Was ist der unterschied zwischen pflicht und kür

Dortmund. Nun ist es offiziell: Das führende Bildungszentrum für Orthopädie-Technik, die Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (BUFA), erhält die Anerkennung als Kompetenzzentrum des deutschen Handwerks. Am 30. August 2017 überreichte Andreas Kepper, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Stefan Bieringer, Direktor der BUFA, die offizielle Urkunde. Damit erhält Dortmund einen weiteren Leuchtturm auf dem viel umworbenen Gesundheitsstandort.

Zur Feierstunde begrüßte Stefan Bieringer, Direktor der BUFA, zahlreiche Gäste aus Handwerk, Medizin, Forschung, Industrie und Politik. Im Jahr 2017 errang die BUFA nach abschließendem Gutachten die Auszeichnung als Kompetenzzentrum durch das BMWi und soll fortan innovative Impulse für die Gesundheitswirtschaft und Patientenversorgung mit Hilfsmitteln setzen. Insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gewinnt die Versorgung mit Hilfsmitteln an Bedeutung für den deutschen Gesundheitsstandort. Aus diesem Grund investierte die BUFA insgesamt mit Fördermitteln des BMWi etwa 1,1 Millionen Euro in Technik und Ausstattung. Damit wird die BUFA die Qualität der beruflichen Bildung weiter verbessern sowie kontinuierlich an neue technologische und sozioökonomische Anforderungen anpassen. Andreas Kepper, Regierungsdirektor, Handwerks- und Gewerbeförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), unterstreicht die Leistungen der BUFA als Bildungszentrum mit den Worten: „Das Kompetenzzentrum ist der Unterschied zwischen Pflicht und Kür".

In der zusammenfassenden Bewertung des Evaluationsgutachtens heißt es: „Insgesamt wurde im Förderzeitraum durch die Bundesfachschule sehr viel bewegt. Mit dem Institut für Messtechnik und Biomechanik (IMB) wurde ein neuer Themenbereich erschlossen und eine völlig neue Infrastruktur geschaffen. Mit der Etablierung der Studiengänge Bachelor und Master ‚Orthopädieingenieur/in‘ wurde im Rahmen der Projektlaufzeit ein akkreditiertes akademisches Angebot bereitgestellt. Die Förderziele sind erfüllt. Die Verleihung der Urkunde als Kompetenzzentrum nach den Bedingungen des BMBF / BMWi wird in Würdigung der erbrachten Leistungen empfohlen.“

„Als Bundesfachschule haben wir uns in einer spannenden Zeit auf diesen Weg begeben. Auf der Basis tradierter Erfahrung eröffnen sich mit modernen Technologien bisher ungeahnte Möglichkeiten. Messtechnik und Biomechanik werden die Fachgebiete sein, die die Hilfsmittelversorgung zukünftig prägen“, erklärt enthusiastisch Stefan Bieringer, Direktor der BUFA.

„Das Kompetenzzentrum soll als Leuchtturm-Projekt für das Gesundheitshandwerk agieren. Es wird Motor sein bei der praktischen, am einzelnen Patienten ausgerichteten Umsetzung neuer Technologien. Entwicklungsprozesse werden für die praktische Umsetzung in den Betrieben nutzbar gemacht“, erläutert Olaf Kelz, Vorsitzender des Trägervereins der BUFA und Vorstandsmitglied des Bundesinnungsverbands für Orthopädie.Technik (BIV-OT).

Frauenbildung zwischen Pflicht und K�r

Zahlen - Thesen - Fragen

Sylvia Kade, Angela Franz-Balsen, Susanne Offenbartl

Sylvia Kade ist Leiterin des Projekts "Selbstorganisiertes Lernen im Alter", Dr. Angela Franz-Balsen ist wissenschaftliche Lektorin, Dr. Susanne Offenbartl ist Leiterin des Projekts "Erwachsenenbildner/innen lernen selbstgesteuert mit innovativen Dokumenten", alle am Deutschen Institut f�r Erwachsenenbildung (DIE) in Frankfurt/M.

