Warum schlafen mir die Fingerkuppen ein?

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Warum schlafen mir die Fingerkuppen ein?

Taubheit in den Händen

Taubheit in den Händenhausmeister2016-09-19T11:36:57+02:00

Das Gefühl von Taubheit oder einem Kribbeln in den Händen oder bestimmten Fingern (Parästhesien) ist weit verbreitet. Besonders Frauen klagen ab einem mittleren Alter oft über diese Symptomatik. Entweder sind alle Finger betroffen, oder aber nur die ersten drei Finger schlafen ein. Dies geschieht meist in der Nacht oder bereits abends, wenn die Patienten zur Ruhe kommen. Welche Ursachen liegen hinter dieser störenden Empfindung im Bereich der Hände? Für das Taubheitsgefühl in den ersten drei Fingern gibt es eine schulmedizinische Erklärung, man nennt es das Karpaltunnelsyndrom.

Der Karpaltunnel ist eine bindegewebige tunnelartige Röhre am Unterarm, auf der Seite der Handfläche gelegen. Die Handwurzelknochen bilden die eine Seite des Karpaltunnels. Darüber führt ein breites Band (das Retinakulum flexorum), welches den Tunnel von der anderen Seite bildet. Durch diesen Karpaltunnel nun ziehen die Sehnen der Fingerbeuger sowie ein wichtiger Nerv, der Medianusnerv. Dieser Nerv steuert einerseits die Bewegung der Finger, andererseits ist er auch für die Sensibilität zuständig. Durch Ablagerungen im Bereich des Karpaltunnels kommt es zu einer Verengung und zu Druck auf den Medianus-Nerven. Das erzeugt die unangenehmen Missempfindungen in den ersten drei Fingern.

Was schafft Abhilfe?

Diese Missempfindungen treten vor allem nachts auf. Bewegung führt zur Besserung. Erst im späteren Krankheitsverlauf treten die Beschwerden dann auch zunehmend tagsüber auf. Betroffen sind mehr Frauen als Männer mittleren Alters und älter. Kommt es zum Muskelschwund des Daumenballens, muss der Karpalkanal operativ eröffnet werden, um den Nerven zu entlasten. Aber was genau führt zu den Ablagerungen im Karpaltunnel und warum treten die Beschwerden vor allem in Ruhe auf?

Und wie verhält es sich, wenn alle Finger von den Parästhesien betroffen sind? Sie treten vor allem nachts auf und bessern sich bei Bewegung. Was ist der Grund dafür? Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule oder eine Verengung der Wirbellöcher, durch welche die Nerven aus der Halswirbelsäule austreten, werden vermutet. Aber bei der Untersuchung beim Neurologen sind die Befunde dahingehend oft nicht eindeutig.

Die Sympathikus-Therapie hat eine andere schlüssige Erklärung für diese nächtlichen Missempfindungen: Nicht die Halswirbelsäule ist Ursache der Beschwerden beider Erkrankungen, sondern die obere Brustwirbelsäule. Liegt eine Blockade des zweiten Brustwirbels vor, die den Sympathikus dauerhaft irritiert, kommt es durch eine Verminderung des Stoffwechsels zu den Ablagerungen im Bereich des Karpaltunnels. Diese Blockade wirkt sich besonders nachts (in körperlicher Ruhe) negativ auf die Sympathikus-Funktion aus und es kommt zu den beschriebenen Missempfindungen der ersten drei Finger.

Ist die ganze Hand taub oder kribbelt, liegt eine den Grenzstrang irritierende Blockierung des ersten Brustwirbelkörper vor.

Patientenbeispiel findenSie hier

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Warum schlafen mir die Fingerkuppen ein?
Dr. Martin Schreiber, Leitender Oberarzt der Abteilung für Plastische- und Handchirurgie des UniversitätsCentrums für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie (OUPC) schaut auf die noch leicht gerötete Stelle des Eingriffs.

16. März 2021

Eingeklemmte Nerven sind Ursache für Missempfinden. Kompression kann dauerhafte Schäden auslösen. Handchirurgen sind erste Ansprechpartner.

