Gründe für fehlgeburt in den ersten 12 wochen

Eine Fehl­ge­burt, auch Ab­ort (Spon­tan­ab­ort) ge­nannt, be­zeich­net den Ver­lust ei­ner Schwan­ger­schaft vor Be­ginn der 24. Schwan­ger­schafts­wo­che. Auch ein tot­ge­bo­re­nes Kind, des­sen Ge­burts­ge­wicht un­ter 500 Gramm liegt, wird als Fehl­ge­burt be­zeich­net.

Frü­he Fehl­ge­bur­ten (Frü­hesta­b­or­te) ent­ste­hen, wenn der Em­bryo sich nicht in der Ge­bär­mut­ter­wand ein­nis­tet. Ent­we­der war die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut nicht auf die Ein­nis­tung vor­be­rei­tet, oder der Em­bryo wies gra­vie­ren­de Stö­run­gen, wie zum Bei­spiel Chro­mo­so­men­de­fek­te, auf.

Auch wenn der Em­bryo in­ner­halb der ers­ten zwei Wo­chen nach der Emp­fäng­nis so­ge­nann­ten te­ra­to­ge­nen Sub­stan­zen, wie z.B. Rönt­gen­strah­len, ge­wis­sen Me­di­ka­men­ten oder Dro­gen aus­ge­setzt war, kommt es oft zu ei­ner sehr frü­hen Fehl­ge­burt. Es kann aber auch sein, dass der Em­bryo da­durch nicht ge­schä­digt wird und sich die Schwan­ger­schaft nor­mal wei­ter­ent­wi­ckelt. Das ist die so­ge­nann­te Al­les-oder-Nichts-Re­gel. Die Ur­sa­chen der meis­ten Fehl­ge­bur­ten sind letzt­end­lich je­doch nicht be­kannt.

Spä­ter in der Schwan­ger­schaft kön­nen Fehl­ge­bur­ten eben­falls meh­re­re Ur­sa­chen ha­ben:

  • ge­ne­ti­sche oder chro­mo­so­ma­le De­fek­te des Em­bry­os

  • Fehl­bil­dun­gen der Ge­bär­mut­ter (z.B. Ute­rus sub­sep­tus, eine durch Trenn­wän­de un­ter­teil­te Ge­bär­mut­ter)

  • Kom­pli­ka­tio­nen der Pla­zen­ta

  • Stoff­wech­sel­stö­run­gen der Mut­ter

  • chro­ni­sche Er­kran­kun­gen der Mut­ter wie zum Bei­spiel Dia­be­tes oder Schild­drü­sen­fehl­funk­tio­nen

  • bak­te­ri­el­le oder Vi­rus­in­fek­tio­nen (z.B. To­xo­plas­mo­se und Lis­te­rio­se)

  • Zer­vi­x­in­suf­fi­zi­enz (Schwä­che des Ge­bär­mut­ter­hal­ses)

Als Son­der­fall ei­ner frü­hen Fehl­ge­burt gel­ten das Wind­ei und die Bla­sen­mo­le, wo­bei es sich hier nicht um eine ur­sprüng­lich in­tak­te Schwan­ger­schaft han­delt.

  • Äl­te­re Schwan­ge­re: Eine 40-Jäh­ri­ge hat ein dop­pelt so ho­hes Fehl­ge­burts­ri­si­ko wie eine 20-Jäh­ri­ge. Der Grund da­für ist, dass es bei äl­te­ren Schwan­ge­ren häu­fi­ger zu Chro­mo­so­men­fehl­ver­tei­lun­gen kommt

  • Schwan­ge­re mit meh­re­ren vor­he­ri­gen Fehl­ge­bur­ten: Nach drei Fehl­ge­bur­ten be­trägt das Ri­si­ko über 50%, dass die nächs­te Schwan­ger­schaft wie­der un­glück­lich en­det.