Wohin bewegt sich die Weiterbildung von Frauen? Angebot und Nachfrage haben sich einerseits differenziert, andererseits drastisch reduziert. Aber noch immer gilt: Bildung ist K�r f�r Frauen und Pflicht f�r M�nner. Der Blick ins benachbarte Ausland zeigt, da� dies nicht zwangsl�ufig so sein mu�, und wirft eine Reihe von Fragen auf. - Sylvia Kade, Angela Franz-Balsen und Susanne Offenbartl er�ffnen differenzierte Einblicke und stellen entsprechende Fragen.

Abstract:
Major changes in further education for women are described: the number of programmes has been decreasing, the topics and themes diversifying. Statistical data and analyses are presented and a number of questions raised. A comparison between Germany and its neighbouring countries suggests that what seems lamentable from inside appears to be a homemade problem.

Weiterbildungsteilnahme von Frauen

Seit 1979 werden mit dem "Berichtssystem Weiterbildung" der Bundesregierung die Ver�nderungen der Frauenbildungsteilnahme dokumentiert: Die Gesamtteilnahmequote an Weiterbildung unter den 19- bis 65j�hrigen Frauen hat 1994 mit 40% den bisher h�chsten Stand erreicht und glich sich nahezu der m�nnlichen Teilnahmequote (44%) an. Insgesamt nahmen 19,9 Mio. Erwachsene - oder 42% - an Weiterbildung teil (S.12). Doch zeichnen sich deutliche geschlechtsspezifische Pr�ferenzen ab. W�hrend Frauen h�ufiger an Angeboten der allgemeinen Weiterbildung teilnehmen (28%) als M�nner (24%), ist das Verh�ltnis in der beruflichen Weiterbildung genau umgekehrt: M�nner haben einen deutlichen Vorsprung (28%) gegen�ber Frauen (19%).

Doch gilt die niedrigere Weiterbildungsbeteiligung der Frauen im berufsbildenden Bereich nicht etwa als Ausdruck eines geringeren Interesses, sondern als Folge der gesellschaftlichen Arbeitsteilung: Nach offizieller Lesart ist sie ein Resultat der geringeren Erwerbsbeteiligung der Frauen, denn nur jede zweite Frau, aber drei von vier M�nnern sind erwerbst�tig. Hinzu kommt, da� ein hoher Anteil der Frauen teilzeitbesch�ftigt ist, die Teilnahmequote in Teilzeitstellen aber um ein Drittel (24%) hinter der Quote der Vollzeitbesch�ftigten (36%) zur�ckbleibt. Unter den Vollzeitbesch�ftigten dagegen weicht die Weiterbildungsquote der Frauen (35%) kaum noch von der der M�nner (36%) ab. Auch der Ost-West-Vergleich bietet Indizien, da� es noch unausgesch�pfte Qualifikationspotentiale unter Frauen gibt. Denn Frauen in den neuen Bundesl�ndern nehmen weit h�ufiger an beruflicher Weiterbildung teil als Frauen in den alten Bundesl�ndern, obwohl die Erwerbsquote unter ostdeutschen Frauen seit 1991 zur�ckgegangen ist. Der f�r Weiterbildung negative Struktureffekt wurde von den ostdeutschen Frauen quasi �berkompensiert (zu Ost-West-Unterschieden vergleiche auch das Interview mit Veronica Pahl in diesem Heft).

Auff�llig ist, da� die Erwerbst�tigkeit von Frauen auch die Teilnahmebereitschaft in der allgemeinen und nicht nur in der beruflichen Weiterbildung st�rkt, denn 35% der erwerbst�tigen, aber nur 28% der nichterwerbst�tigen Frauen besuchen Bildungsangebote der allgemeinen Weiterbildung - dies gilt f�r ost- wie westdeutsche Frauen, f�r letztere aber ungleich h�ufiger. Immerhin 35% der erwerbst�tigen Frauen im Westen, aber nur 24% im Osten nehmen an allgemeinen Weiterbildungsangeboten teil. Offenkundig haben viele der vom Arbeitsmarkt verdr�ngten Frauen resigniert, oder es fehlt ihnen das Geld zur Teilnahme.

Aber ist die Interpretation, da� frauenspezifische Lernmotive vor allem vom Grad der Erwerbsbeteiligung abh�ngig seien, die einzig m�gliche? Sieht die Sachlage nicht anders aus, wenn - wie in diesem Heft - die Frage untersucht wird, was gef�rdert wird, welche Pr�ferenzen Frauen haben und welche Gelegenheitsstrukturen ihnen dabei entgegenkommen bzw. welche Barrieren heute der Frauenbildungsarbeit entgegenstehen?