Das sogenannte Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Gründe für einen handchirurgischen Eingriff. Immerhin ist etwa jeder sechste Erwachsene von dieser Form der Nervenkompression betroffen. In der Regel verstärken sich die Symptome schleichend. Viele Betroffene nehmen den in der Frühphase mit einem nächtlichen Kribbeln in den Fingerspitzen bemerkbaren Druck auf den Nervenstrang nicht ernst. Doch damit riskieren sie irreparable Schäden, warnen die Handchirurgen des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden. Auch wenn Diagnose und Entscheidung über die richtige Therapie gemeinsam mit anderen Spezialisten getroffen wird, darunter vor allem Neurologen, sollte im ersten Schritt ein Handchirurg konsultiert werden.

Etwa jeder sechste Deutsche wird mit den Folgen eingeengter oder eingeklemmter Nervenstränge des Arms konfrontiert. Bei stärkerer Ausprägung können so alltägliche Aktivitäten einschränkt werden, da diese Nerven Bewegung und das Gefühl der Hände vermitteln. Dass aus einem anfänglichen, vor allem beim Schlafen auftretenden Kribbeln – vor allem an Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie der daumenzugewandten Hälfte des Ringfingers – ein ernsthafteres Problem werden kann, hat die Dresdnerin Maria E. erlebt. Bereits als 18-Jährige weckte dieses mit einem Taubheitsgefühl verbundene Kribbeln sie ab und an. Wie die meisten Menschen nahm sie dieses Zeichen nicht weiter ernst.

Fast zehn Jahre später hat sich daraus jedoch ein ernstes Problem entwickelt, das sogar ihre Berufstätigkeit in Frage stellte. Denn aus der nächtlichen Störung, die sich anfangs mit dem Ausschütteln der Hand abstellen ließ, ist ein Taubheitsgefühl in den Fingern geworden. Schließlich hielt dieses Handicap über mehrere Tage an. Der Kellnerin fielen Gläser aus der Hand, so dass ihr andere Aufgaben übertragen werden mussten. Zu dieser Zeit kannte die heute 28-Jährige bereits die Diagnose „Karpaltunnelsyndrom“. „Deshalb habe ich mich geradezu auf die OP gefreut“, sagt Maria E. rückblickend. Der Erfolg des ambulanten Eingriffs in der Abteilung für Plastische- und Handchirurgie des UniversitätsCentrums für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie (OUPC) gab ihr recht. Nach einer kurzen Zeit der Wundheilung konnte sie wieder behände mit Tellern, Tassen und Gläsern umgehen. Das Kribbeln und die Taubheitsgefühle sind seitdem komplett verschwunden.

Dr. Martin Schreiber möchte nicht, dass die Patienten einen Arzttermin und die möglicherweise notwendige OP so lange rauszögern wie Maria E. „Die Nervenstränge werden von Blutgefäßen begleitet. Sorgt der Druck im verengten Karpaltunnel für eine Unterbrechung des Blutstroms, besteht die Gefahr, dass die von ihnen versorgten Nervenfasern absterben.“ Die Folgen, so der Handchirurg des OUPC, reichen von einem dauerhaft pelzigen Gefühl bis zu dem, was seine Patientin erlebt hat. Beispielsweise sorgt der fehlende Tastsinn dafür, dass den Betroffenen immer wieder etwas aus der Hand fällt. Auch die Fingerfertigkeit leidet: Mit einem Schlüssel eine Tür zu öffnen, wird zur Herausforderung.

Um dem Kribbeln in den Fingern frühzeitig auf die Spur zu kommen, sollten Betroffene nicht zögern, die Symptome abklären zu lassen. „Die rechtzeitige Beratung durch eine Chirurgin beziehungsweise einen Chirurgen mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie ist wichtig, um sich möglichst viele Behandlungsoptionen zu erhalten“, sagt Prof. Adrian Dragu, Direktor für Plastische- und Handchirurgie am OUPC des Dresdener Uniklinikums. Als erste Maßnahme wird das betroffene Handgelenk über Nacht mit einer Orthese ruhiggestellt. Bleibt dabei ein Erfolg aus und Missempfindungen, Kribbeln und Taubheitsgefühle oder auch Lähmungserscheinungen verschwinden nicht, könnte eine Operation notwendig werden.

