben rein gekommen. Deshalb finde ich auch gerade das aktuelle Album so geil. Das h�ngt so zwischen ... das h�tte eigentlich an der "Unforgettable Fire" anschlie�en k�nnen. Und deswegen finde ich das aktuelle eigentlich ein ziemlich geiles Album. Es gab viele Leute, die gesagt haben, das ist wieder nicht so gut wie die "All That You Can't Leave Behind". Ich find das nicht, ich find es grandios. Ich mochte es sofort vom ersten H�ren ab.

Phaser:
Also w�rdest du auch nicht den Thesen folge leisten, die viele andere Fans derzeit propagieren: Die Band wiederholt sich jetzt auf einmal selbst und verkauft sich? Es gab ja viel negative und stellenweise wirklich bitterb�se Kritik. Auch bei uns im U2-Forum waren die Stimmen stellenweise sehr kritisch - insbesondere zu der These, die Band w�rde sich jetzt selbst verkaufen. Es wurde ja speziell f�r die Fanclub-Mitglieder ein Sonderkartenvorverkauf gemacht und nachher gab es dann gar keine Karten mehr f�r die Fans, da sich zuvor die Schwarzh�ndler bereits kr�ftig eingedeckt hatten. Einige Fans waren da sehr sauer, da man zuvor 40 USD Fanclub-Geb�hr bezahlen musste, um �berhaupt die M�glichkeit zu haben an diesem Sondervorverkauf teilzunehmen. Und das nur weil sich die ganzen Schwarzh�ndler aus wirklich arg dubiosen Quellen bereits alle mit ausreichend Karten eingedeckt hatten. Du hattest ja auch mal �hnliche Probleme. Was ist deine Meinung wenn du so etwas h�rst?

Michael Mittermeier:
Da kannst du einfach nirgends was gegen machen. Das ist halt irgendwie ... die Schwarzh�ndler werden einfach immer schlimmer. Das Problem ist: DU SELBST kannst gegen sie einfach nicht vorgehen. Das ist ja bei uns auch so eigentlich. Da gibt es Leute, die verkaufen 100 oder 200 Tickets. Ich mein ... wir wissen ja zum Teil auch WIE die das machen: Da ist ein Schwarzh�ndler, der engagiert sich ein paar Helfer, denen gibt er ein bisschen Kohle und den Auftrag die Karten zu kaufen. Die kaufen dann die Karten, liefern sie ab und der Typ verkauft die dann sp�ter teuer. So funktioniert das bei vielen. Und du kannst nicht gegen die vorgehen. Das ist scheinbar legal solange er das auch ordentlich versteuert. Das einzige was du machen kannst ist, denen die Steuerfahndung auf den Hals zu schicken. Das haben wir jetzt bereits schon zweimal gemacht. Ob das jetzt erfolgreich ist oder nicht. Aber das ist das einzige, was scheinbar m�glich ist.

Phaser:
Vor allem wenn sie im Ausland sitzen kommt man ja eigentlich nur schwer bis gar nicht an die Leute juristisch ran.

Michael Mittermeier:
Die meisten von denen tun das sogar. Also wir haben einen in M�nchen. Das ist so eine richtig miese Sau (blickt angewidert beim reinen Gedanken an die Person) Der versteuert aber ganz normal. Der hat sogar mal Leute zu mir zum Auftritt geschickt und die haben dort dann Zettel verteilt. Aber den haben wir dann auch - sagen wir mal "sehr unsanft" - hinausbef�rdert (lacht schelmisch).

Phaser:
Okay, jetzt mal ein ganz anderes Thema: Saturday Night Live, vor zweieinhalb Jahren! In wie weit hattest du da eigentlich wirklich Einfluss auf die Tracklist der ver�ffentlichten DVD?

Michael Mittermeier:
Ich habe sie komplett selber zusammengestellt.

Phaser:
Das war also von vorne bis hinten dein Baby?

