Welche Währung ist stärker als der Euro?

Wir berichteten bereits am 7. April über dieses Phänomen. Nachdem der russische Rubel nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs kollabierte, und der Wechselkurs von Dollar vs RUB auf 160 gestiegen war, fiel er bis zum 7. April wieder auf 75,58. Damit konnte der russische Rubel binnen sechs Wochen nach Kriegsbeginn eine phänomenale Kehrtwende vollziehen, und zu der Zeit bereits höher notieren als kurz vor Kriegsausbruch. Und seit Anfang April hat sich die Rubel-Aufwertung stetig fortgesetzt. Jetzt ist die russische Währung sogar die weltweit stärkste Währung im Jahr 2022, mit einem USDRUB-Kurs von 54,43 (siehe Kursverlauf USDRUB im TradingView Chart seit Anfang Januar). Man muss jetzt also nur noch 54,43 Rubel für 1 US-Dollar aufbringen. Das ist höchst ungewöhnlich für die Währung eines Landes, das wegen einem Angriffskrieg vom Westen massiv sanktioniert wird.

Welche Währung ist stärker als der Euro?

Russischer Rubel stärkste Währung des Jahres – hier die Gründe

Die ungewöhnlich aggressiven Maßnahmen Russlands, die verhindern sollten, dass Geld das Land verlässt, in Kombination mit einem dramatischen Anstieg der Preise für Brennstoffe auf dem Weltmarkt, haben eine höhere Nachfrage nach Rubel geschaffen. Zu den Maßnahmen der russischen Regierung zählt unter anderem die Verpflichtung von Käufern ihre Rohstoffe wie Öl und Gas in russischer Währung zu bezahlen – aber auch der zeitweise Zwang, dass russische Unternehmen große Teile ihrer Deviseneinnahmen in Rubel umzutauschen hatten. Aber aktuell treiben wohl vor allem die hohen Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt den russischen Rubel weiter an.

Rohstoffeinnahmen steigen bei geringeren Exportmengen

Die hohen Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt bewirken, dass Russland trotz rückläufiger Verkaufsmengen Richtung Westen mehr Geld einnimmt. Laut Daten aus Mai nimmt Russland gut 20 Milliarden Dollar pro Monat durch Energieexporte ein. Wenn die Käufer in Rubel zahlen, pusht das den Kurs der russischen Währung hoch. Jüngste Außenhandelsdaten der EU zeigen, wie sehr die Geldzahlungen aus Europa nach Russland ansteigen, obwohl man weniger Brennstoffe importiert. Von Januar-April hat die EU insgesamt 62,6 Milliarden Euro nach Moskau überwiesen, im Vergleich zu nur 14,7 Milliarden Euro im Zeitraum Januar-April 2021.

Weniger Importe aus dem Ausland – weniger Kapital verlässt Russland

Ein zweiter Effekt hilft dabei den russischen Rubel zu stärken. Der Westen stellt so viel wie möglich Technologietransfer Richtung Russland ein seit dem Ausbruch des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Das bedeutet deutlich weniger westliche Warenexporte nach Russland. Folglich müssen russische Importeure weniger Geld ins Ausland überweisen. Sie müssen also weniger Rubel in Fremdwährungen tauschen, was den Rubel stärkt. In den ersten vier Monaten des Jahres stieg der russische Handelsbilanzüberschuss – also die Differenz zwischen Exporten und Importen – auf einen Rekordwert von 96 Milliarden Dollar!

Fazit

Es gibt also ausgelöst durch den Ukraine-Krieg mehrere Faktoren, die für eine verstärkte Rubel-Nachfrage sorgen, und gleichzeitig für weniger Kapitalabflüsse ins Ausland. Abgesehen von den steigenden Rohstoffpreisen hat der russische Staat mit seinen Restriktionen kräftig nachgeholfen beim Anstieg des Rubel. Bleiben die Rohstoffpreise weiterhin so hoch, und wird dafür weiterhin massenweise in russischer Währung bezahlt, bleibt der Aufwertungsdruck womöglich bestehen.

So stabil sich die Unternehmensgewinne in der Eurozone bislang präsentieren, könnte die Makrolage nicht schlechter sein. Das Warten auf die Rezession, einen Einbruch der Unternehmensgewinne, ist allgegenwärtig. Mit dem Schlimmsten rechnen und im Idealfall positiv überrascht werden, lautet die Devise, der man aktuell viel abgewinnen kann.

Nicht nur die Kurse der Vermögenswerte sowie die Inflation und der Leitzins geben Aufschluss über die Gemengelage. So ist es vor allem die Euro-US-Dollarparität, die als Gradmesser der Eurozonen-Befindlichkeit herhält. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Vor einem Jahr, im Juli 2021, bekam man für einen Euro umgerechnet noch 1,20 US-Dollar. Nun bekommt man nur noch ein 1:1 Austauschverhältnis. In nur wenigen Monaten hat man dem Euro, der “zweitgrößten” Währung nach dem US-Dollar, das Vertrauen entzogen.

Euro: Wie kam es zum Vertrauensverlust?

Natürlich gibt es nicht DEN einen Grund, der auf die Wechselkurse einwirkt. Sehr wohl dürften aber folgende Punkte einen größeren Einfluss auf die Euro-Schwäche und Dollar-Stärke genommen haben:

  1. Europa ist stärker von russischer Energie abhängig als die USA, entsprechend größer ist das Risiko einer Eskalation.
  2. Die Europäische Zentralbank reagiert zögerlicher auf die steigende Inflation als die US-Notenbank; generell niedrigeres Leitzinsniveau, da europäische Wirtschaft weniger belastbar.
  3. Die USA können konsequenter (politische) Maßnahmen umsetzen als die Gemeinschaft der Eurozone.
  4. Divergenz zwischen den Euro-Mitgliedern: Es wird immer schwieriger, Verschuldung und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit “unter einen Hut” zu bringen bzw. durch einen gemeinsamen Außenwert der Gemeinschaftswährung abzubilden.
  5. In Zeiten großer Unsicherheit profitiert die Weltleitwährung US-Dollar stärker als der Euro.