Angebote f�r Frauen und Nachfrage von Frauen am Beispiel der VHS-Statistik und einer Programmanalyse

Einen spezifischeren Blick als das Berichtssystem Weiterbildung auf die Nachfrage von Frauen nach Bildungsangeboten erm�glicht die Volkshochschul-Statistik, die im DIE seit vielen Jahren gef�hrt wird und - wie das Berichtssystem Weiterbildung - Entwicklungen �ber die Zeit deutlich werden l��t.

Allerdings unterscheidet die Volkshochschul-Statistik erst seit Mitte der 80er Jahre zwischen M�nnern und Frauen als Teilnehmenden, f�r eine angeblich teilnehmerorientierte Erwachsenenbildung ist das ein Zeichen ihrer (fr�heren?) Alltagsvergessenheit und Geschlechtsblindheit.

Die seit rund 10 Jahren gesammelten geschlechtsspezifischen Daten der VHS-Statistik beruhen auf der fast vollst�ndigen Erfassung aller Belegungen einzelner VHS nach Geschlecht (und Alter). Die Zusammenstellung der Geschlechtsverteilung in Kursveranstaltungen nach Stoffgebieten dokumentiert zun�chst die �berzahl weiblicher Teilnehmender im gesamten Volkshochschulgeschehen: Die Frauen machen 75% des Publikums aus. Alle Fachgebiete werden zu �ber 50% von Frauen nachgefragt. Bewertet nach Priorit�t der Themen, offenbart sich dann in den Zahlen, was auch als Alltagstheorie verbreitet ist: Frauen fragen nichtberuflich orientierte Angebote am meisten nach. Spitzenreiter ist die Gesundheitsbildung (vgl. den Beitrag von Angela Venth in diesem Heft), gefolgt von Weiterbildung im Bereich Hauswirtschaft, von k�nstlerisch-handwerklichem Gestalten und von Kursen zu Erziehung, Psychologie und Philosophie. Nat�rlich lernen Frauen auch fremde Sprachen, aber das Nachholen von Schulabschl�ssen interessiert sie wenig. Der Geschlechtervergleich spitzt sich anhand dieser groben Daten auf eine Konfrontation Freizeitbildung f�r Frauen versus Qualifikationsbildung f�r M�nner zu, oder anders ausgedr�ckt: Bildung ist K�r f�r Frauen, aber Pflicht f�r M�nner.

Frappierend ist, da� sich wenige Jahre nach der Wende die Daten in den neuen und alten Bundesl�ndern nahezu angeglichen haben, der Unterschied l��t sich mit weniger als 1% beziffern. Frauen haben Mitte der 90er Jahre hier wie dort identische Anspr�che an das VHS-Bildungsangebot - diesen erstaunlichen Befund k�nnte allein qualitative Forschung erhellen.

Seit es Frauenbildung gibt, werden in der VHS-Statistik die speziellen Kursangebote f�r Frauen gesondert aufgef�hrt, sie liegen bei 2,7% des Gesamtangebotes, als indirekter Ausdruck der Nachfrage nach Bildung ausschlie�lich f�r Frauen ein bemerkenswert geringer Anteil. Aber er gibt noch keinen Aufschlu� �ber die Art der Angebote. Mit der aussagekr�ftigeren Methode der Programmanalyse (vgl. Nolda 1998) wurden deshalb im DIE zwei Stichproben durchgef�hrt (1997 und 1999), die �ber aktuelle Themen/Inhalte von Veranstaltungen f�r Frauen und M�nner, �ber deren zahlenm��iges Verh�ltnis, �ber Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesl�ndern und �ber erste Anzeichen einer genderorientierten Bildung Auskunft geben sollten (vgl. Kenk 1999). Es wurden in den Programmen von 20 bzw. 16 (1999) gr��eren St�dten aus ganz Deutschland alle Veranstaltungsangebote herausgesucht, die durch Fachbereich, Titel oder Zielgruppendefinition geschlechtsspezifisch ausgewiesen waren: Dieses geschlechtsbezogene Angebot gleich 100% gesetzt, ergibt sich 1997 ein (Mi�?)Verh�ltnis von 96% Angeboten f�r Frauen gegen�ber einem Anteil von 4% f�r M�nner, die wenigen Titel, die als Gender-Bildung (d.h. Frauen und M�nner oder das Geschlechterverh�ltnis werden im Titel erw�hnt) kategorisiert werden k�nnen, sind eine vernachl�ssigbare Gr��e.