Michael Mittermeier:
Sonst h�tte ich das nicht gemacht. Ich hab eh nie im Fernsehen selber was gemacht. Ich habe das somit immer mehr als ein "Special" gesehen. Ich h�tte sogar lieber nur zwei oder drei Folgen gemacht. Es war also alles von mir selbst "handverlesen".

Phaser:
Es freut uns zu h�ren, dass hier nicht alles immer auch gleich Retorte ist. Was macht denn U2 in deinen Augen ganz besonders? Vielleicht kannst du dazu einfach nur so mal einen Satz sagen - so fern man es �berhaupt in einem Satz beschreiben kann.

Michael Mittermeier:
Also ich sage sie haben eine unheimliche Kraft als Band live auf der B�hne wie aber auch in der Konserve. Es ist aber auch eine Kraft, die parallel auch mit den Texten einhergeht. Sie wirkt also von beiden Seiten ein und das ist halt schon irgendwie bemerkenswert. Okay, die einen sagen halt "�hh, der Bono ist ein Prediger!" und ich sag halt "Der hat wahnsinnig geile Texte geschrieben - und das schon immer!". Gerade das hat mich immer beeindruckt ... und die Musik ist halt einfach knackegeil. Das ist halt so richtig "voll auf die M�tze".

Phaser:
Da m�chte ich dann gleich nachhaken, auch bezugnehmend auf deine eigenen Benefizprojekte. Also Bono wird ja irgendwo geliebt und gleichzeitig auch gehasst. Er polarisiert vor allem wegen seiner Benefizprojekte. Gerne bezeichnet er sich selbst sogar als "the fucker with the white flag". In wie weit respektierst du sein soziales Engagement? Sagst du auch an einigen Stellen, er sollte es nicht �bertreiben, da seine Glaubw�rdigkeit dann leidet? Das ist ja auch so ein klassischer Kritikpunkt, welcher von einigen Fans immer mehr ge�u�ert wird. Sie sagen, er sei inzwischen nicht mehr glaubw�rdig. W�rdest du sagen, es ist eine coole Sache was er da macht und wie er sich engagiert?

Michael Mittermeier:
Also ich finde ihn glaubw�rdig - weil er macht das was er f�r sich glaubt tun zu m�ssen. Und mal ganz ehrlich: alle, die ihn mehr kennen, stecken aber nicht in seiner Haut. Keiner isst sein Fr�hst�ck am Morgen, keiner geht mit seinen Kindern umher, und keiner macht die Arbeit, die er macht. Seine Gedanken bringen ihn zu dem was er macht und das ist auch gut so. Dass so was andere nicht m�gen oder die sagen "Hach, der verdient so viel Geld und nun engagiert er sich sozial". Also Moment mal? Darf man sich nur engagieren, wenn man kein Geld verdient? Er sammelt ja nun auch wirklich viel Geld. Da kommt halt auch was rein. Er schafft auch Werte. Man kann sagen was man will. Er war doch damals bei diesem Gipfel? Wo war er denn da? Ach ja, in Genua. Ich mein er ist immerhin in den Nachrichten abends. Also 20 Uhr abends im Fernsehen. Er schafft da Werte. Was willst du mehr?

Phaser:
Und seine Worte finden immerhin inzwischen auch das Geh�r von wichtigen Pers�nlichkeiten wie Bill Gates oder George W. Bush.

Michael Mittermeier:
Ja, ich glaube man macht sich es einfach zu leicht, wenn man einfach sagt "Jaaa, dann redet er jetzt mit George W. Bush und das ist ja alles sowieso nur abgesprochen damit es gut f�r das Image beider kommt!" Also nein, da muss man auch erst einmal hinkommen. Weil, es ist halt auch schon nicht so einfach. Ob der da nur gute Dinge macht oder nicht, das ist auch letztendlich nicht in meinem Erm�chtnis dies zu werten und zu sagen das ist "Bl�d" und "Schei�e". Also wen es st�rt, der soll es halt bleiben lassen. Der soll sich dann halt auch 'ne andere Band suchen. Ich mein, der soll halt zu Guns�n Roses gehen oder so (abwertend blickend) Da bin ich auch ganz schmerzlos. Das ist wie bei mir: Es gibt Leute, die mich f�r das was ich mache w�st beschimpfen.

