Welche Hormone gibt es für die Wechseljahre?

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Wechseljahre Teil 1

Welche Hormone gibt es für die Wechseljahre?
Nicht für alle Frauen ist in der Menopause eine Hormonersatztherapie indiziert. Für Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden kann sie jedoch hilfreich sein. | Bild: zakalinka / Adobe Stock

Welche Frauen profitieren von Hormonen in den Wechseljahren? Und was ist der Vorteil von topischen Darreichungsformen im Vergleich zu estrogenhaltigen Tabletten? Das diskutierten zwei Frauenärztinnen jüngst beim frauenärztlichen Fortbildungskongress (FOKO). PTAheute hat hier einige spannende Inhalte für Sie zusammengefasst.

Brauchen alle Frauen in den Wechseljahren eine Hormonersatztherapie (HRT, hormone replacement therapy)? In diesem Punkt herrscht fachliche Einigkeit beim vor kurzem in Düsseldorf stattgefundenen größten jährlichen frauenärztlichen Fortbildungskongress (FOKO): Mit einem klaren „Nein“, beantworten zwei Frauenärztinnen (Dr. Katrin Schaudig, Hamburg, und Dr. May Ziller, Marburg) in der, im Rahmen des Kongresses, anberaumten Diskussionsrunde diese Frage. Frauen, denen es gut gehe und die gesund seien, bräuchten auch keine Arzneimittel für ihre Wechseljahre.

Beratung steht an erster Stelle 

Allerdings ist nicht jede klimakterische Frau in dieser günstigen Lage, und manche Frauen leiden tatsächlich unter dem herrschenden Estrogenmangel – an Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depressionen oder vaginaler Trockenheit. Diesen Frauen muss nach Ansicht der beiden Gynäkologinnen geholfen werden – in einem Arzt-Patienten-Gespräch gelte es zu klären, welche Beschwerden vordergründig bestünden und wie man diese am besten lindern könne. Für wen eignen sich Estrogene?

Estrogene in den Wechseljahren – ja oder nein?

Prinzipiell sollte jeder Frau mit Wechseljahresbeschwerden eine Hormonersatztherapie angeboten werden – sofern keine Kontraindikation vorliegt, die einer Estrogengabe im Wege steht. Das kann beispielsweise ein Tumor sein, der hormonabhängig wächst. „Wenn gesundheitliche Risiken fehlen, die einem Ersatz des körpereigenen Estrogens im Weg stehen, soll nach der aktuellen Leitlinie ein Hormonersatz angeboten werden, um Symptome der Wechseljahre zu beseitigen“, so Schaudig. Die Frauenärztin geht an dieser Stelle konform mit den Experten der britischen Wechseljahresleitlinie – Ärzte sollen Frauen mit Wechseljahresbeschwerden eine Hormontherapie anbieten, nachdem sie mit ihnen eingehend über den kurz- und langfristigen Nutzen sowie die Risiken einer solchen Behandlung gesprochen haben. Die deutsche Version der Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird derzeit aktualisiert und soll demnächst veröffentlicht werden.

Estrogene: Tablette oder Gel?

Entscheidet sich die Patientin gemeinsam mit ihrem behandelnden Gynäkologen für eine Hormonersatztherapie während der Wechseljahre, steht sie vor der Wahl: Soll das Estrogenpräparat vaginal angewendet werden? Oder transdermal – als Pflaster, Gel oder Spray? Oder vielleicht doch als Tablette? Was tun?

Für manche Frauen kann eine vaginale Estrogentherapie (Estrogenpräparat zur Anwendung in der Scheide) ausreichend sein, dies bietet sich vor allem dann an, wenn Beschwerden der Scheide im Vordergrund stehen: Scheidentrockenheit, vaginale Atrophie (Rückbildung der Wand der Scheide) und wiederkehrende Infektionen der Harnwege. Lokale Estriolpräparate gibt es als Vaginalcremes (beispielsweise Estriol® Wolff) oder Vaginalovula (Estriol®Ovulum Jenapharm). Ein estradiolhaltiges lokales Präparat ist der Vaginalring Estring®.

Estrogen als Pflaster, Gel, Spray: Thromboserisiko geringer!

