Ein Drittel der Deutschen hat einen fragilen Schlaf, sagt Hans-Günter Weeß. Der Schlafexperte weiß, wie das Einschlafen gelingt. Seine Tipps klingen einfach – und sind doch für manche Menschen schwierig umzusetzen. Show
Sarah Franke 02.11.2022, 16:37 UhrWhatsAppFacebookTwitter WhatsAppFacebookTwitterLinkedInXingMailPocket Share-Optionen öffnen Share-Optionen schließen Mehr Share-Optionen zeigen Mehr Share-Optionen zeigen WhatsAppFacebookTwitterLinkedInXingMailPocket
Herr Weeß, schlechten Schlaf erlebt fast jeder Mensch mal. Ab wann wird es problematisch? Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Im klinisch-wissenschaftlichen Kontext unterscheiden wir mehr als 50 Formen der Schlafstörungen. Zu den weit verbreiteten zählen die Ein- und Durchschlafstörungen. In der Fachsprache nennt man sie Insomnien. Wie viele Menschen sind davon betroffen? Zwischen 6 und 10 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an einer behandlungsbedürftigen Insomnie. Und: Ein Drittel der Bevölkerung zählt zu den fragilen Schläferinnen und Schläfern. Sie schlafen mal besser, mal schlechter. Aber diese Gruppe erfüllt nicht die medizinischen Kriterien für eine Behandlungsbedürftigkeit. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Hans-Günter Wees ist psychologischer Psychotherapeut und Somnologe. Er leitet das interdisziplinäre Schlafzentrum des Pfalzklinikums in Klingenmünster. © Quelle: privat Wieso leiden Menschen an Ein- und Durchschlafstörungen? Eher selten haben diese eine organische Ursache oder sind etwa die Folge von Nebenwirkungen durch Medikamente. Bei den meisten Schlafstörungen ist es stattdessen so, dass zwei psychische Komponenten zum Tragen kommen.
Eine davon ist, dass die Betroffenen abends nicht abschalten und ihr Gedankenkarussell nicht stoppen können. Sie nehmen die großen und kleinen Sorgen des Lebens mit ins Bett. Das führt zu einer psycho-physiologischen Anspannung. Und die ist schlafverhindernd. Das zweite Problem ist: Wer eine Zeit lang nicht gut schläft, beobachtet sich selbst mehr und richtet den Fokus somit auf das eigene Nicht-Schlafen-Können. Man fängt ganz unbewusst an, sich im Bett zu wälzen und zu sagen: „Ich muss doch jetzt schlafen. Warum funktioniert das nicht?“ Aber wenn man sich unter Druck setzt, führt das wieder zu Anspannung. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige
Zwischen Meeresrauschen und nervigem LärmZwischen Meeresrauschen und nervigem Lärm Weißes Rauschen: Hilft es wirklich beim Einschlafen?
Schlafprobleme im UrlaubSchlafprobleme im Urlaub Probleme beim Einschlafen im Hotel? Diese sieben Tipps helfen
„Gesunde Kinder brauchen keine Schlafmittel“„Gesunde Kinder brauchen keine Schlafmittel“ Melatonin als Einschlafhilfe für Kinder: hilfreich oder gefährlich?Was soll man tun, wenn man nicht schlafen kann? Ich sage immer: Der Schlaf kommt nur, wenn man ihm den roten Teppich ausrollt. Die eigenen Sorgen und Nöte sollte man vor der Schlafzimmertür lassen – und nicht ans Schlafen denken.