Phaser:
Warum?

Michael Mittermeier:
Ach, vor allen Dingen in den letzten eineinhalb Jahren. Weil seitdem die Gangart einfach ein bisschen h�rter geworden ist. Das Programm ist deutlich politischer geworden. Ich trag sicherlich noch mehr vorne herum und das st�rt manche Leute. Und da beschweren sich dann auch einige. Eine Mutter hat mich erst vor zwei Tagen in meinem G�stebuch beschimpft. Es w�re das letzte was ich da machen w�rde und das w�re frauenverachtend.

Phaser:
Also bist du jetzt auch Opfer des Harald-Schmidt-Effekts, dass Leute zwischen dir auf der B�hne und dir als Privatperson keinen Unterschied mehr machen?

Michael Mittermeier:
Na ja, sie hat mein Programm im Fernsehen mit ihrem 6-j�hrigen Sohn geguckt. Und ich sei ein schei� Vorbild f�r Kinder und na ja ... dann ist sie halt f�r mich auch keine gute Mutter. Weil, wenn mein Kind 6 Jahre alt ist, dann darf es auch nach 22 Uhr kein Fernsehen gucken. Das merkt die scheinbar gar nicht. Aber das ist halt so: Wenn du dich weit raus lehnst, kriegst du es auch zur�ck. Aber das ist auch okay so. Damit kann ich leben.

Phaser:
Da gebe ich dir recht. Das sehe ich pers�nlich auch so. Man muss halt nur ruhig schlafen k�nnen, oder? Du kannst nicht jeden gl�cklich machen und es ist erst mal wichtig mit sich selbst zufrieden und vor allem im reinen zu sein.

Michael Mittermeier:
Fr�her war ich manchen zu sehr "Weichei" und jetzt geht es manchen in meinem Programm halt an das, was sie m�gen oder an die Partei, die sie w�hlen, oder an ... keine Ahnung ... wenn du was �ber den Papst machst. Also bisher habe ich (klopft auf den Tisch) noch nie in 20 Jahren Tour irgendeinen Skandal gehabt oder wegen irgendeiner Skandalmeldung einen Zuschauer k�dern m�ssen. Und das zeigt, dass das was ich mache kein Skandalschei� ist, sondern ich bin nur sehr ehrlich und in manchen Dingen auch nur h�rter geworden. Das ist der Zeit aber auch angemessen. Das ist auch gut so!

Phaser:
Also ist deine Philosophie durch Qualit�t zu �berzeugen und nicht durch Skandale?

Michael Mittermeier:
Also glaube ich! Und wer es nicht nehmen will? Ich habe �berhaupt kein Problem, wenn es Leute gibt, die sagen "H�re ich mir nicht mehr an!". Als ich die anderthalb Jahre Auszeit genommen habe, haben mir viele geraten dies nicht zu machen. Sie warnten mich davor, dass die Leute nicht mehr wieder kommen und so und hmm ... dein Zenit ist dann �berschritten und der Markt geht weiter und so was. Dann habe ich immer gesagt: Jeder der von mir weg geht, nur weil ich einfach anderthalb Jahre mal nix mache, der soll das auch tun. Ich w�rde ihn dann auch sonst nicht wirklich davon abhalten k�nnen. Wenn einer nur deswegen meine Nummern nicht mehr h�ren mag, nur weil ich ein Jahr nicht im Fernsehen bin ...

Phaser:
... auf den kann man dann eh verzichten, oder?

Michael Mittermeier:
Ich kann dem nicht helfen! Das ist nicht mein Bier und da bin ich sehr entspannt.

Phaser:
Bono selbst sagt st�ndig, die Band erfindet sich jedes Mal. U2 m�chten ja auch immer neue Fans erschlie�en und riskiert dabei durchaus den Verlust von alten Fans. U2 scheinen ein gro�es Interesse daran zu haben stets neue M�rkte zu erschlie�en. Als eine der wenigen gro�en Bands haben sie eine st�ndige Fluktuation - das ist ja nicht so wie bei den Rolling Stones, wo eigentlich immer die gleiche Zielgruppe steht.

