Hat Russland den 1 Weltkrieg verloren

Das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Die Ereignisse nach dem Attentat sind auch als "Juli-Krise" bekannt. Gavrilo Princip, ein neunzehnjähriger serbischer Student, hatte am 28. Juni 1914 das Feuer auf das österreich-ungarische Thronfolgerpaar, das zu Besuch in Sarajevo war, eröffnet. Mit dem Attentat wollten die von Russland unterstützten serbischen Panslawisten ihre Forderung nach einem von Österreich-Ungarn unabhängigen serbischen Nationalstaat noch einmal deutlich machen. In Wien drängte das Militär auf einen schnellen Vergeltungsschlag gegen Serbien. Das Deutsche Reich sicherte Österreich-Ungarn die uneingeschränkte Bündnistreue ("Blankoscheck") gegenüber der Donaumonarchie zu.

Ein schneller und energischer Militärschlag gegen Serbien sollte vollendete Tatsachen schaffen und Russland von einem Eingreifen abhalten. Die Reichsregierung wollte den Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien einerseits lokal begrenzen. Andererseits hielt man den Zeitpunkt für einen Krieg gegen Russland geeignet, da Russland mit seiner Soldatenstärke Deutschland zu erdrücken drohte.

Österreich-Ungarn setzte nun auf gezielte Provokationen gegen Serbien: In einem 48-Stunden-Ultimatum vom 23. Juli 1914 wurde das Land dazu aufgefordert, die noch freien Mitglieder der Attentätergruppe festzunehmen und alle radikalen Vereine aufzulösen. Diese und weitere Forderungen waren so formuliert worden, dass sie für Serbien nicht annehmbar waren. Daraufhin stellte Russland sich für den Fall militärischer Aggression von Österreich-Ungarn unmissverständlich an die Seite Serbiens.

Am 24. Juli forderte England die Regierungen von Russland, Frankreich, Deutschland und Italien zu Verhandlungen auf. Am 25. Juli antwortete Serbien auf das gestellte Ultimatum, erfüllte aber nicht alle von Österreich gestellten Bedingungen. Serbien begann mit einer Teilmobilmachung des Militärs.

Am 28. Juli erklärte Österreich-Ungarn Serbien noch während der Verhandlungen den Krieg, Russland machte ebenfalls teilmobil. Am 30. Juli waren sowohl Russland als auch Österreich-Ungarn im Kriegszustand.

Am 1. August erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg, am 4. August Frankreich. Deutsche Truppen griffen Frankreich von Nordosten an und verletzten dabei die Neutralität Belgiens und Luxemburgs. Dies führte zum Kriegseintritt der belgischen Garantiemacht Großbritannien.

Am 6. September begann die französische Offensive gegen die deutsche Armee mit der Schlacht an der Marne. Den britischen und französischen Truppen gelang nach Wochen der Niederlagen und des Rückzugs, den Ansturm der deutschen Armee aufzuhalten. Mit der Marneschlacht endete der Bewegungs- und begann der mörderische Stellungskrieg an der Westfront.

Hat Russland den 1 Weltkrieg verloren

Russische Soldaten auf dem Weg zur Front, 1917. „Front“ ist die Gegend, wo gekämpft wird.

Hat Russland den 1 Weltkrieg verloren

Der Erste Weltkrieg fand in den Jahren 1914 bis 1918 statt. Über 17 Millionen Menschen starben. Der Krieg heißt „Weltkrieg“, weil er in mehreren Teilen der Welt stattfand. Vor allem aber waren Länder in Europa betroffen.

Auf der einen Seite standen Deutschland, Österreich und weitere Staaten. Ihre Gegner waren unter anderem Russland, Frankreich und Großbritannien. Deutschland, Österreich und seine befreundeten Staaten verloren den Ersten Weltkrieg. Deutschland hatte danach keine Kaiser mehr und wurde demokratisch, einige deutsche Gebiete kamen zu anderen Staaten wie Russland und Polen. Österreich-Ungarn zerfiel in einzelne Staaten und hatte keinen Kaiser mehr. Russland hatte keinen Zar mehr und wurde kommunistisch. Es entstanden 20 Staaten neu, darunter Finnland, Jugoslawien, Polen, Tschechoslowakei.