F�r die Inhalte ergaben sich bei der Auswertung folgende Kategorien, wiedergegeben in der Rangfolge: Frauenthemen, Gesundheit, Beruf/Geld, Kultur/Politik, Migrantinnen, Technik und weit abgeschlagen M�nnerthemen. W�hrend die M�nnerthemen sich vornehmlich mit dem Mannsein besch�ftigen, ist der Anteil der Frauenthemen, die sich der Frau als Frau widmen oder die gar feministische T�ne anschlagen, gering geworden. Immer noch deutlich ist ein Defizit-Ansatz, der vor allem berufsorientierte, aber auch freizeitorientierte Angebote pr�gt (Beispiel: "Pannenkurs" und "Kreatives Schwei�en f�r Frauen" versus "Kochen und N�hen f�r M�nner"). Aber der steht nicht mehr f�r sich allein. Sehr viel Selbstbewu�tsein und Selbst�ndigkeit wird vermittelt. Die gesellschaftliche Realit�t des Wegbrechens der abgeleiteten Existenz- und Alterssicherung von Frauen durch Ehem�nner spiegelt sich wider in einer Vielzahl neuer Themen der Kategorie Geld/Beruf (Beispiel: "Goldmarie und Crashmarie - Sparbuch und Aktien", "Frauen und Alterssicherung"). Die ver�nderte gesellschaftliche Realit�t der neuen Bundesl�nder geben die dortigen Themen wieder, hier wird manches nachgeholt (Beispiel: "Orientalischer Tanz - Warum nicht auch in Gera?") und vieles im R�ckschritt angepa�t ("So trete ich als Frau �berzeugend auf").

Als Entwicklungslinien lassen sich beschreiben, da� die Frauendom�ne Gesundheitsbildung einen Einbruch erf�hrt und da� neue Themen das Angebot f�r Frauen anreichern, die unmittelbar mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zusammenh�ngen: beispielsweise der Themenkomplex Internet und (noch in geringem Ma�e) die Agenda 21.

Insgesamt ist ein drastischer R�ckgang der Angebote f�r Frauen im Vergleich 1997/1999 zu beobachten, der durch einige wenige neue Gender-Themen 1999 nicht kompensiert werden kann. Auch wenn beispielsweise �u�ere Faktoren wie die Gesundheitsreform und schrumpfende Etats eine m�gliche Ursache darstellen, die aufgezeigten Trends werfen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben: Was sagt die Wahl der Frauen �ber ihre Interessen und Ziele aus? Wer definiert, was wichtig ist und was die Programme pr�gen soll?

Thesen zur Wirksamkeit und Unwirksamkeit der Frauendiskurse

Parallel zu diesen Entwicklungen bei den Teilnehmerinnen und den Bildungsangeboten hat das Frauenthema generell, aber insbesondere in der Bildungsarbeit an Bedeutung verloren, obwohl Frauen in der Grundbildung keineswegs mehr gegen�ber M�nnern benachteiligt sind, wie nie zuvor im Beruf pr�sent und auf allen Hierarchiestufen t�tig sind, eigene Infrastrukturen und Netzwerke etabliert haben und in allen �ffentlichen Arenen vertreten, h�rbar und sichtbar sind. Hier sollen nun einige Thesen als Erkl�rungsmuster f�r diese Entwicklung vorgestellt werden, um den Horizont zu verdeutlichen, vor dem die Frauenbildung heute agiert:

1. Normalisierungsthese

Die Frauenbewegung hat Wirkung gezeigt, der Geschlechterdiskurs ist in eine Phase der Normalisierung �bergegangen, ist damit aber auch um sein St�rpotential gebracht. Ausdruck seiner Wirksamkeit ist gerade die Tatsache, da� sich der j�ngeren Frauengeneration kaum noch die Frage nach der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern stellt. Die jungen Frauen verf�gen heute �ber einen besseren Bildungsabschlu� als die jungen M�nner, treten diesen mit mehr Wissen und Selbstbewu�tsein gegen�ber als die Geschlechtsgenossinnen vorausgegangener Generationen. Sie finden bereits eine funktionierende (Bildungs-)Infrastruktur vor, ein fl�chendeckendes Netzwerk von Frauengleichstellungs-B�ros, Buchl�den, Gesundheits- und Kulturzentren, die frauenspezifische Belange vertreten. Von den �lteren wird indessen beklagt: "Sie haben sich arrangiert". Denn die verbliebenen ungleichen Lebens- und Entfaltungschancen im Beruf treffen auch die j�ngeren Frauen, aber diese gehen angesichts einer chronifizierten Arbeitsmarktkrise anders damit um. Sie suchen nach individuellen Teill�sungen, nach Nischen und Gegenwelten, in denen es sich leben l��t - trotz der eingeschr�nkten Selbstverwirklichungschancen.

2. Polarisierungsthese

Die wachsende Polarisierung unter den Frauen in "Gewinnerinnen" und "Verliererinnen" wird letztlich als Ausdruck einer strukturellen Normalisierung im Geschlechterkampf gewertet und im Sinne einer Angleichung der Geschlechter interpretiert: Auch Frauen wollen Macht und Erfolg. Unter M�nnern wie Frauen werden gleiche Lebenschancen unterschiedlich realisiert. Der Einwurf aus den eigenen Reihen blieb deshalb nicht aus: Nachdem die "Vordenkerinnen" die privilegierten Stellen besetzt h�tten, nehme auch ihr Engagement in der Frauenbewegung ab. Generell habe die Polarisierung und zunehmende Differenzierung unter Frauen einen Desolidarisierungseffekt zur Folge gehabt. Verhindernd wirke sich auch ihre "Erfolgsangst" aus, die Frauen an dem Griff nach der Macht hindert.

3. Individualisierungsthese

Frauen haben heute mehr Optionsspielr�ume bei der Lebensgestaltung, weibliche Lebensformen und Lebensentw�rfe haben sich pluralisiert, dadurch werden zugleich aber auch gemeinsam geteilte Wertbez�ge und gemeinschaftsstiftende B�ndnisse und Praxen geschw�cht. Der Selbstverwirklichungsdiskurs schlug um in einen folgenreichen Optionszwang, der die Verantwortung f�r den Lebenserfolg zunehmend der einzelnen Frau aufn�tigt und Mi�erfolg als pers�nliches Scheitern interpretiert. Im gleichen Ma�e, in dem sich der Individualisierungszwang f�r beide Geschlechter verallgemeinert hat, nimmt auch der normative Erwartungsdruck bei den Frauen selbst zu. R�ckzugstendenzen unter Frauen sind ein unverkennbarer Ausdruck eines �berforderungssyndroms, das unter j�ngeren wie �lteren Frauen grassiert. Es wird zunehmend durch Bildung bearbeitet, wenn Frauen nach Halt und Orientierung suchen.

4. Verallt�glichungsthese

Die Verallt�glichung der Genderdiskurse bzw. der Benachteiligungsrhetorik tr�gt zu ihrer zunehmenden Bedeutungslosigkeit und schwindenden �ffentlichen Aufmerksamkeit bei: Ihr ist die Spitze gekappt durch Gew�hnung und Vereinnahmung - z.B. in den Medien. Doch mit dem Verschwinden des Bewu�tseins eines Problems ist dieses selbst keineswegs gel�st. Die resignative Einsicht verst�rkt sich unter Frauen, da� sie nach 30 Jahren Engagement im Geschlechterkampf noch immer nicht viel weiter gekommen sind als ihre M�tter. Noch immer erreicht die Mehrheit unter ihnen eine der erworbenen Kompetenz und Qualifikation angemessene Position nicht, die Emanzipation bleibt auf halber Wegstrecke stecken. Mi�erfolgserwartungen verst�rken sich durch R�ckschl�ge, die Spirale der Demotivierung weitet sich aus, und die Bewegung "tritt auf dem Fleck". Dies zeigt Wirkung auch im Bildungsbereich, der auf Erfolgserlebnisse angewiesen ist: Bildung wozu? ist immer h�ufiger die Frage, die keine/r beantworten kann.