Michael Mittermeier:
Diese jungen Leute da bei der Elevation Tour ... da waren wahnsinnig viele junge Leute. Ich war echt �berrascht. Ich dachte mir so: Da sehen wir jetzt alle die, wo wir schon seit zehn oder 20 Jahren hier sehen und diese neuen. Ich find das macht auch die Band aus. Sie haben immer experimentiert. Dann wurden sie mal wieder gescholten, nur weil wieder das Album nicht so war wie alle erwartet haben oder es ihrer Meinung nach h�tte sein m�ssen. Sie geben sich aber wenigstens immer wieder das Risiko auch mal zu sagen "Vielleicht sind wir einen Schritt zu weit gegangen!". Im Grunde ist das Album "Achtung Baby" doch das meistkopierte Album der ganzen Musikgeschichte. Es ist so! Das muss man einfach mal so sagen. Da k�nnen sich echt alle Indie-Bands, die jetzt das Maul aufrei�en gegen�ber einer Band wie U2 mal zur�ckhalten. Alle Indie-Bands haben da abgekupfert. Es gibt keine Band, die es nicht gemacht hat. Der ganze Brit-Pop und so ein Schei�. Blink und Blah. Selbst Industrial und wir qu�ken in ein Megafon und singen dabei - alles abgekupfert von der "Achtung Baby".

Phaser:
"Zoo Station" und "The Fly" w�ren ja mal zwei Beispiele, bei denen U2 bei einigen Fans f�r so einen richtigen Kulturschock gesorgt haben? U2 goes Industrial.

Michael Mittermeier:
Ja, da war einfach alles drin. Ein Meilenstein der Musikgeschichte. Und ... �hm ... f�r dieses Album sind sie im �brigen ganz viel gescholten worden. Ganz viel.

Phaser:
Ja, aber weil sie sich eben neu erfunden haben und die alten Fans nicht bereit waren es zu akzeptieren, dass die Band jetzt keine Kopie von "The Joshua Tree" gemacht hat!

Michael Mittermeier:
Ja, und auch viele Leute von au�en: Das ist ein grandioses Album, welches mehr Musiker beeinflusst hat, wie wahrscheinlich alle anderen Alben zusammen. Keine Ahnung! Und �hm ... die experimentieren ja immer rum. Man muss das ja auch dem K�nstler zugestehen so etwas zu machen. Wenn es nicht weiter geht, dann, dann s�uft er ab, dann stirbt er. Wir stecken alle nicht in denen drin. Es steckt auch keiner bei mir drin. Bei jedem Programm versuche ich also was neues zu machen. Wenn Leute dann sagen "Des gef�llt mir aber nicht so wie damals Zapped, weil damals die Enterprise viel lustiger war". Dem sag ich: "Ja gut, dann kauf dir die Zapped und sei gl�cklich damit!" Ich kann denen anders wirklich nicht helfen. Weil, das ist mein Leben, was ich da auf der B�hne verbringe. Und Bono und die Jungs, bei denen ist das genauso. Und das ist ihr Leben und das m�ssen sie auch so leben, wie sie es leben wollen. Und wenn du es jedem recht machen willst, das geht einfach nicht.

Phaser:
Ist Bono in deinen Gedanken mit seiner wei�en Flagge eigentlich noch nie ein Objekt f�r dein Programm gewesen? Harald Schmidt hat ja nun auch bereits �fters U2 und vor allem Bono m�chtig auf die Schippe genommen - vor allem �brigens wegen seines sozialen Engagements.

Michael Mittermeier:
Harald kennt sich aber da auch zu wenig aus. U2 ist nicht seine Musik, Harald hat Ahnung von so ca. 95% was auf diesem Erdball abgeht (respektvollverneig) aber von richtig guter Rockmusik glaub ich hat er nicht so viel Ahnung.