Im Falle einer systemischen Hormonersatztherapie kann die Patientin wählen, ob sie diese in Form von oralen Tabletten (zum Beispiel Estrifam®) oder als transdermales System – Pflaster (beispielsweise Estradot®), Gel (Gynokadin®, Estreva®) oder Spray (Lenzetto®) – anwenden möchte. Die Anwendung als Pflaster, Gel oder Spray bringt im Vergleich zur Tabletteneinnahme einen großen Vorteil: Das Risiko für eine Thrombose ist bei transdermalen Estrogentherapien kleiner. Frauenärztin Schaudig erklärt beim FOKO, dass nur bei peroraler Anwendung, wenn Estrogen aus dem Darm aufgenommen und durch die Leber geschleust werde, dort Gerinnungsfaktoren aktiviert würden. Hingegen: Werde das Hormon aus einem Pflaster, Gel oder Spray über die Haut aufgenommen, bleibe dieser Effekt aus.

Brustkrebsrisiko unter HRT

Noch größer als die Angst vor Thrombosen unter einer Hormonersatztherapie ist die vor Brustkrebs. Hier beruhigen die Frauenärztinnen beim FOKO: „In den ersten ein bis zwei Jahren einer Hormongabe kann man das Risiko ohnehin vernachlässigen – es liegt bei weniger als 1 pro 1.000 Frauen pro Jahr der Hormonbehandlung. Erst nach über fünfjähriger Behandlungsdauer mit einer Estrogen-Gestagen-Kombination wird ein erhöhtes Risiko für eine Brustkrebsdiagnose statistisch greifbar", so die Ärztin. Bei der Kombinationstherapie geht man aktuell von zwei bis drei zusätzlichen Brustkrebsfällen pro 1.000 Frauen bei einer über fünfjährigen Ersatzbehandlung aus.

Frauen mit Gebärmutter: nur Estrogen plus Gestagen!

Manche Frauen bekommen lediglich ein Estrogen, anderen Frauen in den Wechseljahren verordnet der Frauenarzt eine Estrogen-Gestagen-Kombination. Warum ist das so? Die Erklärung ist recht einfach: Frauen, die ihre Gebärmutter noch haben, müssen zwingend eine Kombination aus Estrogen und Gestagen bekommen, da sie ansonsten ein höheres Risiko für eine bestimmte Krebsart haben (Gebärmutterschleimhautkrebs / Endometriumkarzinom). Das Gestagen bewirkt die Transformation des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut). Frauen hingegen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, dürfen ihre HRT mit Estrogenmonopräparaten durchführen.

Osteoporose, Diabetes und Demenz

Die Frauenärztinnen weisen neben den positiven Wirkungen der Hormonsubstitution auf typische klimakterische Beschwerden auch auf die positiven Auswirkungen eines Hormonersatzes auf andere Organsysteme hin. „Der Schutz vor Osteoporose, Diabetes und Darmkrebs wird bei der Bewertung einer Hormonersatztherapie immer wieder unterschlagen“, meint Schaudig. „Auch spricht viel dafür, dass ein frühzeitiger Beginn der HRT einen Schutz vor Herzerkrankungen und möglicherweise auch vor Demenz darstellt. Bei den Frauen, die die Hormonersatzbehandlung zwischen 50 und 60 Jahren beginnen, gab es signifikant weniger Todesfälle als bei unbehandelten Frauen – das haben die Langzeitauswertungen der großen WHO-Studie ergeben!“

Pflanzliches in der Menopause

Wie bereits oben erwähnt können Wechseljahresbeschwerden nicht immer einfach mit Hormonen behandelt werden. Welche Phytopharmaka dann zum Einsatz kommen erfahren Sie in unserem zweiten Teil: Phytopharmaka in der Menopause

Weitere Informationen erhalten Sie auch in unserem Wissen am HV.

Welche Hormone sollte man in den Wechseljahren nehmen?

Die häufigste Variante der Hormontherapie ist die Einnahme von Präparaten mit Östrogen und Gestagen. Beide Hormone werden vor den Wechseljahren vor allem in den Eierstöcken hergestellt. Kleinere Mengen werden aber auch noch danach produziert, zum Beispiel vom Fettgewebe.

Welche Hormone fehlen bei Wechseljahre?

Mit der Menopause verändert sich auch die Hormonproduktion im Gehirn. Da die Eierstöcke während der Wechseljahre immer weniger Östrogene bilden, schüttet das Gehirn vermehrt Hormone aus der Gruppe der Gonadotropine aus.

Welche Hormone ab 50?

Östrogenmangel mit der Menopause Die Eierstöcke, die ihre Aktivität immer weiter zurückgefahren haben, stellen schließlich die Produktion der weiblichen Hormone ganz ein. Zyklus und Monatsblutung bleiben aus. Es kann zu Östrogenmangelsymptomen kommen.