Was ist der Vorteil einer spiegellosen Kamera?

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DSLR oder DSLM? Wo liegen die entscheidenden Unterschiede, welches sind die Vor- und Nachteile der beiden Systeme? Wir stellen gegenüber.

Vor gut zehn Jahren waren Spiegelreflexkameras (kurz: DSLRs) noch das A und O. Wer auf hohem Niveau fotografieren wollte, der kam um den Kauf einer DSLR nicht herum. Doch seit einigen Jahren haben die Spiegelreflexkameras ernsthaft Konkurrenz bekommen, durch die spiegellosen Systemkameras (kurz: DSLMs) nämlich. Diese hatten in den ersten Jahren rund um 2010 zwar noch mit diversen Kinderkrankheiten zu kämpfen, haben zuletzt aber kräftig aufgeholt und sind den DSLRs inzwischen in vielen Punkten überlegen.

Aus diesem Grund stellen sich viele Kunden vor dem Kauf einer neuen Kamera die Frage: Systemkamera oder Spiegelreflex, DSLM oder DSLR? Welche Art von Kamera soll ich kaufen, was sind die Vor- und Nachteile? Und welches System passt besser zu mir und den Anforderungen, die ich an eine Kamera stelle?

Wir wollen euch mit dem folgenden Artikel bei der Beantwortung dieser Fragen helfen. Wir haben jede Menge Herzblut und Zeit in die Erstellung dieses Artikels gesteckt, damit alle wichtigen Unterschiede beleuchtet und so verständlich wie möglich erklärt werden. Außerdem überarbeiten wir den Artikel in regelmäßigen Abständen, damit er immer auf dem neusten Stand ist. (Letzte Aktualisierung: Januar 2022)

Also, legen wir los!

Der entscheidende Unterschied zwischen DSLR und DSLM

Wir wollen zunächst einmal auf DEN entscheidenden Unterschied zwischen einer DSLR und einer DSLM eingehen. Dieser Unterschied ist im Grunde ziemlich schnell auf den Punkt gebracht: Spiegelreflexkameras verfügen über eine Spiegelkonstruktion im Inneren, spiegellose Systemkameras – wie der Name schon sagt – nicht.

Ihr versteht nicht, was genau das bedeutet? Kein Problem, das erklären wir euch im Laufe des Artikels noch genauer. Auch werden wir im Folgenden natürlich erläutern, was genau das alles für eine Spiegelreflex bzw. Systemkamera bedeutet und welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Bauarten mit sich bringen.

Eines können wir aber vorab schon mal festhalten: Sowohl bei einer Spiegelreflexkamera als auch bei einer Systemkamera habt ihr die Möglichkeit, unterschiedliche Objektive anzubringen und diese zu wechseln. Das ist ein riesiger Vorteil im Vergleich zum Smartphone oder einer Kompaktkamera, da sich mit unterschiedlichen Objektiven ganz neue kreative Möglichkeiten eröffnen und sich nicht nur interessantere, sondern auch bessere Bilder schießen lassen.

Merke: Egal ob DSLR oder DSLM, bei beiden Systemen lassen sich die Objektive wechseln.

Spiegellose sind kleiner und handlicher

Beginnen wir mit einem Unterschied, der bei der Frage ob Spiegelreflexkamera oder Systemkamera und beim Betrachten verschiedener Kameramodelle vermutlich ziemlich schnell ins Auge fällt: Eine spiegellose Systemkamera ist im Normalfall kleiner als eine Spiegelreflexkamera und dementsprechend auch leichter. Auch die Objektive sind in der Regel etwas kompakter. Der Grund dafür liegt auf der Hand: DSLMs verzichten wie oben bereits angedeutet auf die aufwendige Spiegelkonstruktion im Inneren, wodurch eine kompaktere Bauweise möglich ist.

Schauen wir uns doch mal zwei Vergleichsbilder an. Auf der linken Seite seht ihr jeweils eine klassische DSLR, auf der rechten Seite eine DSLM. Ihr werdet merken – die DSLMs sind etwas kompakter:

Canon EOS 5D Mark IV links, Sony A7 III rechts.

Canon EOS-1D X Mark II links, Panasonic GM1 rechts.

Okay, beim letzten Bild mit der Canon EOS-1D X Mark II und der Panasonic GM1 haben wir ein bisschen geschummelt. Denn hier hinkt der Vergleich natürlich, die Canon will überhaupt nicht kompakt sein und ist für Sportfotografen entwickelt worden, die ein richtiges Werkzeug in der Hand brauchen. Die Panasonic GM1 hingegen ist eine der kleinsten DSLMs auf dem Markt und arbeitet auch mit einem deutlich kleineren Bildsensor als die Canon. Trotzdem wollten wir hier einfach mal aufzeigen, wie groß die Unterschiede im Extremfall ausfallen können.

Die Größe sämtlicher Kameras könnt ihr übrigens wunderbar auf camerasize.com miteinander vergleichen. Das ist praktisch, wenn man einen schnellen Eindruck erhalten will, wie groß oder klein bestimmte Kameras im Vergleich sind.

Kompakte Bauweise oft (aber nicht immer) vorteilhaft

Die geringere Größe der Systemkameras ist in vielen Fällen ein großer Vorteil. Wer den ganzen Tag mit seiner Kamera unterwegs ist, freut sich über das geringere Gewicht und die kompakteren Abmessungen der Kamera, die damit mobiler ist und auch in eine kleinere Tasche passt.

Doch es gibt Ausnahmen: Menschen mit sehr großen Händen beispielsweise empfinden DSLMs hin und wieder als zu klein und fummelig. Auch bevorzugen manche einen großen und massiven Griff an der Kamera, damit man diese richtig „anpacken“ kann. Zudem kann ein schweres Kameragehäuse für eine bessere Balance sorgen, wenn man häufig mit langen Telebrennweiten arbeitet. Die braucht man beispielsweise bei der Wildlife-Fotografie, wenn man nicht nah genug an bestimmte Tiere herankommt.