Viele Menschen litten noch lange nach dem Krieg unter den Folgen des Krieges. Sie erholten sich nicht von ihren schweren Verletzungen. Viele Häuser, Straßen, Brücken und die Eisenbahn waren zerstört. Zudem überzog die Spanische Grippe die Westliche Welt. Sie kostete mindestens dreimal so viele Menschenleben wie der Krieg selbst, 50 Millionen Menschen. Das galt für beide, Besiegte und Sieger.

Die Verlierer mussten überdies den Gewinnern sehr viel Geld als Entschädigung für die Zerstörung bezahlen. Einige deutschsprachige Gebiete gehörten nach dem Krieg zu Ländern mit anderer Sprache. Beides nutzten Politiker in deutschsprachigen Ländern um gewählt zu werden und es führte zum zweiten Weltkrieg.

Heute gibt es immer noch Menschen, die an die Toten von damals denken. Für dieses Gedenken haben manche Staaten sogar eigene Feiertage. Es ist üblich, dass dazu Gäste aus anderen Staaten eingeladen werden, sogar solche, die damals Feinde waren.

Wie kam es zum Krieg?

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Soldaten aus Irland, das damals zu Großbritannien gehörte. Das Foto wurde im Sommer 1916 in Frankreich aufgenommen.

Schon seit Jahren hatten viele Staaten in Europa ihre Armeen vergrößert. Sie hatten Angst, dass ein anderer Staat sie überfallen könnte, oder dass er sie zumindest bedroht. Manche Staaten hatten miteinander Bündnisse abgesprochen und sich gegenseitige Hilfe zugesagt.

Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo ein österreichischer Prinz erschossen. Sarajevo gehörte zu Österreich-Ungarn. Die Menschen dort waren sehr wütend. Der Prinzenmörder kam aus Serbien, und es sah so aus, als wenn die Regierung in Serbien ihm geholfen hätte. Österreich-Ungarn wollte seine eigenen Polizisten nach Serbien schicken, um die Sache zu untersuchen. Serbien sagte, es wolle sich selbst darum kümmern.

Österreich-Ungarn erkärte daraufhin Serbien den Krieg. Da Russland einen Vertrag mit Serbien hatte half es ihm. Deutschland hatte einen Vertrag mit Österreich und half Österreich gegen Russland. Frankreich hatte ein Vertrag mit Russland und deshalb erklärte Deutschland auch gleich Frankreich den Krieg. Deutschland schickte dann seine Soldaten über neutrale Länder wie Belgien und Niederlande nach Frankreich. Die hatten einen Vertrag mit Grossbritannien, das ihnen dann gegen Deutschland half. Plötzlich waren alle großen Staaten der Welt betroffen.

Wie verlief der Krieg?

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Ein deutscher Panzer im Ersten Weltkrieg

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Deutschland und Österreich-Ungarn, später auch das Osmanische Reich, standen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite standen Russland, Frankreich und Großbritannien, später auch die USA und einige andere Staaten.

Der Erste Weltkrieg fand vor allem auf dem Land und auf dem Meer statt, aber noch nicht in der Luft. Auf dem Meer kämpften Kriegsschiffe gegeneinander, auch die ersten Unterwasserboote, genannt U-Boote. Zum ersten Mal gab es Funkverkehr: Die Schiffskapitäne konnten mit den Offizieren an Land Informationen austauschen.

An Land hoben die Soldaten Schützengräben aus, um sich gegen die Kugeln der feindlichen Maschinengewehre zu schützen. Um den Gegner dort trotzdem zu vernichten, wurden Giftgas und Panzer eingesetzt. Flugzeuge gab es schon, aber sie waren klein, flogen langsam und niedrig. Man konnte sie also leicht vom Boden aus abschießen. Sie waren vor allem dazu wichtig, um zu erkunden, wie es beim Feind aussah.

