Wie machen sich zu wenig rote Blutkörperchen bemerkbar?

Damit unsere Organe funktionsfähig bleiben, benötigen sie Sauerstoff. Dieser gelangt über die Lungen in unsere Blutbahn, genauer gesagt die roten Blutkörperchen. Denn sie sind für den Sauerstofftransport verantwortlich. In ihnen befindet sich ein Molekül, das sogenannte Hämoglobin, das den Sauerstoff bindet und später wieder an die Organe abgibt. Von Anämie spricht man dann, wenn im Körper zu wenig rote Blutkörperchen sind, oder aber wenn zu wenig Hämoglobin vorhanden ist.

Viele Ursachen für Blutarmut

Die häufigste Ursache für Blutarmut ist eine Eisenmangelanämie. Vor allem Frauen sind hiervon betroffen. Eisen ist neben Vitamin B12 und der Folsäure ein wichtiger Baustein für den Aufbau von roten Blutkörperchen. Dr. Nicola Fritz ist Allgemeinmedizinerin, sie hat in ihrem Praxisalltag regelmäßig mit Anämien zu tun.

"Eine Anämie kann ein harmloser Eisenmangel sein, das ist bei Frauen häufiger der Fall. Es kann aber auch eine lebensbedrohliche Erkrankung dahinter stecken, deswegen sollte man es ernst nehmen."

Dr. med. Nicola Fritz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, München

Angeborene und erworbene Erkrankungen

Es gibt aber auch eine Vielzahl von Erkrankungen, die Anämien verursachen. Blutende Geschwüre oder aber Tumoren im Magen-Darm-Trakt können eine Blutarmut auslösen. Eine weitere ist das myelodysplastische Syndrom, eine seltene Erkrankung des Knochenmarks. Es bildet kaum reife Blutzellen. Hier liegt eine Störung der Blutbildung vor. Diese Erkrankung bildet sich erst im Laufe des Lebens. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann dies lebensbedrohlich für den Patienten sein. Die Ursachen für dieses Syndrom sind bislang weitgehend unklar, erklärt Dr. med. Katharina Götze vom Klinikum rechts der Isar in München.

"Ein Risikofaktor ist, wenn man mit giftigen Substanzen umgeht, insbesondere Benzin. Aber die allermeisten Patienten bringen diesen Risikofaktor gar nicht mit, und da kann man die Ursache nicht eruieren."

Dr. med. Katharina Götze, Hämatologin, TU München

Angeborene Erkrankungen sind beispielsweise die Thalasämie oder die Sichelzellanämie. Bei dieser Krankheit werden die Blutzellen zu schnell im Körper abgebaut, was die Anämie verursacht. Hier ist häufig die Betreuung in einem speziellen Zentrum nötig.

Der lange Weg zur Diagnose

In manchen Fällen haben die Patienten keinerlei Beschwerden, trotz Blutarmut. Aber selbst dann, wenn sich Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlafftheit oder Leistungsschwäche zeigen, sind sie nicht immer leicht einer Anämie zuzuordnen. Auch ist es nicht immer einfach herauszufinden, ob eine andere Krankheit dafür der Auslöser ist und wenn ja, welche es ist.

Verschiedene Bluttests können einen Nachweis bringen oder beispielsweise auch eine Magen-Darm-Spiegelung. So soll ausgeschlossen werden, dass dort blutende Geschwüre oder Tumoren einen Blutverlust verursachen.

Viele Ursachen – viele Therapien

Je nachdem, welche Anämie vorliegt, erfolgt eine spezielle Therapie. Liegt ein Mangel an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 vor, bekommen Patienten in der Regel entsprechende Tabletten mit Eisen, Folsäure oder Vitamin B12. Anders ist dies bei Krankheiten, bei der die Blutbildung gestört ist: Beim myelodysplastischen Syndrom können Spritzen mit Erythropoetin helfen. Durch diesen Baustoff sollen sich mehr reife rote Blutkörperchen bilden.

Anämien bei älteren Menschen

Anämien sind keine Seltenheit. Sie gehören zu den meisten Blutveränderungen in Deutschland. Je älter ein Mensch wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass er an einer Anämie leidet. Sind im Alter zwischen 17 und 49 Jahren schätzungsweise 1,5 Prozent der Männer und 12,2 Prozent der Frauen betroffen, so sind es ab dem 75. Lebensjahr 15,7 Prozent der Männer und 10,3 Prozent der Frauen.

Was ist Anämie bei Krebs?