Das haben in den letzten Jahren aber auch die Hersteller von Systemkameras gemerkt, weshalb sie inzwischen auch DSLMs im Angebot haben, die etwas größer sind und vom Gehäuse her eher einer klassischen Spiegelreflexkamera ähneln. Die Fujifilm X-H1 oder die Panasonic S1 wären hier als Beispiele zu nennen. Diese sind teilweise sogar größer als eine DSLR:

Canon EOS 250D links, Fujifilm X-H1 rechts. In diesem Vergleich ist die DSLM größer.

Eine DSLM kann also kleiner sein als eine DSLR, muss es aber nicht zwingend. Auch gibt es Systemkameras, die zwar mit einem kompakten Gehäuse, aber trotzdem mit einem vergleichsweise großen Griff daherkommen, damit die Kamera gut in der Hand liegt.

Merke: Systemkameras sind in der Regel leichter und kompakter als Spiegelreflexkameras.

Die unterschiedlichen Bauweisen im Detail erklärt

Kommen wir nochmal auf den eingangs erwähnten „entscheidenden Unterschied“ zwischen Systemkamera und Spiegelreflex zu sprechen: die unterschiedliche Bauweise. Welchen Sinn und Zweck erfüllt die Spiegelkonstruktion im Inneren einer DSLR eigentlich? Und wie sieht das Innenleben einer DSLM im Vergleich aus?

Schauen wir uns doch einfach mal eine Grafik an, die verdeutlicht, wie sich eine DSLR und eine DSLM von der Bauart her unterscheiden:

Zunächst einmal wird anhand dieser Grafik nochmal sehr schön der erste Unterschied deutlich, den wir im vorherigen Absatz schon beschrieben haben: Eine Systemkamera ist oftmals kleiner und kompakter als eine Spiegelreflexkamera. Die Grafik erklärt auch, warum das so ist. Im Inneren einer DSLR steckt nämlich noch jede Menge „Zeug“, ganz im Gegensatz zu einer DSLM. Was genau es mit diesem Zeug auf sich hat und warum die DSLM mit so wenigen Bauteilen auskommt, das wollen wir euch jetzt genauer erklären.

Bauweise einer DSLR

Wenn man es ganz vereinfacht ausdrücken möchte, dann fällt das Licht beim Benutzen einer Spiegelreflexkamera durch das Objektiv und trifft dann im Inneren auf eine Spiegelkonstruktion (Farbe grün im linken Teil der Grafik), welche das Licht und somit das „Bild“ reflektiert und über ein Pentaprisma (gelb) in den optischen Sucher leitet. Wenn wir durch den Sucher schauen, sehen wir also das „echte“ Bild des Geschehens vor der Linse, über einen Spiegel.

Wenn man nun den Auslöser betätigt, klappt der Spiegel kurz hoch und das Licht fällt nicht mehr über Spiegel und Pentaprisma in den optischen Sucher (dieser wird kurz schwarz), sondern auf den Sensor (rot), wo das Bild von der Kamera erfasst und gespeichert wird.

Zu den Bauteilen im Inneren einer DSLR gehören auch noch ein Autofokus-Sensor (blau) sowie ein kleiner Nebenspiegel (hellgrün). Was es mit diesen beiden Teilen auf sich hat, darauf kommen wir etwas später zu sprechen.

Bauweise einer DSLM

Bei einer Systemkamera fehlt diese ganze Spiegelkonstruktion. Aber trotzdem haben die meisten spiegellosen Systemkameras einen Sucher zu bieten, durch den man das Motiv beobachten kann – wie kann das sein?

Ganz einfach, es handelt sich beim Sucher einer Systemkamera nicht um einen optischen Sucher (kurz: OVF), der ein „echtes“ Bild über einen Spiegel zeigt, sondern um einen elektronischen Sucher (kurz: EVF). Dieser elektronische Sucher ist im Grunde nichts anderes als ein kleines Display. Bei einer DSLM fällt das Licht nicht auf einen Spiegel, sondern direkt auf den Sensor, wo das Bild vereinfacht ausgedrückt verarbeitet und dann wieder in digitaler Form auf dem Display des EVF ausgegeben wird. Es ist also ein künstlich erzeugtes und kein echtes Bild.

Auch bei einer Spiegelreflexkamera ist es im Übrigen möglich, ein künstlich erzeugtes Bild zu erhalten. Nämlich in dem Moment, wenn man den Live-View-Modus benutzt (also das Geschehen vor der Linse live auf dem großen Display anzeigen lässt und nicht durch den Sucher schaut). Dann benutzt man gewissermaßen auch eine „spiegellose“ Kamera, da im Live-View-Modus einer DSLR die Spiegelbox hochgeklappt und nicht mehr eingesetzt wird. Es wird wie bei einer DSLM auch das Bild dauerhaft auf dem Sensor verarbeitet und dann „künstlich“ auf dem Display ausgegeben.

Merke: DSLMs und DSLRs arbeiten mit unterschiedlichen Suchern. Auf der Seite der DSLM steht ein elektronischer Sucher, der im Grunde nichts anderes als ein kleines Display ist, auf der Seite der DSLR ein optischer Sucher, der dank der Spiegelkonstruktion im Inneren der Kamera ein „echtes Bild“ anzeigt.

Elektronischer Sucher vs. optischer Sucher

Über die verschiedenen Bauweisen von DSLR und DSLM haben wir nun also gesprochen, gleichzeitig sind wir jetzt auf einen extrem wichtigen Unterschied zwischen den beiden Kameraarten gestoßen – den Sucher nämlich.

Nun stellt sich natürlich die Frage, welche Art von Sucher beim Kauf einer neuen Kamera denn die bessere Wahl ist. Der elektronische Sucher einer Systemkamera? Oder doch lieber der optischer Sucher einer Spiegelreflexkamera?

So ganz allgemein kann man das nicht beantworten, denn beide Sucher haben Vor- und Nachteilen zu bieten.

Bei einer DSLM stehen sozusagen zwei Displays zur Verfügung – großer Bildschirm plus elektronischer Sucher.

EVF: Merkmale und Stärken

In einem elektronischen Sucher sieht man das Bild in der Form, in der man es später auch auf seiner Speicherkarte wiederfinden wird. Das heißt: Wenn man Einstellungen wie zum Beispiel die Blende, die Verschlusszeit oder die ISO-Empfindlichkeit an der Kamera verändert, dann sieht man im Sucher auch gleich, wie sich diese Veränderungen auf das Bild auswirken werden. Bei einem optischen Sucher ist das nicht der Fall – logisch, hier schauen wir ja sozusagen nur in einen Spiegel und nehmen das Motiv vor der Linse so wahr, wie wir es mit unserem menschlichen Auge eben erfassen.