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Fremdwährung Euro

Neben den aufgeführten Punkten gibt es allerdings noch eine weitere Schwierigkeit: Der Euro ist für die Euro-Mitglieder selbst eine Art Fremdwährung. Da das Geldmonopol nicht beim Nationalstaat, sondern bei der supranationalen Institution EZB liegt, kann Deutschland, Italien, Frankreich und Co. nicht einfach Geld drucken, wenn es denn welches benötigt.

Das ist eine Besonderheit. Denn normalerweise kann ein Staat nicht “pleitegehen”, da er unbegrenzt die Notenbank anweisen kann – vermeintliche Notenbank-Unabhängigkeit hin oder her – die eigene Währung zu drucken. Über dieses Privileg verfügen die Euro-Mitgliedsländer aber nicht.

Solange die EZB das Zinsniveau unten hält und Staatsanleihen, insbesondere italienische Staatsanleihen, aufkauft, ist das kein Problem. In diesem Fall stellt der Schuldendienst keine Gefahr für den Staatshaushalt dar und für frische Liquidität ist gesorgt. Genau damit soll laut EZB aber nun Schluss sein. Aufgrund der hohen Inflation möchte auch sie darauf verzichten, die Anleihen der Euro-Mitgliedsstaaten aufzukaufen, bei gleichzeitiger Erhöhung der Leitzinsen.

Podcast

Europäische Zentralbank: Das ungelöste Dilemma

Die Frage, die nun im Raum steht: Was passiert, wenn hoch-verschuldete Länder wie Italien in die Rezession rutschen und nicht mehr ihrem Schuldendienst nachkommen respektive ihre Ausgaben bedienen können?

Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die EZB ändert ihren Kurs und kauft wieder Staatsanleihen an oder das entsprechende Land muss aus der Währungsunion austreten, abwerten und wieder eine eigene Währung einführen. Ebenjenes Euro-spezifische Problem dürfte mit dazu beitragen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar so schwach ist, wie kurz nach seiner Einführung.

Schwacher Euro vs. starker Euro: Was ist besser?

Nun mag der Einwand kommen, dass ein schwacher Euro der deutschen Exportwirtschaft hilft, da unsere produzierten Waren dadurch günstiger werden und deutsche Unternehmen dadurch mehr absetzen können. Dieses Argument ist zwar nicht per se falsch, doch greift es viel zu kurz.

Zum einen müssen wir viele Waren, insbesondere Rohstoffe und halbfertige Erzeugnisse, importieren. Zum anderen sind unsere hergestellten Waren aufgrund ihrer Komplexität weniger preissensitiv als simple Erzeugnisse aus Schwellenländern. Auch geht ein nicht unerheblicher Anteil des deutschen Exportes in andere Länder der Eurozone, die ebenfalls keinen Vorteil daraus ziehen können.

Stattdessen verteuert sich unser Konsum von importierten Waren hierzulande. Schließlich erhalten wir für einen Euro immer weniger ausländische Waren, die sowieso schon inflations- und lieferkettenbedingt teurer geworden sind. Das neue iPhone von Apple wird damit nicht nur aufgrund der Inflation teurer, sondern auch weil wir beim Import mehr Euro auf den Tisch legen müssen als noch vor einem Jahr. Folglich hat also sowohl ein starker als auch ein schwacher Euro seine Vor- und Nachteile, was dafür sorgt, dass der Meinungsstreit seit jeher hitzig geführt wird.

Wichtig ist an dieser Stelle anzumerken, dass Inflation und Euro-Kurs zwei verschiedenen paar Schuhe sind. Obwohl die USA eine höhere Inflation aufweist als die Eurozone, wertet der US-Dollar gegenüber den meisten anderen Währungen auf.

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Wem es immer schon nervig war, zwischen US-Dollar und Euro umzurechnen, der kann sich jetzt freuen. Ein Bitcoin, der 22.000 US-Dollar wert ist, ist auch 22.000 Euro wert – praktisch. Deutlicher wichtiger als diese Bequemlichkeit dürfte aber die relative Aufwertung amerikanischer Vermögenswerte sein. Wer in US-Dollar-denominierte Vermögenswerte besitzt, kann sich über Währungsgewinne freuen, vice versa.

Besitzer von Stablecoins beispielsweise, die in den meisten Fällen auf dem US-Dollar basieren, können sich über ihr virtuelles Fremdwährungskonto glücklich schätzen. Auch führt ein stärkerer US-Dollar zu einem Anstieg der US-Aktien im Depot. Wer über US-Aktien verfügt, kann sich über ein Währungs-induziertes Kursplus seit Jahresanfang von rund 14 Prozent freuen. Die Kehrseite ist, dass dieses Prinzip auch in die andere Richtung wirkt.

Wer also nicht allzu optimistisch über die Zukunft des Euro ist, kann davon profitieren in Vermögenswerte zu gehen, die nicht in Euro denominiert sind. Theoretisch können also auch Kryptowährungen wie Bitcoin dabei helfen, derartige Euro-Währungsverluste zu kompensieren.

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Welche Währung ist sicherer als der Euro?

Fakt ist aber: Zu den stabilsten Währungen der Welt zählen der Schweizer Franken (CHF), die Norwegische Kronen (NOK) und der US-Dollar (USD). Hier schwankt der Kurs nicht sehr deutlich, die Währungen behalten über Jahre ungefähr ihren gleichen Wert.

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