Phaser:
Also du w�rdest U2 nie auf der B�hne auf die Schippe nehmen und ihr soziales Engagement karikieren?

Michael Mittermeier:
Also ich w�rde es machen, aber nur wenn mir auch was einf�llt. Aber ich w�rde mich nicht hinsetzen und sagen "Jetzt schreib ich was, weil ich unbedingt U2 verarschen will". Ich schreibe auch ganz anders. Ich schreibe generell anders. Ich schreib, was mir einf�llt und mich anspringt. So ein aktuelles Thema wie z. B. die Papstwahl. Ich schreibe immer dann, wenn mir was einf�llt. Es bringt mir nichts, wenn ich eine lausige Nummer mache. Das ist glaube ich das Problem von vielen Comedians, weil sie auf Teufel komm raus irgendwas machen wollen, nur weil es gerade irgendwie "In" ist. Dann kommt meistens nur was schlechtes raus und das macht dann auch keinen Sinn.

Phaser:
Michael, kennst du eigentlich �berhaupt die amtlichste deutsche Webseite �ber deine Lieblingsband? Ich rede jetzt von U2tour.de?

Michael Mittermeier:
Ich bin generell nicht der gro�e Surfer. Das muss ich hier mal zugeben. Ich schaffe es gerade so eben mal meine eigene Homepage zu machen und hier mal das Tourtagebuch zu updaten. Aber irgendwie bin ich nicht der gro�e Surfer. Wenn ich da noch irgendwie eintauchen w�rde, w�rde ich glaube ich gar nichts mehr geregelt bekommen. Von daher kenne ich die Seite bisher leider nicht.

Phaser:
Wirst du dieses Jahr auch auf ein U2 Konzert gehen?

Michael Mittermeier:
Ja, Berlin und M�nchen. Die beiden wohl.

Phaser:
Gehst du dann in den Innenraum oder bevorzugst du den VIP-Bereich? Kannst du dich �berhaupt noch im Innenraum sehen lassen ohne dass dich w�hrend des Konzerts alle Leute anquatschen und von dir Autogramme wollen?

Michael Mittermeier:
Also zu Konzerten, die ich wirklich sehen will, da geh ich auch in den Innenraum. Es ist ja komisch. Wei�t du, die Leute die dann im Grunde schimpfen, dass die so genannten Promis sich zu gut sind, das sind meistens die ersten, die dich dann fotografieren sobald du im Konzert bist und im Innenraum stehst. Es ist halt traurig. Bei Rock im Park oder so Konzerten, da bin ich halt bewusst in die Mitte gegangen - also nicht vorne in den abgesperrten Bereich. Das vor allem, weil ich es h�ren wollte. So Santana und Lenny Kravitz und solche Acts. Dann hast du da aber so einen Vollidioten (angewidert), der neben dir steht und dich wirklich 20 Minuten lang mit der Videokamera von der Seite filmt - und das aus einem Abstand von eineinhalb Metern. Das find ich impertinent, respektlos und einfach f�r�n Arsch.

Phaser:
Da k�nnte man doch eigentlich sagen: Bist deppert?

Michael Mittermeier:
Und selbst wenn du dann sagst "Hallo, hey es reicht jetzt bitte. Ich w�rde jetzt gerne das Konzert sehen!" - die h�ren dann nicht auf. Das sind dann aber genau die ersten, die sich sp�ter beschweren und sagen "Der ist aber arrogant!". Aber ich bin bei jedem Konzert in der Mitte. Jetzt war ich erst in M�nchen gerade auf dem Helden-Konzert. Ich geh auch auf viele kleine Konzerte. So z. B. im Atomic Caf� oder so. Da gibt es gar keinen abgesperrten Bereich f�r Prominente. Da spielen die ganzen guten Bands (teuflischesGrinsenimGesicht), die sp�ter mal ber�hmt werden. So wie Coldplay und Black Rebel Motorcycle Club. Das ist ein geiler Laden. Da bin ich relativ oft eigentlich mal drin und schau mir was an.