Das ist in den allermeisten Fällen ein klarer Vorteil für die elektronischen Sucher. Das Fotografieren geht hier schneller und natürlicher von der Hand, da die ganze Vorbereitung vor dem eigentlichen Fotografieren, wie man sie von einer DSLR kennt, entfällt.

Wie diese Vorbereitung aussieht? Oftmals ungefähr so: Bild schießen, Kamera vom Auge weg nehmen, Bild auf dem Bildschirm betrachten, Bild zu dunkel, Korrekturen an den Einstellungen vornehmen; zweites Bild schießen, zweites Bild auf dem Bildschirm betrachten, immer noch zu dunkel, erneute Korrekturen vornehmen; drittes Bild schießen, drittes Bild auf dem Bildschirm betrachten, Helligkeit jetzt okay, zufrieden sein, anfangen zu fotografieren.

Bei einer DSLM sieht das anders aus. Man kann einfach die ganze Zeit durch den Sucher schauen und währenddessen die Einstellungen verändern. Jede Veränderung wird sofort im Sucher angezeigt und man sieht, wie sich die neuen Einstellungen auf das fertige Bild auswirken werden. Das ist wie bereits erwähnt in den meisten Fällen ein großer Vorteil einer DSLM, gerade Einsteigern fällt es so leichter, ein Gefühl für die richtigen Einstellungen zu bekommen.

Merke: Ein elektronischer Sucher zeigt das Bild immer sofort so an, wie es auch auf die Speicherkarte geschrieben wird. Für Einsteiger ist das meistens ein Vorteil.

Weiterer Vorteil eines elektronischen Suchers: Mit einem EVF hat man technisch gesehen mehr Möglichkeiten. Wir geben euch mal ein paar Beispiele, was das für Möglichkeiten sein können:

  • Schwarzweiß-Fotografie: Wenn man die Kamera in den Schwarzweiß-Modus versetzt, dann sieht man auch im elektronischen Sucher die Welt vor der Linse in Schwarzweiß. Man kann sich also besser in die Stimmung hineinversetzen und Schwarzweiß-Fotografie stärker „erleben“.
  • Fotografieren bei Dunkelheit: Es ist ziemlich dunkel und man kann mit bloßem Auge nicht mehr viel erkennen? Dann kann ein EVF (die entsprechenden Kameraeinstellungen vorausgesetzt) das Geschehen vor der Kamera heller anzeigen, als es eigentlich ist.
  • Hilfsmittel einblenden: Focus Peaking für manuelles Fokussieren, Histogramme, Lupen, Raster, Wasserwaagen – auf dem Display des elektronischen Suchers können diverse Hilfsmittel und Informationen angezeigt werden, die in einigen Situationen wirklich nützlich sein können.

OVF: Merkmale und Stärken

Manche Fotografen bevorzugen nach wie vor die echten Bilder eines optischen Suchers und entscheiden sich deshalb bei der Frage ob Spiegelreflex oder Systemkamera für eine klassische DSLR. Das Bild wirkt bei einem OVF einfach natürlicher, zudem wird es von manchen als schonender für die Augen empfunden.

Des Weiteren hat der optische Sucher generell einen Geschwindigkeits-Vorteil auf seiner Seite. Denn bei einem elektronischen Sucher muss das Bild wie weiter oben erklärt erst verarbeitet und auf dem kleinen Display ausgegeben werden – das kostet Zeit und kann bei manchen Suchern zu minimalen Verzögerungen, sogenannten Lags führen. Allerdings sind die EVFs von aktuellen spiegellosen Systemkameras inzwischen so gut, dass keine Lags mehr sichtbar sind. Lags sind also vor allem ein Problem von etwas älteren und günstigeren DSLMs.

Trotzdem gilt aber: Fotografen, die primär im Sports-, Action- oder Wildlife-Bereich fotografieren und ihre Kamera oftmals schnell bewegen, die bevorzugen auch heute noch ab und zu eine Spiegelreflexkamera. Allerdings nicht nur wegen des optischen Suchers, sondern beispielsweise auch wegen der größeren Auswahl an passenden Objektiven.

Spiegelreflexkameras haben immer einen optischen Sucher sowie ein Display inklusive Live-View zu bieten.

Natürlich muss man aber stets die einzelnen Kameramodelle beurteilen und vergleichen. Wie gesagt, es gibt inzwischen auch extrem schnelle und verzögerungsfreie elektronische Sucher, wie zum Beispiel den der Sony A9 II, der zudem völlig ohne sogenannte Blackouts arbeitet. Das bedeutet, dass der Sucher hier niemals schwarz wird, was bei einer Spiegelreflexkamera technisch gesehen gar nicht möglich ist. Denn sobald der Spiegel hochklappt, kann ja kein Licht mehr durch den Sucher fallen.

Einen Vorteil werden die optischen Sucher allerdings immer auf ihrer Seite haben: Sie verbrauchen keinen Strom. Das führt dazu, dass die Akkulaufzeiten von DSLRs teilweise erheblich länger sind als die von DSLMs. Somit ist man als Besitzer einer spiegellosen Systemkamera gezwungen, einen oder zwei zusätzliche Akkus zu kaufen, um die Akkulaufzeit einer DSLR zu erreichen. Alternativ muss der Akku einer DSLM zwischendurch aufgeladen werden, zum Beispiel mit einer Powerbank – so die Kamera diese Lademethode denn unterstützt.

Die Kosten von einem oder zwei zusätzlichen Akkus müssen beim Kauf einer DSLM also eingeplant werden. Es sei denn man kann sich mit einer kürzeren Akkulaufzeit arrangieren und ist bereit, den Akku häufiger aufzuladen.

Fassen wir abschließend die Stärken von elektronischen und optischen Suchern nochmal zusammen:

Fazit: EVF oder OVF?