Zunächst konnte Russland Teile von Deutschland und Österreich-Ungarn erobern. Währenddessen wollte Deutschland schnell Frankreich besiegen, um dann stärker gegen Russland zu kämpfen. Das klappte aber nicht, weil Großbritannien Frankreich unterstützte. Hier im Westen konnten die Armeen oft nur ganz wenig Land erobern. Man spricht von einem Stellungskrieg oder Grabenkrieg. Erst mit Unterstützung der USA gelang es Frankreich und seinen Verbündeten im Sommer 1918 wieder viel von seinem Gebiet zurückzuerobern.

Im Osten hingegen hatte Deutschland mehr Erfolg. Seit 1916 rückten seine Armeen immer weiter in Russland ein. Anfangs 1918 schlossen Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland sogar einen Frieden. Russland musste viel Land und Besitz den Deutschen lassen. Dort wurden einige neue Staaten gegründet, wie Finnland und die Ukraine.

Die Führung der deutschen Armee musste einsehen, dass sie den Krieg im Westen nicht gewinnen konnte. Sie empfahl im September 1918 der deutschen Regierung, Frankreich und seine Verbündeten den Frieden anzubieten. Am 11. November 1918 schlossen sie einen Waffenstillstand: Es wurde nicht mehr gekämpft.

Welche Folgen hatte der Krieg?

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Sechs Jahre nach dem verlorenen Krieg: Deutsche Nationalisten behaupten mit dieser Karikatur, dass die deutschen Demokraten die Schuld hätten. Die Demokraten hätten die Soldaten nicht genug unterstützt und seien ihnen in den Rücken gefallen.

Von den über siebzig Millionen Soldaten starb jeder siebte. Außerdem starben fast sieben Millionen Menschen, die gar nicht Soldaten waren, also Zivilisten. Viele erholten sich nie von ihren Verletzungen. Frauen hatten ihren Ehemann verloren, oder Kinder ihren Vater. Sie waren meistens arm und brauchten Hilfe vom Staat. Dabei hatten viele Staaten selber fast nichts mehr.

Vor allem in Deutschland, aber auch in anderen Staaten, war ein Großteil der Infrastruktur zerstört. Damit meint man Brücken, Straßen, Häuser, Eisenbahnlinien und solche Dinge. Kurz nach dem Krieg raffte die Spanische Grippe dreimal so viele Menschen dahin wie der Krieg selbst.

In den Jahren von 1919 bis 1922 unterzeichneten die Staaten Friedensverträge. Sie entstanden in der Nähe von Paris. Man nennt sie deshalb die Pariser Vorortverträge. Deutschland, Österreich und Ungarn galten als die Verlierer, vor allem hier lehnten die Menschen die Verträge ab.

Aus großen ehemals deutschen Gebieten wurde der neue Staat Polen gegründet. Dadurch verlor Deutschland auch viele Rohstoffe wie Eisenerz und Kohle. Menschen wurden von Ost nach West umgesiedelt und umgekehrt. Um die Reparationszahlungen an die Siegermächte zu leisten, druckte Deutschland Geld. Das verlor aber dadurch an Wert, es gab eine furchtbare Inflation. Für Deutschland begann die Zeit der Weimarer Republik.

Österreich-Ungarn wurde zu Österreich verkleinert. Dafür wurden die Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien gebildet. Das Osmanische Reich wurde auf die heutige Türkei verkleinert. Es verlor vor allem Gebiete im Süden und im Osten.

In Russland übernahmen im Jahr 1917 die Kommunisten die Macht. Sie versprachen, dass der Krieg und der Hunger aufhören. Es kam zu einem Bürgerkrieg in Russland selbst, zwischen den Kommunisten und ihren Gegnern. Ähnlich war auch in anderen Ländern die Kriegszeit nicht wirklich vorbei.