5. Gegenoffensiven der M�nner

Die Ungleichheit unter den Geschlechtern hat sich maskiert: Sie nimmt heute andere Formen und Gestalten an. Die Gegenoffensiven der M�nner reproduzieren vielmehr ungleiche Lebenschancen f�r Frauen auf einer erh�hten Stufenleiter. M�nnerb�nde haben ihren Schulterschlu� erneuert durch verfeinerte Gegenstrategien zum Ausschlu� der Frauen, z.B. die ber�chtigte "Doppelspitze" in der Politik, deren H�rde nur selten von Frauen genommen wird. Schutzrechte f�r Frauen (Arbeitszeitmodelle) verwandelten sich zunehmend in Ausschlu�kriterien, und F�rderstrategien ("Quote") wurden zum Bumerang, der gegen Frauen zur�ckschl�gt. Die Ausgrenzung von Frauen vollzieht sich auf dem Arbeitsmarkt subtiler, sie werden aus angestammten Berufsdom�nen verdr�ngt, sobald auf dem verengten Arbeitsmarkt ein Feld auch f�r M�nner attraktiv geworden ist, z.B. im ambulanten Pflegebereich. Und die Ausgrenzung vollzieht sich durch neue Arbeitsorganisations- und Zeitarrangements, durch die Frauen auf befristete Stellen abgedr�ngt werden und M�nnern Vollzeitstellen vorbehalten bleiben. Die Flexibilisierung der Arbeit wird eine Dom�ne der Frauen sein und Bildung das Vehikel, mit dem sie durchgesetzt wird.

Ein Blick �ber den deutschen Horizont hinaus

Ein kritischer Blick auf die zahlenm��igen Entwicklungen und auf die kursierenden Erkl�rungsmuster mu� heute erweitert werden um einen Blick �ber die Grenzen Deutschlands hinaus. Der europ�ische Vergleich legt nahe, da� sich die Bildungssituation der Frauen in deutschsprachigen L�ndern �hnlich, in Frankreich und Schweden beispielsweise aber ganz anders darstellt (vgl. Sch�tt/Lewin 1998). Dort haben wesentlich mehr Frauen als M�nner die schulischen Voraussetzungen f�r ein Studium und nutzen diese auch in gr��erem Ma�e. Das hei�t, da� mehr Frauen als M�nner studieren und ihr Studium auch abschlie�en. Die geschlechtsspezifische Aufteilung der Studienf�cher entspricht der in den deutschsprachigen L�ndern, allerdings auf einem weit h�heren Niveau.

Werden weitere Bildungswege in den Vergleich einbezogen, zeigt sich ein durchaus signifikanter Frauenvorsprung in mehreren L�ndern.

Diese punktuellen Vergleiche berufsrelevanter Bildung k�nnen sicher nicht auf die gesamte europ�ische Weiterbildungslandschaft extrapoliert werden. Dennoch ziehen sie die Frage nach sich, wie die oben ausgef�hrten (deutschen) Thesen vor dem Hintergrund zu werten sind, da� in anderen L�ndern offensichtlich eine wesentlich st�rkere Beteiligung von Frauen an Bildung zu verzeichnen ist.

Normalisierung

Angesichts der in Europa sehr unterschiedlichen Zahlen stellt sich die Frage: Was ist normal? Sind die hohen Studentinnenzahlen in Schweden �berproportional? Sind die relativ gleichen Schulabschl�sse in Deutschland die endlich erreichte Normalit�t? Und wie sind dann die Zahlen in Frankreich und Gro�britannien zu interpretieren? W�hrend die Frauendominanz in Frankreich Tradition hat, ist sie in Gro�britannien gerade im Entstehen? An welche Norm n�hert sich die Normalisierung an? Statistische Mittelwerte und gleich gro�e S�ulen in Grafiken reichen nicht aus zur Operationalisierung gesellschaftlicher Normen.

Polarisierung

Wenn Erfolgsangst und Machtangst die Frauen hindern: Haben Frauen in anderen europ�ischen L�ndern weniger Angst, oder sind die bildungspolitischen Durchsetzungschancen der Frauen bez�glich ihres Macht- und Erfolgswillens gr��er als in Deutschland? Warum sind die deutschen Frauen homogen ver�ngstigt, so da� sie sich nicht trauen, ihre Bildungschancen wahrzunehmen? Sind die Rahmenbedingungen f�r Frauen in anderen europ�ischen L�ndern ausdifferenzierter?