  • Sucher zeigt sofort, wie das fertige Bild aussehen wird
  • Prozess der Bildkontrolle entfällt
  • Im Sucher können „Hilfsmittel“ angezeigt werden (nützlich z.B. für manuelles Fokussieren)
  • In dunklen Umgebungen zeigt der Sucher ein helleres Bild
  • Bei teuren EVFs entfallen unter Umständen die sogenannten Blackouts

  • Zeigt ein natürliches und unverfälschtes Bild
  • Verbraucht keinen Strom, somit Akkulaufzeit der Kamera länger
  • Keinerlei Lags oder Verzögerungen bei schnellen Schwenks
  • Manche empfinden OVFs als angenehmer für die Augen

Ob man einen OVF oder einen EVF und damit eine DSLR oder DSLM bevorzugt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Geht am besten in ein Fotogeschäft und probiert beide Varianten aus, dann werdet ihr schnell merken, welche Art von Sucher euch mehr zusagt.

Unsere Meinung:

In der günstigsten Preisklasse bis 500 Euro haben die Spiegelreflexkameras die Nase vorne, schon alleine deshalb, weil viele DSLMs in dieser Preisklasse überhaupt keinen Sucher besitzen. In etwas höheren Preisklassen ist unserer Meinung nach inzwischen der elektronische Sucher mit all seinen Einblendungen und der Möglichkeit, das fertige Bild mit Berücksichtigung der Einstellungen anzeigen zu lassen, in der Regel die bessere Wahl – vor allem für Einsteiger. Hier muss man aber stets den Sucher jedes einzelnen Kameramodells betrachten. Achtet bei EVFs zum Beispiel auf die Auflösung. Diese sollte mindestens 2,3 Millionen Bildpunkte betragen.

(Eigentlich) keine Unterschiede bei der Bildqualität

Für viele Fotografen ist eine ausgezeichnete Bildqualität ein äußerst wichtiges Kriterium, über das wir natürlich auch im Vergleich DSLR vs. DSLM sprechen müssen. Und es ist ein Punkt, den wir recht schnell abwickeln können.

Egal ob Spiegelreflexkamera oder Systemkamera, Unterschiede in Sachen Bildqualität gibt es ganz grundlegend von der Technik her nicht. Die Bildqualität hängt nämlich in erster Linie von der Größe des Sensors, der Anzahl der Megapixel und vom verwendeten Objektiv ab. Und sowohl DSLRs als auch DSLMs können mit großen oder kleinen Sensoren und einer unterschiedlichen Anzahl an Megapixeln arbeiten. In puncto Bildqualität gibt es also eigentlich keinerlei Vor- oder Nachteile bei einem der beiden Systeme – die Betonung liegt hier allerdings auf „eigentlich“. Einen Unterschied gibt es nämlich doch.

Dieser Unterschied hängt allerdings nicht mit unterschiedlichen Bauweisen zusammen, sondern vielmehr damit, dass sich fast alle Kamerahersteller (mit Ausnahme von Unternehmen wie z. B. Pentax) seit einigen Jahren voll und ganz auf den Bereich der spiegellosen Systemkameras konzentrieren. Die Neuheiten im Bereich der Spiegelreflexkameras in den letzten Jahren kann man an einer Hand abzählen.

Neue spiegellose Systemkameras und Objektive für Systemkameras kommen häufig also in den Genuss der neusten Technologien und sind deshalb vergleichbaren Spiegelreflexkameras, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben, überlegen.

Autofokus von DSLR und DSLM im Vergleich

Größere Unterschiede bei der Beantwortung der Frage, ob eine Systemkamera oder Spiegelreflex die richtige Wahl für euch ist, gibt es dann aber wieder beim Autofokus (kurz: AF). Der Autofokus ist dafür verantwortlich, dass auf das gewünschte Motiv scharfgestellt wird. Das stellt für die Kameras teilweise eine große Herausforderung dar, wenn der Autofokus beispielsweise einem Motiv folgen soll, das sich schnell bewegt oder wenn die Lichtverhältnisse außergewöhnlich sind.

Es gibt grundlegend zwei verschiedene Autofokus-Technologien:

  1. Phasendetektions-Autofokus
  2. Kontrast-Autofokus

Ein Phasendetektions-AF arbeitet häufig schneller als ein Kontrast-AF, hat dafür aber Probleme in bestimmten Situationen, in denen der langsamere Kontrast-AF zuverlässiger arbeitet und so seine Stärke ausspielen kann.

Wenn ein sich schnell bewegendes Motiv immer im Fokus sein soll, braucht es eine Kamera mit erstklassigem Autofokus.

Keine Sorge, ihr müsst nicht genau verstehen, wie die unterschiedlichen Autofokus-Technologien funktionieren, das würde auch den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wir wollen trotzdem versuchen, euch mit ein bisschen einfach verständlichem Hintergrundwissen zu versorgen.

So funktioniert der Autofokus einer DSLR

Werfen wir nochmal einen Blick auf unsere Abbildung von weiter oben, denn wir hatten ja versprochen euch noch zu erklären, was es mit dem Autofokus-Sensor einer DSLR auf sich hat:

Ihr seht auf der linken Seite, dass Spiegelreflexkameras mit einem separaten Autofokus-Sensor (blau) ausgestattet sind. Dieser wird über einen kleinen Nebenspiegel (hellgrün) mit Licht versorgt und stellt so auf das Motiv scharf. Es handelt sich hierbei um einen Phasendetektions-AF.

Wenn man nun den Auslöser der Kamera betätigt, dann klappt die gesamte Spiegelkonstruktion (inklusive Nebenspiegel) nach oben, damit das Licht auf den Sensor fällt und das Bild aufgenommen werden kann. Hier wird eine kleine Schwachstelle der Spiegelreflexkameras deutlich, denn wenn der Spiegel nach oben geklappt wird, funktioniert der Autofokus für einen kurzen Moment nicht mehr, da er nicht mehr mit Licht versorgt wird und sozusagen „nichts mehr sieht“.

Moment mal, ist beim Live-View-Modus der Spiegel nicht dauerhaft nach oben geklappt, damit der Sensor durchgängig das Bild aufnehmen und auf dem Display wieder ausgeben kann? Richtig! Deshalb arbeiten Spiegelreflexkameras im Live-View-Modus auch mit einem anderen Autofokus, dem zusätzlichen Kontrast-AF, der direkt auf dem Sensor untergebracht ist. Dieser kommt dann während des Live-Views zum Einsatz – und ist wie gesagt in der Regel langsamer und träger als der Phasendetektions-AF des separaten Autofokusmoduls.