Auch die Sieger waren oft unzufrieden mit dem Kriegsende: Viele Italiener zum Beispiel glaubten, dass sie nicht genug neues Land bekommen hatten. Manche Menschen in der Welt waren plötzlich gegen alle Kriege, andere hingegen waren gerade für neue Kriege, um sich zu rächen. Wiederum andere wollten zumindest, dass ihr eigenes Land eine starke Armee hatte, um in Zukunft besser geschützt zu sein. Die Unzufriedenheit in Deutschland ermöglichte den Nationalsozialismus und war einer der Gründe für den Zweiten Weltkrieg.

Wie denken die Menschen heute über den Krieg?

Trauerndes Elternpaar. Käthe Kollwitz machte diese Statuen. 1932 wurden sie bei einem Friedhof für deutsche Soldaten in Belgien aufgestellt.

Es gibt in vielen Staaten und Orten Denkmäler, die an den Ersten Weltkrieg erinnern. Auf so einem Denkmal steht zum Beispiel geschrieben, wer aus dem Ort im Krieg gestorben ist. In Deutschland zum Beispiel gibt es den Volkstrauertag. An einem bestimmten Sonntag im November wird der Toten gedacht. In anderen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Belgien ist der Erinnerungstag am 11. November.

Die Geschichtswissenschaftler wissen sehr viel über den Krieg, aber einige Fragen können sie immer noch nicht ganz beantworten. Lange Zeit meinte man, dass wohl Deutschland am meisten Schuld daran hatte, dass der Krieg ausbrach. Jetzt schaut man auch genauer hin, was andere Staaten falsch gemacht hatten. Es hieß auch: Die Menschen sind 1914 gerne in den Krieg gezogen. Jetzt weiß man, dass das für viele nicht stimmte. Die meisten Leute waren eher aufgeregt anstatt begeistert.

Die Geschichtswissenschaftler sind sich auf jeden Fall einig, dass der Krieg Europa und die Welt sehr stark verändert hat. Es heißt sogar, dass der Erste Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Gemeint ist: Dieser Krieg führte noch zu anderen Unglücken in den Jahren danach, zu Gewaltherrschaft, Mord und weiteren Kriegen.

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    Der „Totengraben“ ist ein alter Schützengraben bei Diksmuide, Belgien

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Zu „Erster Weltkrieg“ gibt es auch einen Artikel für Lese-Anfänger auf MiniKlexikon.de und weitere Such-Ergebnisse von Blinde Kuh und Frag Finn.

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Wer hat den Ersten Weltkrieg verloren?

Deutschland und seine Verbündeten verloren den Ersten Weltkrieg. Die Siegerstaaten schrieben im Versailler Vertrag fest, welche Folgen das für Deutschland hatte. Die Monarchie im Deutschen Reich wurde abgeschafft, der Kaiser musste das Land verlassen.

Wer hat den 1 Weltkrieg gewonnen Russland?

Die Auflösung der demoralisierten russischen Armee sowie die Oktoberrevolution machten das weitere Vorrücken der Deutschen jedoch überflüssig. Im März 1918 akzeptierte Russland in Brest-Litowsk den von Deutschland aufgezwungenen Frieden.

Warum ist Russland aus dem Ersten Weltkrieg ausgeschieden?

Im Dezember 1917 schied Russland aus dem Krieg aus, schon vorher war es an der Front zu Verbrüderungsszenen zwischen Russen und Deutschen gekommen. Nach der Oktoberrevolution drängte die bolschewistische Regierung unter Lenin auf einen Friedensschluss, um die innere Stabilität Russlands zu erhalten.

Was hat Russland mit dem 1 Weltkrieg zu tun?

Der Kriegsbeginn 1914 löste zunächst auch in Russland Begeisterung aus. Doch bald zeigte sich, dass die russische Armee den technisch überlegenen Heeren des Deutschen Reichs nicht gewachsen war. Es kam zu verheerenden Verlusten, und das Vertrauen in die Führung des Landes schwand.