Da nicht alle Fehl­ge­bur­ten als sol­che wahr­ge­nom­men wer­den, ist ihre Häu­fig­keit nicht ganz ex­akt zu be­zif­fern. All­ge­mein gilt: Zwi­schen der 5. und 10. SSW ha­ben etwa 15 - 20 % al­ler Schwan­ge­ren ei­nen Spon­tan­ab­ort. Noch häu­fi­ger, bei mehr als der Hälf­te al­ler Schwan­ger­schaf­ten, kommt es zu ei­nem Frü­hesta­b­ort schon vor der 6. SSW und der Ab­gang wird für eine ver­spä­te­te oder be­son­ders star­ke Re­gel­blu­tung ge­hal­ten .

Mit fort­schrei­ten­der Schwan­ger­schaft wird die Wahr­schein­lich­keit ei­nes Spon­tan­ab­orts im­mer ge­rin­ger. Wenn eine Ul­tra­schall­un­ter­su­chung im ers­ten Schwan­ger­schafts­drit­tel ei­nen le­ben­den, ge­sun­den Fe­tus zeigt, er­eig­net sich nur noch in 2 % al­ler Fäl­le eine Fehl­ge­burt im zwei­ten Schwan­ger­schafts­drit­tel. Und im zwei­ten Schwan­ger­schafts­drit­tel be­steht oh­ne­hin nur noch we­nig An­lass zur Sor­ge. Ex­per­ten be­zif­fern das Fehl­ge­burts­ri­si­ko nach der 16. SSW auf zwi­schen 1 und 3%, ab­hän­gig vom Al­ter der Schwan­ge­ren.

Noch mehr Sta­tis­tik:

  • Frau­en mit ei­nem ge­sun­den Kind und bis­her
    - kei­ner Fehl­ge­burt: 12 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft
    - ei­ner Fehl­ge­burt: 24 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft

  • Frau­en, die noch kein ge­sun­des Kind ge­bo­ren ha­ben und
    - zwei oder mehr Fehl­ge­bur­ten hat­ten: 40 - 45 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft

Der Ver­lauf ei­ner Fehl­ge­burt kann in drei Ar­ten ein­ge­teilt wer­den. Bei ei­ner dro­hen­den Fehl­ge­burt be­stehen Hin­wei­se - wie zum Bei­spiel Blu­tun­gen - dar­auf, dass es zu ei­ner Fehl­ge­burt kom­men könn­te. Von ei­ner be­gin­nen­den Fehl­ge­burt spricht man, wenn der ver­stor­be­ne Em­bryo aus­ge­stos­sen wird. Wenn der Em­bryo ver­stor­ben ist, aber nicht aus­ge­stos­sen wird, be­zeich­net man dies als ver­hal­te­ne Fehl­ge­burt oder mis­sed ab­or­ti­on.

Die Be­hand­lungs­me­tho­den un­ter­schei­den sich je nach Sta­di­um der Fehl­ge­burt. Bei ei­ner dro­hen­den Fehl­ge­burt gilt es un­ter an­de­rem, sämt­li­che kör­per­li­chen An­stren­gun­gen zu ver­mei­den. Bei ei­ner be­gin­nen­den oder ver­hal­te­nen Fehl­ge­burt ist der Em­bryo be­reits ver­stor­ben. Wird er nicht von al­lei­ne aus­ge­stos­sen, muss die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut mit dem Em­bryo zu­sam­men mit­tels Cu­ret­ta­ge ent­fernt wer­den.

Experten-Interview mit Hebamme Franziska Maurer von der "Fachstelle Kindsverlust während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit"

Nach dem Kran­ken­ver­si­che­rungs­ge­setz muss sich eine Frau, die eine Fehl­ge­burt er­lei­det, an­teils­mäs­sig an den Be­hand­lungs­kos­ten be­tei­li­gen. Eine Fehl­ge­burt wird näm­lich nicht als Ent­bin­dung ab­ge­rech­net, son­dern als Krank­heit. Die­ser Ent­scheid des Eid­ge­nös­si­schen Ver­si­che­rungs­ge­richts soll­te un­se­rer Mei­nung nach ein­deu­tig ge­än­dert wer­den!