Das ist häufig auch ein Nachteil der DSLRs bei der Aufnahme von Videos, denn dort ist die Spiegelbox ja ebenfalls dauerhaft hochgeklappt. Der schnelle Phasen-AF kann dann also nicht genutzt werden.

So funktioniert der Autofokus einer DSLM

Als die ersten spiegellosen Systemkameras auf den Markt kamen, waren diese in Sachen Autofokus einer Spiegelreflexkamera hoffnungslos unterlegen. Der Grund liegt auf der Hand und wird erneut auf der Abbildung sichtbar.

Systemkameras haben kein separates Autofokusmodul mit Phasendetektions-AF wie die DSLRs. Ihnen stand ausschließlich ein langsamer Kontrast-AF direkt auf dem Sensor zur Verfügung.

Inzwischen hat sich das aber geändert, da es den Herstellern gelungen ist, einen Phasendetektions-AF direkt auf dem Sensor zu integrieren – ohne separates AF-Modul. Und da sowohl ein Phasendetektions-AF als auch ein Kontrast-AF Vorteile mit sich bringen, sind viele Hersteller vor einigen Jahren dazu übergegangen, ihre DSLMs mit einem sogenannten „Hybrid-Autofokus“ auszustatten. Dieser kombiniert einen Phasendetektions-AF mit einem Kontrast-AF, sodass man das Beste aus beiden Welten erhält. Der Hybrid-Autofokus ist ebenfalls komplett auf dem Sensor untergebracht.

Auch Spiegelreflexkameras sind inzwischen teilweise mit einem Phasendetektions-AF auf dem Sensor ausgestattet, Canons Dual-Pixel-Autofokus ist hier ein Beispiel. Deshalb können Spiegelreflexkameras heutzutage teilweise auch mit einem tollen Videoautofokus überzeugen, was normalerweise eine klare Stärke von DSLMs ist.

Fazit: Welcher Autofokus ist besser?

Wie gesagt, vor vielen Jahren hatten Spiegelreflexkameras beim Autofokus klar die Nase vorne, heute dürften im Schnitt spiegellose Systemkameras leicht die Nase vorne haben. Es kommt in vielen Fällen aber auf das einzelne Kameramodell an, mal ist eine bestimmte DSLR die bessere Wahl, mal eine bestimmte DSLM.

Unsere Meinung:

Müssten wir uns ganz allgemein festlegen, welche Art von Kamera in Bezug auf den Autofokus die bessere Wahl ist, würden wir inzwischen den DSLMs den Zuschlag geben. Das liegt nicht nur daran, dass bei DSLMs grundsätzlich noch mehr Spielraum für Verbesserungen ist als bei DSLRs, sondern auch daran, dass viele Systemkameras inzwischen mit einem tollen Augen-Autofokus aufwarten, der bei Porträt-Shootings eine nützliche Ergänzung darstellt, vor allem für Einsteiger. Auch überzeugen DSLMs häufig mit mehr Autofokus-Messfeldern, die einen größeren Bildbereich abdecken. Das bedeutet, dass auch in den Randbereichen des Bilds noch zuverlässig fokussiert werden kann. Zudem funktioniert das manuelle Fokussieren mit einer Systemkamera dank Fokus-Peaking und den Einblendungsmöglichkeiten im elektronischen Sucher deutlich besser und zuverlässiger.

Videoaufnahmen: Lieber Systemkamera oder Spiegelreflex?

Prinzipiell lassen sich sowohl mit DSLRs als auch mit DSLMs erstklassige Videos aufzeichnen. Trotzdem würden wir ganz allgemein in vielen Fällen einer DSLM den Vorzug geben, wenn es um das Erstellen von Videos geht.

Das liegt zunächst einmal am Autofokus. Hier haben wir euch ja gerade erklärt, dass bei einer DSLR der separate Autofokus-Sensor nicht mehr funktioniert, sobald Videos aufgezeichnet werden. Denn dabei muss die Spiegelbox dauerhaft noch oben geklappt werden, damit der Sensor durchgehend ein Bild erfassen kann. Dann steht also nur noch der Autofokus auf dem Sensor selbst zur Verfügung, der manchmal (aber nicht immer, siehe z.B. Dual-Pixel-AF von Canon) nicht so wirklich zu überzeugen weiß.

Bei einer DSLM ist man in Bezug auf Videos mit dem Hybrid-Autofokus häufig besser bedient, denn eine DSLM ist es ja sozusagen gewohnt, dass nur der Autofokus auf dem Sensor genutzt wird. Zudem steht bei den neusten Systemkameras teilweise auch der bereits angesprochene Augen-Autofokus bei Videos zur Verfügung. Dieser stellt immer automatisch auf das Auge scharf, auch wenn man sich bewegt. Das ist perfekt für Vlogs oder für Videos, bei denen Menschen vor der Linse stehen sollen. Darüber hinaus punkten DSLMs häufig auch mit etwas mehr Einstellungsmöglichkeiten.

Wenn man bei Videos ausschließlich manuell fokussieren möchte – was zum Beispiel Profis gerne machen – dann relativieren sich die Vorteile des Autofokus natürlich wieder. Doch gerade Einsteiger werden in den allermeisten Fällen sicherlich auf den Autofokus zurückgreifen wollen. Deshalb würden wir für Videoaufzeichnungen ganz allgemein eine DSLM empfehlen. Bei den DSLRs wissen dank des Dual-Pixel-Autofokus vor allem die Modelle von Canon zu überzeugen.

Wenn man sich selbst filmen möchte ist ein Display von Vorteil, das sich seitlich neben die Kamera klappen lässt.

Serienbildgeschwindigkeit: Welche Kameras sind schneller?

Der Begriff der „Serienbildgeschwindigkeit“ beschreibt, wie viele Bilder eine Kamera maximal pro Sekunde schießen kann, wenn man den Auslöser einfach durchgedrückt hält.