(Anmerkung des Interviewers: Falls ihr Michael mal im Atomic Caf� trefft: Keiner hat etwas gegen ein Autogramm, aber bitte lasst ihn doch danach auch einfach in Ruhe das Konzert anschauen und respektiert seine Privatsph�re).

Bei gro�en Konzerten hock ich genauso wie jeder irgendwo und hab einen Platz. Es sei denn sie haben irgendwo speziell Pl�tze gesperrt und man h�rt dort auch gut.

Phaser:
Es ist also nicht so, dass du mal eben Bono anrufst und zack, da hast du deinen Pass?

Michael Mittermeier:
Nee ... ich lass mir nat�rlich schon irgendwo Karten besorgen, weil ich einfach gar nicht die Zeit und Schnelligkeit habe mir selbst welche zu kaufen.

Phaser (augenbrauenhochziehend:
... die waren ja auch sofort weg!

Michael Mittermeier:
Ja genau! Sind eh gleich weg. Aber weil ich eben damals den Support gemacht habe, habe ich da noch ein paar Kontakte und bekomme nat�rlich auch Karten. Ich kann dann irgendwo durch einen eigenen Eingang gehen, stehe dann aber sp�ter auch ganz normal wie jeder andere mit in der ganzen Masse. Ich will nicht irgendwo am Scampi-Stand stehen.

Phaser:
Also nix f�r Turnbeutelvergesser?

Michael Mittermeier:
Ist ja auch K�se. Es ist aber gut, wenn du einen Bereich hast, wo du zur Not hingehen kannst. Das Problem ist eben, wenn einer mal anf�ngt, sind da schnell zehn Leute, die anfangen dich zu fotografieren oder pl�tzlich daher kommen. Dann gibt es einfach Leute, die h�ren dann einfach nicht mehr auf. Dann musst du leider oft gehen. Es tut einem selber dann oft Leid. Das ist echt Schade f�r die, die sich dann anst�ndig benehmen und einen wieder in Ruhe lassen. Aber dann ist es gut, wenn du eine M�glichkeit hast wo hinzugehen, wo kein anderer nach kann. Das ist eigentlich f�r mich der wahre Sinn eines abgesperrten Bereichs: Da kann ich hingehen, wenn Leute einfach zu aufdringlich werden. Und einige tun das leider halt immer wieder mal.

Phaser:
Okay. Ja, das ist in der Tat schade. Ich kann dich da verstehen. Ich denke so was w�rde jedem Leid tun.

Michael, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns ein wenig �ber deine Lieblingsband zu sprechen. Wir w�nschen dir sowohl gleich bei deinem eigenen Auftritt wie auch bei den anstehenden U2-Konzerten ganz viel Spa� und bedanken uns f�r das Gespr�ch.

Wie kam Mittermeier zur Musik?

Früher machte Michael Mittermeier, der in seiner Kindheit von seinen Eltern privaten Musikunterricht an Klavier und Gitarre finanziert bekam, Straßenmusik mit Gitarre, auf diese Weise konnte er seine musikalischen Fähigkeiten vor Laufpublikum erproben.

Wie kam Michael Mittermeier?

Michael Mittermeier verdankt seine Karriere der irischen Band U2 und ihrem Sänger Bono. Weil dieser sich während eines Konzerts 1987 in München bei einem Lied ständig mit der Gitarre verspielte, holte er Michael Mittermeier aus dem Zuschauerraum auf die Bühne.

Sind die Haare von Michael Mittermeier gefärbt?

So erschien der sonst brünette Michael Mittermeier (48) auf einmal mit ergrautem Haupthaar - und so manch einer hat ihn so auf den ersten Blick gar nicht erkannt. "Ich war zu faul zum Färben", erklärte er gegenüber dem Express. "Manchmal färbe ich, manchmal nicht. Haare strahlen bei uns Männern ja Weisheit aus.

Wen holt Bono auf die Bühne Mittermeier?

U2-Frontmann Bono ist dafür bekannt gelegentlich Fans auf die Bühne zu holen. Bei einem Konzert in Boston fischt er den 13-jährigen Brian Hartman aus der Menge.