Außerdem sollte man das Thema Schlaf nicht zu ernst nehmen. Hin und wieder wach werden etwa, das gehört zum Schlafen dazu. Es darf sein. Wir werden nachts zwischen zehn- und 25‑mal wach. Das wissen wir in der Regel nicht, weil es viel zu kurz ist. Wir erinnern uns nicht mehr daran. Nur, wenn ich mich daran störe, dass ich mal geweckt oder wach werde, dann komme ich in die Anspannung und schlafe nicht wieder ein. Wirklich, es gibt keine bessere Methode, sich wach zu halten, als schlafen zu wollen. Chronobiologe: „Wir treten unsere inneren Uhren mit Füßen“Abends nicht einschlafen können und morgens müde aufstehen müssen. Schlafprobleme sind weit verbreitet. Den Chronobiologen Till Roenneberg wundert das nicht. Jetzt mit RND+ lesen Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Es ist also schlafförderlich, wenn es uns gelingt, eine entspannte innere Haltung zu gewinnen. Unbekümmert sein, sich in das Kissen kuscheln und schöne Gedanken machen, darum geht es. Das vermitteln wir Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen auch mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken. Was für Methoden gibt es? Tausend Wege führen nach Rom. Tatsächlich gibt es eine Fülle an Techniken, mit denen Patientinnen und Patienten abschalten und das Gedankenkarussell stoppen können. Und: Es gibt nicht die eine Methode, die für jede und jeden funktioniert. Welche hilft, das muss man für sich individuell herausfinden, gegebenenfalls gemeinsam mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin. Die Methode sollte einem sympathisch sein.
Können Sie ein Beispiel nennen? Viele meiner Patientinnen und Patienten nutzen Fantasiereisetechniken zum Einschlafen. Es gibt geführte Fantasiereisen, die kann man auch online abrufen. Ich leite meine Patientinnen und Patienten an, darüber hinaus eigene Fantasiereisen zu entwickeln. Das kann etwas ganz Banales sein. Die Erinnerung an einen schönen Urlaub oder an den Spazierweg, den man immer wieder läuft. Darauf konzentriert man sich dann mit allen Sinnen. Das Gehirn soll richtig beschäftigt werden mit angenehmen Inhalten, sodass es nicht abgleitet in die Grübelei. Manche Menschen schlafen auch zu Hörbüchern, Podcasts oder sogar vor dem Fernseher gut ein. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige
„Nothing good happens after …“„Nothing good happens after …“ „Mind after Midnight“: Warum wir nachts besser nicht wach sein sollten
Schlafmediziner geben Tipps für einen besseren SchlafSchlafmediziner geben Tipps für einen besseren Schlaf Allein oder zu zweit: Wie schläft man besser?
Ärzte sind skeptischÄrzte sind skeptisch KostenpflichtigSchlaftracking per App: Wie hilfreich sind die elektronischen Helfer?Was halten Sie von Schlaftabletten? Bei Schlaftabletten handelt es sich eigentlich um Beruhigungsmittel. Die sind wie ein chemischer Hammerschlag auf den Kopf, sodass das Gedankenkreisen aufhört. Nachhaltig wirkt diese Methode aber nicht. Zu Beginn sagten Sie, ein Drittel der Menschen habe einen fragilen Schlaf. Warum schlafen eigentlich viele Menschen so schlecht? Erst einmal haben wir wenig Zeit zum Schlafen, denn wir müssen morgens früh raus. Das ist für viele von uns ein Problem. Vom Schlaftypus her würden viele wohl lieber später ins Bett gehen, als es Arbeit und Schule zulassen. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Außerdem leben wir in einer Non-Stop-Gesellschaft und schätzen den Schlaf zu wenig. Wenn wir viel schlafen, sind wir eine Schnarchnase oder eine Schlafmütze. Diese Begriffe sind negativ konnotiert. Wenn wir dagegen wenig schlafen, dann sind wir tüchtig und fleißig. Zum Glück ändert sich diese Einstellung allmählich. Wie kann ich sofort einschlafen?So funktioniert die 4-7-8-Atemtechnik. Die Zungenspitze die ganze Zeit leicht an den Gaumen (hinter den oberen Schneidezähnen) pressen.. Hörbar und komplett durch den Mund ausatmen.. Mund schließen.. Sachte durch die Nase einatmen und dabei bis 4 zählen.. Die Luft anhalten und dabei bis 7 zählen.. Warum kann ich nicht schlafen?Wenn du im Bett liegst und einschlafen möchtest, deine Sinne aber noch mächtig aktiv sind, weil es zu laut, zu hell oder zu warm ist, kann das das Einschlafen erschweren. Achte daher auf eine optimale Schlafumgebung. Verdunkle dein Zimmer, vermeide Lärm und senke die Temperatur ein wenig.
|