Bei einer Spiegelreflexkamera muss vor jedem einzelnen Bild der Spiegel hochgeklappt werden, bei einer Spiegellosen nicht. Ihr ahnt es sicherlich schon: So ergibt sich allgemein ein Geschwindigkeitsvorteil für die DSLMs. Die Serienbildgeschwindigkeit der DSLMs fällt in ähnlichen Preiskategorien oftmals höher aus als die Serienbildgeschwindigkeit der DSLRs. Was natürlich nicht heißt, dass einzelne DSLRs nicht schneller als bestimmte DSLMs sein können.

Trotzdem ist das ein Vorteil für Systemkameras. Wer also hin und wieder ein bisschen Sport oder Action fotografieren möchte und dort mit hoher Wahrscheinlichkeit den einen richtigen Moment erwischen möchte, der ist mit einer DSLM grundsätzlich gut beraten. Wobei hier natürlich auch der Autofokus eine wichtige Rolle spielt. Denn wenn das Motiv nicht scharf ist, dann bringt auch die höchste Serienbildgeschwindigkeit nichts.

Objektive und Zubehör bei DSLRs und DSLMs

Spiegellose Systemkameras sind, auch wenn die ersten Modelle bereits vor 2010 auf den Markt gekommen sind, nach wie vor vergleichsweise neu. So haben Canon und Nikon beispielsweise erst im Jahr 2018 eigene Systemkameras mit Vollformatsensoren (das sind besonders große Bildsensoren, die eine erstklassige Bildqualität ermöglichen) vorgestellt. Diese haben auch einen neuen Objektivanschluss, man kann also nicht einfach ein altes DSLR-Objektiv an eine neue DSLM schrauben. Auch dann nicht, wenn die Produkte alle vom gleichen Hersteller stammen. Die neuen DSLMs brauchen neue Objektive – und die müssen die Hersteller erstmal bauen. So etwas braucht Zeit, da die Entwicklung und Fertigstellung eines neuen Objektivs unter Umständen Jahre dauern kann.

Das heißt: Für Spiegelreflexkameras stehen aktuell noch deutlich mehr Objektive zur Verfügung, auch auf dem Gebrauchtmarkt, wo man hin und wieder ein echtes Schnäppchen schlagen kann. Zudem gibt es ganz allgemein deutlich mehr Zubehör für DSLRs, ebenfalls zu vergleichsweise erschwinglichen Preisen.

Objektive und Zubehör? Hier haben viele DSLRs aktuell noch die Nase vorne.

Die meisten Hersteller bieten sogenannte Objektivadapter an, sodass man seine alten DSLR-Objektive auch an den neueren DSLMs verwenden kann. Ein Adapter ist gewissermaßen ein kleines Zwischenstück, das zwischen Objektiv und Kamera angebracht wird. Das funktioniert grundsätzlich sehr gut, kann aber mit kleineren Einschränkungen verbunden sein. So ist beispielsweise der Autofokus oftmals nicht ganz so flott wie mit einem „richtigen“ Objektiv, welches speziell für die DSLMs gebaut wurde. Auch wird die Kamera durch den Adapter natürlich etwas größer und schwerer, wodurch sich der grundsätzliche Vorteil der kompakteren Bauweise wieder etwas relativiert. Gerade die originalen Adapter von Herstellern wie Canon und Nikon sind allerdings sehr gut und grundsätzlich zu empfehlen.

Insgesamt stehen für Spiegelreflexkameras also mehr Objektive zur Verfügung. Das ist ein Vorteil, der sich durch einige sehr gute Adapter allerdings teilweise relativiert. Schließlich kann man z.B. die Canon EF-Objektive mit Hilfe des Adapters auch wunderbar an spiegellosen Systemkameras verwenden. Zudem sollte hinzugefügt werden, dass viele spiegellose Systemkameras inzwischen auf ein mehr als ausreichend großes Sortiment an Objektiven zurückgreifen können. Der Ruf ist hier oftmals schlechter als das eigentliche Angebot. Viele haben noch den Stand von vor ein paar Jahren im Kopf, gerade in den letzten ein bis zwei Jahren hat sich bei verschiedenen Herstellern aber viel getan. Zudem haben viele DSLM-Objektive den Vorteil, dass sie neuer und somit oft auch besser sind als vergleichbare DSLR-Objektive, die bereits seit vielen Jahren auf dem Markt sind.

Merke: Für DSLRs stehen insgesamt mehr Objektive zur Verfügung, die teilweise auch günstiger sind. Viele DSLMs punkten inzwischen aber ebenfalls mit einem ausreichenden Angebot an Objektiven, die zudem oftmals besser (da neuer) sind. Außerdem kann man mit einem Adapter seine alten DSLR-Objektive auch an einer neuen DSLM nutzen.

DSLMs können lautlos fotografieren

Wenn ihr gerne lautlos fotografieren möchtet, dann sollte eure Wahl bei der Frage ob Spiegelreflex oder Systemkamera ganz klar auf eine Systemkamera fallen, da diese einen elektronischen Verschluss zu bieten hat.

Was genau ein „Verschluss“ ist, müsst ihr an dieser Stelle eigentlich gar nicht unbedingt verstehen. Wichtig zu wissen ist nur, dass bei spiegellosen Systemkameras zusätzlich zum mechanischen Verschluss auch ein elektronischer Verschluss genutzt wird. So sind noch kürzere Verschlusszeiten möglich (bis zu 1/32.000 Sekunde), auch ist das Auslösegeräusch deutlich leiser bzw. sogar absolut lautlos. Das bedeutet, dass mit aktuellen DSLMs lautloses Fotografieren möglich ist! Für Hochzeits- oder Konzertfotografen, die nicht auffallen und der Veranstaltung unauffällig beiwohnen wollen, ist diese Funktion Gold wert. Denn das klassische „Klack Klack Klack Klack Klack“ einer Spiegelreflexkamera entfällt hier einfach.