Von einer Anämie, auch Blutarmut genannt, sprechen Mediziner:innen, wenn der Körper nicht genügend rote Blutkörperchen (Erythrozyten) produziert, was mit einer Verminderung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) einhergeht. Dadurch wird nicht genügend Sauerstoff im Körper transportiert. Blutarmut bzw. der Sauerstoffmangel kann sich direkt auf den Zustand einzelner Organe auswirken. So wird beispielsweise das Herz belastet und muss härter arbeiten, um den zur Verfügung stehenden Sauerstoff zu den Organen und in das Körpergewebe zu transportieren. Daraus entstehen unter anderem eine erhöhte Herzfrequenz und Kurzatmigkeit, durch die Betroffenen oft selbst einfachste Tätigkeiten deutlich schwerer fallen.1

Bei Krebserkrankungen kann eine Anämie aus verschiedenen Gründen auftreten:2

  • Patient:innen mit einer Tumorerkrankung leiden häufig unter einer Anämie, die klinische Symptome hervorrufen kann. Als Ursache kommen sowohl die Tumorerkrankung selbst als auch die Chemotherapie oder auch die Radiotherapie/Radiochemotherapie in Frage.
  • Medikamente, die im Rahmen der Chemotherapie eingesetzt werden, können neben den Tumorzellen auch gesunde Zellen schädigen, zum Beispiel die Blutzellen, die im Knochenmark Erythrozyten bilden.
  • Einige Krebsarten können die Produktion des Hormons Erythropoetin reduzieren. Dieses Hormon veranlasst die Produktion roter Blutkörperchen. Ist zu wenig Erythropoetin vorhanden, sinkt die Zahl der roten Blutkörperchen.

Auch ein hoher Blutverlust während einer Operation oder infolge eines Unfalls kann zu einer Anämie führen.

So äußert sich Anämie bei Krebs: Symptome der Blutarmut

Eine Anämie kann sich u.a. wie folgt äußern:3

  • Müdigkeit
  • Blässe
  • Verminderte Leistungsfähigkeit und Erschöpfungszustände (Fatigue)

Diese Symptome können jedoch auch auf eine andere Erkrankung hindeuten. Zur Klärung sollten immer Mediziner:innen zu Rate gezogen werden, die durch unterschiedliche Diagnoseverfahren die vorliegende Erkrankung feststellen und die richtige Therapie einleiten können.

Anämie bei Krebs erkennen: Diagnose und Verlauf

Ärzt:innen stellen eine Anämie zum einen aufgrund der klinischen Symptome, also der Krankheitszeichen, fest. Zum anderen fällt in laborchemischen Blutuntersuchungen ein verringerter Hämoglobinwert auf. Der WHO Referenzwert liegt bei Männern über 13 Gramm pro 100 Milliliter und bei Frauen über 12 Gramm pro 100 Milliliter.4 Weitere Untersuchungen von körpereigenen Stoffen im Blut wie Eisen, Ferritin, Transferrin, Vitamin B12 und Folsäure können eine genauere Ursache der Blutarmut aufzeigen. 1 Auch die Bestimmung der Retikulozyten – das sind die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen – gibt einen Hinweis auf die Blutnachbildung.2

Leben mit Anämie bei Krebs: Behandlung

Ist die genaue Ursache einer chronischen Anämie bekannt, kann man diese ggf. gezielt behandeln. Oftmals fehlen Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure – essenzielle Stoffe für die Blutbildung. Diese können mit Hilfe spezifischer Präparate ersetzt werden. Liegt ein Erythropoetin-Mangel vor, so kann dieser medikamentös ausgeglichen und die Blutbildung angeregt werden. Bei einer akuten oder besonders starken chronischen Erkrankung kann es zunächst sinnvoll sein, die fehlende Menge an Erythrozyten über eine Bluttransfusion zuzuführen.2

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Wie merkt man dass man zu wenig rote Blutkörperchen hat?

Blutarmut kann Symptome wie Abgeschlagenheit, verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, eine sogenannte Lackzunge (rote und glatte Zunge), Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot, Herzklopfen und Ohrensausen hervorrufen.

Was passiert wenn der Körper zu wenig rote Blutkörperchen hat?

Von einer Anämie, auch Blutarmut genannt, sprechen Mediziner:innen, wenn der Körper nicht genügend rote Blutkörperchen (Erythrozyten) produziert, was mit einer Verminderung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) einhergeht. Dadurch wird nicht genügend Sauerstoff im Körper transportiert.

Was kann ich tun wenn ich zu wenig rote Blutkörperchen habe?

Bei einem leichten Mangel an roten Blutkörperchen kann es schon helfen, die Ernährung umzustellen. Du solltest vor allem darauf achten, genügend Eisen, Vitamin B12 und Folsäure zu dir zu nehmen. Diese sind wichtig für die Bildung von neuen roten Blutkörperchen(11).

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