Was tun wenn der mann immer zu früh kommt

Erfahrungen mit einem unfreiwilligen Quickie hat fast jeder Mann vorzuweisen. Jeder fünfte ist laut Experten von einem vorzeitigen Samenerguss betroffen. Die „Ejaculatio praecox“ ist eine der häufigsten sexuellen Funktionsstörungen des Mannes. Und passt so gar nicht ins Bild des ausdauernden und versierten Liebhabers, das uns überall in Filmen begegnet.

Hinzu kommt, dass der vorzeitige Samenerguss in der Gesellschaft noch immer ein großes Tabu-Thema ist. Kein Wunder, dass sich viele Betroffene mit Scham und Selbstzweifeln quälen, anstatt offen nach Hilfe zu suchen. Dabei halten Medizin und Sexualtherapie Behandlungsmöglichkeiten bereit.

Oft leidet auch die Partnerschaft am überschnellen Mann. Denn die meisten Frauen brauchen mehr Zeit, um zum Orgasmus zu kommen. Deshalb kann das fehlende Stehvermögen des Mannes auch das Sexualleben der Partnerin sehr beeinträchtigen.

Gibt es auch medikamentöse Abhilfe gegen den Sex im Zeitraffer?

Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland eine verschreibungspflichtige Pille mit dem Wirkstoff Dapoxetin. Sie muss etwa zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Dabei spielt das Hormon Serotonin eine Schlüsselrolle. Dessen Wiederaufnahme im Stoffwechsel steuert den Zeitpunkt des männlichen Samenergusses und kann durch das Medikament kontrolliert werden.

Wer jetzt aber denkt, er kann mit der Pille zum Super-Hengst werden, täuscht sich.

Experten betonen immer wieder: Das Medikament ist nicht für Leute gedacht, die normal 15 Minuten Sex haben und das ganze auf eine halbe Stunde ausdehnen wollen. Die Indikation ist nämlich eine ganz andere. Es soll der psychische Leidensdruck durch zu kurzen – unbefriedigenden – Sex innerhalb der Beziehung abgebaut werden.

Die Kassen übernehmen die Kosten für das Medikament jedoch nicht. Pro Pille werden in der Apotheke deshalb ca. 13 Euro fällig.

Guten Rat zu allen Fragen zum Frust mit der zu schnellen Lust hatten die Experten in einer von der Agentur „PR/NRW“ durchgeführten Telefonaktion:

Beim Sex mit meiner Partnerin komme ich immer sehr schnell. Sie reagiert dann enttäuscht und findet, ich gebe mir zu wenig Mühe. Kann ich das Problem mit einem Medikament angehen? Oder gibt es andere Mittel?

Manche Männer leiden unter vorzeitigem Samenerguss, in der Fachsprache Ejaculatio praecox. Oftmals schämen sie sich dafür, fühlen sich schuldig, können die Sexualität nicht richtig geniessen. Studien gehen davon aus, dass 5 bis 15 Prozent der Männer davon betroffen sind. Manche von ihnen haben es seit ihrem ersten sexuellen Kontakt, es kann aber in jeder Altersstufe auftreten. Meistens fehlt die eigene körperliche Kontrolle, den Samenerguss zu steuern. Die Gründe liegen oft an einer niedrigen Erregung, verbunden mit hoher Nervosität und muskulärer Anspannung.

Medikamente

Arzneimittel wie Priligy bewirken eine Erhöhung der Konzentration an Serotonin. Dies kann die Zeit bis zur Ejakulation verlängern. Das Medikament muss jedes Mal vor dem Sex eingenommen werden. Die Wirkung ist jedoch nicht garantiert. Ferner gibt es etwa die Emla Creme, welche eine örtliche Betäubung der Hautoberfläche am Penis bewirkt. Diese wird 20 Minuten vor dem Akt aufgetragen und muss wieder abgewaschen werden, da sonst auch Ihre Partnerin beim Sex weniger spüren wird. In jedem Fall sollten Sie den Einsatz von Medikamenten mit Ihrem Arzt vorbesprechen.

Das Problem hat aber auch eine Beziehungsebene. Oft stoppt die Sexualität, nachdem er Mann einen Samenerguss hatte. Dies kann dazu führen, dass die Partnerin die Intimität vermisst oder denkt, der Mann sei egoistisch («Er hat ja seinen Spass gehabt»). Die Partnerin reagiert vielleicht mit Unverständnis, Verärgerung oder Enttäuschung. Was beim Mann noch mehr Nervosität und Druck aufbaut. Vertrauen Sie Ihrer Partnerin an, dass es Ihnen schwerfällt, den Samenerguss zu kontrollieren und dass die Situation Ihnen auch, unangenehm ist. Suchen Sie dann nach Möglichkeiten, die Intimität auch nach dem Samenerguss weiterzuführen. Solche Kreativität wird Ihrer Beziehung guttun.

Start- und Stopp-Technik

Das grösste Problem ist die Kontrolle über den Orgasmus. Oft fehlt die Wahrnehmung über die eigene körperliche Erregung. Viele Muskelpartien sind zu angespannt und der Atem geht flach, was ein frühzeitiger Samenerguss fördert.

Eine der erfolgreichsten Techniken ist die «Start-Stopp» Technik, welche die eigene Körperkontrolle stärkt. Nehmen Sie zur Definition der Körperkontrolle eine Skala von 1 bis 10. 1 steht dabei für gar keine Erregung und 10 für einen Samenerguss.

Stimulieren Sie sich nun selber – oder vielleicht macht Ihre Partnerin mit –, bis Sie gefühlt etwa auf Stufe 6 oder 7 sind und versuchen Sie, dort zu bleiben. Konzentrieren Sie sich auf das Gefühl, atmen Sie tief in den Bauch ein, und aus und fahren Sie fort, nachdem die Erregung etwas nachgelassen hat. Dies können Sie einige Male wiederholen.

Mit etwas Übung können Sie das auch beim Sex selber trainieren, wobei Sie hier besonders behutsam vorgehen sollten. Das Start-Stopp-Training bewirkt in vielen Fallen eine Verlängerung des sexuellen Akts. Und kann mit einiger Übung für beide Partner zu einem angenehmeren und intimeren Erleben führen.

David Siegenthaler.

* David Siegenthaler ist dipl. Psychologischer Berater, zert. Paarberater/Sexualberater; www.sexual-und-paarberatung.ch

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