Wie sich ein mechanischer und ein elektronischer Verschluss von der Lautstärke her unterscheiden, das wird nochmal schön in diesem Video von Fotograf Gordon Laing deutlich. Zuerst wird im Video der mechanische Verschluss vorgeführt (Minute 0:35), dann schaltet Gordon auf den elektronischen und absolut lautlosen Verschluss um (Minute 1:05). Hier hört man überhaupt nicht mehr, dass gerade fotografiert wird:

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Ein deutlicher Unterschied, oder? Das lautlose Fotografieren ist wie schon gesagt ein großer Vorteil von DSLMs, allerdings hat der elektronische Verschluss auch Nachteile. So kann man zum Beispiel mit dem sogenannten Rolling-Shutter-Effekt Probleme bekommen. Dabei treten unerwünschte Verzerrungen im Bild auf, wenn sich Objekte schnell bewegen. Neuere Systemkameras haben dieses Problem aber schon deutlich besser im Griff als ältere. Außerdem hat man ja jederzeit die Möglichkeit, doch wieder auf den mechanischen Verschluss zu wechseln, es sei denn die Kamera heißt Nikon Z9. Das ist nämlich die erste aktuelle spiegellose Systemkamera, die komplett auf einen mechanischen Verschluss verzichtet.

Auch DSLRs bieten inzwischen oftmals so etwas Ähnliches wie einen elektronischen Verschluss an, wobei es sich dabei zumeist lediglich um einen sogenannten elektronischen Verschlussvorhang handelt. Damit sind ebenfalls kürzere Verschlusszeiten und auch etwas leiseres Fotografieren möglich, an einen echten elektronischen Verschluss kommen die Spiegelreflexkameras allerdings nicht heran.

Welches Gehäuse ist robuster und hochwertiger?

Wenn man den unwissenden Kunden fragt, ob das Gehäuse von einer Spiegelreflexkamera oder Systemkamera wohl hochwertiger ist, werden sich viele vermutlich instinktiv für die DSLR entscheiden. Das liegt einfach daran, dass sie größer und somit robuster erscheint. Die Betonung liegt hier aber auf „erscheint“, denn Spiegellose können genauso robust und hochwertig verarbeitet sein wie Spiegelreflexkameras. Auch wetterfeste Modelle, die gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet sind, findet man in beiden Lagern.

Somit bleibt es eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man nun das etwas größere und schwerere Gehäuse einer DSLR oder das leichtere und kompaktere Gehäuse einer DSLM bevorzugt. Bedenkt aber auch hier, dass es teilweise große Unterschiede zwischen einzelnen Kameramodellen gibt. Eine Fuji X-H1 oder eine Panasonic S1 ist wie bereits erwähnt fast so groß wie klassische Spiegelreflexkameras, Einsteiger-DSLRs wie die Canon EOS 250D hingegen sind sehr leicht und kompakt.

DSLR? DSLM? Oder vielleicht doch gleich ganz klassisch und analog, mit der Pentax K1000 zum Beispiel?

Die 7 wichtigsten Unterschiede zusammengefasst

Fassen wir abschließend nochmal kurz und knackig die sieben wichtigsten Unterschiede zwischen Systemkamera und Spiegelreflexkamera zusammen:

  1. DSLMs können kompakter und leichter sein (müssen es aber nicht)
  2. DSLMs arbeiten mit einem elektronischen Sucher, DSLRs mit einem optischen Sucher
  3. DSLMs sind häufig besser für Videoaufnahmen geeignet
  4. DSLMs haben oft eine schnellere Serienbildgeschwindigkeit zu bieten
  5. DSLMs können lautlos fotografieren
  6. Für Spiegelreflexkameras gibt es mehr Objektive und mehr Zubehör, zukunftssicherer sind allerdings die DSLMs
  7. Spiegelreflexkameras punkten mit einer längeren Akkulaufzeit

Die Spiegellosen haben in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und haben inzwischen in vielen Punkten die Nase vorne. Die Gehäuse sind zumeist kompakter und leichter, der elektronische Sucher bietet einige Vorteile, außerdem sind viele DSLMs den DSLRs auch bei Videos und beim Autofokus überlegen. Doch auch die DSLRs können nach wie vor ein paar Stärken ausspielen: Optischer Sucher, große Auswahl an Objektiven, gutes Handling durch das große und robuste Gehäuse, lange Akkulaufzeit.

Stellt euch diese Fragen vor dem Kauf

Jeder Fotograf sollte sich vor dem Kauf einer neuen Kamera also überlegen, welches die für ihn persönlich wichtigen Merkmale sind. Stellt euch zum Beispiel vor dem Kauf einer DSLR oder DSLM diese Fragen:

  • Bevorzuge ich einen elektronischen oder einen optischen Sucher? –> Ausprobieren!
  • Ist ein kompaktes und leichtes Gehäuse für mich wichtig? –> DSLM
  • Habe ich große Hände und brauche etwas, was man richtig anpacken kann? –> eher Spiegelreflex
  • Brauche ich die größtmögliche Auswahl an Objektiven? –> Spiegelreflex
  • Will ich das modernere und zukunftssichere System nutzen? –> DSLM
  • Lege ich Wert auf die Video-Funktionen? –> DSLM
  • Will ich lautlos fotografieren können? –> DSLM
  • Ist eine möglichst lange Akkulaufzeit für mich wichtig? –> Spiegelreflex

Unsere Meinung: DSLR oder DSLM? [Stand: 2022]

Spiegelreflexkamera oder Systemkamera kaufen? In den letzten Jahren war diese Frage nicht ganz so einfach zu beantworten, denn beide Systeme haben grundsätzlich Vorteile auf ihrer Seite. Inzwischen schreiben wir aber das Jahr 2022 und bei unserer letzten Überarbeitung des Artikels haben wir uns dazu entschieden, den allermeisten Fotografinnen und Fotografen inzwischen zu einer spiegellosen Systemkamera zu raten.

Das hat weniger mit irgendwelchen technischen Vorteilen zu tun, die wir im Laufe des Artikels beschrieben haben, sondern vielmehr mit der Zukunftssicherheit des Systems. Inzwischen ist nämlich absolut klar, dass die Zukunft den spiegellosen Systemkameras gehört, Spiegelreflexkameras werden langfristig gesehen nur noch ein Nischendasein führen. Canon hat bereits Anfang 2020 die Entwicklung von neuen Objektiven für Spiegelreflexkameras eingestellt, seitdem wird das Angebot an EF-Objektiven radikal ausgedünnt. Zudem hat der Marktführer im Dezember 2021 offiziell bestätigt, dass man keine neuen Flaggschiff-DSLRs mehr entwickeln wird. Bei Nikon sieht es noch etwas besser, im Großen und Ganzen aber eigentlich nicht anders aus.