Um die Ursache für die kribbelnden Hände herauszufinden, gibt es einige einfache Tests. Dabei stimuliert der Arzt den Nerv mit sanftem Druck oder die Patienten drücken ihre Hände vor der Brust gegeneinander. Fängt es dann nach wenigen Minuten an, in den Fingerspitzen zu kribbeln, ist das ein weiterer Hinweis auf das Karpaltunnelsyndrom. Ein Neurologe kann diese Vermutung durch die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bestätigen. In einem ersten Schritt ist dann bei allen leichten bis mittelschweren Krankheitsfällen die konservative, also nicht chirurgische Therapie der beste Weg. Dabei wird das Handgelenk nachts mit einer speziellen Schiene in einer Mittelstellung fixiert. Geht mit der Einengung des Nervs eine Entzündung einher, ist Kortison eine Option. Ärzte können das Medikament ins Handgelenk spritzen oder Tabletten verordnen. Rühren die Beschwerden von einer übermäßigen Belastung her – etwa beim Bau durch die Arbeit an stark vibrierenden Geräten oder in der Gastronomie durch häufiges Tragen schwerer Lasten – muss die Hand unbedingt geschont werden, um eine weitere Überbeanspruchung zu vermeiden.

Ziel jeder Therapie ist es, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit und Muskelkraft der Hand wiederherzustellen. Sollten konservative Therapiemethoden nicht den gewünschten Erfolg haben, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. „Bei Nervenkompressionen gilt es, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation zu erkennen“, sagt der Leitende Oberarzt Dr. Martin Schreiber. Sie erfolgt in der Regel ambulant bei örtlicher oder regionaler Betäubung. Der eigentliche Eingriff dauert häufig nicht länger als 20 Minuten. Trotzdem handelt es sich hierbei um einen mikrochirurgischen Eingriff, der unter Lupenbrillenvergrößerung und nur von Handchirurgen vorgenommen werden sollte, um auch kleineste, aber sehr wichtige abgehende Nervenfasern während der Operation erkennen und schonen zu können. Dabei wird der Gewebestrang, der die zur Hand führenden Nerven umgibt, über mehrere Zentimeter vollständig durchtrennt. Der dazu notwendige Schnitt verläuft am unteren Bereich der Hand ausgehend von der sogenannten Lebenslinie. Damit ist er nach der Wundheilung kaum noch zu sehen. Nach der OP muss die Hand zwei Wochen geschont werden. Danach treten in der Regel keine Einschränkungen mehr auf, sofern sich die Patienten nicht zu spät operieren lassen und die betroffenen Nerven ohne irreversible Schäden geblieben sind.

Maria E. hat Glück gehabt. Trotz der starken Symptome kann sie wieder ohne jede Einschränkung kellnern. Teller, Tassen und Gläser hat sie dabei wieder voll unter Kontrolle.

Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie
Abteilung für Plastische- und Handchirurgie
Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Adrian Dragu, MHBA
0351 / 4 58 44 40 (Sekretariat)
E-Mail:
www.uniklinikum-dresden.de/ouc

Was tun bei Taubheitsgefühl in den Fingerspitzen?

„Im Frühstadium kann eine Ruhigstellung des Handgelenks mit Hilfe einer Schiene ausreichend sein. Gegebenenfalls kann zusätzlich eine entzündungshemmende und schmerzstillende Behandlung durchgeführt werden“, ergänzt der Neurologe. Auch die Einnahme von Kortison kann in manchen Fällen gute Erfolge bringen.

Welcher Mangel Wenn Hände einschlafen?

Ein schwerer Vitamin-B12-Mangel kann die Nerven schädigen und ein Kribbeln oder einen Gefühlsverlust an Händen und Füßen, Muskelschwäche, Verlust von Reflexen, Gehschwierigkeiten, Verwirrung und Demenz verursachen.

Was passiert wenn die Fingerspitzen Kribbeln?

Kribbeln oder Taubheit in den Fingern können auf ein Karpaltunnel-Syndrom hinweisen. Was es damit auf sich hat und wie die Ursache eindeutig geklärt wird, erklärt der Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN). Das Karpaltunnel-Syndrom (KTS) wird durch eine Kompression des Medianus-Nervs am Handgelenk verursacht.

Ist Kribbeln in den Händen gefährlich?

Kribbeln in den Händen und anderen Körperstellen kann ein Warnsignal deines Körpers sein und als Symptom einer schwereren Erkrankung auftreten. Sollte das Kribbeln in den Händen länger anhalten als gewöhnlich oder sehr häufig und ohne erkennbaren Grund auftreten, kann ein Arztbesuch ratsam sein.