Individualisierung

Offenbar reagieren Frauen in anderen europ�ischen L�ndern nicht mit einem �berforderungssyndrom auf den sich dort ebenso ausbreitenden Individualisierungszwang, oder sie finden andere soziale Unterst�tzungsressourcen vor.

Verallt�glichung

Eventuell sind Gew�hnung und Vereinnahmung in allen europ�ischen L�ndern zu beobachten. Die Frage ist, was dann passiert: Weiterentwicklung, Stagnation oder Roll back? Die Frage "Bildung wozu?" hindert die Frauen jedenfalls nicht, sich weiter zu qualifizieren. Die Studentinnenanteile steigen europaweit.

Gegenoffensiven der M�nner

Dieser Mechanismus kann nur greifen, wenn sich unterschiedliche Bildungs- und Handlungsbereiche f�r M�nner und Frauen herausbilden. Ob dies in anderen L�ndern der Fall ist, l��t sich aus den vorliegenden Zahlen nicht schlie�en. Allerdings deutet die Quantit�t der Beteiligung der Frauen an den "klassischen" Bildungswegen in anderen europ�ischen L�ndern darauf hin, da� diese Gegenoffensive dort Grenzen hat.

Die Thesen zum Verschwinden des Frauenthemas verharren in dem Modell, da� die Frauen in einer Opferrolle sind. Die Frauen in Deutschland werden dargestellt als Opfer patriarchaler Ausgrenzungsstrategien und ihrer eigenen psychischen Dispositionen.

Diese Darstellung wirft wiederum Fragen auf: Welches Bild haben die Frauen selbst von Frauen? Wie sehen die psychischen Dispositionen tats�chlich aus? Empirische Untersuchungen dazu liefen Gefahr, von dem Ballast des Diskurses erstickt zu werden. Im Diskurs �ber Frauen wiederum haben Modelle mit Opferrollen, haben Defizitans�tze eine lange Tradition. Haben die Erkl�rungsmuster deswegen diesen Unterton? Wie s�he denn die Situation dieser Opfer aus der Perspektive der Lern- und Lebensbedingungen von Frauen in anderen europ�ischen L�ndern aus?

Literatur

Deutsches Institut f�r Erwachsenenbildung: Volkshochschul-Statistik. Arbeitsjahr 1994. Frankfurt/M. 1995

Deutsches Institut f�r Erwachsenenbildung: Volkshochschul-Statistik. Arbeitsjahr 1997. Frankfurt/M. 1998

Kenk, Martina: "Vom Girlie zur Powerfrau" - Angebote f�r Frauen in VHS-Programmen, Fr�hjahr 1999. http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/kenk99_01.htm

Kuwan, Helmut: Berichtssystem Weiterbildung VI. Erste Ergebnisse der Repr�sentativbefragung zur Weiterbildungssituation in den alten und neuen Bundesl�ndern. Bonn 1996

Nolda, Sigrid/Pehl, Klaus/Tietgens, Hans: Programmanalysen. Frankfurt/M. 1998

Sch�tt, Inge/Lewin, Karl (Hrsg.): HIS Bildungswege von Frauen. Vom Abitur bis zum Beruf, Hannover 1998

Was ist eine Kür im Eiskunstlauf?

Bei der Kür läuft man nach selbstgewählter Musik eine Choreografie aus verschiedenen Schritten, Pirouetten, Sprüngen und Posen. Auch in der Choreografie kann man die einzelnen Elemente frei wählen. Bei Wettkämpfen ist die Kür der zweite Teil des Wettbewerbs nach dem Kurzprogramm (früher Pflicht oder Pflichtprogramm).

Wie lange geht eine Kür beim Eiskunstlauf?

Die Dauer einer Kür beträgt bei den Herren 4 Minuten 30 Sekunden und bei den Damen 4 Minuten. Die Kür darf jeweils 10 Sekunden über oder unter dem Zeitlimit liegen. Wird das Kürprogramm nicht innerhalb des Zeitlimits beendet, gibt es einen Abzug von einem Punkt pro jeweils fünf Sekunden Zeitüberschreitung.

Was ist ein Kürteil?

Mündliche Prüfungen bei mir bestehen traditionell aus einem Kür- und einem Pflichtteil. Für den Kürteil sind ein paar konkret vereinbarte schwierigere Sätze mit Beweis möglichst perfekt für eine kompakte Darstellung vorzubereiten.