Wer im Jahr 2022 also noch in eine DSLR investiert, muss sich also darüber im Klaren sein, dass es hier voraussichtlich keine nennenswerten Neuerungen, kaum neuen Produkte und keine großen technischen Neuentwicklungen mehr geben wird. Für wen das kein Problem darstellt, der profitiert gerade auf dem Gebrauchtmarkt von vergleichsweise günstigen Preisen und einer großen Auswahl.

Im Bereich der spiegellosen Systemkameras sieht das mit der Zukunftssicherheit ganz anders aus, hier sind in den letzten Jahren nicht nur jede Menge neue Kameras, sondern auch zahlreiche neue Objektive, die mit kompakteren Abmessungen und einer besseren Abbildungsleistung punkten, auf den Markt gekommen. Das sehen wir als großen Vorteil. Bedenkt außerdem, dass man, sobald man sich mal für einen Hersteller und ein System entschieden hat, nicht ohne Weiteres zu einem anderen Hersteller wechseln kann. Objektive eines bestimmten Kamerasystems sind in der Regel nämlich nicht mit den Kameras eines anderen Herstellers kompatibel. Deshalb ist der Aspekt der Zukunftssicherheit bei Kameras deutlich wichtiger als bei anderen technischen Geräten wie einem Fernseher oder einem Smartphone, wo man mit einem einzelnen Kauf das gesamte System austauschen kann.

Die Entscheidung ob Systemkamera oder Spiegelreflex ist schlussendlich aber auch ein bisschen eine Gefühlssache und nichts, was sich immer komplett rational belegen und begründen lassen muss. Am Ende soll das Fotografieren und das Nutzen der neuen Kamera ja vor allem eines machen – Spaß nämlich! Und Spaß kann man sowohl mit einer DSLR als auch mit einer DSLM haben. Hört einfach auf euer Bauchgefühl, dann werdet ihr euch richtig entscheiden.

Weiterführende Artikel: Kaufberatung für DSLRs & DSLMs

Ihr habt euch entschieden, ob ihr lieber mit Spiegelreflexkamera oder Systemkamera fotografieren möchtet? Super! Dann würden wir euch als nächstes unsere ausführlichen Kaufberatungsartikel ans Herz legen, in denen wir die aktuellen besten Spiegelreflexkameras und Systemkameras für Einsteiger empfehlen:

  • Kaufberatung: Die besten Spiegelreflexkameras für Einsteiger
  • Kaufberatung: Die besten Systemkameras für Einsteiger

FAQ

Was ist besser, Systemkamera oder Spiegelreflexkamera?

Ganz pauschal lässt sich das nicht beantworten, in den meisten Fällen sollte eine Systemkamera wegen der technischen Vorteile und der größeren Zukunftssicherheit allerdings die Nase vorne haben.

Hat die Spiegelreflexkamera noch eine Zukunft?

Die Zukunft gehört ganz klar den spiegellosen Systemkameras. Canon hat als Marktführer bereits angekündigt, dass keine neuen Flaggschiff-DSLRs und keine neuen EF-Objektive mehr entwickelt werden. Spiegelreflexkameras werden demnach in Zukunft immer stärker an Bedeutung verlieren

Was ist der Unterschied zwischen einer spiegellosen Systemkamera und einer Spiegelreflexkamera?

Der entscheidende Unterschied ist eine spezielle Spiegelkonstruktion im Inneren der Kamera, die bei einer Spiegelreflexkamera vorhanden ist und bei einer spiegellosen Systemkamera fehlt. Dieser Unterschied führt zu verschiedenen Vor- und Nachteilen bei beiden Systemen.

Welches ist die beste Systemkamera?

Zu den besten Systemkameras zählen derzeit die Nikon Z9, Sony A1 und Canon EOS R3. In der Preisklasse von weniger als 1.000 € lohnt sich zum Beispiel ein Blick auf die Fuji X-T30 II oder Sony A6400.

Was ist eure Meinung? DSLR oder DSLM? Wir freuen uns über viele Meinungen und Anregungen!

Dieser Artikel ist erstmals 2015 erschienen und wurde zuletzt im Januar 2022 komplett überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht. Achtet bei den Kommentaren immer auf das Datum, manche sind schon einige Jahre alt und dementsprechend nicht mehr ganz aktuell.

Beitragsbild: insung yoon

Was ist der Unterschied zwischen Spiegelreflex und Spiegellos?

Der größte Unterschied zwischen DSLR (Spiegelreflexkamera) und DSLM (spiegellose Systemkamera) besteht darin, dass der Systemkamera die mechanische Spiegelkonstruktion fehlt, die der Spiegelreflexkamera ihren Namen gibt. Die DSLM funktioniert ohne Spiegel und ist deshalb sehr viel leichter als die Spiegelreflexkamera.

Was ist der Vorteil von einer Spiegelreflexkamera?

Das Licht passiert die Linsen im Objektiv, trifft auf den Spiegel und wird von hier aus direkt in den optischen Sucher geleitet. Zwischen dem Auge des Fotografen und dem Sucher gibt es keine digitalen Zwischenschritte und Einflüsse: Das ist der wahre Vorteil der Spiegelreflexkamera.

Was ist besser eine Spiegelreflexkamera oder eine Systemkamera?

Bildqualität. In Sachen Bildqualität gibt es zwischen Systemkamera und Spiegelreflexkamera keine Unterschiede. Die An- oder Abwesenheit des Spiegelsystems hat keine Auswirkung auf die Bildqualität. Vielmehr spielen bei der Bildqualität die Kameraeinstellungen und das Objektiv eine Rolle.

Warum gibt es keine Spiegelreflexkameras mehr?

Die knappen Ressourcen sollen auf spiegellose Systemkameras konzentriert werden, die den digitalen Spiegelreflexkameras den Rang abgelaufen haben. Denn das System ohne schweren und großen Klappspiegel und Glasprisma ermöglicht kleinere Kameras und Objektive, neue Funktionen und vor allem einfachere Videoaufnahmen.

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