Der Ver­lust ei­nes Kin­des wäh­rend der Schwan­ger­schaft ist sehr schmerz­lich. Wenn Sie und/oder Ihr Part­ner Hil­fe brau­chen, eine Fehl-, Tot- oder Früh­ge­burt wäh­rend oder kurz nach der Ge­burt zu ver­ar­bei­ten, dann fin­den Sie hier Hil­fe:

  • Fach­stel­le Kinds­ver­lust wäh­rend Schwan­ger­schaft, Ge­burt und ers­ter Le­bens­zeit, Bel­pstras­se 24, 3007 Bern, Tel. 031-333 33 60, www.kinds­ver­lust.ch, fach­stel­le@kinds­ver­lust.ch

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Ich habe im­mer mal wie­der leich­te Schmier­blu­tun­gen, aber bis jetzt (13. Wo­che) war bei den Un­ter­su­chun­gen im­mer al­les in Ord­nung.

Nach dem Ge­schlechts­ver­kehr hat­te ich (16. SSW) neu­lich eine ein­ma­li­ge leich­te Blu­tung. Was hat das zu be­deu­ten?

«Emily und der Engelsrufer» ist ein Buch für Familien, die mit dem Verlust eines kleinen Menschen umgehen müssen, den sie nie oder nur ganz kurz kennenlernen durften. Eine einfühlsame Geschichte über Sternenkinder, geschrieben von Alice Andres mit liebevollen Illustrationen von Jacqueline Kauer. Jedes Buch enthält einen Bastelbogen mit einem Schutzengel-Mobile zum Selberbasteln. 

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Am Sams­tag, 29. Ok­to­ber 2022 , lädt die „Fach­stel­le Kinds­ver­lust wäh­rend Schwan­ger­schaft, Ge­burt und ers­ter Le­bens­zeit“ …

Welt­wei­te Stu­die

Eine von sie­ben Schwan­ger­schaf­ten welt­weit en­det mit ei­ner Fehl­ge­burt, eine von zehn Frau­en hat min­des­tens eine …

De­pres­si­on statt Kind

Wel­che Kon­se­quen­zen eine frü­he Fehl­ge­burt oder eine Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft für die psy­chi­sche Ge­sund­heit der …

Ein Kind ver­lie­ren

Ver­schie­de­ne Stu­di­en zei­gen auf, dass Frau­en eine frü­he Fehl­ge­burt bes­ser ver­ar­bei­ten kön­nen, wenn sie kla­re …

Fehl­ge­burt – selbst schuld?

Eine von Fem­tech Start­up Ava im deut­schen Sprach­raum durch­ge­führ­te Um­fra­ge un­ter 1323 Frau­en aus der Schweiz, …

Mehr Fehl­ge­bur­ten bei Nacht­schich­ten

Zwei oder mehr Nacht­schich­ten pro Wo­che kön­nen die Schwan­ger­schaft ge­fähr­den: In ei­ner gros­sen dä­ni­schen Stu­die zeig­te …

Fehl­ge­burt re­gis­trie­ren

Im Per­so­nen­stands­re­gis­ter wur­den ge­mäss gel­ten­dem Recht bis heu­te nur le­bend ge­bo­re­ne Kin­der so­wie Tot­ge­bo­re­ne …

Wie oft kommt eine Fehlgeburt in den ersten 12 Wochen?

Vier von fünf Fehlgeburten passieren in den ersten zwölf Wochen, danach sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt deutlich: Nach der zwölften Schwangerschaftswoche liegt sie – je nach Alter der Mutter – bei etwa 1 Prozent.

In welcher Woche kommt es am häufigsten zu Fehlgeburten?

Die meisten Fehlgeburten erfolgen bis zur 10. Schwangerschaftswoche, die psychisch besonders belastenden Spätaborte nach der 16. SSW sind im Vergleich eher selten.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit ein Kind in den ersten 12 Wochen zu verlieren?

Fehlgeburtsrisiko – gar nicht so selten Es ist leider so, dass ca jede fünfte Schwangerschaft die ersten zwölf Wochen nicht überdauert. Dies bedeutet, dass ca jede fünfte Frau, diese Schwangerschaft im Lauf der ersten Wochen nach erfolgreicher Befruchtung der Eizelle wieder verlieren wird.

Wie merkt man eine Fehlgeburt in den ersten 12 Wochen?

Das häufigste Symptom einer Fehlgeburt ist eine Blutung aus der Scheide. Es kann zu Krämpfen und Schmerzen im unteren Bauch kommen und Klumpen und Flüssigkeit können aus der Scheide austreten.